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Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Jubiläumsbox 6 – Kriminalroman - Günter Dönges


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      Auch sie waren leer und ausgeräumt worden. Die Gelben Drachen hatten gründliche Arbeit geleistet.

      Der Anwalt interessierte sich selbstverständlich für den Raum, den er erst vor knapp einer Stunde besucht hatte.

      Daß auch er leer war, verstand sich am Rande.

      Hinter diesem Raum aber, neben dem Bett, in dem er von der alten zahnlosen Chinesin schockiert worden war, befand sich die Tür zu einer kleinen Kammer.

      Ob Jane Morefield hier festgehalten worden war? Spuren waren nicht zu finden. In der kleinen Kammer roch es jedoch nach kaltem Zigarettenrauch und nach einem schwachen Hauch Parfüm.

      Als Mike Rander zurück auf die Galerie ging, hörte er unten in der Wohnung ein schauriges Brüllen.

      Er beugte sich über die Brüstung der Galerie. Er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Nun, der Panther, der unten in der Halle unruhig umherstrich, war kein Trugbild. Die Gelben Drachen hatten ihre schwarze Hauskatze zurückgelassen.

      Oder befanden sich dennoch einige Gangster im Haus? Vielleicht in den Kellerräumen? Bewachten sie dort den entführten Butler?

      Rander rief den Panther an.

      Das Tier nahm sofort den Kopf hoch, erkannte ein mögliches Opfer und sprang mit federnden, weichen Sätzen über die breite Treppe nach oben. Rander behielt die Nerven. Auch von seiner Schußwaffe machte er keinen Gebrauch.

      Er wartete, bis das Tier ihn fast erreicht hatte.

      Dann aber sprang er schnell in eines der Zimmer, ohne die Tür hinter sich zu schließen.

      Der Panther, hungrig und versessen darauf, ein verspätetes Abendessen einzunehmen, folgte prompt.

      Rander wischte durch die angrenzende Tür ins Nebenzimmer und schloß hinter sich ab.

      Fauchend sprang der schwere Panther an der Tür hoch. Er hatte Menschenwitterung aufgenommen und wollte nicht einsehen, daß vorerst nichts zu machen war.

      Mike Rander lief durch die Tür zurück auf die Galerie, ging auf Zehenspitzen zu der Tür zurück, durch die er den Panther in das erste Zimmer hineingelockt hatte.

      Leise und verstohlen zog er die halb geöffnete Tür zu. Übrigens im richtigen Augenblick, denn das Tier hatte es sich anders überlegt und wollte zurück auf die Galerie.

      Es kam zu spät.

      Vor seiner Nase schloß sich die schwere Tür.

      Mike Rander drehte den Schlüssel im Schloß herum, klopfte sich durchaus zufrieden die Hände ab und stieg nach unten. Jetzt sollten die Kellerräume an die Reihe kommen. Insgeheim hoffte er noch immer, den Butler zu finden …

      *

      In Aberdeen Harbour drängten sich die Dschunken und Hausboote schutzsuchend zusammen. Das Meer war auch hier aufgewühlt, trotz der vorgelagerten Insel Aplchau. Im Licht der Hafenbeleuchtung glich das Wasser flüssigem Blei. Niedrige Regenwolken strichen auf das Land zu. Selbst ein unerfahrener Tourist hätte längst gemerkt, daß einer jener berüchtigten Taifune im Anmarsch war.

      Die Straßen waren längst geräumt worden. Chinesen mühten sich mit dicken Stricken ab, die Hausdächer zu sichern. Was nicht niet- und nagelfest war, würde in die niedrigen, oft strohbedeckten Häuser hineingetragen.

      Oberhalb von Aberdeen Harbour stand in einer kleinen Seitenstraße ein amerikanischer Kombiwagen. Auf dem Vordersitz lag ein Mann namens Josuah Parker. Er schlief, wenn auch nicht ganz freiwillig. Ein gekonnter Handkantenschlag hatte ihn außer Gefecht gesetzt.

      Um Parkers Bewegungsfreiheit zu dämpfen, war er an Händen und Füßen gefesselt worden. Doch er wußte davon nichts.

      Auf dem breiten Rücksitz befand sich ein zweiter Passagier. Auch der besaß eine weiße Haut, dazu noch honigblonde Haare. Diese Frau war ebenfalls gefesselt. Auch sie wußte davon nichts. Sie stieß Laute aus ihrem weit geöffneten Mund aus, die eindeutig als Schnarchen zu bezeichnen waren.

      Josuah Parker erwachte aus seinen bunten Träumen. Sein Hals schmerzte.

      Als er nach der Stelle greifen wollte, merkte er erst, daß man ihn gebunden hatte. Das war das Startzeichen für ihn, sofort hellwach zu werden. Augenblicklich erinnerte er sich daran, was vorgefallen war.

      Der Regen hämmerte inzwischen gegen die Wagenscheiben. Der Wind riß am Wagenaufbau. Die Chinesin hatte die Scheinwerfer gelöscht. Der schwere Kombi schien in einem dunklen Tunnel zu stehen.

      Josuah Parker dachte selbstverständlich zuerst daran, sich der Fesseln zu entledigen. Er haßte es, wenn seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde.

      Nach wenigen Minuten fand er natürlich einen gangbaren Weg, um die Hanfstricke loszuwerden.

      Mit dem Mund drückte er den Zigarettenanzünder ein. Er wartete, bis das Zündgerät mit leichtem Klicken wieder hervorsprang. Vorsichtig, mit den Zähnen sehr geschickt hantierend, zupfte er den Zigarettenanzünder aus der Halterung und warf sich auf den Rücken. Er zog die Beine rechtwinklig an und durchbrannte die Fußstricke.

      Er brauchte insgesamt drei Zündungen, bis er die Beine wieder frei bewegen konnte.

      Dann kamen die Handstricke an die Reihe.

      Da man ihm die Hände auf dem Rücken zusammengebunden hatte, mußte er sich schon etwas mehr anstrengen.

      Er entwickelte die Geschicklichkeit eines erfahrenen Taschenspielers. Da seine langen Finger frei und beweglich geblieben waren, ließ sich auch dieses Problem erfreulich und zufriedenstellend lösen. Ohne sich auch nur einen Quadratzentimeter Haut anzusengen, dauerte es nur wenige Minuten, bis er sich die Handgelenke reiben und das gestockte Blut wieder in Bewegung setzen konnte.

      Den Colt hatte man ihm weggenommen.

      Parker hielt sich nicht damit auf, nach ihm zu suchen. Er war sicher, daß er ihn bald wieder in Besitz nehmen konnte. Seiner Schätzung nach mußte die attraktive schwarzhaarige Chinesin bald wieder erscheinen.

      Er kümmerte sich um die blonde junge Frau.

      Sie schnarchte unbekümmert.

      Josuah Parker rief sie an, versuchte es mit dem Namen Jane Morefield, doch sie reagierte einfach nicht. Parker kam zu dem treffenden Schluß, daß sie höchstwahrscheinlich unter den Nachwirkungen eines Opiats litt. Man hatte die Frau eingeschläfert, um keine Scherereien mit ihr zu haben.

      Parker nutzte seine neu gewonnene Freiheit, um die blonde Frau in Sicherheit zu bringen. Daß die Wagenschlüssel nicht vorhanden waren, störte ihn nicht. Er schloß die Zünddrähte kurz und fuhr davon. Im eingeschalteten Scheinwerferlicht war der schmale, geschotterte Feldweg zu erkennen.

      Nach einigen Biegungen sah Parker den Hafen tief unter sich.

      Der Sturm war derart stark geworden, daß er Mühe hatte, den Wagen auf dem schmalen Feldweg zu halten. Butler Parker war froh, als er hinter schützenden Erdwällen Deckung nehmen konnte.

      Lange durfte er hier aber nicht bleiben. Es war ja nicht klar, ob die Chinesin allein zurückkommen würde. Unverständlich war es auf der anderen Seite, daß sie den Wagen nicht zurück zu den Gelben Drachen gesteuert hatte. Warum verhielt diese Frau sich derart inkonsequent? Welche Pläne mochte sie haben?

      Nun, eine Antwort darauf ließ sich bestimmt noch finden. Nur nicht im Moment. Jetzt ging es um die schnarchende blonde Frau, für die Parker sich verantwortlich fühlte. Er traute sich mit dem Kombi also noch mal in den peitschenden Sturm hinaus.

      Es goß wie aus Eimern.

      Die Sicht wurde sehr schlecht. Die starken Scheinwerfer waren nicht mehr in der Lage, den Weg auszuleuchten. Es wäre lebensgefährlich gewesen, weiterzufahren. Parker mußte notgedrungen anhalten und eine Wartepause einlegen.

      Der Regen trommelte auf das Wagendach. Durch die rechten Seitenfenster sah Parker hinauf auf den langgestreckten Hang. Gelb gefärbte Schlammassen ergossen sich gurgelnd und rauschend nach unten. Sie rissen


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