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Ferien an der Adria: Bilder aus Süd-Österreich. Jakob Christoph HeerЧитать онлайн книгу.

Ferien an der Adria: Bilder aus Süd-Österreich - Jakob Christoph  Heer


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Die Gründung. – Die Blüte. – Leben und Treiben. – Der Untergang. – Alte Lebensfasern. – Fundgegenstände. – Ein Stall. – Das moderne Aquileja. – Rückblick. – Die ungetreuen Frauen. – Die Erbin. – Eine Auferstehung. – Der Pozzo d'oro. – Ein Wirrsal. – Signore Moschettini. – Das Museum. – Skulpturen. – Grabsteine. – Anticaglien. – Neujahrslampen. – Ziegelinschriften. – Der Campanile. – Die Patriarchen. – Der Dom. – Die Krypta. – Ein urchristliches Taufbecken. – Die Aussicht. Lagune von Grado 73 Die Düne. – Ebbe und Flut. – Lagunenfahrt. – Säkuläre Senkungen. – Schöne Pläne. – Gradonesische Fischer. – Indolenz. – Ein Asyl. – Das Städtchen Grado. – Badeleben. – Inselgrün. – Die steigende Flut. – Südliche Nacht. Im Frühling von Miramare 87 Ein Badeort im Sumpfe. – Der kürzeste Strom Europas. – Naturrätsel. – »Es stand in alten Zeiten …« – Duino. – Meerbilder. – Die Dolinen. – Slavische Dörfer. – An der Küste. – Die Gärten von Miramare. – Erzherzog Max. – Das Trauerspiel von Mexiko. – Der Kaiser. – Charlotte von Belgien. – Das Ende. – Ein Gang durchs Schloß. – Auf der Balustrade. – Ave Maria. Triest 106 An den Quais. – Der Hafen. – Der Leuchtturm. – Ausblick. – Schiffer und Arbeiter. – Der Fischmarkt. – Meerspinnen und Muscheln. – Die Stadt. – Denkmäler. – Die Einwohnerschaft. – Gegensätze. – Antikes. – Winckelmann. – Beim Antiquar. – Das Arsenal. – Der Schiffsbau. – Seeleute. – Ein Maschinist. Die Küste von Istrien 125 Meerfahrt. – Capo d'Istria. – Pirano. – Das Volksleben. – Schöne Frauen. – Die Salzgärten. – Die Punta Salvore. – Spielende Delphine. – Der Name Istrien. – Der kleine Antiquar. – Parenzo. – Eine Schweiz im Wasser. – Felsen und Riffe. – Rovigno. – Schiffersagen. – Die Bucht von Pola. Im Kriegshafen von Österreich-Ungarn 143 Das Seearsenal. – Schiffsmodelle. – Trophäen und Standarten. – Die Magazine. – Die Riesen des Alpenwaldes. – Werften und Docks. – Das Stadtbild von Pola. – Chidher, der ewig junge. – Römische Denkmäler. – Die Arena. – Eine Überraschung. – Arme Leutchen. – Im Mondschein. – Aus der Schenke. – Ein Nachtspaziergang. – Sonnenaufgang. – La poveretta. – Der Scirocco. – Mal di mare. Der Karst und die Grotte von Adelsberg 163 Osterfahrt. – Die Karstgewässer. – Äcker und Weiden. – Die Bora. – Der Wald. – Aufforstungen. – Adelsberg. – Am Grottentor. – Die Grotte. – Der große Dom. – Der Höhlenfluß. – Die Geschichte der Grotte. – Die Tropfsteinbildungen. – Der Tartarus. – Geheimnisvolle Bildwerke. – Festliches Leben. – Unerforschte Gänge. – Zum Kalvarienberg. – An die Sonne.

Im Friaul.

       Inhaltsverzeichnis

      Als der Schnee schon in die Berge zurückgewichen war, Lenzsonnenschein auf den Höhen, junge Wanderlust im Herzen lag, da brachte mir eine Briefschwalbe aus dem Süden unerwartete Botschaft: eine herzliche Einladung meines Onkel – Direktor Johannes Heers in Monfalcone – zu einem längeren Aufenthalte am Golfe von Triest.

      Ich las das freundliche Schreiben und jenes stille Heimweh nach dem sonnigen Süden, das Goethe mit seinen Mignon-Liedern uns Nordlandssöhnen nun einmal in die Brust gedichtet hat, brach durch; die schöne Süderde stand verführerisch vor meiner Seele: »Du hast Ferien, Junge, du hast etwas Kleingeld, du hast vor Jahren eine italienische Schulgrammatik durchgearbeitet, es fehlt dir nicht an Wandermut, geh und sieh dir den Garten unter den südlichen Alpenkämmen, die lombardischen Städte, die Meerkönigin, das wundersame Venedig, an und halte dann Wanderrast in Monfalcone, der kleinen Stadt am Golfrund von Triest.«

      Vierzehn Tage später flog ich durch den Gotthardtunnel. In Lugano und auf seinem herrlichen See bot ich im Geist Willkomm dem Lande ewigen Lenzes und sonniger Kunst, dem Land dunkler Weine und dunkler Frauen; in Lecco, wo die »Promessi sposi« in Liebesträumen gewandelt, fing ich an zu wandern die Kreuz und die Quer; in Verona ließ ich mir den Palast der Capulet und hinter einem Krautgarten das legendäre Grabmal Juliens zeigen, und vierzehn Tage nach meiner Abreise stand ich auf dem Markusplatz zu Venedig.

      »La mia bella Venezia!« Es war am dritten Tag meines dortigen Aufenthaltes, das schöne Venedig hatte mich gewaltig reisemüde gemacht, und ein feiner, trostloser Regen rieselte in die Lagune; da war mir die märchenschöne Stadt in tiefster Seele verleidet. Wenn man sie im Glanz des vollen Mondes gesehen hat, gibt's nichts Traurigeres, als Venedig bei Regenwetter; es ist dann wirklich nichts mehr als die Totenstadt der erschlagenen Republik.

      Ich atmete auf, als der Nachmittagszug Venedig-Triest die lange Brücke gegen Mestre hinüberdonnerte; ich hatte sogar nicht viel dagegen, daß in Treviso eine italienische Arbeiterkolonie, die hinaus nach Graz oder Wien wollte, lärmend und singend den Rest der Plätze besetzte und mich mit ihren Reisesäcken einpferchte. Der Regen floß in Strömen auf die im ersten, zarten Laubkleid prangende Tiefebene des östlichen Venetiens.

      Als wir ein paar Stunden gefahren, hielt der Zug plötzlich im freien Feld still; der Lärm der Italiener wurde noch größer; so viele Köpfe als unter den Wagenfenstern Platz hatten, reckten sich in den Regen hinaus. »Addio, carissima patria, addio, addio!« schrien die braunen Männer, schwenkten ihre roten Sacktücher, und ein blutjunger Bursche, der zum erstenmal von Vater und Mutter gegangen, zerdrückte eine Träne im Auge.

      Wir standen auf der Brücke des Judrio, auf der diesseitigen Grenztafel war das italienische Kreuz, auf der jenseitigen der österreichische Doppeladler.

      Eine Minute Halt, als Reverenz gegen die habsburgische Monarchie – die Lokomotive schrillte, und ein Weilchen später waren wir in Cormons. Wagenwechsel – Gepäckrevision – dann sank melancholisch die Nacht herein; die Italiener wurden stiller und stiller; der Zug brauste die öden Hügellehnen, welche die julischen Alpen als Brustwehr gegen die Tiefebene hinausstellen, entlang und donnerte über die Isonzobrücke, während bergeinwärts ein Lichtfunkeln im Tal die Lage der Stadt Görz verriet.

      Der Schaffner schrie sein schnarrendes »Gorizia« – dann »Rubbia-Savogna – Zagrado – Ronchi« und endlich – meine Ungeduld


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