Im Sonnenwinkel Staffel 5 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
noch frech geworden! Rausschmeißen wollte er mich!«, sagte sie empört.
»Warum hast du mir das nicht gleich erzählt?«
»Dazu hatte ich keine Zeit. Du wolltest duschen, essen und dann zu Katja fahren.«
»Aber ich hätte doch wissen müssen, was vorgefallen ist.«
»Jetzt weißt du es. Es betrübt mich schon, dass du an Katja zweifelst.«
»So ist es doch nicht«, murmelte er.
»Aber es hat den Anschein. Das ist doch alles eine abgekartete Sache.«
Er legte die Serviette beiseite, stand auf und ging zum Telefon.
Malwine lächelte unmerklich und ging rasch hinaus.
*
Katja hatte den Schrecken überwunden. Sie wusste, dass sie nicht allein war, und dass Heinz nicht zu ihr gelassen würde. Sie dachte jetzt nur an Jan. Ob er schon daheim war? Ob er sie anrufen würde? Oder sollte sie versuchen, ihn anzurufen?
Stella hatte darauf bestanden, dass sie sich niederlegte, aber schlafen konnte sie nicht. Sie lag nur da und grübelte.
Es wurde dämmerig, und Stella kam ins Zimmer.
»Soll ich dir das Abendbrot bringen oder isst du mit uns?«, erkundigte sie sich.
»Ist es schon so spät?«, fragte Katja.
»Stella, Telefon!«, rief Fabian.
»Entschuldige«, sagte Stella und eilte hinaus.
Es dauerte ziemlich lange, bis sie zurückkam, und dann lag ein rätselhafter Ausdruck auf ihrem Gesicht.
»Na, kommst du jetzt?«, fragte sie munter.
»Eigentlich habe ich gar keinen Hunger«, entgegnete Katja.
»Fang bloß nicht wieder damit an! Denk an das Baby!«
Katja sah die Freundin an.
»Du hast dich auch einmal umsonst gefreut«, bemerkte sie leise.
»Das war eine kritische Zeit. Wir haben nicht daran gedacht, und außerdem war mit der Notlandung nicht zu rechnen. Vielleicht werden wir zur gleichen Zeit ein Baby bekommen, Katja, so wie es für gute Freundinnen sein sollte.«
Katjas Augen leuchteten auf.
»Das wäre schön, aber wenn Jan nun …«
Sie geriet ins Stocken und unterbrach sich.
»Ich würde mir darum keine Gedanken machen«, meinte Stella, obgleich das wahrhaftig nicht so gewesen wäre, wenn sie in der gleichen Situation gesteckt hätte. Aber sie hatte eben mit Jan telefoniert und wusste, dass die Zweifel für Katja bald vorüber sein würden.
»Wird er morgen meinen Brief bekommen? Und wie wird er ihn aufnehmen?«, fragte Katja.
»Was hat Dr. Riedel gesagt?«, mahnte Stella. »Ruhe bewahren und sich freuen!«
*
Malwine stemmte die Arme in die Hüften und schüttelte den Kopf, als Jan an ihr vorbeistürmte.
»Ich fahre jetzt doch«, sagte er.
»Na, denn man zu«, meinte sie. »Aber vergiss nichts! Ich lege nämlich die Kette vor, und niemand kommt mehr herein.«
»Das machst du recht, Lalli. Und den Telefonstecker kannst du auch herausziehen.«
»Das sowieso. Eine Nacht will ich mal wieder ruhig schlafen.«
Das würde sie sicher nicht können, solange sie allein im Haus war, von unruhevollen Gedanken geplagt. Aber es war nicht ihre Art, über solche Dinge zu sprechen.
»Fahr nicht zu schnell!«, rief sie Jan noch nach. »Auf eine Viertelstunde kommt es nicht an, nur darauf, dass Katja sich nicht um dich auch noch Sorgen machen muss.«
*
Während Jan nun doch ziemlich schnell Hohenborn entgegenfuhr, hielt ein Taxi vor einem hübschen kleinen Haus in einem Vorort von Montreal.
»Wir sind am Ziel, Mama«, erklärte Michael.
»Geh du erst allein hinein«, sagte sie leise.
»Das fehlt noch! Außerdem kommt Daisy schon. Sie hat uns gehört. Daisy!«, rief er, und da flog die schlanke junge Frau ihm schon an den Hals.
»Mick, ich bin so froh!«, sprudelte sie hervor. Dann blickte sie über seine Schulter hinweg und schenkte Gerlinde ein Lächeln.
Sie löste sich von Michael und ging auf sie zu.
»Und ich freue mich sehr, dass du uns einmal besuchst, Mama«, erklärte sie herzlich.
Daisy war bezaubernd. Viel hübscher als auf den Bildern, dachte Gerlinde. Aber vielleicht hatte sie diese Fotografien auch nicht mit dem richtigen Blick angeschaut.
»Danke für das Willkommen«, sagte sie. »Es ist ja ein richtiger Überfall.«
»I wo! Ein Zimmer wäre immer für dich bereit gewesen, Mama.«
»Was machen die Kinder?«, fragte Michael.
»Sie schlafen. Ich denke, dass wir ganz gut ein Stündchen für uns allein haben sollten. Sie beschäftigen uns dann schon noch genug.«
»Ich würde sie aber gern sehen«, bemerkte Gerlinde leise.
»Das kannst du«, erwiderte Daisy und ergriff ihren Arm.
Sie betraten das reizend eingerichtete Kinderzimmer. An einer Wand stand Tims Bett und an der anderen die Wiege mit der kleinen Jessica.
Tim blinzelte.
Dann schlug er die Augen auf und schrie lauthals: »Daddy, Daddy, du bist wieder da!«
Er war die Seligkeit selbst, und Gerlinde traten Tränen in die Augen.
»Und das ist deine Granny, Tim«, sagte Michael.
Tim legte sein Köpfchen schief.
»Eine hübsche Granny«, meinte er. »Magst du mich?«
»Magst du mich?«, fragte Gerlinde.
»Nimm mich mal. Muss dich begucken. Bist wirklich hübsch.«
»Siehst du, Mama, du hast schon wieder einen Verehrer«, äußerte Michael neckend. »Sie werden immer jünger.«
Gerlinde errötete. »Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.«
»Mick meint es nicht so, Mama«, bemerkte Daisy. »Mich zieht er auch oft auf.«
»Ich will mit Granny reden, aber so, dass ich es verstehe«, sagte Tim. »Ihr redet immer dummes Zeug.«
»Da hast du es«, lachte Michael und nahm seine Frau in den Arm. »Überlassen wir ihn der Granny. Ich möchte jetzt meine Frau anschauen, ob sie sich sehr verändert hat.«
Bei dem Anschauen blieb es allerdings nicht.
»Er gibt ihr immer Bussis«, erklärte Tim empört. »Wie findest du das, Granny?«
»Sehr schön«, erwiderte sie. »Er hat die Mami lieb.«
»Uns aber auch«, behauptete Tim. »Hast du uns auch lieb? Bleibst du bei uns?«
»Ein paar Wochen, Tim«, antwortete Gerlinde.
»Viele Wochen. Weihnachten auch«, sagte er eifrig.
»Du bist lieb, Tim«, flüsterte sie.
»Du bist doch meine Granny«, lachte er und schlang seine Ärmchen um ihren Hals.
*
Katja wunderte sich, dass Stella sie nicht ermahnte, sich wieder hinzulegen, und da sie so richtig ins Erzählen gekommen waren, woran Ricky heute den größten Anteil hatte, wurde sie auch gar nicht müde. Auf die Uhr schaute niemand, außer Stella, aber die tat