Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.
Sie, was Sie wollen …! – Also eingekreist … Wo?“
Er lachte ohne jeden Grund. „Sind Sie aber unvorsichtig!! Mann, Ihre Teilnahme für die berüchtigte Kruxa wird Ihnen die Welt von oben zeigen, von einer Hanfschlinge aus!!“
Ehe ich mich’s versah, schlug er zu, und sein Hieb saß genau unter dem Herzen, und selbst Bell Dingo hätte nicht ärger seine Muskeln spielen lassen.
Als ich wieder meine fünf Sinne beieinander hatte, war ich sehr kunstvoll gefesselt, lag im Sande zwischen ein paar Sträuchern, und neben mir saßen Professor Lonnel und zwei von den Queensländern.
„Gebt ihm einen Schluck Whisky,“ befahl Lonnel. „Lehnt ihn gegen die Kasuarine und beobachtet dann das Gelände.“
Ich trank …
Aber Coy Calas Geist war nicht mehr neben mir. Coy hätte mich gründlich verhöhnt.
„Ich bin Oberst Bluß,“ sagte Lonnel zu mir. „Und Sie sind einer von Palomas Bande und werden in zehn Minuten baumeln, wenn Sie nicht jede Frage ehrlich beantworten.“
Ich betrachtete mir sein Gesicht jetzt erst genauer. Er hatte die Brille abgelegt, aber den falschen Bart umbehalten. Der Ausdruck kindlicher Pfiffigkeit, den er den Zügen des Schmetterlingsjägers so vollendet aufgeprägt gehabt, war weggewischt und der echte Arthur Bluß enthüllte sein Gladiatorenhaupt, einen Charakterkopf von so harten Linien und so überlegener kalter Zielsicherheit, daß sich selbst ein rosenroter Narr, der von Menschen und Dingen nur das Beste herausschürfen wollte, hier unbedingt gesagt hätte: Vorsicht, der schnappt, und zwar gründlich.
Er schnappte auch. „Ich habe Sie bereits durchsucht,“ fügte er mit wohlwollender Selbstverständlichkeit hinzu. „Viel war bei Ihnen nicht zu holen. Wo haben Sie den Ring?“
„Ring?!“
„Sie sind ein Dummkopf, mein Lieber. Ihr Hals war nie so unmittelbar in Gefahr wie jetzt. Ich habe Vollmacht vom Gouverneur, jeden Kruxa-Schuft sofort aufknüpfen zu dürfen. Sie wären dann Nummer neun. Vier wurden im Kampf erschossen. Das macht insgesamt zwölf bisher, und Sie hätten die Unglücksnummer dreizehn mithin, alles in allem … Wo ist der Ring?“
Ich zweifelte nicht, daß dies der echte Bluß war. Der andere war diesem so unähnlich, wie ein reinrassiger edler Windhund einem Bullenbeißer.
„Lassen Sie mich nachdenken, Kolonel,“ erwiderte ich ehrlich. „Obwohl ich kein Bandit bin, möchte ich mich mit Ihnen nicht über Schmuckstücke herumzanken. Ein Ring … Ich sah nur einen, der mir auffiel in diesen letzten Tagen, seit ich hier gelandet, und das war ein Platinreif mit Smaragd, der eine kreuzförmige Trübung hatte. Nachher machte ich noch die eigentümliche Entdeckung, daß dieser Ring unten aufgefeilt war und auseinandergebogen, – er schien einmal für einen weit dünneren Finger gearbeitet worden zu sein, sage ich mir jetzt. Auf meiner Jacht beachtete ich diese Kleinigkeit nicht.“
Bluß schoß einen spitzen Blick in meine kühlen Augen. Plötzlich fragte er in sehr mäßigem Deutsch, während ich die Sprache meiner Mutter vollkommen beherrschte: „Wo liegt denn Ihre famose Jacht, und wie heißen Sie in Wahrheit?“
„Meine Jacht ankert drüben an der Küste, und mein Name ist wie Kaugummi, Oberst: Jede Mundbewegung verändert ihn. Bleiben wir aber bei Elsen, Karl Elsen … Es klingt ganz nett.“
Wieder seinerseits der prüfende Polizeiblick. Ein Anflug von Lächeln zuckte um den Mund. „Einem Manne ohne Namen ist schwer zu glauben. – Wo sahen Sie den Ring, – an wessen Hand?“
„Hm, da ich mir jetzt sagen muß, daß der Ring mit der Kruxa etwas zu tun hat, schweige ich lieber. Ich mische mich nicht in interne australische Späße.“
„Späße, die einige Millionen wert sind!“ warf er etwas ungeduldig ein.
„Ja, das las ich in dem Paket Zeitungen, die ich von dem Wrack des Dreimasters „Falkland“ mitnahm … Sie waren da auch lobend erwähnt, damals hatten Sie erst zwanzig aufgeknüpft, aber Sie haben nun alle Aussicht, einen Rekord als Henker aufzustellen.“
„Scheint so … Sie waren also auf dem Falkland. Wann?“
„Das können vier Tage her sein … Es war zuletzt ziemlich langweilig auf meiner Jacht.“
Wir sprachen noch immer deutsch. Und ich wollte recht deutsch mit ihm reden. Dieser Mann war nur äußerlich ein Wüterich. Meine Menschenkenntnis ging hier kaum fehl.
„Faseln Sie nicht immer von Ihrer Jacht,“ lehnte Bluß meine Ehrlichkeit gereizt ab. „Die Falkland gehörte Mr. Dingo und wir nehmen an, daß La Kruxa sie kapern ließ. Dabei haben Sie wohl geholfen.“
„In diesem Falle nicht, Kolonel. Mein Wort darauf. Seeräuberstückchen habe ich schon mitgemacht, zugegeben, aber dann war immer das sogenannte gute Recht auf meiner Seite.“ Ich spann dies nicht weiter aus, um mein Inkognito nicht zu lüften. Mit dem Paradies der Sträflinge hing ja ein gut Teil Piraterei zusammen.
Bluß zog eine beschabte Zigarrentasche hervor und begann zu rauchen. Er sah etwas unzufrieden aus.
„Sie werden sich beeilen müssen,“ mahnte ich. „Die zehn Minuten sind bald um …“
„Da haben Sie recht. – Wo kommen Sie her?“
„Von der Ruxa-Farm. Ich hatte einen kleinen Ausflug zu Pferde gemacht.“
„Der kleine Ausflug wird in der Hölle enden.“
„Kaum, Oberst. Es sei denn, daß Sie ein Mörder werden wollen.“
„Nicht schlecht gesagt. – Gehört der Karabiner da Ihnen?“
„Nein. Ich fand ihn.“
„Wo?“
„Am Sattel des Pferdes, das ich reite.“
„Hm – Sie sind ziemlich abgebrüht.“
„Es geht, Oberst. Das Leben erzeugt heißen Dampf, das wirkliche Leben. Sie werden das wissen.“
Er beschaute mich lange. „Sie wollen also nichts verraten?“
„Ich verrate niemand, der mir Gastfreundschaft bot.“
„Schade …!!“ Er dehnte das Wort bedrohlich und blickte zur Seite. Durch das Gebüsch kam ein Zug Queensländer, zehn Mann in Englischleder, zehn prächtige Kerle. Der vorderste meldete militärisch: „Zur Stelle, Kolonel! Die Gebäude sind eingekreist. Wir haben vier Wachen abgefangen.“
„Tot?“
„Nein, Kolonel, waren nur Leute der Farm, Nigger.“
Bluß knurrte ärgerlich … „Das Frauenzimmer ist dort … Wer zu ihr hält, baumelt.“
„Das müßte erst erwiesen werden,“ meinte der Polizeioffizier etwas kleinlaut.
Bluß sprang auf. „Nehmt den da mit,“ befahl er, und ich wurde auf meinen Gaul gebunden.
Meine Kaltblütigkeit war nur Mache. Ich fieberte vor Sorge um Ethel Murray.
12. Kapitel
Ein teuflischer Galgen
… Alles, was das Leben mir schenkte, waren nur Seifenblasen … alles, selbst jene Ereignisse, die das Blut gleich einem Lavastrom durch die Adern trieben und das Herz zu hüpfenden Sprüngen hetzten.
Verblichen – wie Tinte auf einem Papier, das der grellen Sonne ausgesetzt wird.
Und die Sonne, die unsere Erinnerungen auslöscht bis auf wehmütiges Gedenken an das, was am bleibendsten haftet: Menschen, die man lieb gewonnen, – diese Sonne ist doch wieder nur dasselbe Leben und Erleben, das uns das Frühere schenkte.
Ich