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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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das Geld gestohlen haben. Natürlich – ich! Und man verurteilte mich zu einem Jahr, sehr milde. Wir Sträflinge wurden beim Bau der neuen Hafenmole beschäftigt. Ich sprang ins Wasser, als niemand auf mich achtete, kroch unter einen Prahm und wurde nicht entdeckt. Nachts flüchtete ich weiter, stahl ein Pferd und wandte mich südwärts, stets bewohnte Gegenden meidend. Mit dem Pferde zugleich erbeutete ich diesen Lederanzug und meine Waffen. Der Mann, dem das alles einst gehörte, mußte hergeben, was er hatte. Ich hatte ihn niedergeschlagen und gefesselt. – Sehen Sie, El Gento, ich war bis dahin ein Mensch, der jederzeit hilfsbereit und rücksichtsvoll war und jede Gewalttat verabscheute. Aber ich konnte damals nicht anders handeln. Not kennt kein Gebot. So gelangte ich denn schließlich auch über die Anden. Dann – natürlich – stürzte ich in einem Koniferenwalde mit dem Pferde … Hier bitte …«

      Er schob seinen Haarwust auseinander … Und ich erblickte eine Schädelwunde, deren Ränder mit Eiterbläschen bedeckt waren.

      »Ich lag viele Stunden ohne Besinnung … Und als ich erwachte, war es Nacht um mich her. Ich war blind … Ameisen …!! Ich hatte schon von den kleinen Bestien gehört. Nun hatte ich sie gründlich kennengelernt. Mein Pferd, fühlte ich, lag mit gebrochenem Genick neben mir. Da bin ich denn weiter gewandert, und nun – ja, was nun?! Leben?! Hat es einen Zweck?! Würden Sie als Blinder weiterleben wollen? Ehrlich!«

      »Nein!«

      »Nun also …! Und dennoch klammere ich mich an dieses jammervolle Dasein. Oder besser: ich … darf es nicht von mir werfen. Ich bin nicht feige. Vielleicht haben Sie mich vorhin mißverstanden. Ich darf nicht zur Pistole greifen. Man soll tragen, was man als Strafe betrachtet. Und ich habe weiß Gott viel zu sühnen … Es war 1915 in Südwest. Ich war jungverheiratet. Meine Farm lag an der Grenze der Kalahari ganz abseits. Die Schwarzen wurden infolge der Verhetzung immer frecher. Mich fürchteten sie nicht. Ich war allzeit der »gute Baas« gewesen. Eines Abends kehrte ich von längerem Ritte heim. Mein Haus stand in Flammen. Die verhetzten Nigger tanzten besoffen um die Brandstätte, und mein junges Weib lag leblos im kleinen Vorgarten, ich selbst wurde mit Kugeln empfangen, floh – –, und das war feige, El Gento. Ich hätte die Tote niemals diesem trunkenen Pack überlassen dürfen. Daran ist heute nichts mehr zu ändern. Und ich – – ich bin heute blind … Auch nicht zu ändern …« Er zuckte die Achseln. »Alles findet seine Sühne, alles …«

      Eine lange Pause folgte. Was sollte ich sagen?! Trösten, den Mann seelisch aufrichten?! Er war innerlich gebrochen, das merkte ich. Ich schwieg.

      Die Sonne sank tiefer. Die Dämmerung nahte. Ich raffte mich auf.

      »Ich werde jetzt einmal Ihre Schädelwunde und Ihre Augen gründlich säubern und verbinden,« meinte ich. »Ich habe Kognak in meiner Feldflasche, und drüben ist eine kleine Quelle. Gehen wir dorthin.«

      Ich führte ihn wieder. Spielte dann Arzt. Braankens Augen waren von Eiter völlig verklebt, die Lider unförmig geschwollen und die Pupille, die schließlich durch Auseinanderpressen der Lider in schmalem Schlitz sichtbar gemacht werden konnte, mit einer graubläulichen Haut überzogen. Die Augen waren tot, erloschen.

      Braanken zuckte mit keiner Wimper, als ich die vereiterte Kopfwunde aufschnitt und auswusch. Überhaupt: Körperlich war dieser breitschultrige Riese, der gut seine sechs Fuß maß, in tadelloser Verfassung. Er mußte ungeheure Kräfte haben. Der zweimonatige Ritt durch Einöde und Berge hatte ihm fraglos Muskeln und Sehnen trainiert.

      Ob ich Zweifel an seinen Angaben hegte? – Nein. Seine Erzählung war so schlicht gewesen, daß sie durchaus wahrheitsgetreu wirkte. Kein Wort zu viel, keins zu wenig. Keine Redensarten – und eine verblüffende Ehrlichkeit, was seine feige Flucht damals in Südwest betraf.

      Trotzdem … Ich habe ein gewisses Feingefühl für Unausgesprochenes. Und jener Tehuelche, den Freund Coy nun wohl bald angeschleppt bringen würde, stand fraglos, so sagte mir eine innere Stimme, in noch ungeklärter Beziehung zu Braanken. Nun, das würde sich später herausstellen.

      Braanken bedankte sich kurz, als ich ihn sorgsam verarztet hatte. Dann ließ ich ihn eine Weile allein, holte unsere Pferde und das Pumafell von jener Hügelkuppe und schaute mich nach Coy Cala um. Es war bereits ziemlich dunkel. Die Steppe war leer. – Sorge um Coy?! Ach nein! Coy Cala wäre mit sechs Tehuelchen fertig geworden.

      Da das ausgetrocknete Flußbett sich wenig zum Lagern eignete, begaben wir uns nach einer nahen Felsgruppe, in deren Mitte bei recht schmalem Eingang ein Grasplatz geradezu zur Nachtruhe einlud. Die Felsen waren mit Dornen und Paniaranken mit fingerlangen Stacheln völlig überzogen. Hier waren wir und die drei Pferde völlig sicher. Auch den Tehuelchenklepper hatte ich eingefangen.

      Braanken lag auf meiner Decke, hatte vier Streifen Dörrfleisch verzehrt und war eingeschlafen. Ich hatte das Lagerfeuer dicht vor dem Eingang angezündet, und der helle Schein mußte Coy als Wegweiser auch jetzt bei Nacht genügen.

      Ich nahm dem Indianergaul den Sattel ab. Am Sattel waren zwei primitive Ledertaschen angebunden. Ich fand darin achtzehntausend Mark in chilenischem Papiergeld, Papiere auf den Namen Peter van Braanken und eine Photographie eines jungen stattlichen Weibes.

      Es gehörte wahrlich kein geistvoller Kopf dazu, diesen Fund richtig einzuschätzen. Braanken hatte mich belogen. Wenn er wirklich mit seinem Gaule gestürzt wäre und wenn diese Dinge, Geld, Papiere, Bild, doch sein Eigentum, in den Satteltaschen des toten Pferdes sich befunden hätten, würde er sie niemals belassen haben, wo sie waren, sondern er hätte sie mitgenommen.

      Auf der Rückseite des Bildes stand nämlich geschrieben – deutsch:

      Meinem Liebsten!

      Anna.

      Windhuk, Juni 1914.

      2. Kapitel

       Unsere drei Pferde

       Inhaltsverzeichnis

      Der Inhalt der Satteltaschen des Indianerpferdes war hiermit jedoch noch nicht erschöpft. Außer Gegenständen, wie sie ein halbzivilisierter Tehuelche besitzt, übrigens ein Volksstamm, der geistig und körperlich tief unter den Araukanern steht, entdeckte ich noch einen Orden aus Silber mit verblichenem gelbrotem Seidenband. Dieser Ordensstern zeigte in der Mitte ein Emailleschild mit dem Bilde eines auf einem Rappen dahingaloppierenden Indianers, der eine lange Stoßlanze in der Rechten schwang. Um das Bild herum stand in spanischer Sprache zu lesen: Orelio Antonio I., Araukania.

      Ein Orden?! Araukania?!

      Nun, das Ding war mir gleichgültig. Wer konnte wissen, wo der rotbraune Kerl es gestohlen hatte, dem Freund Coy nun nachsetzte.

      Coy – wo blieb er?!

      Elf Uhr bereits!

      Ich warf neues Holz in das Feuer … Die Scheite knallten. Braanken schlief den tiefen Schlaf der Erschöpfung.

      Ich nahm die Repetierbüchse und ging ein paar Schritt in die Steppe hinaus. Der Mond schwamm als heller Fleck hinter leichtem Gewölk. Es war ziemlich finster. Ein paar Schatten huschten blitzschnell davon: Wildhunde, hier noch so zahlreich wie die Gürteltiere und die kleinen Strauße.

      Um mich her war die Stille und die erhabene Weite eines Landes, das sich keine Sorgen wegen Übervölkerung zu machen braucht. Links grüßten die Gletscher und Schneefelder der Kordillerenhöhen, rechts die Wellenlinien der endlosen, hier schon so grasarmen Pampas. Gelbbraune dürre Gräser säuselten im leichten Nachtwinde, und das leise Pfeifen von Erdmäusen mischte sich in das schrille Zirpen der großen Grashüpfer, die auch Coy als Delikatesse schätzte, genau wie die Neger in Kapland. Man stößt doch überall auf verwandte Züge des vielgestaltigen Herdentieres Mensch.

      Solche Nächte, wie die heutige, haben mich stets in die andachtsvolle Stimmung eines gläubigen Kirchenbesuchers versetzt. Ich sage »heutige«, und doch sind seit jener Nacht, die ich unweit des Huar-Berges verlebte, Monate verstrichen. Ich habe keine Eile, meine Erinnerungen zu Papier zu bringen. Häufig fehlt es mir dazu auch am Nötigsten: Schreibpapier! Denn in der Araukanersiedlung


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