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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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Wir Europäer imponieren ihm absolut nicht. Er hat längst erkannt, daß wir, was unsere Sinnesorgane betrifft, weit hinter den Araukanern stehen. Er läßt mich das oft genug fühlen. – Da Sie nun schon mal wach sind, will ich gleich nach Ihren Verletzungen sehen. Rücken Sie näher ans Feuer. So …«

      Und wieder sah ich nun diese verquollenen, eiternden Augen, diese milchigen Pupillen …

      Ich vergaß, daß Braanken mich beschwindelt hatte. Wer Braankens Gesicht so dicht vor sich gehabt hätte wie ich, würde in demselben mild-vorwurfsvollen Tone gesagt haben:

      »Weshalb haben Sie mich belogen, Braanken?! So, wie Sie mir Ihre letzten Abenteuer geschildert haben, können sich die Vorgänge niemals abgespielt haben. Ein Tehuelche verfolgte Sie, und diesem wieder folgte eine Reiterin, von der ich genau so wenig weiß wie von Ihnen. Ich sah diese Frau nur Sekunden. – Ehrlich Spiel, Braanken! Lügen haben kurze Beine, auch hier in den Pampas außerhalb der verlogenen Welt!«

      3. Kapitel

       Sandgeister

       Inhaltsverzeichnis

      Ich hatte die Verbände fertig. Daß dabei ein weiteres Stück meines Leinenhemdes verbraucht worden, sprach nicht mit. Coy trug nur Wollhemden, die seine Frau aus feinster Guanacowolle gewebt hatte. Mir waren sie zu unbehaglich auf der bloßen Haut.

      »Ich habe Sie nicht belogen,« erklärte Braanken sehr ruhig und nahm die Zigarre, die ich ihm in die Hand drückte. »Wie kommen Sie darauf, El Gento?«

      »Weil ich in den jetzt gestohlenen Ledertaschen des Tehuelchen-Gaules Sachen gefunden habe, die Ihnen gehören.«

      »Ah – – also der Kerl war’s! Der hat mich bestohlen! Sehen Sie, das vergaß ich zu erwähnen. – Weshalb sagten Sie’s mir nicht gleich! Denken Sie, wie wertvoll war mir das Bild meiner toten Frau! Wie wertvoll! Und auch meine Papiere! – Ich war ja so lange nach dem Sturz mit dem Pferde bewußtlos …! Der elende Tehuelche hielt mich vielleicht für tot …«

      War dies nun die Wahrheit?!

      Gewiß – diese Möglichkeit einer Leichenfledderei hatte ich bisher nicht berücksichtigt. Sie hatte vieles für sich. Nur – sollte Braanken tatsächlich vergessen haben, daß er ausgeplündert worden war, und noch dazu Dinge ihm geraubt waren, die ihm doch unendlich kostbar sein mußten, wie er selbst soeben betont.

      Ich hatte ihm Feuer für die Zigarre gereicht.

      Er saß da und rauchte mit der Gelassenheit eines Menschen von untadeligem Gewissen. Sein Gesichtsausdruck (wenn man dieses entsetzlich gesprenkelte Antlitz überhaupt Gesicht nennen konnte!) verriet nichts, was mein Mißtrauen hätte steigern können.

      »Und das Geld?!« fragte ich nach einer Weile.

      »Geld?!« Er war erstaunt.

      »Ja, achtzehntausend Mark in chilenischen Banknoten …«

      »Wie – eine solche Summe?! Ich besaß keinen Pfennig. Der Mann, dem ich das Pferd und die Waffen gestohlen, mag Geld bei sich gehabt haben. Ich nahm es ihm nicht. Ich weiß nichts von diesen Banknoten …«

      »Und der Orden?«

      Noch erstaunter war er. »Orden?! Scherzen Sie?! Wie käme ich wohl dazu?! Und der Tehuelche – – noch unverständlicher!«

      Ich prüfte seine Züge …

      »Ja, sehr merkwürdig …« Und ich beschrieb ihm den silbernen Orden.

      Da beugte er sich vor. »Wissen Sie denn nichts von dem weißen König der Araukaner, El Gento? Nichts von dem französischen Advokaten Tounens, der 1865, eine richtige Abenteurernatur, Großtoqui der Araukaner wurde und als Orelio Antonio I., König von Araukanien, jahrelang mit Chile Krieg führte, bis der Feldzug 70/71 Frankreichs Hilfsgelder versiegen ließ und Chile den Abenteurer verjagte?!«

      »Keine Ahnung!« Und ich möchte den Europäer mit Durchschnittsbildung sehen, der hiervon eine Ahnung hat! »Sind das denn Tatsachen?« fügte ich zweifelnd hinzu.

      »Verbürgt! Dieser Tounens war ein Genie. Ich habe in Valdivia viel in der dortigen Bibliothek gelesen, und da fand ich auch seine beiden Werke »Meine Thronbesteigung« und »Araukanien«, beide zuerst in Bordeaux 1878 erschienen – sehr interessant geschrieben, förmliche Romane. Der Orden stammt also fraglos aus jener Zeit seiner Königsherrschaft über rund hunderttausend wilde verwegene Indianer.«

      Ich sog nachdenklich an meiner Zigarre. Ich dachte an Freund Coy, an die kleine Siedlung der Araukaner an der Gallegos-Bucht. Ob etwa meine dortigen Kameraden, und das waren sie mir insgesamt, vor den Chilenen einst wegen dieses »Königs« hierher geflüchtet waren?! Sie waren ja so merkwürdig verschwiegen, was die Ursachen ihrer einstigen Wanderung zur Gallegos-Bucht betraf. Ich wußte nur, daß sie dort seit etwa fünfzig Jahren hausten. Und dieser Zeitpunkt stimmte mit dem Zusammenbruch der Königsherrlichkeit des Tounens überein: 1870! –

      »Braanken …«

      »Ja?«

      »Hat Tounens in seinen Büchern irgendwie erwähnt, daß er eine Araukanerin geheiratet hatte?«

      »Gewiß … Er ließ sie samt ihren Kindern im Stich, entkam nach Frankreich und lebte fernerhin als Privatmann. Er muß erhebliche Mengen Gold bei dem Königsgeschäft verdient haben, denn seine Lebenshaltung in Frankreich blieb fürstlich, wie aus seinen Denkwürdigkeiten hervorgeht.«

      »Und seine Kinder, Braanken?«

      »Lassen Sie mich nachdenken … Ja, richtig, Chile hatte ein Interesse daran, auch Tounens’ Familie zu vertreiben oder einzukerkern. Am Schluß seines »Araukanien« deutet er an, daß die Seinen sich in Sicherheit befänden, daß sie mit einer Anzahl von Getreuen eine neue Heimat gefunden. – Weshalb interessiert Sie das so sehr, El Gento?«

      Ich antwortete nicht. Ich hatte zufällig nach dem Eingang geblickt. Dort lehnte Coy Cala an dem einen Felsen, nur durch das Feuer von uns getrennt, und seine schwarzen blinkenden Augen ruhten auf meinem Gesicht.

      »Coy …!!«

      Ich sprang auf.

      »Wieder da sein,« meinte er kühl. »Tehuelche mir entkommen … Waren zu viele … Und Coy nicht schießen wollen. Weshalb Kampf?! Keinen Zweck haben …«

      Er kam und setzte sich neben uns. Sein kühnes, stolzes Gesicht mit dem klaren Profil war mir heute noch anziehender als bisher. Ich streckte ihm die Hand hin. »Gut, daß du wieder da bist, Coy … Man hat uns die Pferde gestohlen.«

      »Das sehen … Pferde fehlen. – Wer?«

      Ich erzählte. Er nickte wiederholt …

      »… Waren zwanzig dreckige Tehus, Mistre Abelsen … Ist Lager in der Nähe … Pferde holen … Kommen mit. Fernglas nehmen. Huar-Berg hoch genug. Lager sehen, dann hin, wo Feuer brennen. Pferde wieder nehmen und Zauberer Lasso spüren …«

      Lasso spüren – also Wichse, genau wie Coys Rangen!

      Das Programm gefiel mir. Nur Braanken, – was taten wir mit ihm?!

      »Wollen Sie uns hier erwarten, Braanken? Ein paar Stunden dauert es sicher …«

      »Ich fürchte mich nicht, El Gento …«

      Coy blickte den Blinden scharf an.

      »He, – El Gento sagen?! Das nur Araukaner tun, Mistre Braanken … Ich auch nicht … Mistre Karl Olaf mein Freund …«

      Ein flüchtiges Lächeln glitt über Braankens entstellte Züge. »Nicht ohne Erlaubnis, Coy … Karl Olaf hat nichts dagegen einzuwenden.« Und nach kurzer Pause: »Lassen Sie mich nur getrost allein. Wenn Sie mir Holz bereitlegen, unterhalte ich das Feuer schon. Die Pferdediebe werden kaum zurückkehren.« –

      Coy und ich brachen auf. Der Huar-Berg winkte uns mit seinen zum Teil kahlen


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