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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      Es genügt ein einziger Blick!

      Dann ist sie da und ergreift zwei Herzen, die sie zusammenbringt.

      Die Liebe ist eine mächtige Himmelsmacht. Sie überbrückt Entfernungen und Gegensätze. Sie verändert das Leben von Menschen und ihre persönlichen Zukunftsplanungen. Unter dem Glanz und der Wärme der Liebe werden neue Anfänge gemacht. Schiefes wird gerade gerückt. Kummer und Verzweiflung verlieren die Schärfe und wandeln sich. Auch fast aussichtslose Träume werden Wirklichkeit, wie bei Toni, der die Berghütte bekam, weil Alois sie von der Gemeinde wieder zurückkaufen konnte, weil da oben jemand das so wollte. Die Berghütte war für Toni und Anna bestimmt.«

      Pfarrer Zandler schaute in die Gemeinde und suchte ein bestimmtes Paar, das er anschaute.

      »Die Liebe vergeht niemals, wenn sie einmal die Herzen zweier Menschen gepackt hat. Es kommt nur manchmal vor, daß diese beiden vergessen, der Stimme der Liebe in ihren Herzen zu lauschen.

      Bei unserem Brautpaar habe ich keine Bedenken. Anna und Toni hatten ein feines Gehör. Sie hörten den Ruf der Liebe und folgten ihm. So wird es auch bleiben. Es werden sicher Unwetter kommen. Doch gerade im schlimmsten Unwetter rücken liebende Herzen enger zusammen und vermögen inmitten des brausenden Sturms auf die tröstende Stimme der Liebe in ihren Herzen zu hören. Diese stärkt und stützt, auch wenn der Wind noch so stark ins Gesicht bläst.

      Liebe Gemeinde! Es ist gut, wenn jeder von euch sich von Zeit zu Zeit daran erinnert. So gebe ich euch allen diese Ermahnung. Es ist nicht nur ein Rat für unser liebes Brautpaar.«

      Die Ansprache war zu Ende. Die Orgel spielte wieder. Die Gemeinde sang ein Lied. Pfarrer Zandler sah, wie Hände von Männern und Frauen sich still fanden.

      Danach erhob sich die Gemeinde.

      Pfarrer Zandler fragte Toni und Anna, ob sie gewillt seien, ein Leben gemeinsam in gegenseitiger Liebe, Achtung und Fürsorge zu führen, bis der Tod sie scheide. Beide antworteten mit Ja.

      Toni steckte seiner Anna den Ehering an den Finger. Anna tat das gleiche. Dann knieten sie nieder. Die Glocken der Kirche fingen an zu läuten. Der Geistliche sprach den Segen.

      »So, Toni! Jetzt küsse deine Frau!«

      Sie nahmen sich fest in die Arme und besiegelten ihr Versprechen mit einem Kuß.

      »Ich liebe dich!« flüsterte Toni.

      »Ich liebe dich!« hauchte Anna.

      Der Pfarrer sprach den Schlußsegen.

      Es war kaum ein Auge trocken geblieben. Selbst gestandene Männer wischten sich verlegen die Nässe aus den Augenwinkeln.

      Die Blumenkinder gingen voraus. Bello war in ihrer Mitte.

      *

      Den Weg zum großen Gemeindehaus in Waldkogel legten alle zu Fuß zurück. Der Schützenverein und die anderen Vereine reihten sich in den Zug ein.

      Das Gemeindehaus war ein einstöckiges Gebäude am Sportplatz.

      Albert Weißgerber hatte einen besonders dicken und kräftigen Baumstamm quer zum Eingang aufgebaut. Es entsprach dem Brauch, daß das Brautpaar gemeinsam diesen Stamm durchsägte. Eine erste und symbolische Arbeit. So wie sie diese Arbeit gemeinsam machten, so wollten sie auch gemeinsam alles bewältigen.

      Gleichmäßig und in Ruhe zogen sie an der Baumsäge. Langsam fraß sich diese durch den Stamm. Als es vollbracht war, wurde Beifall geklatscht. Die Musiker spielten einen Tusch und es wurde gejodelt.

      Im Gemeindehaus wurde dann die nächsten Stunden gefeiert. Es wurde gegessen und getanzt. So ging es bis zum späten Nachmittag. Dann senkte sich auf dem Sportplatz vor der Halle ein riesiger Heißluftballon. Die Ballonfahrt in die Flitterwochen war ein Geschenk von Martin und Leonhard.

      Die Flitterwochen würden nur eine Nacht und einen Tag dauern. Denn dann wollten Toni und Anna die Berghütte in Betrieb nehmen.

      So entschwebten sie in den blauen Himmel über Waldkogel. Der Ballon würde sie hinauf zur Berghütte bringen.

      »So, jetzt werfe ich meinen Brautstrauß, Toni! Ich bin gespannt, wer ihn fängt.«

      Anna holte weit aus und schleuderte den Strauß mit aller Kraft in die Weite. Getragen von einer plötzlich aufkommenden Windböe wurde er etwas abgetrieben und landete abseits vor den Füßen von Karsten und Renate Niederhauser. Sie schauten sich an. Karsten bückte sich und hob den Strauß aus Bergblumen und Gräsern auf. Er hielt ihn stumm Renate hin. Sie schauten sich in die Augen. Renate nahm den Strauß. Lange betrachtete sie das Gebinde. Dabei erinnerte sie sich erneut an ihre eigene Hochzeit. Alle Gedanken in ihrem Herzen begannen mit dem Satzteil: Weißt du noch damals…

      Karsten und Renate standen noch lange nebeneinander und sahen nach oben, wie der Heißluftballon entschwebte und das glückliche Brautpaar dem siebten Himmel entgegentrug.

      »Wollen wir hineingehen?« fragte Karsten.

      »Ich möchte lieber einen Spaziergang machen.«

      Er nickte ihr zu.

      Karsten und Renate gingen durch Waldkogel. Es war still, da die meisten Leute auf der Hochzeitsfeier waren. Zwischendrin waren nur einige kurz heimgegangen, weil das Vieh auf den Höfen versorgt werden mußte.

      Eine kleine Katze führte ihre Jungen über die Straße. Da und dort bellte ein Hund.

      »Vielleicht würde Dennis ein Hund Freude machen. Damit kann er mehr anfangen als mit einem Hasen«, versuchte Karsten ein Gespräch zu beginnen.

      »Ein Hund ist sicher ein guter Gefährte für so einen Jungen wie Dennis, besser als ein Hase. Doch die Voraussetzungen müßten dazu stimmen«, antwortete Renate leise.

      Sie drückte den Brautstrauß an ihren Busen und streichelte die zarten Blüten der Bergblumen. Anna hatte sich ausdrücklich einen Brautstrauß aus Bergblumen gewünscht. Wann Toni die Blumen gepflückt hatte und wo, wußte Renate nicht. Der Strauß war wunderschön.

      Das Gebinde bestand aus zartrosa Mehlprimeln, blaßlila Leberblümchen, rostfarbenen Alpenrosen und Küchenschellen. Toni hatte auch Pyramidengünsel mit den schönen braun-roten Blütenblättern gesucht, die sich sehr schön neben dem weißen Hahnenfuß machten. Zwischen kleinen hellgrünen Tannenzweigen steckten rote Weideröschen und Wildgräser.

      Renate war von dem Strauß gerührt. Jede einzelne Blume war von Toni liebevoll ausgewählt und gepflückt worden. Jedesmal hatte er dabei bestimmt voller Liebe an seine Anna gedacht.

      Sicherlich war der Strauß nicht so gebunden, wie das eine Gärtnerei

      getan hätte. Doch gerade darin lag

      die Besonderheit dieses Brautstraußes.

      Karsten bemerkte, wie Renate die Blumen immer und immer wieder betrachtete.

      »Schon sonderbar, daß uns der Strauß vor die Füße gefallen ist. Findest du nicht auch, Renate?«

      Renate lächelte, ohne Karsten dabei anzusehen. Nach einer ganzen Weile sagte sie ganz leise:

      »Ja, das ist schon sonderbar, daß der Wind ihn zu uns geweht hat. Es war eigentlich windstill den ganzen Tag. Nur in dem Augenblick, als Anna ihren Brautstrauß warf, fegte eine einzige warme Windböe über das Tal und wirbelte die Blumen noch einmal in die Höhe. Dann landeten sie genau bei uns. Die jungen Frauen, die ihre Hände nach ihm ausgestreckt hatten, tun mir leid.«

      »Vielleicht liegt darin eine tiefere Bedeutung«, tastete sich Karsten langsam vor.

      »Wir sind kein Brautpaar!«

      In Renates Stimme lag Trauer und Sehnsucht nach Vergangenem. »Es war eine schöne Hochzeit. Interessant, das zu erleben.«

      Karsten schaute Renate von der Seite aus an. Noch immer betrachtete sie die Blumen. Dabei sah sie träumerisch aus.

      »Ich wünsche den beiden alles Glück der Erde. Anna und Toni sind so liebe Menschen.«


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