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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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keine Papierschiffe mehr schwimmen lassen. Das hätte das Wasser zu sehr verdreckt. Matsch anrühren, was er so gerne getan hatte, das war auch nicht mehr in dem Maße möglich. Der dicke Teppichboden schluckt jedes Geräusch. Früher hörte ich, wenn Dennis oben in seinem Zimmer auf dem Boden spielte und seine Autos hin und her schob. Wenn ich in der Küche bügelte, dann hörte ich dich, wie du in deinem Arbeitszimmer auf und ab gegangen bist.«

      »So hast du mir das nie erzählt, Renate. Ich wußte nicht, daß du so an dem alten Kasten hängst. Ich dachte, daß dir das alles auf die Nerven geht, die alten maroden Leitungen, die Rolladenbänder, die oft rissen. Du hast es doch immer gesagt.«

      »Sicherlich habe ich mich geärgert, wenn wieder einmal etwas nicht funktionierte. Das bedeutete doch nicht, daß es mir da nicht gefallen hat. Weißt du noch…«

      »Weißt du noch…«, wiederholte Karsten den Satzanfang, und beide lächelten.

      »Weißt du noch…«, erzählte Renate weiter, »der Tag, als du einfach abends gekommen bist und verkündet hast, daß du den Bungalow kaufen und umbauen willst. Denke zurück, Karsten! An was kannst du dich erinnern?«

      Karsten dachte nach.

      »Ich war beim Architekten gewesen und hatte bereits erste Skizzen. Ich zeigte sie dir. Ich hatte mich auch schon nach den Kosten für den Umzug erkundigt.«

      »An sonst nichts?«

      »Wir haben dann wohl lange geredet. An was erinnerst du dich?«

      »An deine leuchtenden Augen, mit denen du mich immer wieder angesehen hast. Du kamst mir vor wie ein Feldherr, der ein neues Gebiet erobert. Ich war nicht begeistert. Ich wollte bleiben. Doch du fegtest all meine Argumente vom Tisch, rechnetest mir alles vor. Es klang alles so logisch. Aber ich wollte das alles nicht. Ich kam aber gegen dich nicht an. Alle Argumente fegtest du vom Tisch. Erinnerst du dich nicht daran?«

      Mit großen Augen schaute Karsten Renate an.

      »Nein! Ich dachte, es macht dich glücklich.«

      »Ich weiß, daß du das gedacht hast.«

      »Was ist falsch daran gewesen?«

      »Wir haben nicht geredet. Schau, Anna und Toni. Hast du sie beobachtet? Wieviel sie reden? Sie reden über alles. Sie haben die letzten Handgriffe gemacht. Jetzt ist ihre Berghütte fertig. Ab übermorgen ist sie eröffnet. Ich habe sie beobachtet, wie sie sich darüber absprachen, wo sie das Bild mit dem Wasserfall hinhängen. Toni hing auch noch ein paar Hirschgeweihe auf, alles Geschenke, die sie zur Hochzeit bekommen haben. Da war so viel Liebe drin, in den Gesprächen zwischen den beiden. Anna fand diesen Platz gut, Toni meinte, daß es dort besser aussehen würde. Dann redeten sie darüber. Einer hörte dem anderen zu und dann fanden sie eine Lösung, mit der beide ganz zufrieden waren. Das war doch bei uns auch einmal so, Karsten. Weißt du noch, damals ganz am Anfang?«

      »Ja!« sagte Karsten leise. »Damals waren wir uns nah.«

      »Wir hatten oft die gleichen Gedanken und begannen gleichzeitig einen Satz mit denselben Worten.«

      Karsten legte sich ins Gras. Die Hände verschränkte er unter dem Kopf. Er schaute hinauf zu den Berggipfeln.

      »Ja, ich erinnere mich. Schön war es!«

      Er schloß für einen Augenblick die Augen. Er hörte, wie sich Renate neben ihn ebenfalls ins Gras legte.

      »Ich hatte dir vorhin gesagt, daß ich verschiedenes ändern will. Ich will weniger arbeiten, früher Feierabend machen. Ich will öfters in die Natur fahren, spazierengehen. Weißt du noch, wie wir als junges verliebtes Paar Fahrradtouren gemacht haben?«

      Sie fingen gemeinsam an zu lachen.

      »Lachst du auch wegen der Radtour, als beide Fahrräder einen Platten hatten?«

      Renate nickte und lachte weiter.

      »Kein Flickzeug dabei. Aber wir wußten uns zu helfen.«

      »Ja, das wußten wir. Nach allerlei vergeblichen Versuchen gelang es uns, die Schrauben an meinem Vorderrad und an deinem Hinterrad zu lösen. Wir bauten dein Hinterrad vorne bei meinem Rad ein. Es hing zwar schief drin und die Radmutter auf der Achse lockerte sich immer wieder. Ich weiß nicht mehr, wie oft sie abgefallen ist.«

      »Ich weiß es auch nicht mehr, Karsten. Ich erinnere mich, wie wir auf den Knien über den sandigen Waldboden gerutscht sind und in Bergen von Tannennadeln die Schraube gesucht haben.«

      »Aber wir haben sie immer wieder gefunden. Und wir haben es geschafft, mit einem Fahrrad bis in den nächsten Ort zu kommen. Du hattest damals noch die Haare länger und zum Glück Gummis und Haarnadeln dabei. Daraus haben wir dann eine ›Schraubenfesthaltewicklung‹ gebastelt.«

      »Du warst von der Idee und dem Erfolg dieser genialen technischen Neuerung so begeistert, daß du noch abends im Bett davon gesprochen hattest. Du dachtest daran, diese Technik zu verfeinern und sie als Patent anzumelden.«

      Sie brachen beide wieder in Gelächter aus.

      »Ich erinnere mich, Renate. Das war schön damals, wenn ich heute daran denke. Warum sind wir von unserem Weg abgekommen? Jetzt sind wir hier in Waldkogel. Wir haben einen Sohn, der Kummer hat und uns Kummer macht. Wir haben die Trennung beschlossen und die unterzeichneten Papiere liegen daheim auf meinem Schreibtisch. Renate, bitte glaube mir, das wollte ich alles nicht.«

      »Ich wollte das auch nicht. Es hat sich eben so entwickelt.«

      »Wie soll es jetzt weitergehen?«

      »Das fragst du mich, Karsten? Sage du es mir!«

      »Wir sollten Dennis aus dem Internat nehmen. Wir könnten es gleich tun, nicht erst am Ende des Schuljahres. Wie denkst du darüber?«

      »Wie bist du zu dieser Erkenntnis gekommen?«

      »Ich muß dir gestehen, aus ganz egoistischen Gründen. Ich will mehr mit Dennis zusammen sein. Das geht nicht, wenn er weit fort im Internat ist. Auch wenn wir ihn jedes Wochenende holen, ist das zu wenig. Dann auch noch die Fahrerei. Du hast doch gesagt, daß du sogar in seine Nähe ziehen wolltest, damit du mehr bei ihm sein kannst.«

      »Ja! Das war der Grund. So werde ich das auch machen. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht. Es ist nicht mehr lange bis zum Schuljahresende. Dann hätte ich ihn ohnehin aus dem Internat genommen. Wir sollten mit Dennis sprechen. Wir sollten ihm sagen, daß es vorteilhafter ist, wenn er bis zum Ende in dieser Klassengemeinschaft bleibt. Wenn er gar nicht will, dann hole ich ihn heim. Du kannst ihn besuchen, so oft du willst.«

      Karsten setzte sich auf. Er schaute Renate in die Augen.

      »Wir könnten auch alle drei etwas zusammen unternehmen an den Wochenenden, wenn du willst.«

      Renate schaute in seine Augen.

      »Eine Fahrradtour zum Beispiel!«

      »Was immer du willst!«

      Karsten wurde verlegen.

      »Kann ich dich noch etwas fragen, Renate?«

      »Sicher! Das ist doch die Stunde der Wahrheit.«

      »Kann ich dich auch ab und zu sehen, alleine ohne Dennis? Ich meine dich ausführen. Wir könnten zum Italiener gehen, ins Kino. Früher sind wir auch ins Konzert gegangen.«

      »Wir waren sogar zusammen in Kunstausstellungen, obwohl du mit Malerei wenig anfangen kannst.«

      »Malst du eigentlich noch?«

      »Ich will wieder anfangen.«

      »Das ist eine gute Idee. Tu das auf alle Fälle!«

      »Und du? Du hast doch früher musiziert. Was ist eigentlich aus deinen alten Freunden geworden? Ihr hattet doch mal eine Band?«

      »Man hat sich irgendwie aus den Augen verloren. Man hat so vieles aus den Augen verloren.«

      »Wenn man etwas verloren hat, dann soll man suchen. Man muß dafür auch schon mal sehr tief


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