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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Karsten. Schau dir die Berge an und bewahre das Bild in deinem Herzen.«

      »Du redest schon fast so gut wie die Anna.«

      »Das ist eben das Flair der Berge. Die Berge machen aus uns allen andere Menschen, Karsten.«

      »Ja, das tun sie. Ich kann den Toni und die Anna immer besser verstehen, daß sie hier glücklich sind.« Karsten seufzte. »Wir haben unser Glück nicht gehütet.«

      »Ich hatte den Eindruck, daß wir uns die Tage darauf verständigt hatten, daß es nur verschüttet ist.«

      Renate schaute Karsten dabei nicht an und fügte leise hinzu:

      »Die Ausgrabungsarbeiten waren bisher doch sehr hoffnungsvoll, Karsten. Das denke ich jedenfalls. Wie siehst du es?«

      »Ja, ich sehe es auch so. Obgleich…«

      Karsten brach den Satz ab.

      »Sprich weiter!«

      Karsten Niederhauser nahm all seinen Mut zusammen. Seine Stimme bebte, als er fragte:

      »Renate! Ich hoffe, daß wir ganz unten, am Ende unserer Ausgrabungen, doch wieder unser gemeinsames Glück finden. Doch ich habe auch Angst, es könnte nicht so sein.«

      Renate richtete den Blick hinauf zur Spitze des ›Engelsstiegs‹. Sie hatte alle Gedanken aus ihrem Kopf verbannt. Sie wollte nicht denken, nur fühlen. Anna hatte davon gesprochen, daß die Berge ihr den Weg gezeigt hatten. Würden die Berge auch ihr den Weg zeigen?

      *

      Ein Steinadler kreiste hoch oben und flog seinen Horst am Felsen an. Renate griff nach dem Fernglas und schaute hinauf. Im Horst saßen junge Adler, umsorgt von ihren Eltern. Einer fütterte die Jungen. Der andere Vogel hielt Wache. Es war ein schönes Bild.

      Renate reichte Karsten das Fernglas.

      »Schau da oben!«

      »Eine ganze Adlerfamilie! Sie sind alle zusammen«, sagte Karsten, ohne das Glas abzusetzen. »Eine glücklich vereinte Adlerfamilie!«

      Er ließ das Fernglas sinken und schaute Renate an. Er wollte kein zweites Mal fragen, seine Hoffnungen aussprechen. Aber in seinen Augen sah Renate die Trauer über das bisher geführte Leben, die guten Vorsätze, die er umsetzen wollte. Sie glaubte seinem Blick, daß er diesmal die Absicht hatte, alles besser zu machen. Sie las darin die Sehnsucht nach Zweisamkeit mit ihr und die Hoffnung, daß sie wieder eine Familie werden würden.

      Renate konnte nicht anders. Sie streichelte Karsten die Wange. Ihr Herz klopfte. Ihr Puls pochte. Sie zitterte leicht.

      »Renate«, flüsterte Karsten leise. »Renate, ich liebe dich so!«

      »Ich dich auch, Karsten! Ich dich doch auch!«

      »Wie geht es jetzt weiter mit uns?«

      »Nimm den großen Bagger und grabe schnell bis ganz unten hin, Karsten. Bringe unsere Liebe herauf. Grabe sie aus!«

      Da riß Karsten Renate in die Arme und zog sie an sich. Ihre Lippen fanden sich zu vielen, vielen Küssen.

      »Oh, Renate! Wie sehr habe ich dich vermißt!« hauchte Karsten zwischendurch.

      »Psst! Nicht reden! Küß mich!

      Halte mich fest! Laß mich nie mehr los.«

      »Heißt das, alles wird gut? Ist das deine Antwort? Wollen wir es noch einmal probieren? Wagen wir einen neuen Anfang?«

      Renate lachte und fuhr Karsten mit der Hand über den Kopf, wie sie es sonst nur bei Dennis tat. Aber in diesem Augenblick war der Vater dem Sohn so ähnlich. Auch Dennis fragte immer noch einmal nach, auch wenn sie ihm schon lange etwas erlaubt hatte.

      »Fühlst du das nicht, Karsten? Spürst du das nicht an meinen Küssen? Was sagt dir dein Herz?«

      Karsten schaute Renate tief in die Augen.

      »Du willst es noch einmal mit mir probieren?«

      »Sind wir nicht verpflichtet dazu?«

      »Verpflichtet? Ich verstehe nicht, Renate.«

      »Ach, Karsten! Mir war das in dem Augenblick schon klar, als uns Annas Brautstrauß vor die Füße fiel.«

      »Du meinst, es war ein Wink des Schicksals?«

      Renate lächelte.

      Karsten griff in ihr Haar und löste die große Spange, mit der sie ihr Haar hochgesteckt hatte. Er fuhr mit beiden Händen durch ihre Locken und breitete das Haar über ihren Schultern aus.

      »Warum trägst du dein Haar nicht mehr offen? Du siehst so hart aus, so streng. Früher waren deine Haare noch länger!«

      Renate genoß die Zärtlichkeit.

      »Es war kein Wink des Schicksals. Es war ein Wink der Liebe, Karsten.«

      »Wo hast du den Strauß?«

      »Ich habe ihn beim Doktor gelassen. Ich habe ihn aufgehängt zum Trocknen. Ich werde ihn mit heimnehmen und aufheben, als Erinnerung.«

      »Du bist immer noch die Romantikerin, Renate, die du einmal gewesen bist. Früher hast du auch alles aufgehoben.«

      »Das tue ich noch immer. Ich habe auch nichts fortgeworfen. Alle deine Liebesbriefe, die Gedichte, die du mir geschrieben hast, ich habe sie aufgehoben. Ich habe die Kinokarten aufgehoben, die Eintrittskarten zu den Kunstmuseen, sogar die Rechnungen der Fahrradreparaturen. Die Blumensträuße konnte ich nicht alle aufbewahren. Aus jedem Blumenstrauß habe ich eine Blüte gepreßt und getrocknet.« Karsten sah sie staunend an.

      »Warum? Nicht, daß ich das nicht schön finde. Ich finde das wirklich romantisch. Du hast mir auch Briefe geschrieben und kleine Geschenke gemacht.«

      »Karsten! Das sind eben meine archäologischen Schätze.«

      Renate legte ihren Kopf an Karstens Schulter.

      »Weißt du, es gab Zeiten, da war ich mir nicht mehr sicher, ob du mich noch liebst. Ich war mir auch nicht mehr sicher, ob ich dich noch liebe. Da habe ich die alten Erinnerungen angesehen und an damals gedacht. Es war eine Brücke. Ich hatte etwas zum Festhalten. Beweise, daß sie es wirklich gegeben hat – die große Liebe zwischen uns.«

      Karsten nahm Renate fest in die Arme und küßte sie.

      »Warum hast du mich nicht einfach gefragt: Karsten liebst du

      mich?«

      Renate lachte herzlich. Sie küßte Karsten auf die Wange.

      »Aber, Karsten! Eine Frau kann doch nicht fragen, ob ihr Mann sie noch liebt. Der Mann würde immer ja sagen, es sei denn er hätte eine andere Frau. Aber du hattest ja keine andere, wenn ich davon absehe, daß du mit deinem Büro verheiratet gewesen bist.«

      Renate zog die Stirn hoch.

      »Übrigens, ein Mann sollte eine Frau auch nie fragen, ob sie ihn liebt. Entweder man weiß es oder man weiß es nicht. Man sagt es oder sagt es nicht.«

      Karsten schaute Renate tief in die Augen. Er kam ihr mit seinem Gesicht ganz nah, bis sich ihre Nasenspitzen berührten.

      »Du hast immer noch eine kalte Nasenspitze, Renate, wie damals.«

      Er gab ihr einen Kuß darauf.

      »Es ist gut, daß wir reden. Dabei wird mir vieles klar. Ich denke… Nein! Falsch gesagt! Ich denke nicht, ich fühle. Wir haben irgendwann die Romantik verloren. Jetzt frage ich mich, warum ich dir nicht weiterhin Blumen geschenkt oder kleine Geschenke gemacht habe.«

      »Du mußt dir keinen Vorwurf machen. Mir erging es doch genauso. Erinnerst du dich, daß ich dir kleine Miniaturbilder gemalt habe? Ich kann dir auch nicht sagen, warum ich damit aufhörte.«

      Karsten küßte sie wieder.

      »Meistens hast du mir das Bild in der Serviette versteckt. Als du schwanger warst, fand ich dort eine Zeichnung von einem


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