Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
Toni! Es ist auch müßig, darüber zu spekulieren. Laß uns es lieber gemeinsam anpacken. Deine Anna will dich doch bald wieder besuchen, dann soll sie doch sehen, daß du nicht faul gewesen bist.«
»Wann kommt denn die Anna wieder?« fragte Franzi.
»Wir haben telefoniert. Vielleicht kommt sie zum Schützenfest. Sie kann dann aber nur vom Freitag bis zum Montag kommen. Des is net lang. Aber ich freue mich, wenn sie überhaupt kommt.«
»Das wird schön werden auf dem Schützenfest,Toni! Du mit deiner Anna im Arm – und ich mit meiner Franzi.«
»Ja, das wird ein Fest werden. Wie ist es? Kannst schießen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Wir werden es schon sehen. Ich hab’ oben in der Berghütte mein Gewehr. Da kannst probieren. Aber jetzt laß uns erst mal an die Arbeit gehen. Wie ist es? Wann willst zur Berghütte mitkommen?«
»Wie weit ist es?«
»Zwischen einer und zwei Stunden kann der Aufstieg dauern. Ich schaffe es von hier aus in einer Stunde, manchmal sogar darunter. Kommt auf die Kondition an. I weiß net, wie schnell du bist, Jörg.«
»Ich fühle mich gut. Wir sollten losgehen. Ich kann ja bei dir nächtigen, wie man hier sagt. Auf der Berghütte gibt’s ja bestimmt Nachtlager genug.«
»Ja, schon! Aber für besondere Gäste haben wir auch noch eine Kammer.«
Toni wandte sich an Franzi.
»Hast doch nichts dagegen, wenn ich dir deinen Schatz etwas entführen tue?«
»Ich entbehre ihn zwar net gern, aber es ist schon recht so. Das wird ihm guttun. Vielleicht fällt ihm ja dabei etwas ein. Er soll alles machen, wozu er Lust hat. Das hat der Martin auch gesagt. Das will ich unterstützen, so gut ich kann. Ich geh dann mal rein und packe dir ein paar Sachen zusammen.«
Während Franzi für ihren Schatz den Rucksack packte, hörte sie draußen ein Auto.
Sie eilte hinaus.
»Hallo! Leo! Das ist ja eine Überraschung!«
»Grüßt euch Gott zusammen! Wie geht es euch?«
»Gut geht’s! Unser Freund hier kommt mit mir zur Berghütte und hilft mir droben werkeln. Hast Glück, daß du uns noch antreffen tust. Wir wollten gerade losgehen. Es wird bald dunkel.«
»Ja, ihr müßt!« drängte Franzi. »Macht, daß ihr fortkommt!«
»Hört, hört! Das Weibsbild will uns loswerden. Was soll man davon halten. Vielleicht liebt sie dich doch net so?«
»Das muß ich doch gleich mal überprüfen.«
Jörg nahm Franzi fest in seine Arme. Ihre Lippen fanden sich zu einem innigen Kuß.
»Sie liebt mich noch genauso, eher mehr als weniger, Leo.«
»Jetzt, los mit euch! Ich komm dann rauf und besuche euch. Und daß du mir ja gut auf ihn aufpassen tust, Toni, hörst?«
»Das versprech ich dir, Franzi. Ich werde ihn behüten und beschützen, als wär er mein Augapfel.«
Jörg zog den Rucksack auf, und die beiden gingen los.
Franzi schaute ihnen nach.
»Leo, ich habe eine Bitte. Kannst mich schnell mal zur Oberländer Almhütte rüberfahren und dann mit runternehmen.«
»Klar, Franzi! Willst mal wieder ins Dorf?«
»Ja, i denk, ich muß mit meinen Eltern sprechen. Die wissen ja noch nix vom Jörg oder wie er auch immer heißen tut. Der arme Kerl ist sich nicht einmal bei seinem Namen sicher. Wenn ich nur daran denk, wie er leidet, dann zerreißt es mir fast das Herz. Ich muß mit meiner Mutter und mit dem Vater drüber reden. Sie sollen es von mir erfahren und nicht durch das Gerede der Leut. Das bin ich ihnen schuldig.«
»Richtig so, Franzi! Dann steig mal ein.«
Franzi holte ihr großes Schultertuch aus dicker Wolle und stieg in den Landrover der Bergwacht.
Sie hielt sich nicht lange auf der Oberländer Alm auf. Sie bat Hilda und Wenzel, am nächsten Morgen ihre Kühe mitzuversorgen, weil sie so früh noch nicht zurück wäre.
Leo Gasser setzte Franzi vor dem Dollinger Hof ab. Der Hund kam gleich angelaufen und sprang freudig bellend an ihr hoch. Ihre Eltern kamen aus dem Haus.
»Kind, wo kommst du denn her?«
»Mei, Vater, wo soll ich schon herkommen? Von unserer Alm natürlich! Der Leo war oben und hat mich mit runtergenommen. Die Kühe werden morgen früh vom Wenzel versorgt.«
Sie gingen hinein. Drinnen betrachteten die Eltern ihre Tochter genau.
»Gut schaust aus, Franzi. Die Alm scheint dir gut zu bekommen. Hast eine schöne frische Farb im Gesicht – und deine Augen leuchten vor Glück, wie zwei Sterne am Nachthimmel.«
»Danke, Vater! Schön hast das gesagt. Von dir freut mich das besonders, weil du doch net gewollt hast, daß ich auf die Alm geh.«
»Ich wollt dir die schwere Arbeit net zumuten. Na ja, bald ist es vorbei. Dem Knecht geht es schon wieder ganz gut. Der Bruch war wohl doch nicht so kompliziert. Er hat jetzt einen Gehgips. Er wird nächste Woche entlassen. Wir haben ihn besucht. Er will auf der Alm sein Bein auskurieren. Er ist ganz krank vor Sehnsucht nach den Bergen. Außerdem ist es egal, wo er rumhumpelt. Hier oder oben auf der Alm. Dann kann er dir vielleicht sogar zur Hand gehen.«
»Ich freu mich, daß es ihm bessergeht.«
Franzi setzte sich an den Tisch.
»Wo ist denn der Lenz?«
»Der ist bei seiner Braut. Ich glaub net, daß er heut noch mal kommt. Wirst ihn dann erst morgen früh sehen.«
»Das macht nichts. Ich bin ganz gern mit euch alleine. Ich muß nämlich mit euch reden. Da macht es sich ganz gut, daß der Lenz nicht dabei ist. Er wird’s noch früh genug erfahren.«
»Was denn?«
Franzi griff sich an die Kehle. Ihr Hals fühlte sich trocken an und vor Angst schnürte es ihr die Kehle zu. Ihre Mutter warf ihr einen prüfenden Blick zu. Dann schenkte sie ihr ein Bier ein und für sich und ihren Mann auch eins.
Sie prosteten sich zu.
»Na, wo soll ich anfangen?« Franzi griff nach der Hand ihrer Mutter. »Du erinnerst dich an den Tag, als du mich mit Blumen zum Pfarrer geschickt hast?«
»Ja! Da warst du recht sonderbar, als du zurückgekommen bist.«
»Das hat eben seinen Grund gehabt, Mutter. Ich wollte und konnte damals noch nix sagen. Aber jetzt kann ich es euch sagen.«
Franzi schaute ihre Eltern voller Freude an.
»Also, an diesem Morgen, da hab’ ich einen Mann getroffen. In den hab’ ich mich verliebt!«
Ihre Eltern sagten nichts. Es war ganz still in der großen Wohnküche, nur das Ticken der Wanduhr war zu hören. So sah sich Franzi genötigt, weiter zu erzählen.
»Ja, und ich habe ihn droben auf dem Berg wiedergesehen. Das heißt, der Toni Baumberger, der Bergwacht Leo und der Doktor haben ihn gefunden und zu mir auf die Alm gebracht.« Und mutig fügte Franzi hinzu, dabei lag ein gewisser Stolz in ihrer Stimme: »Die hatte ich losgeschickt, ihn zu suchen, weil ich wußte, daß wir zusammengehören. Er hat’s auch gewußt. So war er gleich damit einverstanden, daß die drei ihn bei mir abliefern. Ich sage euch gleich, den will ich und den hab’ ich!«
»Das Kind muß auf der Alm einen Sonnenstich bekommen haben, Wilma. Fühl mal ihren Kopf! Die Franzi muß Fieber haben. Sie red ja ganz wirres Zeug. Wirst du daraus schlau?«
»Ruhig, Pius! Ich versteh’ schon. Du wirst auch verstehen. Schau sie dir doch nur an, unsere Franzi. Wie glücklich sie ausschaut! Bist glücklich, Franzi, wie?«
»Ja,