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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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aufs Rathaus, denn der Bürgermeister Fellbacher war auch für diese amtlichen Sachen zuständig. Interessiert und voller Anteilnahme hörte er sich die Geschichte von Jens an. Dann stellte er ihm schnell und unbürokratisch Ersatzpapiere aus.

      »Die sind genauso gültig wie richtige. Die anderen werden dir dann zugeschickt. Beziehungsweise du bekommst eine Nachricht, wo du sie abholen kannst, bei euch daheim.«

      »Danke, Bürgermeister Fellbacher!« Jens schüttelte ihm die Hand. »Mit dem Stück Papier kann ich alles machen, auch heiraten?«

      »Im Prinzip ja! Ich würde jeden trauen, der so einen Wisch hat«, sagte er und fügte schmunzelnd hinzu. »Besser wäre es natürlich, wenn ich ihn kennen würde.«

      »Oder die Braut müßte aus Waldkogel sein!« ergänzte Leo.

      Der Bürgermeister strahlte.

      »Hast’s eilig, Jens! Hast gefensterlt, wie? Ich begrüß’ jeden herzlich, der zur Bevölkerungssteigerung von Waldkogel das seine dazu tut. Soll ich mal gleich nachschauen, wann ich noch einen Termin freihabe?«

      Jens Angermann errötete verlegen.

      »Das muß ich mit der Franzi abstimmen.«

      »Ah, die Franzi! Schau mal an! Ein fesches Madl hast dir da ausgesucht, ein ganz fesches Madl. Da wird der Dollinger ja ganz aus dem Häuschen sein, wenn seine Franzi jetzt heiraten tut. Wie ist es? Bleibst hier oder ziehst mit der Franzi fort?«

      Jens schaute Leo an.

      »Fellbacher, mußt verstehen, daß der Jens ohne seine Braut net viel sagen will. Aber ich kann reden. So viel ich weiß, bleiben die beiden da. Der Dollinger überschreibt ihnen den Hof.«

      »Ja, verstehst du denn was davon?«

      »Lernen kann man alles, wenn man will. Die Franzi wird es mir schon beibringen. Aber noch ist es nicht so weit. Es wäre mir peinlich, wenn es sich rumsprechen würde, bevor die Franzi und ich das Aufgebot bestellen und auch mit dem Pfarrer gesprochen haben.«

      Leo führte Jens zum Dollinger Hof. Sie standen davor.

      »Du brauchst eine Seilschaft, Jens. Das ist am Berg so und im Leben. Darin findest du sie!«

      In diesem Moment kam der Dollinger aus dem Stall.

      »Ja, grüß dich, Leo! Wen bringst denn da?«

      »Grüß Gott, Dollingerbauer! Ich weiß noch net, ob i dir jemand bring! Aber vorstellen kann ich dir ihn ja schon einmal. Ich hoffe, die Franzi verzeiht es mir.«

      Mit großen Augen schaute der Bauer Jens an.

      »Dann bist du der Jörg, wie? Siehst auch genauso aus wie unsere Franzi dich geschildert hat.«

      »Ich habe mein Gedächtnis wieder. Ich heiße Jens und nicht Jörg.«

      »Um so besser. Dem Himmel sei dank! Dann steht ja dem Glück unserer Franzi nichts mehr im Weg.«

      »Wenn es nach dem Jens geht ja, Dollingerbauer. Aber deine Tochter macht Zicken. Die hat den Jens heut nacht rausgeworfen.«

      »Rausgeworfen, den Jens, heute nacht?« wiederholte Franzis Vater ungläubig und rieb sich sein Ohrläppchen.

      »Genauso war es, Herr Dollinger!« bestätigte Jens.

      »Ja, is des Mädel denn von allen guten Geistern verlassen! Da sitzt es bei uns in der Küche und redet über die große Liebe. Die Wilma und i sind ganz narrisch und freun uns schon auf die Enkel. Da schmeißt die Franzi den Jens raus. Jens, das kann nur bedeuten, daß die Franzi dich wirklich liebt. Das Mädel war schon immer etwas anstrengend. Was bin ich froh, daß du sie jetzt unter die Haube schaffst! Dann bin ich endlich die Verantwortung los.«

      »Also, an mir liegt es nicht, Herr Dollinger!« verteidigte sich Jens. »Ich habe der Franzi alles gesagt. Ich weiß aber nicht, ob sie mir zugehört hat.«

      »Zuhören! Die Franzi? Das ist ein Glücksfall, wenn die Franzi zuhört. Aber jetzt ist Schluß mit dem Herrn Dollinger. Sag Pius, Dollingerbauer oder gleich Vater Dollinger zu mir.«

      Pius Dollinger legte Jens die Hand auf die Schulter.

      »So, Bub, jetzt gehen wir, und du erzählst mir alles. Das trifft sich gut. Die Wilma, die Mutter von der Franzi, is zum Friedhof, die Gräber machen. Die kommt so schnell nicht wieder. Lenz ist bei seiner Braut auf dem Hof. Da sind wir Männer jetzt allein. Des ist gut.«

      Der Dollingerbauer verabschiedete Leo Gasser und führte Jens durch das bäuerliche Anwesen. Dabei schüttete ihm Jens sein Herz aus:

      »Bist ein ehrlicher Bub, Jens. Das mit der Franzi, das wird schon wieder. Jetzt bleibst erst mal hier. Mit der Beate, das mußt regeln! Schreib ihr doch einen Brief, wenn du nicht mit ihr sprechen willst.« Der Dollingerbauer lachte. »Ich versteh ja nichts von den modernen Methoden. Aber praktisch is es doch. Schick der Beate doch eine elektronische Nachricht, SMS. Der Lenz, dein zukünftiger Schwager, schickt seiner Braut auch eine SMS nach der anderen. Schreib: Liebe zu dir erloschen! Habe eine andere! Heirate demnächst! Protest sinnlos!«

      »Dollinger, du bist ein Mann, der meinem Vater gefallen wird. Ihr beide werdet euch gut verstehen.«

      »Dann gehen wir jetzt rein und du rufst deine Familie an. Wenn sich zwei Menschen in den heiligen Bund der Ehe begeben wollen, dann müssen die Familien sich auch kennenlernen. Das war schon immer so und so soll’s bleiben.«

      »Aber die Franzi?«

      »Bub, mach dir um die Franzi keinen Kummer. Bis deine Eltern da sind, is das alles geregelt. Bub, vertrau mir! Ein Bauer auf seinem Hof hat hier immer noch ein Wörtchen dazuzusagen. I sag, die Franzi wollt dich, und jetzt muß sie dich nehmen. Fertig! Basta!«

      *

      Jens fühlte sich vom Dollingerbauer richtig angenommen und aufgenommen. Er hatte sich viel Mühe gegeben, Jens alles zu zeigen.

      »Dollinger, kann ich dich was fragen?«

      »Nur zu Bub! Wer nicht fragen tut, der bekommt keine Antwort.«

      »Warum nimmst du mich so mit offenen Armen auf?«

      »Das kann ich dir sagen. Erstens: Die Franzi hat einen richtigen Dickschädel. Die Wilma sagt, daß die Franzi das von mir geerbt hätte – egal! Vielleicht nimmt sie kein Mann, dachte ich. Zweitens: Ich hab’ immer Angst gehabt, daß sie sich in einen Burschen aus der Stadt verliebt und dann weggeht. Oder Drittens: Franzi ist keiner gut genug. Jetzt paßt alles zusammen. Sie liebt dich! Du liebst sie! Dir gefällt es bei uns in den Bergen. Also bleibt die Franzi da. Du bist zwar ein Studierter, aber da seh ich drüber weg. Außerdem ist das gut. Wer weiß, wie lang so ein Hof die Familie noch ganz ernähren tut. Viele hier sind nur noch Landwirt im Nebenberuf. Da ist es gut, daß du einen ordentlichen Beruf hast. Sind damit alle Fragen beantwortet?«

      »Ja, Dollinger, das sind sie!«

      Das Geräusch eines Autos drang in den Stall. Ein gelber Sportwagen hielt auf dem Hof.

      »O Gott! Das ist die Beate!«

      »Bub, überlaß des Weibsbild mir. Bis i Franzi und dir den Hof überschreib nach der Heirat, hab’ i immer noch das Sagen hier. Das Weibsbild wird sich wundern. Du bleibst hier drin und wartest. Daß du mir ja nicht wagst, den Kopf rauszustrecken!«

      Pius Dollinger ging hinaus. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und lief einmal im Abstand um das Auto. Dann blieb er etwas entfernt von Beate stehen und musterte sie.

      »Sie haben sich verfahren. Das Hotel ›Zum Ochsen‹ is weiter vorne. Immer die Straße rauf.«

      »Ich bin hier schon richtig. Das ist doch der Dollinger Hof oder?«

      »Mag sein. Interessiert Sie des? Sie sehen mir net so aus als würde

      Sie Landwirtschaft interessieren. Ich brauch’ zwar Hilfskräfte für die Alm und auch hier für auf den Hof. Aber Sie können gleich wieder gehen, Fräulein. Sagen Sie denen auf dem Amt, ich will richtige Madln und keine Puppen.«


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