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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Du hast so schwere Arbeit gemacht. Des is net gut, wenn man ein Kind erwartet. Da sollst du net so schwer heben.«

      Martina schaute die Bäuerin mit großen Augen an. Sie staunte über deren Gelassenheit und Fürsorge.

      »Bäuerin, begreifst du? Ich bin eine ledige Mutter. Ich will den Vater meines Kindes nicht. Er weiß auch nicht, daß er Vater wird. Ich werde mein Kind alleine großziehen müssen.«

      »Das habe ich schon begriffen. Da bist du nicht die erste und auch nicht die letzte, der so etwas passiert. Gut, schön ist des net. Aber zu ändern is nix dran, oder?« stellte die Sommerhalderin zu Martinas Überraschung sachlich fest.

      »Nein! Ändern werde ich nichts. Ich werde mein Kind zur Welt bringen«, sagte Tina leise.

      Martina setzte sich auf die äußerste Kante der Eckbank.

      »Ich wollte mir eine Wohnung in der Stadt suchen. Aber die Anna hatte eine Idee. Sie meint, ich soll hier in Waldkogel bleiben. Die Luft hier in den Bergen wäre auch besser für das Kind. Kinder auf dem Land würden freier aufwachsen und hätten einen ganz anderen Zugang zur Natur.«

      »Des hat die Anna richtig erkannt. Und willst bleiben?«

      »Wenn ich eine Bleibe finde. Ich möchte dich fragen, ob es möglich ist, daß ich hier auf dem Sommerhalder Hof bleiben kann. Vielleicht kannst du mir ja die kleine Wohnung im Altenteil vermieten?«

      Martina hielt den Atem an. Sie stand auf und hielt sich mit beiden Händen am Tisch fest. Gertrud Sommerhalder trat zu ihr. Sie griff nach den beiden Händen von Martina und hielt sie fest.

      »Du kannst bleiben, Tina. Ich helfe dir. Wir zwei Frauen werden das schon schaffen. Du kannst die kleine Wohnung drüben im Altenteil haben. Du kannst aber auch gern hier im Haus bleiben. Ich würde mich freuen, wenn du hierbleiben würdest. Überlege es dir. Es ist ja noch ein bißchen Zeit. Wann ist es denn soweit?«

      »Ich komme gerade vom Doktor. Hier schau!«

      Martina zeigte ihr ihren Mutterpaß mit dem errechneten Geburtsdatum.

      »Da ist ja noch reichlich Zeit.«

      Martina traten die Tränen in die Augen. Die Bäuerin zog sie in ihre Arme.

      »Es wird alles gut, Tina. Mußt net weinen.«

      »Was wird der Friedel dazu sagen?« schluchzte Martina.

      »Das weiß i net. Da mußt schon selbst mit ihm reden. Aber noch bin i die Bäuerin auf dem Hof und i hab’ ihm den Hof noch net überschrieben. I hab’ das Sagen hier. Mach dir wegen dem Friedel keine Sorgen. Erst machen wir mal so weiter wie bisher. Dann, wenn man anfängt, dein Bäuchlein zu sehen, dann mußt du mit dem Friedel reden. Vielleicht sollst doch net so arg lang damit warten. I denk nämlich, je früher er es weiß, desto besser ist’s. Verstehst?«

      »Das hat die Anna auch gesagt.«

      Martina zitterte leicht. Die Bäuerin drückte sie auf einen Stuhl. Dann kochte sie Martina einen schönen, warmen Kakao. Während Martina diesen trank, redete sie sich alles von der Seele. Sie erzählte von Mark, von ihrem Elternhaus. Sie berichtete von den Bemerkungen ihres Vaters zum Thema unehelicher Kinder.

      »Dann bist also net nur von diesem Mark weggelaufen, sondern auch von daheim.«

      »Ja, das bin ich. Ich war so durcheinander, so kopflos. Ich wußte nur eines. Ich wollte so schnell wie möglich in die Berge. Ich habe die Berge schon immer geliebt. Ich wollte Ruhe haben und nachdenken, was ich mache.«

      »Des war gut. Dein Herz hat dich in die Berge geführt, und jetzt bist hier bei mir und bleibst. Über den Friedel machst dir keine Gedanken. Der soll ganz still sein. Wenn er net dafür sorgt, daß Enkelkinder auf dem Hof spielen, dann muß er sich damit abfinden, daß i mir Ersatz besorge. So, jetzt sind wir fertig.«

      Martina lächelte die Bäuerin dankbar an.

      »Danke, Sommerhalder-Bäuerin, danke! Das werde ich dir nie vergessen. Wenn es ein Mädchen wird, dann will ich es nach dir benennen.«

      »Gertrud ist kein so schöner Name mehr in der modernen Zeit. Aber wir werden schon schöne Namen finden, egal ob es ein Bub oder ein Madl wird. Hauptsache es is gesund. Des macht mir am meisten Kummer. Des is net gut, daß du so unglücklich bist.«

      »Ich bin nimmer ganz so unglücklich, Bäuerin.«

      »Des freut mich. I hoff’, daß du dann bald ganz glücklich sein wirst.«

      Ganz glücklich werde ich wohl nie mehr sein, dachte Martina. Sie sagte aber nichts.

      *

      Friedel erschien nicht zum Mittagessen. Als es vom Kirchturm läutete, stand schon das Mittagessen auf dem Tisch. Wie auf allen Höfen wurde pünktlich gegessen. Friedel kam nicht herein. Die Bäuerin rief vom Fenster aus mehrmals über den Hof. Friedel kam aber nicht. So ging sie selbst hinaus und suchte ihn.

      Ihr Sohn lag unter dem Traktor und schraubte.

      »Es is Essenszeit, Friedel. Hast mich net gehört?«

      »I eß heute im Wirtshaus. I gehe in den ›Ochsen‹.«

      »So ein Schmarrn, so ein damischer! Bist jetzt ganz narrisch geworden? Wie kommst denn jetzt darauf?«

      »Wenn dir des net gefällt, dann sag i dir, daß i kein Hunger hab’.«

      »Des is genau so ein Schmarrn. Was wird denn die Tina denken? Die muß doch denken, du gehst ihr aus dem Weg.«

      »Des soll sie auch denken. Sie will das ja so haben, das hat sie selbst gesagt. I mach also des nur so, wie die Tina das haben will.«

      »Depperts Mannsbild, deppertes! Wenn du Hunger hast, dann kommst. Ins Wirtshaus wird net gegangen. Des gibt’s net, Friedel.«

      »Mutter, des is mei Sach!«

      »Stell dich net so an und komm mit.«

      »Nix da! Laß mich in Ruh!«

      Die Bäuerin sah, daß sie ihren Sohn nicht überreden konnte. Kopfschüttelnd ging sie zurück in die Küche.

      »Friedel kommt net zum Essen. Der geht dir aus dem Weg, Tina. War etwas zwischen dir und dem Friedel?«

      Martina wurde rot.

      »Tina, i will net wissen, was da war. Doch bring’ das in Ordnung.«

      »Ja, Bäuerin«, sagte Martina leise. »Soll ich gleich rausgehen und mit ihm reden?«

      »Nein, erst wird gegessen, dann machen wir den Abwasch und unsere Arbeit wie immer. Dann kannst gehen. Bis dorthin wird er ja nicht verhungert sein, der Querschädel. So ein narrisches Mannsbild!«

      Damit war das Gespräch beendet. Die Bäuerin sprach das Tischgebet und sie aßen.

      *

      Am späten Nachmittag ging Martina in den Garten. Zum Abendessen plante sie, Pellkartoffeln und Quark mit vielen Zwiebeln, Knoblauch und Schnittlauch zu machen. Mohrle lief ihr nach.

      »Friedel, ich möchte mit dir sprechen. Ich bin im Garten«, sagte Martina, als sie an Friedel vorbeiging.

      Ihr Herz klopfte. Ihr Puls raste. Ihre Hände umklammerten den kleinen Korb, als wäre sie am Ertrinken und dieser Halt die einzige Rettungsmöglichkeit. Es dauerte nicht lange, bis Friedel kam.

      »Ja, da bin i!«

      Martina stand im Kräuterbeet und schnitt Schnittlauch. Sie legte das Büschel in den Korb.

      »Friedel, ich wollte nicht unhöflich sein zu dir am letzten Sonntag. Wir sollten versuchen, miteinander auszukommen. Ich mußte deiner Mutter versprechen, mit dir zu reden. Wir leben hier alle zusammen auf dem Hof. Wir arbeiten zusammen. Da müssen wir versuchen, miteinander auszukommen.«

      »So meinst? Denkst des wär nötig? Des klingt jetzt aber ganz anders als am Sonntag. Da hast gesagt, daß i dich in Ruh’ lassen soll, sonst würdest du sofort abreisen. Des will i net


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