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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Ich muß immer nur an Friedel denken.«

      »Dann heirate ihn, Tina! Stehe dazu, daß du ihn liebst. Er wird deinem Kind ein guter Vater sein, da bin ich mir sicher. Seine Mutter wird eine gute und liebevolle Großmutter sein, wie du dir keine bessere wünschen kannst. Sie mag dich jetzt schon, Tina.«

      »Wenn ich mich darauf einlasse, dann werden Friedel und ich eines Tages wahrscheinlich weitere Kinder haben. Muß er nicht denen dann den Vorzug geben?«

      »Tina, daß dein Erstgeborenes nicht das Kind deines Mannes ist, damit mußt du leben. Das ist die Wahrheit. Doch ist es nicht noch viel mehr, wenn ein Mann ein fremdes Kind als sein eigenes annimmt? Ist das nicht der größte Liebesbeweis, den er der Mutter geben kann und auch dem Kind? Wenn dein Kind groß ist und du es ihm sagen willst, dann kannst du es tun. Es fragt sich aber, ob das sinnvoll und nötig ist. Was in meinen Augen zählt, ist die Liebe und nur die Liebe.«

      Martina atmete tief durch. Anna legte den Arm um sie.

      »Tina, ich will dich nicht überreden. Du hast einmal gesagt, daß du immer das Gefühl hattest, daß man dir gesagt hat, was du tun solltest. Ich will nur deine Freundin sein. Wie immer du dich entscheidest, ich halte zu dir. Ich respektiere deine Entscheidung. Es geht ja schließlich um die Liebe und nur um die Liebe. Um die Liebe zu finden, dazu leben wir. Alle Menschen sind auf der Suche nach der einzigen und wahren Liebe. Du mußt prüfen, ob du sie gefunden hast. Nur du kannst entscheiden, ob Friedel deine einzige wahre Liebe ist.«

      »Ich weiß, Anna!«

      »So, jetzt sage ich dir noch etwas.«

      Annas Stimme klang streng. Sie schaute Martina ernst an.

      »Nicht Friedel ist das Problem. Auch das Kind ist nicht der Hinderungsgrund. Deine Unsicherheit und Ablehnung hat einen ganz anderen Grund. Du hast Angst.«

      »Ja, so ist es.«

      »Tina, warum hast du Angst vor deinen Gefühlen? Ich will dir die Frage gleich beantworten. Du sagst dir, daß du dich einmal geirrt hast. Die Sache mit Mark ging schief. Das war ein Fehlgriff.«

      »Oh, ja, das war mehr als ein Fehlgriff, Anna!«

      »Deshalb vertraust du dir selbst nicht mehr. Du willst keine Entscheidung treffen, weil du Angst hast, du könntest dich wieder falsch entscheiden. In deinen Augen hast du dich bereits einmal für den falschen Mann entschieden. Doch du hast auch andere Entscheidungen getroffen. Nämlich, daß du dein Kind bekommen willst und weiter, daß du Mark nichts sagen willst, ihn auch nicht heiraten willst. Das waren mutige und selbstsichere und kluge Entscheidungen.«

      »Meinst du wirklich?« fragte Martina unsicher.

      »Ja, davon bin ich überzeugt.«

      Anna rückte ein Stück näher an Martina heran. Sie legte den Arm um ihre Schultern.

      »Tina, du hast eine ganz wichtige Entscheidung getroffen, bevor du Friedel gekannt hast. Du hast entschieden, dein Unglück nicht noch schlimmer zu machen. Du hast dich gegen Mark und für die Liebe entschieden. Verstehst du, was ich dir damit sagen will? Du hast erkannt, daß es noch mehr geben muß – die Liebe eben. Eine Liebe, die trägt. Eine Liebe, die alles versteht, und auf die man bauen kann, gleich, was im Leben auch geschieht. Mark hat dir das nicht bieten können. Deshalb hast du dich gegen ihn entschieden. Eine Frau, die das Kind eines Mannes austrägt, die will wissen, daß sie geliebt wird und nicht nur Zuversicht ist, um es mit den Worten dieses Kerls zu umschreiben.«

      Anna ließ Martina Zeit, über diese Worte nachzudenken. Sie saßen auf der Bank und schauten über Waldkogel. Zwischen den Dächern der Gehöfte ragten grüne Baumkronen hervor. Der goldene Wetterhahn auf der Kirchturmspitze glänzte in der Abendsonne. Martina saugte das friedvolle Bild in ihr Herz ein. Im Osten ballten sich Regenwolken über den Gipfeln.

      »Es riecht bereits nach Regen, Tina. Kannst du es auch riechen? Ich hoffe, es regnet heute nacht ein wenig. Die Wiesen sind so trocken. Das Gras ist ganz ausgedörrt und kraftlos.«

      »Ja, ich spüre es auch. Es wird regnen, wahrscheinlich in den frühen Morgenstunden.«

      »Regen ist ein Segen für das Land und die Natur. Aller Staub und Schmutz wird abgewaschen. So erscheint es mir immer. Danach sieht alles neu und schön und glänzend aus. So rein! Tina, laß auch etwas Regen in dein Inneres fallen. Laß allen Zweifel, jede Verzagtheit, Unsicherheit und Angst herausspülen.«

      »Du hast ja so recht, Anna. Ich liebe Friedel wirklich. Aber ich fühle mich unwürdig, seine Frau zu werden.«

      »Das sollst du ganz schnell vergessen. Nicht du entscheidest darüber. Friedel hat sich für dich entschieden. Ich verstehe, wie schwer es sein kann, ein so großes Geschenk der Liebe anzunehmen. Doch überlege es dir gut, ob es wirklich dein Wunsch ist, es abzulehnen. Du liebst ihn wirklich, das weiß ich. Niemand denkt, daß du nur eine einfache und billige Lösung für deine Lage suchst. Du mußt es schaffen, daß du ja zu ihm sagst. Dein Herz sehnt sich doch nach ihm, oder?«

      »Ja, Anna. Ich fühlte mich so geborgen in seinen Armen. Fast hätte ich ihm alles gesagt, als er mich geküßt hatte. Er ist so rührend um mich besorgt.«

      Anna stand auf.

      »So, Tina! Ich lasse dich jetzt allein. Ich habe dir als Freundin alles gesagt, was ich dir sagen konnte. Vieles davon, wahrscheinlich alles, hast du selbst bereits gewußt. Bleibe jetzt noch ein wenig hier sitzen und denke nach. Niemand wird dich stören. Es dauert noch eine Weile, bis die Sonne untergeht. Höre auf dein Herz! Höre solange hin, bis du eine klare Antwort gefunden hast. Lausche auf das Ja zu deiner Entscheidung. Es muß aber deine Entscheidung sein. Ein kompromißloses Ja. Ich wünsche dir viel Glück. Meta würde sagen: Gottes reichlichen Segen.«

      Die Frauen umarmten sich. Tina bedankte sich leise bei Anna. Dann sah sie ihr nach, wie sie mit schnellen Schritten den Weg hinunterlief.

      *

      Es war schon fast dunkel, als Martina auf den Sommerhalder Hof kam. Ihre Schritte hallten durch die Dunkelheit. Aus dem Küchenfenster fiel Licht auf die Steinplatten entlang des Hauses. Mohrle kam aus der Dunkelheit auf Martina zugelaufen. Er miaute erbärmlich. Martina hob ihn hoch und vergrub ihr Gesicht in sein Fell.

      »Hast du mich gesucht, mein Kleiner? Ich bin ja wieder da.«

      Friedel Sommerhalder trat aus dem Haus.

      »Schön, daß du wieder da bist. Mutter hat sich Sorgen gemacht. I hab’ mit ihr geredet. I hab’ ihr erzählt, daß i dir einen Antrag gemacht hab’. Sie gibt uns ihren Segen. Des wollt i dir noch sagen.«

      Langsam ging Martina über den Hof, noch immer den kleinen Kater fest an sich drückend. Sie setzte sich auf eine Kiste, die abseits des Scheunentores stand. Friedel folgte ihr und setzte sich neben sie. Es war Vollmond. Der Mond hing wie eine große Lampe über den Bergen, die sich als tiefschwarze Schatten gegen den Sternenhimmel abzeichneten.

      »Anna meint, es wird Regen geben.«

      »Ja, das denke ich auch. Das Vieh spürt es auch. Es ist dann anders als sonst. Wenn du länger hier sein wirst, wirst du die Anzeichen auch sehen.«

      Mohrle lag jetzt auf Miriams Schoß und schnurrte. Sie streichelte sein Fell. Friedel reichte mit seiner Hand hinüber und streichelte ebenfalls den kleinen Kater. Dabei berührte er Martinas Hand. Er hielt sie fest und Martina zog sie nicht zurück. So saßen sie eine Weile da und schwiegen. Friedel dachte, wie schön sich ihre Haut anfühlt. So weich und zart. Martina genoß die rauhe, schwielige Männerhand.

      »Friedel, ich habe nachgedacht. Ich möchte dir jetzt etwas sagen. Ich bitte dich, mich ganz ausreden zu lassen. Ich habe mir überlegt, daß es vielleicht eine Möglichkeit geben kann für uns.«

      Friedels Herz klopfte. Er wagte kaum zu atmen. Er spürte an Tinas Hand, wie angespannt auch sie war.

      Leise sprach Tina weiter:

      »Wenn du willst, dann werde ich auf dem Papier deine Frau. Wir können sofort heiraten. Wir gehen auf das Standesamt. Deine Mutter kann mitkommen. Anna und Toni


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