Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
war mein Doktor. Ich stelle mir eine stille Heirat vor, ohne viel Getue. Wenn du willst, kann das noch diese Woche geschehen. Ich danke dir für deine selbstlose Zuneigung und Fürsorge. Ich werde mich bemühen, dir auch eine gute Frau zu sein. Ich will dir gestehen, daß ich auch etwas für dich empfinde. Sonst würde ich nicht einwilligen, deine Frau zu werden. Jemanden zu lieben ist kein Zeitvertreib. Doch ich wurde tief verletzt und weiß nicht, wann ich mich dir hingeben kann. Es wäre mir lieber, wir könnten mit der Hochzeit noch etwas warten. Doch du hast mich überzeugt, daß eine schnelle Lösung die beste ist. Das war es, was ich dir sagen wollte, Friedel.«
Friedel drückte fest ihre Hand, und sie erwiderte seinen Händedruck. Martina stand auf. In der Dunkelheit konnte er ihre Gesichtszüge mehr ahnen als sehen.
»Ich bin damit einverstanden, Tina. Eine kleine Hochzeit, das ist auch mein Wunsch. Ich werde dann mit dem Bürgermeister sprechen. Mutter wird es bedauern, daß wir nicht in der Kirche heiraten. Aber sie wird sich damit abfinden, da bin ich mir sicher.«
»An deine Mutter habe ich nicht gedacht.« Martina überlegte einen kleinen Augenblick. »Gut, dann können wir auch in der Kirche heiraten. Meinst du, du kannst mit dem Pfarrer reden, daß er uns abends traut? Es gibt oben am Berg eine kleine Kapelle. Vielleicht können wir da heiraten.«
»I denk schon. Ich werde gleich morgen mit ihm reden und mit dem Bürgermeister auch. Du mußt mitkommen, wenn das Aufgebot bestellt wird.«
»Morgen so gegen zehn Uhr?«
»Ja, das paßt. Da sind wir mit der Stallarbeit auf dem Hof fertig. Wäre dir die Trauung am Freitag recht?«
»Ja, das würde mir passen, Friedel.«
»Dann sollten wir jetzt mit meiner Mutter reden. Mei, wird die sich freuen.«
Sie gingen hinein. Friedel hielt Martina die Küchentür auf. Die Sommerhalder-Bäuerin saß am Tisch und nähte gerade den letzten Knopf an der Trachtenweste an, die sie gestrickt hatte.
»Fertig! Gefällt sie dir? Die ist für dich, Tina!«
»Für mich? Die ist ganz wunderbar, Bäuerin. Vielen, vielen Dank.«
»Tina! Des mit der Bäuerin läßt du jetzt, hörst du? Du bist meine Braut. Dann kannst zu meiner Mutter auch Mutter sagen. So ist des Brauch bei uns hier. Net wahr, Mutter?«
Das war so ganz typisch für Friedel. Wie er auch selten direkte Fragen stellte, so sagte er auch selten etwas direkt.
»Dann habt ihr endlich zueinander gefunden. Dem Himmel sei Dank! Willkommen, Tina!«
Die Sommerhalder-Bäuerin schloß Tina in ihre Arme.
Sie setzten sich an den Tisch und redeten. Das junge Paar würde nach der Hochzeit die unteren Räume im Bauernhaus beziehen und sich einrichten. Gertrud Sommerhalder würde oben in der zweiten Etage zwei Zimmer für sich behalten.
»Was ist mit deinen Eltern, Tina?« fragte Friedels Mutter schon zu vorgerückter Stunde.
Auf Martinas Gesicht fiel ein Schatten. Sie dachte nach.
»Ich will zuerst den Friedel heiraten. Dann können sie es erfahren, daß ich seine Frau bin. Daß mein Kind net vom Friedel ist, das brauchen sie nicht zu wissen. So will ich es haben.«
»Dann wird es so gemacht, Tina. Hast du sonst noch einen Wunsch? Mußt es nur sagen.«
Martina lächelte zaghaft.
»Vielleicht können wir dann ja morgen zum Forsthaus spazieren? Ich wäre so gern mit dir zum Forsthaus gegangen.«
Friedel strahlte über das ganze Gesicht. Er wußte, daß Tina ihm damit sagen wollte, daß sie ihn liebt.
Gertrud Sommerhalder zog sich dann bald zurück.
»Gute Nacht, mein Madl! Schlaf gut.«
»Gute Nacht, Bäuerin!« Dann fügte Tina leise hinzu: »Schlaf gut, Mutter Trudel.«
Die Bäuerin strich Tina liebevoll über das Haar.
Martina und Friedel hörten, wie die Bäuerin die Stufen hinaufging.
»Du hast mei Mutter sehr glücklich gemacht. Jetzt weiß sie, daß es weitergehen wird mit dem Hof.«
»Ja, das wird es.«
»Darfst net denken, daß i dich nur heirate wegen dem Hof und weil eine junge Frau endlich auf den Hof muß, Tina. Ich lieb’ dich wirklich. Die Mutter mag dich auch.«
»Das weiß ich, Friedel. Jetzt bin ich aber müde und möchte zu Bett.«
Friedel ging mit bis zur Tür der kleinen Kammer, in der Tina untergebracht war. Verlegen blieb er stehen.
»Du sollst wissen, daß ich dich jetzt gerne küssen würde. Das wäre das mindeste. Aber ich will dich nicht drängen. Sagen wollte ich es dir nur.«
»Bleib ganz ruhig, Friedel.«
Tina legte ihre Hand auf seine Schulter und hauchte ihm einen Kuß auf seine Wange.
»Gute Nacht, Friedel. Schlafe gut.«
»Du auch, Tina. Schlaf dich morgen früh aus. Ich versorg’ das Vieh.«
Friedel nahm unbeholfen ihre Hand und küßte sie. Zu mehr hatte er keinen Mut. Es lag aber eine unendliche Zärtlichkeit in ihren Augen, als sie sich ansahen. Dann ging Tina in ihre Kammer und schloß die Tür.
Sie lehnte sich von innen dagegen und schloß die Augen. Ihr Herz klopfte. Ja, er würde ihr ein guter Mann sein.
*
Sie hielten es so, wie sie es besprochen hatten. Bürgermeister Fellbacher war überrascht, als die beiden zu ihm kamen. Martina ließ Friedel alles regeln. Die Formalitäten waren schnell erledigt.
»Ist ja eine richtige Blamage für mich als Bürgermeister. Da gibt es wohl schon seit längerem eine Liebschaft in Waldkogel und i hab’ nix davon gewußt. Na, so was.«
»Wir haben uns auch große Mühe gegeben, die Sache geheimzuhalten. Das letzte Mal ging das ja schief. Da war ich der gehörnte Bräutigam. Jetzt bin i mir aber sicher. Meine Braut läuft net weg dieses Mal. Aber i bitt’ dich, Fellbacher, häng’s net an die große Glocke. Wir heiraten am Freitag. Erst nach vollendeten Tatsachen kann dann getratscht werden. Kein Wort vorher! Sonst lernst mich kennen, Fellbacher.«
»Was wirst dann machen, Friedel?«
»Ich ziehe mit meiner Tina fort und mach in unsere Scheune eine Disco«, grinste Friedel.
Er wußte, daß er damit den wunden Punkt des Bürgermeisters getroffen hatte.
»Um Gottes willen! Eine Disco in Waldkogel? In unserem schönen, ruhigen Waldkogel! Des wäre eine einzige Katastrophe. Mit der Ruhe wäre es vorbei.«
»Des liegt ganz bei dir, Fellbacher!«
Draußen auf der Straße mußte Martina herzlich lachen.
»Das war zu komisch mit der Disco! Der Bürgermeister wurde ganz blaß. Der hat deine Drohung ernstgenommen, Friedel.«
»Mir war es auch ernst damit. Des kannst mir glauben. Du willst doch eine Trauung im engsten Kreis. Bitte! Das habe ich dir versprochen und so soll es auch sein. Da schrecke ich vor nix zurück.«
Gleich anschließend besuchten sie Pfarrer Zandler. Friedel legte in der Gegenwart des Pfarrers den Arm um Martina. Dann holte er einen Briefumschlag aus der Innentasche seiner Lodenjacke und legte ihn auf den Tisch.
»Pfarrer Zandler! I will es kurz machen. I will die Tina am Freitag am späteren Nachmittag oben in der kleinen Kapelle am Pilgerweg heiraten. Da is was drin! Eine kleine Spende für die Kirche. I denk, des ist genug und erleichtert die Entscheidung. Fragen brauchst net stellen. Wir lieben uns und es muß schnell gehen. Also, wie is des? Am Freitag um sechzehn Uhr? Ah, und noch was, mußt es net bei der Abendmesse von der Kanzel verkündigen. Wir wollten erst Tatsachen schaffen. Kannst es dann der Gemeinde am Sonntag erzählen.«