Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.
eine wirkliche Trauung, als ein Aufgebot und keine Trauung. Letzteres gab es ja schon einmal. Ich werde nie vergessen, wie verloren du vor der Kirche auf deine Braut gewartet hast. Und Fragen soll ich keine stellen?«
»Nein! Wir sind uns einig. Wir lieben uns. Auf das Traugespräch können wir auch verzichten. Sie können uns ja in der Predigt alles sagen, was Sie uns sagen wollen.«
Pfarrer Zandler lachte. Das war ganz der Friedel, wie er ihn schon seit Jahren kannte. Er war damals ein kleiner Bub, als er Pfarrer in Waldkogel wurde. Damals war gerade sein Vater gestorben, und Friedel mußte sehr schnell erwachsen werden.
»Gut, dann mache ich mal eine Ausnahme. Also am Freitag um sechzehn Uhr in der kleinen Kapelle, der Petruskapelle. Ist aber schon schade, daß ihr nicht hier in Waldkogel in der Kirche heiratet, wenn die ganze Gemeinde dabei ist.«
»Es gibt bestimmt noch andere Gelegenheiten, zum Beispiel eine Taufe. Wenn man heiratet, dann will man ja auch Kinder.«
Pfarrer Zandler schmunzelte. Er betrachtete Martina, die bei dem letzten Satz von Friedel ganz rot geworden war.
»Hast dir ein fesches Madl ausgesucht, Friedel.«
»Ja, fesch ist sie, meine Martina. Die trägt den Namen des heiligen Martins zu Recht. Der hat doch auch die Hälfte seines Mantels fortgegeben. Lieber hatte er es net so warm, aber ein anderer wurde glücklich. Meine Martina, die ist genauso. Die würd’ auf alles verzichten, nur schon auf Verdacht hin, daß jemand anders unglücklich sein könnte, Herr Pfarrer. Ja, so ist meine Tina.«
Martina verstand ganz genau, was Friedel ihr damit sagen wollte. Sie hätte auf ihn verzichtet, weil sie Angst hatte, daß sie ihm schaden könnte.
Auf dem Heimweg liefen sie nebeneinander her.
»Bist zufrieden, Tina?«
»Ja, Friedel! Es ist alles wunderschön.«
»Des freut mich.«
Am Nachmittag fuhr Martina in die Stadt und kaufte sich ein Dirndl. Sie hatte sich vorher bei Anna erkundigt, in welchem Geschäft sie ihre schönen Dirndl gekauft hatte. Anna hatte Martina in die Arme genommen und ihr von Herzen alles, alles Gute gewünscht, als sie gehört hatte, daß sich die Freundin für ein Leben an der Seite von Friedel entschieden hatte. Anna hätte Martina gern begleitet, aber ihre eigenen Hochzeitsvorbereitungen ließen ihr dazu keine Zeit.
Während Martina in der Stadt war, besuchte Friedel die Freunde. Leonhard und Martin waren total überrascht.
»Deswegen hat die Tina mich links liegen lassen, Friedel. Die war in dich verliebt. Na, da kann i dir nur gratulieren.«
*
Die Trauung beim Bürgermeister dauerte nur eine Viertelstunde.
Anschließend fuhren alle gemeinsam in den großen Geländewagen von Martin und Leonhard auf den Berg, bis ein Stück unterhalb der Petruskapelle. Die letzten fünfhundert Meter, die doch steil waren, mußten sie zu Fuß gehen. Friedel hielt Martina fest an der Hand. Pfarrer Zandler wartete schon in der Kapelle.
Es war eine kleine, aber sehr feierliche Trauung. Alle Gäste waren tief bewegt. Als der Pfarrer den Schlußsegen gesprochen hatte, sagte er wie immer:
»So! Jetzt dürft ihr euch küssen.«
Friedel schaute Martina in die Augen. Darin sah er so viel Glück und Zärtlichkeit. Er nahm sie in die Arme und sie küßten sich. Sie küßten sich lange und innig. Martin und Leo witzelten leise in den Kirchenbänken wegen dieses langen Kusses.
Friedel drehte sich nur kurz um und bemerkte:
»Ruhe da auf den hinteren Plätzen!«
Dann schloß er seine Braut wieder in die Arme.
Friedel schickte seine Mutter und die Gäste voraus zu den Autos. Er und Martina standen noch einen Augenblick alleine vor der Kapelle, die dort schon seit vielen, vielen Jahrhunderten stand. Sie stammte aus der Zeit, als die Pilger über die Berge nach Süden zogen.
Die Berge leuchteten in der Sonne, als hätten sie sich extra für das Ereignis herausgeputzt.
»Tina, ich liebe dich!«
»Friedel, ich liebe dich auch! Nimm mich bitte in den Arm und halte mich fest. Laß mich nie wieder los.«
»Ich werde immer bei dir sein, mein Liebling.«
Ihre Lippen fanden sich zu einem innigen Kuß.
»Wir müssen gehen, meine liebe Frau. Meine fesche Bäuerin.«
Hand in Hand gingen sie zu den wartenden Autos. Gertrud sah ihnen entgegen. Sie waren ein schönes Brautpaar. Martina sah so unschuldig aus in ihrem blaßrosa Dirndl und den rosa Blüten und grünen Berggräsern im Haar.
»Die nächste Hochzeit, das sind wir, Anna!«
»Ich weiß, Toni! Bald bin ich deine Frau.«
Toni nahm seine Anna in den Arm und küßte sie. Dann stiegen alle in die Autos und fuhren zum Sommerhalder Hof.
Aus der stillen Hochzeit wurde dann doch nichts. Irgendwie hatte es sich herumgesprochen und alle waren gekommen, dem Brautpaar Glück zu wünschen. Der Schützenverein, bei dem Friedel Mitglied war, hatte alles heimlich organisiert. Bierfässer und ein Festmahl für die vielen Gäste warteten auf dem festlich geschmückten Hof. Zuerst wurde das Bier angestochen und auf das Brautpaar angestoßen. Dann wurde gegessen. Anschließend wurde zum Tanz aufgespielt, bis weit in die Nacht. Als die letzten Gäste dann endlich gegangen waren, trug Friedel seine Tina über die Schwelle in ein gemeinsames Leben aus Liebe und Glück.
- E N D E -
Die letzten Strahlen der Abendsonne tauchten die Berghütte in warmes Licht. Toni und Anna saßen vor der Hütte in bequemen Liegestühlen, eine Decke über den Beinen. Sie wärmten ihre Hände an den großen Bechern mit heißem Tee. Tonis Hund Bello, ein junger Neufundländer, lag bei Anna und hatte seinen riesigen Kopf auf ihren Schoß gelegt.
Toni lächelte.
»Ja, ja, wenn der Bello nicht gewesen wäre! Der hat dich schneller in die Berge gebracht, als ich es mir je erträumt hatte. Und schau ihn dir an, wie er da liegt. Seit du da bist, bin ich ganz abgeschrieben.«
Anna schaute ihrem Toni in die Augen und lachte laut.
»Klingt, als wärst du eifersüchtig auf deinen Hund. Sei nicht albern, Toni!«
»Ich frage mich, wie das sonst gelaufen wäre mit uns zweien, dem Gebirgler und der Flachlandindianerin. Immerhin hattest du den festen Entschluß, keinen Fuß in die Berge zu setzen. Doch es war deine Neugierde auf Bello, die deine Meinung geändert hatte. So war es doch?«
Anna schmunzelte verlegen. Sie warf ihrem Bräutigam einen lieben Blick zu.
»Toni, Toni! Du kennst die Frauen nicht. Ich hatte mich doch schon im Zug in dich verliebt. Doch ich konnte dir doch nicht so einfach nachlaufen. Wie hätte das ausgesehen? Da kam mir Bello gerade recht. Ich gebe ja zu, daß diese Hunderasse mich schon als Kind fasziniert hat. Aber es war doch einfacher für mich zu sagen, ich will Bello ansehen. Ich konnte damals doch nicht zugeben, daß ich jeder Minute mit dir entgegenfieberte.«
Toni beugte sich zu ihr hinüber und küßte sie. Dann streichelte er Bello.
»Hast gehört, Bello! Du warst nur Mittel zum Zweck! Bilde dir ja nicht so viel ein.«
Sie lachten. Es waren nur noch wenige Tage bis zu ihrer Hochzeit. Alle hatten mit angepackt, Tonis Eltern und seine Freunde ebenso, wie die Freundinnen, die Anna mittlerweile schon in Waldkogel hatte. Alles war fertig. Annas Brautkleid hing in einem abgeschlossenen Schrank in ihrer Kammer. Die Biervorräte und das Essen für die verschiedenen Feiern auf der Berghütte waren eingelagert oder bereits organisiert. In den nächsten beiden Tagen würden Annas