Butler Parker Staffel 4 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
von der Spitzseite her. Die Isolierung der Wände war allerdings leider derart gut, daß er kein Wort von dem verstehen konnte, was im Wagen gesagt wurde. Selbst die Radiomusik drang nur sehr schwach nach draußen.
Ob Mike Rander in diesem Wohnwagen festgehalten wurde?
Natürlich befaßte sich der Butler mit diesen Gedanken. Es war ja immerhin bezeichnend, daß die Frau nach ihrer kurzen Unterhaltung mit Parker hierhergeeilt war.
Eine Tür fiel ins Schloß.
Parker zog sich in die Dunkelheit zurück. Er sah die Frau, die diesmal in Begleitung eines Mannes den Wohnwagen verließ. Sie hatten es sehr eilig. Sie wollten den Butler wahrscheinlich so schnell wie möglich sprechen.
Ob der Wohnwagen nun leer und unbewacht war?
Parker hatte nicht sehr viel Zeit, um das herauszubekommen. Sobald die Frau und der Mann herausfanden, daß er das Hotel verlassen hatte, würden sie schleunigst zum Wohnwagen zurückkehren.
Der Butler beugte sich über den isolierten Kasten, der wahrscheinlich die Propangasflasche enthielt, mit dem im Wagen geheizt und gekocht wurde.
Nach wenigen Sekunden wußte er Bescheid.
Er nahm sich die Freiheit, das Ventil zuzudrehen. Dann schloß er schnell wieder den Isolierkasten und verschwand in der Dunkelheit. Nun mußte sich zeigen, ob sein Trick Erfolg hatte.
Es dauerte nur knapp zwei Minuten, da öffnete sich die Tür des Trailers.
Verwehte Stimmen waren zu hören, dann ein sehr deutlicher und eindeutiger Fluch. Parkers Rechnung ging auf. Im Trailer war die Heizung erloschen. Einer der Zurückgebliebenen kam nun heraus ins Freie, um nach dem Fehler zu suchen.
Der Mann kam dicht an Parker vorbei. Er trug eine dicke Pelzjacke und streifte sich im Gehen ein Paar Handschuhe über. Sobald er verschwunden war, betrat Parker die kleine Treppe und öffnete die Tür des Trailers.
Mit einem schnellen Blick orientierte er sich.
In dem großen salonartigen Wohnraum stand ein Mann vor einem imitierten Kamin. Er beugte sich gerade nieder und untersuchte die eingebaute Heizung. Er sah nicht hoch, obwohl die Tür sich geöffnet hatte. Er rechnete damit, daß sein Mitbewohner zurückkam.
»Nur eine vorübergehende kleine Panne«, meldete sich Parker höflich zu Wort. »Ich bin sicher, daß der Fehler bald behoben sein wird.«
Jetzt erst schaltete der Mann.
Er hörte die fremde Stimme, sah einen Mann, der nicht in den Trailer gehörte und … warf sich geschmeidig und blitzschnell auf den Butler. Er wollte die Knie des Butlers umfassen und ihn so zu Fall bringen. Er kannte Josuah Parker nicht. Und genau das war sein sehr persönliches Pech.
Der Butler sah sich zu seinem Leidwesen gezwungen, den bleigefütterten Griff seines Universal-Regenschirms auf den Kopf des Angreifers fallen zu lassen. Die Berührung war innig und intensiv. Der Angreifer stöhnte auf. Er verdrehte die Augen und legte sich neben dem imitierten Kamin zu einer längeren Ruhepause nieder.
Parker stieg über den ohnmächtigen Mann hinweg und schob die Falltür zur Seite.
Dann verbeugte er sich höflich und lüftete zusätzlich noch die pelzbezogene Melone.
»Ich freue mich, Sir«, sagte er gemessen, »Sie bei bester Gesundheit zu sehen. Ich rate aber, die Örtlichkeit zu wechseln, zumal die Heizung für einige Zeit ausgefallen ist.«
Mike Rander vermochte nur zu nicken. Ein Knebel hinderte ihn daran, Parkers Begrüßungsworte zu erwidern.
*
»Ich hoffe, es geht Ihnen gut, Sir«, erkundigte sich Parker, nachdem er seinen jungen Herrn vom Bett losgebunden hatte.
»Soweit alles in Ordnung, Parker. Nun aber nichts wie weg, sonst haben wir es mit vier Gangstern zu tun.«
»Vielleicht bedienen Sie sich des Pelzes dort am Haken, Sir. Im Freien herrschen Temperaturen, die nicht besonders angenehm sind.«
Mike Randers massierte sich kurz die Handgelenke. Dann warf er sich den langen Pelzmantel über. Parker besichtigte währenddessen den Einbauschrank, in dem Gewehre und Handfeuerwaffen standen und lagen. Die Gangster verfügten über ein ansehnliches Arsenal.
»Worauf warten wir noch, Parker?« Mike Randers war etwas nervös. Sehr verständlich übrigens, denn Parkers Ruhe war penetrant und sägte an den Nerven.
»Ich möchte mich, wenn Sie erlauben, Sir, einen Moment noch mit den Waffen befassen. Zudem halte ich es für angebracht, auf den Mann zu warten, der draußen vor dem Trailer die Gasflasche untersucht.«
»Still, er kommt schon …« Mike Rander deutete auf die Tür. Dann verschwand er blitzschnell wieder hinter der Falltür. Josuah Parker baute sich hingegen in einer Nische zwischen Wandschrank und Kombüse auf.
Schritte auf der kleinen Treppe. Dann öffnete sich die Tür des Trailers. Fauchend fiel der Wind ein. Der Mann fluchte und warf die Tür hinter sich ins Schloß. Er streifte sich die dicke Pelzjacke ab. Als sie mit dem Kragen in Höhe seiner Schulterblätter hing, trat der Butler gelassen, fast würdevoll, aus seinem Versteck hervor und griff nach der Oberkante der Jacke. Ein schneller, gekonnter Griff, dann befand sich der Gangster in einer Art Zwangsjacke, wie sie zweckmäßiger und besser gar nicht hätte sein können.
Er fauchte wie ein wildes Tier, versuchte sich umzudrehen und loszureißen. Doch Parkers Hand hielt eisern fest.
»Sie sollten Ihre Energien nicht so unnötig verschwenden«, rief er dem fluchenden Mann zu. »Nur etwas Geduld. Sie werden uns gleich los sein.«
Mike Rander erschien auf der Bildfläche.
Bei seinem Auftauchen begann der Gangster erneut zu schimpfen und Drohungen auszustoßen. Er hielt erst dann den Mund, als Parker ihm die Melone mit der stahlblechgefütterten Rundung auf den Kopf setzte.
Auch dieser Gangster beeilte sich, neben dem Kamin ein kleines Nickerchen zu halten. Mike Rander nickte seinem Butler anerkennend zu.
»Nun zu den Waffen«, sagte Parker. Er blieb vor dem Ausguß stehen und verschloß ihn mit einem Stöpsel. Dann ließ er Wasser einlaufen. Mike Rander sah ihm erstaunt zu. Noch wußte er nicht, was sein Butler plante.
Dann mußte er allerdings leise lachen. Parker nahm zuerst die Handfeuerwaffen. Er tauchte sie ausgiebig ins Wasser, füllte die Läufe voll Wasser und stopfte die Mündungen mit Papierpfropfen zu. Dann reichte er die so behandelten Waffen an seinen jungen Herrn weiter.
»Haben Sie die Güte, Sir, die Waffen hinaus ins Freie zu werfen«, bat er.
»Keine schlechte Idee, Parker.« Mike Rander sah aus wie ein listiger Schuljunge, der einen besonders treffenden Ulk ausheckt.
»Unter der Einwirkung der draußen herrschenden klirrenden Kälte, Sir, ist mit Sicherheit zu rechnen, daß das Wasser gefrieren und zu Eis werden wird.«
»Viel deutlicher und präziser konnten Sie sich gar nicht ausdrücken.« Mike Rander lächelte amüsiert. Er öffnete eines der Fenster und warf die ersten Schußwaffen hinaus in die Dunkelheit. Sie landeten im Schnee.
Parker befaßte sich währenddessen mit den Gewehren.
Auch ihre Läufe füllten sich mit Flüssigkeit, auch ihre Schloßteile standen bald unter Wasser. Mike Rander nahm die so behandelten Waffen in Empfang und beförderte sie in den Schnee.
Erst nach dieser Arbeit verließen Herr und Butler den Trailer. Mehr war im Moment nicht zu tun. Die Kälte aber fraß sich inzwischen in das Wasser hinein und verwandelte es zu Eis. Innerhalb weniger Minuten wurden sämtliche Schußwaffen zu unhandlichen Eisblöcken, die zu nichts mehr taugten. Der schußfreie Rückweg war damit gesichert …
*
»Wie hat der Mann sich genannt? Randy Harding? Kenne ich nicht, Mr. Rander. Sie müssen einem Schwindler auf gesessen sein.«
Clay Hellers, der Makler aus Fairbanks sprach sehr schnell.