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Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.

Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер


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darüber aussprechen, hat gewiß etwas Tröstliches. Und wir brauchen nicht einmal Philosophie dazu! – Wir brauchen gar nicht ins große Allgemeine zu gehen; – es genügt schon, das Besondere sehr tief bis in seine verborgensten Keime zu begreifen.

      Anatol. Ein recht mäßiges Vergnügen, das du mir da vorschlägst.

      Max. Ich meine nur so. – Aber ich habe dir's ja den ganzen Nachmittag angesehen, schon im Prater unten, wo du blaß und langweilig warst wie die Möglichkeit.

      Anatol. Sie wollte heute hinunterfahren.

      Max. Du warst aber froh, daß uns ihr Wagen nicht begegnete, weil du gewiß jenes Lächeln nicht mehr zur Verfügung hast, mit dem du sie vor zwei Jahren begrüßtest.

      Anatol(steht auf). Wie kommt das nur! – Sag mir, wie kommt das nur –? – Also steht mir das wieder einmal bevor – dieses allmähliche, langsame, unsagbare traurige Verglimmen? – Du ahnst nicht, wie ich davor schaudere –!

      Max. Drum sage ich ja: Reise ab! – Oder habe den Mut, ihr die ganze Wahrheit zu sagen.

      Anatol. Was denn? Und wie?

      Max. Nun, ganz einfach: Daß es aus ist.

      Anatol. Auf diese Arten von Wahrheiten brauchen wir uns nicht viel zugute tun; das ist ja doch nur die brutale Aufrichtigkeit ermüdeter Lügner.

      Max. Natürlich! Lieber verbergt ihr es mit tausend Listen voreinander, daß ihr euch nicht mehr dieselben seid, die ihr wart, als mit einem raschen Entschluß auseinanderzugehen. Warum denn nur? –

      Anatol. Weil wir es ja selbst nicht glauben. Weil es mitten in dieser unendlichen Ödigkeit der Agonie sonderbare täuschende Augenblicke gibt, in denen alles schöner ist als je zuvor ...! Nie haben wir eine größere Sehnsucht nach Glück als in diesen letzten Tagen einer Liebe – und wenn da irgendeine Laune, irgendein Rausch, irgendein Nichts kommt, das sich als Glück verkleidet, so wollen wir nicht hinter die Maske sehen ... Da kommen dann die Augenblicke, in denen man sich schämt, daß man alle die Süßigkeiten geendet glaubte – da bittet man einander so vieles ab, ohne es in Worten zu sagen. – Man ist so ermattet von der Angst des Sterbens – und nun ist plötzlich das Leben wieder da – heißer, glühender als je und trügerischer als je! –

      Max. Vergiß nur eines nicht: Dieses Ende beginnt oft früher, als wir ahnen! – Es gibt manches Glück, das mit dem ersten Kuß zu sterben begann. – Weißt du nichts von den schwer Kranken, die sich für gesund halten bis zum letzten Augenblick –?

      Anatol. Zu diesen Glücklichen gehöre ich nicht! – Das steht fest! – Ich bin stets ein Hypochonder der Liebe gewesen ... Vielleicht waren meine Gefühle nicht einmal so krank, als ich sie glaubte – um so ärger! – Mir ist manchmal, als werde die Sage vom bösen Blick an mir wahr ... Nur ist der meine nach innen gewandt, und meine besten Empfindungen siechen vor ihm hin.

      Max. Dann muß man eben den Stolz seines bösen Blickes haben.

      Anatol. Ach nein, ich beneide ja doch die andern! Weißt du – die Glücklichen, für die jedes Stück Leben ein neuer Sieg ist! – Ich muß mir immer vornehmen, mit etwas fertig zu werden; ich mache Haltestellen – ich überlege, ich raste, ich schleppe mit –! Jene andern überwinden spielend, im Erleben selbst; ... es ist für sie ein und dasselbe.

      Max. Beneide sie nicht, Anatol – sie überwinden nicht, sie gehen nur vorbei!

      Anatol. Ist nicht auch das ein Glück –? – Sie haben wenigstens nicht dieses seltsame Gefühl der Schuld, welches ja das Geheimnis unserer Trennungsschmerzen ist.

      Max. Welcher Schuld denn? –

      Anatol. Hatten wir nicht die Verpflichtung, die Ewigkeit, die wir ihnen versprachen, in die paar Jahre oder Stunden hineinzulegen, in denen wir sie liebten? Und wir konnten es nie! nie! – Mit diesem Schuldbewußtsein scheiden wir von jeder – und unsere Melancholie bedeutet nichts als ein stilles Eingeständnis. Das ist eben unsere letzte Ehrlichkeit! –

      Max. Zuweilen auch unsere erste ...

      Anatol. Und das tut alles so weh. –

      Max. Mein Lieber, für dich sind diese lang dauernden Verhältnisse überhaupt nicht gut ... Du hast eine zu feine Nase –

      Anatol. Wie soll ich das verstehen?

      Max. Deine Gegenwart schleppt immer eine ganze schwere Last von unverarbeiteter Vergangenheit mit sich ... Und nun fangen die ersten Jahre deiner Liebe wieder einmal zu vermodern an, ohne daß deine Seele die wunderbare Kraft hätte, sie völlig auszustoßen. – Was ist nun die natürliche Folge –? – Daß auch um die gesundesten und blühendsten Stunden deines Jetzt ein Duft dieses Moders fließt – und die Atmosphäre deiner Gegenwart unrettbar vergiftet ist.

      Anatol. Das mag wohl sein.

      Max. Und darum ist ja ewig dieser Wirrwarr von Einst und Jetzt und Später in dir; es sind stete, unklare Übergänge! Das Gewesene wird für dich keine einfache starre Tatsache, indem es sich von den Stimmungen loslöst, in denen du es erfahren – nein, die Stimmungen bleiben schwer darüber liegen, sie werden nur blässer und welker – und sterben ab.

      Anatol. Nun ja. Und aus diesem Dunstkreis kommen die schmerzlichen Düfte, die so oft über meine besten Augenblicke ziehen. – Vor denen möchte ich mich retten.

      Max. Ich bemerke zu meinem größten Erstaunen, daß keiner davor sicher ist, einmal etwas Erstgradiges sagen zu müssen!... So hab ich jetzt etwas auf der Zunge: Sei stark, Anatol – werde gesund!

      Anatol. Du lachst ja selbst, während du's aussprichst! ... Es ist ja möglich, daß ich die Fähigkeit dazu hätte! – Mir fehlt aber das weit Wichtigere – das Bedürfnis! – Ich fühle, wie viel mir verlorenginge, wenn ich mich eines schönen Tages »stark« fände! ... Es gibt so viele Krankheiten und nur eine Gesundheit –! ... Man muß immer genau so gesund wie die andern – man kann aber ganz anders krank sein wie jeder andere!

      Max. Ist das nur Eitelkeit?

      Anatol. Und wenn? – Du weißt schon wieder ganz genau, daß Eitelkeit ein Fehler ist, nicht –? ...

      Max. Ich entnehme aus alledem einfach, daß du nicht abreisen willst.

      Anatol. Vielleicht werde ich abreisen – ja, gut! – Aber ich muß mich damit überraschen – es darf kein Vorsatz dabei sein, – der Vorsatz verdirbt alles! – Das ist ja das Entsetzliche bei diesen Dingen, daß man – den Koffer packen, einen Wagen holen lassen – ihm sagen muß – zum Bahnhof!

      Max. Das besorge ich dir alles! (Da Anatol rasch zum Fenster gegangen und hinausgesehen hat.) – Was hast du denn? –

      Anatol. Nichts ...

      Max. Ach ja ... ich vergaß ganz. – Ich gehe schon.

      Anatol. ... Siehst du – in diesem Momente ist mir wieder –?

      Max. ...

      Anatol. Als betete ich sie an!

      Max. Dafür gibt es eine sehr einfache Erklärung, die nämlich: Daß du sie wirklich anbetest – in diesem Augenblick!

      Anatol. Leb wohl, also – den Wagen bestelle noch nicht!

      Max. Sei nicht gar so übermütig! – Der Triester Schnellzug geht erst in vier Stunden ab – und das Gepäck läßt sich nachschicken –

      Anatol. Danke bestens!

      Max (an der Türe). Ich kann unmöglich ohne Aphorisma abgehen!

      Anatol. Bitte?

      Max. Das Weib ist ein Rätsel!

      Anatol. Oh!!!

      Max. Aber ausreden lassen! Das Weib ist ein Rätsel: – So sagt man! Was für ein Rätsel wären wir erst für das Weib, wenn es vernünftig genug wäre, über uns nachzudenken?

      Anatol. Bravo, bravo!

      Max (verbeugt sich und geht ab).

      Anatol (eine Weile


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