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Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.

Die bekanntesten Dramen und Lustspiele von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер


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Ich bitte ... man muß sich nur vorstellen, wie wir uns kennenlernten. Wir ahnten ja selbst nicht, daß wir uns einmal so wahnsinnig lieben würden. Die ersten Tage betrachteten wir beide die ganze Geschichte als etwas Vorübergehendes. Wer weiß ...

      Max. Wer weiß ...?

      Anatol. Wer weiß, ob sie nicht mich erst zu lieben anfing – als sie einen andern zu lieben aufhörte? Was erlebte dieses Mädchen einen Tag, bevor ich sie traf, bevor wir das erste Wort miteinander sprachen? War es ihr möglich, sich da so ohne weiteres loszureißen? Hat sie nicht vielleicht tage- und wochenlang noch eine alte Kette nachschleppen müssen, müssen, sag ich.

      Max. Hm.

      Anatol. Ich will sogar noch weiter gehen ... Die erste Zeit war es ja nur eine Laune von ihr – wie von mir. Wir haben es beide nicht anders angesehen, wir haben nichts anderes voneinander verlangt, als ein flüchtiges, süßes Glück. Wenn sie zu jener Zeit ein Unrecht begangen hat, was kann ich ihr vorwerfen? Nichts – gar nichts.

      Max. Du bist eigentümlich mild.

      Anatol. Nein, durchaus nicht, ich finde es nur unedel, die Vorteile einer augenblicklichen Situation in dieser Weise auszunützen.

      Max. Nun, das ist sicher vornehm gedacht. Aber ich will dir aus der Verlegenheit helfen.

      Anatol. – ?

      Max. Du fragst sie, wie folgt: Cora, seit du mich liebst... bist du mir treu?

      Anatol. Das klingt zwar sehr klar.

      Max. ... Nun?

      Anatol. Ist es aber durchaus nicht.

      Max. Oh!

      Anatol. Treu! Wie heißt das eigentlich: Treu? Denke dir ... sie ist gestern in einem Eisenbahnwaggon gefahren, und ein gegenübersitzender Herr berührte mit seinem Fuße die Spitze des ihren. Jetzt mit diesem eigentümlichen, durch den Schlafzustand ins Unendliche gesteigerten Auffassungsvermögen, in dieser verfeinerten Empfindungsfähigkeit, wie sie ein Medium zweifellos in der Hypnose besitzt, ist es gar nicht ausgeschlossen, daß sie auch das schon als einen Treubruch ansieht.

      Max. Na höre!

      Anatol. Um so mehr, als sie in unseren Gesprächen über dieses Thema, wie wir sie manchmal zu führen pflegten, meine vielleicht etwas übertriebenen Ansichten kennenlernte. Ich selbst habe ihr gesagt: Cora, auch wenn du einen andern Mann einfach anschaust, ist es schon eine Untreue gegen mich!

      Max. Und sie?

      Anatol. Und sie, sie lachte mich aus und sagte, wie ich nur glauben könne, daß sie einen andern anschaue.

      Max. Und doch glaubst du – ?

      Anatol. Es gibt Zufälle – denke dir, ein Zudringlicher geht ihr abends nach und drückt ihr einen Kuß auf den Hals.

      Max. Nun – das ...

      Anatol. Nun – das ist doch nicht ganz unmöglich!

      Max. Also du willst sie nicht fragen.

      Anatol. O doch ... aber ...

      Max. Alles, was du vorgebracht hast, ist ein Unsinn. Glaube mir, die Weiber mißverstehen uns nicht, wenn wir sie um ihre Treue fragen. Wenn du ihr jetzt zuflüsterst mit zärtlicher, verliebter Stimme: Bist du mir treu ... so wird sie an keines Herrn Fußspitzen und keines Zudringlichen Kuß auf den Nacken denken – sondern nur an das, was wir gemeiniglich unter Untreue verstehen, wobei du noch immer den Vorteil hast, bei ungenügenden Antworten weitere Fragen stellen zu können, die alles aufklären müssen. –

      Anatol. Also du willst durchaus, daß ich sie fragen soll ...

      Max. Ich? ... Du wolltest doch!

      Anatol. Mir ist nämlich soeben noch etwas eingefallen.

      Max. Und zwar ...?

      Anatol. Das Unbewußte!

      Max. Das Unbewußte?

      Anatol. Ich glaube nämlich an unbewußte Zustände.

      Max. So.

      Anatol. Solche Zustände können aus sich selbst heraus entstehen, sie können aber auch erzeugt werden, künstlich, ... durch betäubende, durch berauschende Mittel.

      Max. Willst du dich nicht näher erklären ...?

      Anatol. Vergegenwärtige dir ein dämmeriges, stimmungsvolles Zimmer.

      Max. Dämmerig ... stimmungsvoll... ich vergegenwärtige mir.

      Anatol. In diesem Zimmer sie ... und irgendein anderer.

      Max. Ja, wie sollte sie da hineingekommen sein?

      Anatol. Ich will das vorläufig offenlassen. Es gibt ja Vorwände... Genug! So etwas kann vorkommen. Nun – ein paar Gläser Rheinwein... eine eigentümlich schwüle Luft, die über dem Ganzen lastet, ein Duft von Zigaretten, parfümierten Tapeten, ein Lichtschein von einem matten Glaslüster und rote Vorhänge – Einsamkeit – Stille – nur Flüstern von süßen Worten...

      Max. ...!

      Anatol. Auch andere sind da schon erlegen! Bessere, ruhigere als sie!

      Max. Nun ja, nur kann ich es mit dem Begriffe der Treue noch immer nicht vereinbar finden, daß man sich mit einem andern in solch ein Gemach begibt.

      Anatol. Es gibt so rätselhafte Dinge...

      Max. Nun, mein Freund, du hast die Lösung eines jener Rätsel, über das sich die geistreichsten Männer den Kopf zerbrochen, vor dir; du brauchst nur zu sprechen, und du weißt alles, was du wissen willst. Eine Frage – und du erfährst, ob du einer von den wenigen bist, die allein geliebt werden, kannst erfahren, wo dein Nebenbuhler ist, erfahren, wodurch ihm der Sieg über dich gelungen und du sprichst dieses Wort nicht aus! – Du hast eine Frage frei an das Schicksal! Du stellst sie nicht! Tage- und nächtelang quälst du dich, dein halbes Leben gäbst du hin für die Wahrheit, nun liegt sie vor dir, du bückst dich nicht, um sie aufzuheben! Und warum? Weil es sich vielleicht fügen kann, daß eine Frau, die du liebst, wirklich so ist, wie sie alle deiner Idee nach sein sollen – und weil dir deine Illusion doch tausendmal lieber ist als die Wahrheit. Genug also des Spiels, wecke dieses Mädchen auf und lasse dir an dem stolzen Bewußtsein genügen, daß du ein Wunder – hättest vollbringen können.

      Anatol. Max!

      Max. Nun, habe ich vielleicht unrecht? Weißt du nicht selbst, daß alles, was du mir früher sagtest, Ausflüchte waren, leere Phrasen, mit denen du weder mich noch dich täuschen konntest?

      Anatol (rasch). Max... Laß dir nur sagen, ich will; ja, ich will sie fragen!

      Max. Ah!

      Anatol. Aber sei mir nicht böse – nicht vor dir!

      Max. Nicht vor mir?

      Anatol. Wenn ich es hören muß, das Furchtbare, wenn sie mir antwortet: Nein, ich war dir nicht treu – so soll ich allein es sein, der es hört. Unglücklich sein – ist erst das halbe Unglück, bedauert werden: Das ist das ganze! – Das will ich nicht. Du bist ja mein bester Freund, aber darum gerade will ich nicht, daß deine Augen mit jenem Ausdruck von Mitleid auf mir ruhen, der dem Unglücklichen erst sagt, wie elend er ist. Vielleicht ist's auch noch etwas anderes – vielleicht schäme ich mich vor dir. Die Wahrheit wirst du ja doch erfahren, du hast dieses Mädchen heute zum letztenmal bei mir gesehen, wenn sie mich betrogen hat! Aber du sollst es nicht mit mir zugleich hören; das ist's, was ich nicht ertragen könnte. Begreifst du das...?

      Max. Ja, mein Freund (drückt ihm die Hand), und ich lasse dich auch mit ihr allein.

      Anatol. Mein Freund! (Ihn zur 'Tür hegleitend.) In weniger als einer Minute ruf ich dich herein! – (Max ab.)

      Anatol (steht vor Cora ...sieht sie lange an). Cora! ...! (Schüttelt den Kopf, geht herum.) Cora! – (Vor Cora auf den Knien.) Cora! Meine süße Cora! – Cora! (Steht auf. Entschlossen.) Wach auf... und küsse mich!

      Cora (steht auf, reibt sich die Augen,


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