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Mami Staffel 2 – Familienroman. Gisela ReutlingЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 2 – Familienroman - Gisela Reutling


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dafür sparen wir. Wenn sie aber aufs Studium lernen will, dann ist das ihre Sache, dann muß sie sich auch auf den Hosenboden setzen, damit sie mal aufs Gymnasium in Oberau kann.«

      »Gritli ist noch nicht mal sieben, Herr Heimhofer. So viel Disziplin bringt ein Kind dieses Alters nicht auf.«

      »Ach«, höhnte er. »Was Sie nicht sagen!« Er stampfte mit dem Fuß auf und hob den Arm, um zu den Bergriesen zu deuten. »Aber meine alte Mutter und ich sollen uns quälen, damit aus dem Kind was wird? Da kann ich doch nur lachen! Gehen Sie hoch zur Alm, da ist das Gritli noch beim Vieh. Schimpfen Sie mit ihr. Aber drei Stunden braucht eine wie Sie zum Aufstieg.« Er lachte. »Und das richtige Schuhwerk haben Sie auch nicht dabei. Sie meinen wohl, Ihren Ärger übers Gritli bei uns abzuladen, das ist bequemer, wie?«

      Barbara starrte ihn an. Die Lust, ihre Bergstiefel anzuziehen, war ihr vergangen. »Ich werde am Montag mit ihr in aller Ruhe sprechen, Herr Heimhofer. Danke für die Milch.«

      Ihr Herz hämmerte noch vor Zorn, während sie ihren Wagen umständlich wenden mußte. Sepp Heimhofer und seine Mutter sahen gelassen zu.

      »Benimmt sich wie eine aus der Stadt«, murmelte die alte Agnes verärgert. »Spielt sich auf und denkt, sie kann unsereins was anschaffen. Aber da irrt sie, die Frau Lehrerin!«

      *

      »Noch zwei Minuten, Ingrid, und dann kriecht die Sonne über die Berge und scheint genau auf unseren Frühstückstisch«, rief Clara Baumbeer, von Beruf Bankkauffrau, ihrer Freundin zu. Seit drei Tagen bewohnten sie nun das hübsch hergerichtete Häuschen der verstorbenen Theres. »Also komm endlich aus der Dusche raus. Ich freu mich auf’s Frühstück. Gritli kann jeden Moment damit vom Hof rüberkommen.«

      Sie stand am Fenster, kontrollierte ihr Aussehen im Glas des weit offenen Fensterflügels und knöpfte munter ihr kariertes Hemd zu. Frisiert hatte sie sich schon und sogar die Lippen geschminkt. Als sie sich auf den Schemel setzte, um ihre Schuhe zuzuschnüren, fiel ihr das dunkle Haar ins Gesicht und über die Brille. Mit einer schwungvollen Handbewegung strich sie es nach hinten.

      »Herrlich ist es hier bei den Heimhofers, Inge. Was Schöneres hätten wir gar nicht finden können. Und billig kommen wir auch noch weg.« Sie streckte die Füße aus und betrachtete ihre Schuhe kritisch. »Da bleibt noch was übrig für richtige Bergstiefel. Das Gritli hat gesagt, mit meinen Schuhen kann ich nicht aufs Feldhorn. Schon gar nicht aufs Kienjoch. Und das wollen wir doch so gern.«

      Inge Scholz kam im Frotteemantel und streckte sich wohlig.

      »Ach, das Gritli. Nimm deren Geschwätz doch nicht so ernst. Was wir gespart haben, geben wir lieber nach dem Urlaub für neue Herbstklamotten aus. Wir leben nun mal in München und nicht hier.«

      Clara lachte. »Aber wir sind hergekommen, um Bergtouren zu machen. Ganz hoch hinauf wollen wir noch. Vergiß das nicht.«

      »Ich hab ’s keine Stunde vergessen. Aber dies Gritli mit ihrer Wettervorhersage macht ja alle unsere Pläne zunichte.«

      »Bis ’nüber zur Ludwigshöh können wir, hat sie gesagt. Das ist ganz ungefährlich.«

      »Was die schon sagt!« spottete Inge Scholz. Sie war blondgelockt und gertenschlank wie ein Mannequin, arbeitete in einer Werbefirma und ließ sich so schnell keinen Spaß verderben.

      »Aber herzig ist Gritli, Inge. Wirklich herzig. Und sie mag mich. Gestern abend ist sie mir wieder nicht von der Seite gewichen. Es war so schön, wie sie mit uns vor der Tür saß, die Namen der Berge nannte und den Sonnenuntergang betrachtete.«

      »Du findest sie nur herzig, weil sie keine Mutter hat und dich deshalb immer so anhimmelt. Außerdem ist sie die Nichte von diesem Tölpel Sepp Heimhofer, bei dem du dich gern einschmeicheln möchtest.«

      Clara sah sie erschrocken an. Inges scharfe Bemerkung traf sie bis ins Mark, denn sie kam der Wahrheit gefährlich nah.

      Inge bemerkte es und setzte gleich erklärend hinzu: »Gritli spielt sich doch nur auf, Clara. Seit Tagen faselt sie von den Unwettern, die uns noch den Urlaub verhageln werden, und rät uns von jeder Bergtour ab.«

      »Pscht, sie kommt!« Clara versetzte der zartgewachsenen Inge einen sanften Stoß an die Schultern. »Mach ihr doch das Leben nicht schwer. Leicht hat so ein Waisenkind es hier oben bestimmt nicht. Außerdem hab ich einen Mordshunger. Hoffentlich hat sie wieder den selbstgemachten Käs von der Großmutter mitgebracht.«

      Damit war das leidige Thema Sepp Heimhofer erstmal abgeschlossen, denn Gritli hatte mit dem Korb schon die Ostseite des Häuschens erreicht. So umsichtig und flink sie konnte, breitete sie eine Decke über den Tisch, stellte Teller, Kaffeehaferl, Butter, Konfitüre und das Schälchen mit dem Käse dazu. Zum Schluß kam die Kanne mit dem Kaffee in die Mitte.

      »Guten Morgen, Gritli.«

      »Guten Morgen…, Clara. Darf ich…?«

      »Was?«

      »… wirklich Clara sagen?«

      Clara Baumbeer lachte. »Das haben wir doch gestern abgemacht. Und wenn der gute Käse da ist, darfst du so oder so alles, mein Schatz.«

      Gritli strahlte Clara an. Die hatte so ein liebes Gesicht, obwohl sie eine Brille trug und ihre Nase von der heftigen Sonne der letzten Tage rot glänzte.

      »Onkel Sepp sagt, er fährt heut nach Oberau und bringt noch von dem guten Wein, der dir so schmeckt«, posaunte sie fröhlich hinaus.

      »Wenn er den Wein wieder so hoch berechnet, können wir uns selber einen holen. Sag das deinem Onkel«, grinste Inge. »Wahrscheinlich kauft er die Flasche für vier Mark und setzt uns dafür zehn Mark auf die Rechnung.«

      »Jetzt mach mal halblang, Inge!« herrschte Clara sie an.

      Gritli trat von einem Fuß auf den anderen. Inge Scholz war schön wie eine Prinzessin, aber sie konnte sie nicht leiden. Die war ja noch viel schlimmer als die Frau Lehrerin unten im Dorf.

      »Sagst du ’s deinem Onkel, Gritli?« wollte sie nun auch noch wissen.

      »Es ist schon sieben, ich muß nunter in die Schul«, haspelte Gritli, nahm den Korb und rannte damit ins große Haus.

      »Dieser Sepp kommt doch abends nur mit dem Wein, weil er ordentlich an uns verdienen kann und nicht, weil er dir schöntun will«, höhnte Inge, kaum waren sie allein. »Der tut unbeholfen, ist aber ein Schlitzohr.«

      »Ach was! Irgendwie ist er süß in seiner Unbeholfenheit. Er will eben, daß wir uns wohl fühlen. Wir sind die ersten Gäste in diesem Häuschen, und er hofft, wir genießen jeden Tag. Darum hat er uns gestern auch von einer großen Tour abgeraten, genau so wie Gritli. Die Leute kennen sich hier aus. Er hat mir einen anderen Weg vorgeschlagen, der wunderschön sein muß. Und wenn ich mag, sagt er, nimmt er mich auch mal mit zur Alm hoch. Das gefällt mir. Ich fühle mich von ihm umsorgt und beschützt. Du könntest wirklich etwas freundlicher zu ihm sein.«

      »Pah! So wie du? Du bist schon viel zu freundlich zu ihm.«

      »Na und? Der Typ hat eben das gewisse Etwas, ganz anders als die üblichen Naturburschen. Monatelang könnt ich hier bleiben.«

      »Mach dich doch nicht lächerlich! Und dein Job bei der Bank?«

      »Ach, die Bank…«, flüsterte Clara versonnen. Sie hatte sich ein Brot mit dem guten Käse beschmiert, lehnte sich wohlig zurück und biß hinein. »Wenn ich es genau überlege, kann mir das Leben in der Stadt gestohlen bleiben.« Dann bemerkte sie, wie Gritli mit ihrem Ranzen auf dem Rücken davonrannte.

      »Behüt dich Gott, Gritli!« rief sie ihr nach und winkte.

      »Behüt dich Gott!« äffte Inge sie nach. »Du wirst ja richtig romantisch!« Sie goß die Kaffeebecher voll. »Hoffentlich veranlassen dich die plumpen Komplimente dieses Naturburschen nicht zu diesem Unsinn!«

      »Doch, das könnte sein«, lachte Clara. »Oder die Vorfreude auf den schönen Weg zur Ludwigshöh rüber. Den gehen wir doch gleich zusammen?«

      Inge nickte,


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