Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
er Irving auch kennengelernt. Zwei verwandte Seelen hatten sich gesucht und schnell gefunden.
Mit kleinen Diebereien und Gaunereien hatten sie sich bisher über Wasser gehalten. Der ersehnte Anschluß an eine bestehende Gang hier in der Stadt hatte bisher nicht hingehauen. Bis dieser Job ihnen angeboten worden war. Della …! In Gedanken wiederholte Ray Forest diesen Namen noch einmal. Diese Frau, die in einem Nachtclub am Denver Broadway arbeitete, mußte doch zu finden sein …!
»Ich glaube sie kommt.« Irving richtete sich hinter dem Steuer auf und kniff die Augen zusammen. Ray Forest folgte dem Blick. Weit hinten in der dunklen Straße leuchteten die Scheinwerfer eines schnell näher kommenden Wagens auf
»Wollen wir im Wagen bleiben?« fragte Forest.
»Warum nicht?«
»Nee, das geht gegen meine Regeln.« Forest hüstelte und klinkte die Wagentür auf. Er mußte sich mit dem Aussteigen beeilen, wenn er von den aufgedrehten Scheinwerfern nicht noch erfaßt werden wollte. Ohne auf Irving zu hören, der ihm etwas Unverständliches nachrief, warf er die Wagentür zu und verschwand in der Dunkelheit.
Zuviel hatte Forest hinter sich. Als immer wieder gehetztes und gejagtes Wild war er besonders vorsichtig. Er besaß nicht die unverfrorene Überlegenheit seines Partners.
Ray Forest duckte sich, als die Lichtfinger des ankommenden Wagens die rußige Mauer erfaßten. Er lief um den Wagen herum und blieb am Heck stehen.
Irving fühlte sich in diesem Augenblick tatsächlich überlegen. Einmal, weil er Della kannte, zum anderen, weil er eben ein Gewaltmensch war. Bisher hatte es für ihn noch nie Schwierigkeiten gegeben. Gab es mal Ärger, dann schlug er entweder zu oder argumentierte mit seiner Schußwaffe. Was hatte er von Della schon zu befürchten …?
Er klinkte die Tür an seiner Seite auf, schwenkte die Beine nach draußen und stieg aus. Der andere Wagen stoppte nur einen halben Meter von ihm entfernt und schaltete die Lichter ab.
»Della …?« rief Irving.
»Natürlich«, hörte er ihre Stimme. Sie klang jetzt dunkel, fast guttural. Sie paßte zu dieser Frau, die elektrisierend auf ihn wirkte.
Norman Irving grinste und ging auf den Wagen zu. Doch weit kam er nicht. Plötzlich riß er die Augen entsetzt auf. Er sah das bösartige Züngeln einiger bläulichen Flammen, spürte einige harte Schläge, die seinen Körper trafen und hörte schon nicht mehr das unheilvolle Bellen einer Maschinenpistole.
Für Bruchteile von Sekunden blieb der Gangster starr und aufrecht stehen. Dann rissen ihn die Einschläge zurück gegen seinen Wagen. Er rutschte an der nur lose zugedrückten Tür hinunter und blieb verkrümmt auf dem nassen Asphalt liegen.
Aus dem anderen Wagen stach der Schein einer starken Taschenlampe durch die Dunkelheit. Sie leuchtete den bereits toten Norman Irving an, irrte zurück zum Wagen und kontrollierte die Vorder- und Hinterpolster.
Der Wagen der beiden Gangster war leer …!
Da heulte der Wagen auf, der Wagen, in dem Della saß, schoß nach vorn. Die Hinterräder drehten auf dem nassen Asphalt durch. Mit der Beschleunigung einer Rakete verschwand der Mordwagen in der Dunkelheit. Sekunden nach der Tat bot die Stille wieder ein fast friedliches Bild.
Irving rührte sich nicht mehr. Mit dem Gesicht nach unten lag er in einer ständig größer werdenden Wasserlache, die sich langsam rot färbte …!
Butler Parker packte wieder einmal Koffer aus.
Nach der Übersiedlung ins Sloan-Hotel nahm er sich trotz der späten Stunde die Zeit, die beiden Hotelzimmer etwas wohnlich einzurichten. Seine Fürsorge galt vor allen Dingen Mike Rander, den er am liebsten wie einen kleinen Jungen behandelt hätte. Parker fühlte sich für das Wohlergehen seines jungen Herrn eben verantwortlich.
Ihm machte dieses Packen und wieder Auspacken nichts aus. Schließlich handelte es sich um eine liebe Gewohnheit. Er und Mike Rander waren recht häufig unterwegs. Nicht nur in den Staaten, sondern auf dem ganzen Erdball.
Die Erfolge dieser beiden äußerlich verschiedenen Amateurdetektive hatten sich eben herumgesprochen. Vor Aufträgen konnten sie sich kaum noch retten. Die Anwaltspraxis in Chikago mußte oft wochenlang ohne den Chef, Mike Rander, auskommen. Erstklassige Hilfsanwälte in Randers Büro sorgten allerdings dafür, daß alles reibungslos verlief.
»Lassen Sie mich mit diesem verdammten Filzpantoffeln in Ruhe«, wehrte sich Mike Rander gegen seinen Butler, der ihm diese Fußbekleidung um jeden Preis über die Füße streifen wollte. »Wenn ich sie brauche, kann ich sie mir auch allein anziehen.«
»Sir, ich möchte gewiß nicht aufdringlich erscheinen«, entschuldigte sich Parker, »doch Sie sollten stets daran denken, daß warme Füße erst den klaren Kopf schaffen.«
»Dann werde ich meine Anwaltskleidung in Zukunft abändern und nur noch in Filzpantoffeln vor Gericht erscheinen«, erwiderte Rander lächelnd. »Hören Sie endlich auf, Josuah.«
»Sofort, Sir, nur noch diesen Schuh!« Jetzt erst merkte Mike Rander, daß Parker ihm bereits einen Filzpantoffel übergestreift hatte. Aufseufzend streckte Rander nun auch noch den anderen Fuß vor. Wenn Josuah Parker sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab es kein Entrinnen. Nur durch geschickte Nachgaben wurde man ihn wieder los.
Parker, war zufrieden, als Rander endlich die Filzpantoffeln trug. Er trat einen Schritt zurück und nickte zufrieden.
»Wenn Sie noch Wünsche haben, Sir? Vielleicht einen Tee gegen Husten, Schnupfen oder Heiserkeit?«
»’raus …!« brüllte Rander und warf mit einem Kissen nach seinem Butler. Parker zog sich daraufhin etwas beleidigt in sein angrenzendes Zimmer zurück und dachte darüber nach, wie wenig herrschaftlich doch diese Amerikaner waren. Ein englischer Gentleman hätte sich in solch einer Situation ganz anders verhalten.
Mike Rander sah erstaunt hoch, als das Telefon klingelte. Wer mochte da anrufen? Es konnte sich nur um ein Hotelgespräch handeln. Sonst war doch keinem Menschen hier in Denver bekannt, wo sie abgestiegen waren?
»Mr. Rander …?« fragte eine harte Stimme, als Rander sich gemeldet hatte.
»Mit wem spreche ich?«
»Das tut nichts zur Sache, ich würde Ihnen doch nur einen falschen Namen nennen. Hören Sie jetzt genau zu, Rander. Packen Sie Ihre Koffer und verschwinden Sie schleunigst aus der Stadt! Haben Sie mich verstanden?«
»Wozu sollte das gut sein?«
»Das ist gut für Ihr weiteres Leben. Geht Ihnen jetzt ein Licht auf? Ihre Anwesenheit hier in Denver ist unerwünscht.«
»Ah, ich verstehe endlich. Aber zu Ihrer Beruhigung, ich trennte mich bereits von Mr. Gilpan. Darum geht es doch wohl, ja?«
»Sie sollen trotzdem abhauen. Hoffentlich habe ich mich deutlich genug ausgedrückt.«
»Sie scheinen ein außerordentlich nervöser Mensch zu sein.«
»Stimmt, deshalb schieße ich auch so schnell. Das sollten Sie sich mal durch den Kopf gehen lassen, Rander.«
»Gut, einverstanden, das werde ich tun. Das wär’s wohl.« Mike Rander legte den Hörer auf und lächelte. Als er sich eine Zigarette anzünden wollte, erschien sein Butler in der Verbindungstür.
»Sie wurden durch einen Anruf gestört, Sir?« fragte Parker höflich.
»Ich weiß, wie empfindlich und gut Ihre Ohren sind, Parker.«
»Gehe ich nicht fehl in der Annahme, daß man Sie aufforderte, die Stadt zu verlassen?«
»Parker, Parker«, der Strafverteidiger drohte lächelnd mit dem Zeigefinger, »ich will nicht hoffen, daß Sie mich anriefen und sich einen kleinen Scherz erlaubten …!«
»Sir, das würde ich mir niemals erlauben«, gab Parker entrüstet zurück. »Aber da unsere neue Adresse hier in der Stadt nicht offiziell bekannt ist, könnten nur Individuen angerufen haben, die wir zu bekämpfen auf unser Panier geschrieben