Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
versuchte, die Frau einzuschätzen. War sie so naiv, wie sie tat, oder spielte sie etwas vor? Er konnte nicht verstehen, wieso Arthur Gilpan diese Frau heiraten wollte. Sie paßte einfach nicht zu diesem Erfolgsmenschen.
»Mr. Gilpan schwebt in einer permanenten Gefahr, so lange, bis die Täter gefunden werden. Vielleicht können Sie helfen, dieses Verfahren abzukürzen, Miss Jason.«
»Wie denn, Mr. Parker?« Sie klapperte mit den langen, getuschten Wimpern und sah den Butler hilflos und etwas kindlich an. Plötzlich verstand Parker, warum Mr. Gilpan diese Frau heiraten wollte. Ein kurzes Klappern mit den Wimpern löste größte Hilfsbereitschaft aus. Man war versucht, diese Frau wie einen kleinen Vogel in die warme Hand zu nehmen und zu schützen. Ganz zu schweigen von anderen Vorzügen, die allein mit den Augen wahrzunehmen waren.
»Haben Sie einen bestimmten Verdacht, wer Mr. Gilpans Leben bedrohen könnte?« fragte Parker, sich zur Ordnung rufend. »Ich denke, das gebe ich offen zu, an Mr. Gilpans Familie.«
»Oh, Sie auch, Mr. Parker …?« gab sie erstaunt zurück, um sofort die Hände vor den Mund zu schlagen, als habe sie bereits zuviel gesagt. Ebenfalls sehr gekonnt, wie Parker fand.
Er nickte nur.
»Maureen, Arthurs erste Frau, kenne ich nicht«, begann June Jason, die allerdings eine Menge kannte und wußte. »Maureen wurde vor zwei Jahren von Arthur geschieden. Wegen seelischer Grausamkeit, was ich für ein Unding halte. Arthur kann seelisch niemals grausam sein. Sie meinen, ob Maureen vielleicht aus Rache hinter diesen Anschlägen stecken könnte?«
»Es wäre zumindest eine Überlegung wert, Miss Jason.«
»Nein, eigentlich traue ich ihr so etwas doch nicht zu, obgleich ihr Umgang nicht gerade gesellschaftsfähig ist.«
»Können Sie sich dazu ausführlicher äußern?«
»Maureen soll Geschäftsführerin eines Nachtclubs geworden sein. Das habe ich gerade erst vor wenigen Tagen erfahren.«
»Und wem gehört dieser Nachtclub, Miss Jason? Ich möchte unterstellen, daß Sie auch das erfuhren?«
»Der Besitzer auch dieses Nachtclubs ist ein Larry Dover. Er soll früher einmal Gangsterboß gewesen sein. Stellen Sie sich das vor, solch einen Umgang pflegt Arthurs geschiedene Frau …!«
»Schrecklich«, bestätigte Parker, ohne Überzeugung und Nachdruck. »Und was ist mit Mr. Gilpans Kindern?«
»Carol haßt mich, das steht fest. Sie warf mir doch vor, ich wäre nur hinter Arthurs Geld her …!«
»Wie ist denn Carol Gilpans Umgang?« wollte Parker erfahren.
»Carol treibt sich mit Beatniks herum, wenn Sie wissen, was ich meine.«
»Bohemiens, also …?«
»Schrecklich, wüste, junge Leute, die unmoralisch leben und sogar Rauschgift nehmen sollen. Arthur ist entsetzt darüber, aber was soll er machen …?«
»Sein Sohn Benny lebt als Maler in Los Angeles, ja?«
»Maler …? Daß ich nicht lache …! Ich habe einige Bilder von ihm gesehen …! Ein Verrückter könnte das angefertigt haben. Moderne Kunst soll das sein … Wissen Sie, da sind mir Farbfotos viel lieber. Da sieht man wenigstens was sie darstellen …!«
»Benny dürfte wohl über jeden Verdacht erhaben sein«, tippte Josuah Parker freundlich an.
»Benny haßt seinen Vater. Seit der Scheidung ist das Verhältnis untragbar geworden.«
»Benny haßt seinen Vater?« echote Parker erstaunt.
»Nicht nur ihn, auch mich. Wissen Sie, ich werde doch nur als Eindringling behandelt. Keiner glaubt an meine Liebe zu Arthur. Sie alle fürchten, Arthur könne Ihnen den Geldhahn zudrehen.«
»Er zahlt seiner Frau und seinen beiden Kindern Geld?«
»Jeden Monat gehen die Schecks ab! Das weiß ich ganz genau. Arthur ist sehr anständig. Für mein Gefühl läßt er sich allerdings ausnehmen, aber darüber würde ich mit ihm niemals reden. Ich will keinen Unfrieden, verstehen Sie?«
»Durchaus!« dienerte Parker freundlich. »Wer könnte nun, rein theoretisch gesehen natürlich, zum Täter an seinem Vater oder am früheren Ehemann werden?«
»Maureen, die erste Frau«, sagte June Jason ganz entschieden. »Maureen hat allen Grund, Arthur zu hassen. Sie will ihn nicht nur finanziell ruinieren, sondern sich auch für die Scheidung rächen. Dazu benutzt sie jedes Mittel … Aber reden Sie um Himmels willen nicht mit Arthur darüber …!«
»In welchem Nachtclub kann ich Maureen finden?«
Sie nannte ihm die Adresse und wurde plötzlich sehr wortkarg, als befürchte sie, sich bereits restlos verplappert zu haben. Parker bedankte sich und verließ diese Naturschönheit. Nein, sie gefiel ihm überhaupt nicht. Er wurde den Eindruck nicht los, daß sie ihm bewußt etwas vorgemacht hatte.
Was mochte sie wohl zu vertuschen und zu verbergen haben …?
Er fuhr mit dem Wagen nur bis zur nächsten Straßenecke und sorgte dafür, daß der Motor laut aufrauschte. Im Hause sollte man hören, daß er wirklich wegfuhr.
Doch an der nächsten Straßenecke stoppte er, stellte den Wagen in eine Parklücke und ging zu Fuß zurück. Die Gartentür hatte Parker nur angelehnt. Sie ließ sich sofort aufdrücken und gab den Weg zum Bungalow frei.
Diesmal verzichtete Parker darauf, sich durch das Hausmädchen ankündigen zu lassen. Entgegen seiner sonstigen Höflichkeit klingelte er auch nicht an. Parker ging um das Haus herum und benutzte dabei die unregelmäßig angelegten Steinplatten. Selbst darauf waren seine Schritte nicht zu hören. Er wollte herausbekommen, wer in dem Bungalow mexikanische Zigarillos rauchte. Seiner Ansicht nach konnten das weder Miss Jason noch das Hausmädchen tun.
Hinter dem Haus erstreckte sich eine Wiese bis zum See hinunter. Über einer niedrigen Buschreihe waren die bunt betupften Stoffe einiger Sonnenschirme zu sehen. Darauf hielt der Butler zu. Der kurz geschorene Rasen verschluckte jedes Geräusch.
»Ein unheimlicher Bursche, Steve«, sagte June Jason gerade. »Undurchsichtig und raffiniert. Ich habe mich nicht täuschen lassen. Ich weiß von Gilpan, daß er und sein Chef Rander nicht mehr für ihn arbeiten. Aber ich habe mitgespielt.«
»Schwer wird dir das nicht gerade gefallen sein, June«, lachte ein Mann auf. »Was wollte dieser komische Bursche denn? Wie sah er aus?«
»Wie ein Leichenbitter oder Totengräber … ah, mich schüttelt’s jetzt noch. Mittelgroß, undefinierbares Alter, glattes Pokergesicht, ganz in Schwarz gekleidet, so wie eine Figur aus dem vergangenen Jahrhundert.«
»Das hört sich ja nach ’nem Gruselfilm an, Kleines …!«
»Ich hab’ mich auch gegrault, Steve, wirklich …! Du hättest mal seine Augen sehen sollen. Die wechselten die Farbe, mal waren sie grau, dann wieder blau und braun …!«
»Der Mann muß auf dich einen tollen Eindruck gemacht haben!«
»Dieser Parker hat’s faustdick hinter den Ohren, wenn du mich fragst …! Steve, du solltest vorerst nicht zu mir kommen. Gilpan ist ein Trottel, der nichts merkt, aber wenn dieser Parker dich hier sieht, geht ihm ein Licht auf.«
»Nun mach’s mal halblang …!« Der Mann sprach lauter, um gleich darauf zu lachen. »Du machst dir unnötige Sorgen, June. Gilpan kommt nicht hierher, das weißt du doch genau.«
»Und wenn er mich beobachten läßt?«
»Dann bin ich dein Manager …!«
»Ich habe ein ungutes Gefühl, Steve«, warnte June Jason. »Miete dir lieber in der Stadt ein Hotelzimmer. Treffen können wir uns immer noch …! Aber nicht mehr hier.«
»Hat dieser Leichenbitter dich ausfragen wollen?« wechselte Steve das Thema. Parker genierte sich nicht, dieses Gespräch zu belauschen. Nachträglich dankte er den empfindlichen