Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
sich um das Haus gleich in der Nebenstraße. Parker hatte also nicht weit zu gehen.
»Bei Gelegenheit schaue ich noch einmal herein«, verabschiedete er sich von Carol Gilpan. »Ach richtig, mit Ihrer Mutter haben Sie aber noch Kontakt, ja?«
Wütend nickte Carol.
»Sie kennen auch den Arbeitgeber Ihrer Mutter, Mr. Dover?«
»Ja …!« schrie sie ihn aufgebracht an.
»Sie sind oft bei Ihrer Mutter und Mr. Dover?«
»Ja …«, keuchte Carol und sah nach einem Gegenstand, um ihn Parker über den Schädel schlagen zu können. Doch plötzlich stellte der skurrile Butler keine Fragen mehr, sondern stieg die Treppe hinunter und verschwand auf der Straße. Bevor er sein neues Ziel anlief, telefonierte er mit dem Sloan-Hotel und ließ sich Mike Rander geben, der allerdings leider noch unterwegs war.
Parker legte dem Mann in der Rezeption dringend ans Herz, Mike Rander beim Eintreffen abzufangen und ihm einige Hinweise zu geben, die Parker anschließend kurz und knapp durchgab. Danach hatte der Butler keine Bedenken mehr, sich zum nächsten Besuch zu rüsten …!
*
Josuah Parker zuckte mit keiner Wimper, als er in drei Revolverläufe blickte.
»Ich bedanke mich für die freundliche Begrüßung«, spottete er und nickte einem hohlwangigen, großen Mann zu, dessen Kinn von einem modernen Existentialistenbart bedeckt wurde. Es handelte sich um Herc Lavrone, den Freund Della Sheridans.
Neben ihm hatten sich zwei gute, alte, aber nicht liebe Bekannte aufgebaut, nämlich die beiden Gangster Herrn Haynes und Slim Vrain. Diese drei Männer hielten Parker die Revolver entgegen und hießen ihn eintreten.
»Damit dürfte ich das Ziel meiner Ermittlungen endlich erreicht haben«, redete der Butler weiter. »Wenn mich nicht alles täuscht, Mr. Lavrone, so sind Sie der eigentliche Drahtzieher, der hinter dem Erpressungsversuch an Mr. Arthur Gilpan steht, nicht wahr?«
»Durchaus möglich …! Mich interessiert, wie Sie darauf kommen, Parker?«
»Kombination, mein Bester. Als ich in Erfahrung bringen konnte, daß Della Sheridan mit einem Maler verkehrt, der seinerseits wiederum die Tochter des Erpreßten kennt, da ging mir, wie man im Volksmund so treffend sagt, ein Licht auf. Da wunderte es mich schon nicht mehr, daß Della Sheridans Mann als Fahrer bei Arthur Gilpan arbeitet.«
»Haben Sie schnell ’rausgefunden.«
»Durch Ihre Schuld, Mr. Lavrone. Warum mußten Sie auch Della Sheridan ermorden?«
»Sind Sie sicher, daß ich es war?«
»Aber ja doch, sehen Sie sich mal das blutbefleckte Handgelenk an.«
Auch Lavrone ließ sich von dem Butler täuschen. Obwohl der so altväterlich aussehende Butler kein bestimmtes Handgelenk erwähnt hatte, riß Lavrone seine linke Hand hoch und kontrollierte das Handgelenk. Er schnaubte vor Wut, als er sich hintergangen und überführt fühlte.
Parker hingegen gestattete sich ein unaufdringliches Lächeln.
»Nehmen Sie das nicht besonders tragisch«, riet er seinem Gegenüber. »Vor Gericht werden Sie noch recht oft von Ihren Morden und Mordversuchen reden müssen. Es ist schon richtig, wenn Sie sich bereits jetzt daran gewöhnen.«
»Einen Dreck werde ich tun …! Sie fühlen sich verdammt sicher, Parker.«
»In der Tat, ich überlasse selten etwas dem Zufall.«
»Dann sollen Sie sich diesmal getäuscht haben …!«
»Ich warte auf Ihre Vorschläge, Mr. Lavrone. Erschießen können Sie mich hier in Ihrem Atelier allerdings nicht. Das wissen Sie genausogut wie ich. Der häßliche Lärm würde die lieben Nachbarn nur unnötig erschrecken.«
»Sie werden sich noch wundern, Parker …! Herrn, Slim, los, ’rüber mit ihm in den hinteren Raum …!«
»Einen Augenblick noch«, stoppte Parker die beiden Gangster, die nur darauf warteten, sich an ihm rächen zu können. »Ich weiß nun zwar, wer Norman Irving, Croydon und Della umbringen ließ, oder dies veranlaßte, ich weiß, wer das Attentat auf den Cadillac des Mr. Arthur Gilpan inszenierte, doch ich kenne nicht den wahren Grund, warum Sie so handeln und erpressen konnten, Mr. Lavrone.«
»Ich ließ mir sagen, daß Sie ein schlauer Bursche sind, Parker.«
»Nun ja, ich bedanke mich für dieses recht nette Kompliment«, erwiderte Parker freundlich. »Darf ich annehmen, daß Sie im Besitz von Geheimnissen sind, die aus Mr. Gilpans Vergangenheit stammen, und die jetzt für ihn äußerst unangenehm werden können?«
»Na bitte …!« spottete Lavrone.
»Ich möchte ferner unterstellen, daß Miss Carol Gilpan ganz unbewußt dieses Geheimnis lieferte, nicht wahr?«
»Sie sind tatsächlich schlau und gerissen wie ein Fuchs, Parker.«
»Oh, Sie beschämen mich, Mr. Lavrone. Noch kenne ich dieses Geheimnis ja nicht.«
»Dann will ich Ihnen mal einen Tip geben, Parker«, erklärte Lavrone gönnerhaft. »Als Gilpan noch ein kleiner Kläffer war, plünderte er seine beiden Teilhaber aus. Und der Sohn eines dieser Teilhaber bin ich. Jetzt revanchiere ich mich und staube ab. Das ist das ganze Geheimnis.«
»Die Polizei wäre früher oder später doch dahintergekommen.«
»Oder auch nicht. Denken Sie mal an Gilpans erste Frau. Die läßt sich doch schon wegen Larry Dover sehr leicht belasten. Und dann denken Sie mal an Gilpans Freundin. Die hat ihren festen Freund und dürfte an Gilpans Tod profitieren. Bis die Polizei mich ausfindig gemacht hat, sind alle Spuren längst verwischt!«
»Sehr klug und taktisch geschickt gelöst«, lobte Parker anerkennend. Er lockte Lavrone damit immer mehr aus der Reserve heraus, ohne daß der Verbrecher es merkte. »Della, Ihre Freundin, engagierte die beiden Gangster Forest und Irving, nicht wahr?«
»Das ist jetzt nicht schwer zu erraten …!«
»Aber warum ermordeten Sie Mr. Croydon, Dellas Mann? Wollten Sie neben der Gefahr eines Ausplauderns durch ihn noch einen Konkurrenten um Dellas Gunst ausstechen?«
»Sie sehen gefährlich klar, Parker.« Lavrone lächelte dünn.
»War Carol Gilpan daran beteiligt, als Croydon in Mr. Gilpans Haus eingeschmuggelt wurde?«
»Warum eigentlich …? Das ließ sich auch ohne sie schaffen. Sonst noch Fragen, Parker?«
»Warum Della sterben mußte, ist mir inzwischen auch aufgegangen«, redete Parker freundlich und milde weiter. »Sie fürchteten Verrat, als ich Della aufspürte, zumal weil Haddon keine Ahnung hat, was sich hinter seinem Rücken abspielte, nicht wahr?«
»Wir müßten Ihren Mund schon längst gestopft haben, Parker«, entgegnete Lavrone, doch er nickte bestätigend. Dann zwinkerte er seinen beiden Mitarbeitern zu. Sie verstanden sofort und handelten. Parkers
Arme wurden von Vrain auf den Rücken gezerrt. Haynes baute sich vor dem schutzlosen Parker auf, nahm Maß und holte zu einem fürchterlichen Tiefschlag aus.
Parker sollte von den Beinen und weggeschleppt werden. Der Tod wartete auf ihn. Hatte er sich diesmal in seinem Zeitplan verrechnet? Von Mike Randers Seite aus tat sich nämlich noch immer nichts.
Und nur der junge Anwalt wußte doch, wo sein Butler sich aufhielt.
Lavrone kicherte amüsiert, als Haynes zuschlug und seinen gemeinen Tiefschlag landete …!
*
Der Zustand Ray Forest verschlimmerte sich rapide.
Er hetzte Glory, die blinde Vierzehnjährige, herum und ließ sich Watte, Pflaster und eine desinfizierende Salbe bringen. Er verarztete sich so gut es eben ging, spürte aber bald, daß er sich unbedingt niederlegen mußte. Da sein Durst schon recht groß war, rief er Glory zu sich. Er drückte