Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
die der »Bankhalter« stets einsteckte. Auch diese wollte er in seinen Besitz bringen, um sich danach abzusetzen.
Um herauszufinden, wie seine Situation bereits war, setzte er sich mit den »Bluthunden« des Gangsterchefs in Verbindung. Normalerweise wurden sie von ihm, Ben Walton, eingesetzt.
Es ging besser, als er dachte.
Er schickte sie in Joe Harms Revier und übertrug ihnen eine völlig unwichtige Aufgabe. Im Laufe des Nachmittags kontrollierte er vorsichtig, ob die Revolverhelden seinen Befehlen auch nachgekommen waren.
Er hatte nichts auszusetzen.
Sie befanden sich genau dort, wohin er sie beordert hatte. Der »Bankhalter« hatte demnach nicht anders disponiert und sich eingeschaltet. Vielleicht wollte er mit Waltons Ermordung noch warten, bis Joe Harms’ Rolle vor der Polizei geklärt war. Nun, Walton dachte nicht im Traum daran, es darauf ankommen zu lassen. Seine einzige Rettung bestand in seiner Schnelligkeit.
Ungeduldig erwartete er den Abend. Er hatte sich mit dem Chef der »Juicemen« für 22 Uhr im bewußten Lagerschuppen verabredet. Die Übergabe des Geldes sollte nach dem altgewohnten Ritus erfolgen.
Nach qualvoll langen Stunden war es endlich soweit. Ben Walton stopfte die Aktentasche mit wertlosem Zeitungspapier aus und kontrollierte noch einmal die beiden Waffen, die er mit in den Schuppen nehmen wollte. Es handelte sich um einen 38er und um einen kleinen Damenbrowning vom Kaliber 6.35. Den Browning befestigte er mit einigen Streifen Leukoplast an seinem Unterschenkel.
Absichtlich verzichtete er diesmal auf die Begleitung der »Bluthunde«. Während der Fahrt zum Lagerschuppen prüfte er ganz genau, ob er verfolgt wurde. Er wollte ganz sicher gehen, daß der »Bankhalter« ihn nicht inzwischen beschatten ließ. Denn dann hatte er noch immer eine Möglichkeit, anders zu disponieren.
Während der. Fahrt überlegte er, ob es nicht richtiger gewesen wäre, zum Chef in die Wohnung zu fahren. Nun, das wäre doch zu ungewöhnlich und vielleicht auch zu auffallend gewesen. Der »Bankhalter« hatte sich solche Besuche ein für allemal verbeten, um sein Inkognito zu wahren. Nein, es war schon besser, sich an die gewohnten Dinge zu halten. So schöpfte der Chef wenigstens keinen Verdacht.
Die zehn Minuten Umweg lohnten sich. Walton war sicher, nicht beschattet zu werden. Er änderte die Fahrtrichtung und steuerte die ehemalige Mühle an, die zum Lagerschuppen gehörte. Es war dunkel, als er dort anlangte. Er ließ den Wagen vor der Rampe stehen, entsicherte den 38er in seinem Schulterholster und zog die Tasche aus dem Wagen. Mit ruhigen Schritten, als sei alles in bester Ordnung, stieg er zur Rampe hoch und drückte die kleine Pforte in der Schiebetür auf. Sie knarrte unangenehm und schien fast so etwas wie ein Warnsignal von sich zu geben.
Aufgescheuchte Ratten pfiffen und raschelten in der Dunkelheit. Der dumpfe Geruch im Schuppen legte sich auf Waltons Lungen. Nur mit Mühe unterdrückte er ein nervöses Hüsteln.
Da war auch schon das Förderband!
Walton schaltete es ein, legte die Tasche auf das endlose Gummiband und … wartete, bis sie vielleicht einen oder zwei Meter heraufbefördert worden war. Dann schob er sich ebenfalls auf das Band und ließ sich nach oben tragen.
Die Förderanlage, sonst gewohnt, Zentnerlasten zu tragen, schleppte ihn ohne weiteres mit nach oben. Walton hatte den entsicherten 38er in der Hand und zügelte seine innere Unruhe. Er ließ sich auf ein riskantes Spiel ein.
Sein Plan war es, den »Bankhalter« in dem Moment aus der Dunkelheit zu erschießen, wenn der Chef die Taschenlampe aufblitzen ließ, um nach der Tasche zu greifen. Deshalb hatte er sie etwas vorgeschickt. Sein Plan mußte gelingen. Er war einfach und raffiniert. Walton war fast stolz darauf …!
Das Rumpeln und Scharren der Laufrollen ging ihm auf die Nerven. Er atmete tief durch, schwebte bereits dem ersten Stock entgegen. Gleich mußte der große, viereckige Einschnitt in der Betondecke kommen.
Ob der »Bankhalter« dort bereits stand, um sein Geld in Empfang zu nehmen?
Walton streckte die Hand aus, sie berührte genau in diesem Augenblick die Betondecke.
Falls der Chef nun dort wartete, mußte jetzt das Licht aufflammen. Nichts …!
Alles blieb stockfinster. Das Förderband trug ihn weiter nach oben.
In wenigen Sekunden mußte die zweite Decke kommen. Wieder streckte der Sekretär der »Juicemen« die Hand aus, um eine genaue Kontrolle zu haben. Nach qualvoll langen Sekunden schlug sein Handrücken nun auch gegen die zweite Decke.
Er spannte seine Muskeln. Ob der »Bankhalter« jetzt am Förderband stand? Sobald das Licht aufflammte, wollte er schießen. Wenn er diese Chance verspielte, gab es keine Rettung mehr. Dann wußte der Chef, daß er den Verrat geplant hatte.
Das Förderband spulte weiter ab. Öffnung auch in dieser Decke. Kein Licht, keine Spur vom »Bankhalter«.
Auf der Stirn des Gangsters bildeten sich dicke Schweißtropfen. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Am liebsten hätte er laut aufgeschrien, wäre vom Band heruntergesprungen und zurück zu seinem Wagen gelaufen. Doch das war unmöglich. Er mußte seinen Plan jetzt zu Ende bringen.
Die Sekunden dehnten sich zu Ewigkeiten. Waltons Mundhöhle war wie ausgetrocknet. Seine Augen, die das Dunkel durchbohrten, überanstrengten sich. Er sah bereits bunte Kreise, spürte, daß ihm der Schweiß in die Innenseite seiner Brille lief und ihm die Sicht später trüben würde.
Doch es war viel zu spät, um die Gläser zu putzen. Seine Finger umspannten den Kolben des 38ers. Wenn doch die Taschenlampe endlich aufflammen wollte …!
Da, ein Lichtschein …!
Er hatte in seiner Aufregung vergessen, nach der nächsten Betondecke zu tasten. Der Widerschein ließ den viereckigen Einschnitt genau erkennen. Er sah eine Gestalt, die sich über das Förderband beugte und … es abstellte!
Daran hatte er gar nicht gedacht. Er befand sich viel tiefer, als er angenommen hatte. Entweder war er zu spät auf das Förderband geklettert, oder während der Fahrt etwas nach unten weggerutscht.
Waltons 38er spuckte Feuer. Wie erlöst eröffnete er das Feuer auf die nur schemenhaft erkennbare Gestalt über dem Einschnitt. Die Flammen des Mündungsfeuers erhellten für Sekundenbruchteile den unteren Teil der Decke.
Habe ich getroffen, fragte sich Walton, als ein Knacken in der Waffe ankündigte, daß das Magazin leer war. Er hörte über sich einen dumpfen Aufprall, deutete ihn so, daß der »Bankhalter« getroffen und niedergestürzt war.
Walton brauchte höchstens noch anderthalb Meter bis zum Deckendurchstieg zu überwinden. Er zog sich an den rauhen Kanten des endlosen Bandes hoch und schob seinen Kopf und Oberkörper durch den Einschnitt.
Volles Licht traf seine Augen, blendeten sie. Gleichzeitig peitschten zwei Schüsse auf, die voll seine Brust trafen. Walton schrie auf, begriff, daß er von seinem Chef doch noch überlistet worden war. Und bevor er bewußtlos wurde, drückte er sich von der Öffnung ab. Sein haltloser Körper rutschte unkontrolliert über das Band, kam aus der Richtung und kippte über das Band nach unten auf den Betonboden. Es war sein Glück im Unglück, daß er auf einem Sackstapel landete, der seinen Fall etwas dampfte. Doch davon merkte Ben Walton schon nichts mehr. Er war bewußtlos …!
*
Der »Bankhalter« hatte sich in einen weiten Staubmantel gehüllt und den Hut tief in die Stirn gezogen.
Nach dem Feuerüberfall, den er glücklich überstanden hatte, nach dem Abschießen seines Sekretärs, blieb er am Deckeneinschnitt stehen und lauschte in die Dunkelheit des Schuppens hinein.
In der ersten Aufwallung hatte er flüchten wollen, doch inzwischen dachte er anders darüber. Bevor er nicht genau wußte, daß Walton tot war, durfte er den Schuppen nicht verlassen. Er mußte und wollte Gewißheit haben.
Er nahm die Taschenlampe, brachte sie an die Deckenöffnung und leuchtete nach unten. Suchend glitt der Lichtkegel über den Boden, doch Walton war nicht zu entdecken. Beim Abgleiten vom Förderband war er knapp hinter