Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.
in die Pine Street 507 eingeladen sind – und Mary, wenn du Lust hast, schon Sonnabend zu kommen, so kannst du im Fremdenzimmer schlafen.«
Billy klatschte in die Hände. »Das hast du viel besser gesagt, als ich es je gekonnt hätte. Du hast es prachtvoll gesagt, und ich glaube nicht, dass noch viel hinzuzufügen wäre. Aber einerlei – ich will auch etwas sagen.«
Das Glas in der Hand, stand er auf. Seine klaren blauen Augen schienen tiefer als sonst unter den dunklen Brauen und im Schatten der dunklen Wimpern, die sein Haar und seine Haut noch heller aussehen ließen. Die runden Backen waren gerötet, nicht vom Wein, denn es war erst sein zweites Glas, sondern von Gesundheit und Freude. Saxon sah ihn an, und ihr Herz jubelte vor Stolz. Er war so gut gekleidet, so stark, so schön, so rein, der große Junge, der ihr Mann war. Und nicht weniger stolz war sie auf sich selber, auf ihren weiblichen Wert, der ihr einen so herrlichen Mann verschafft hatte.
»Schön, Bert und Mary, hier sitzt ihr also bei Saxons und meinem Hochzeitsschmaus. Wir werden uns all eure guten Wünsche ans Herz legen und euch dasselbe wünschen, und wenn wir das sagen, so meinen wir damit mehr, als ihr vielleicht glaubt. Saxon und ich glauben daran: wie du mir, so ich dir. Deshalb wünschen wir, dass der Tag bald kommen möge, da der Tisch wieder für vier gedeckt ist, und da wir Gäste bei euerm Hochzeitsschmaus sind. Und wenn ihr dann Sonntags zum Essen kommt, dann könnt ihr beide die Nacht über in dem Zimmer bleiben, das wir übrig haben. Ich glaube, es war klug von mir, es zu möblieren. Nicht wahr?«
»Das hätte ich nie von dir gedacht, Billy!« rief Mary. »Du bist genau so roh wie Bert. Aber einerlei.«
Ihre Augen waren plötzlich feucht geworden, und die Stimme versagte ihr. Sie lächelte ihm durch Tränen zu, dann wandte sie sich um und sah Bert an, der den Arm um sie legte und sie auf seinen Schoß zog.
Als sie das Restaurant verließen, gingen sie alle vier nach dem Broadway, wo sie an der Straßenbahn haltmachten. Bert und Billy waren verlegen und schweigsam, etwas merkwürdig Kaltes und Fremdes war zwischen sie getreten. Aber Mary umarmte Saxon zärtlich.
Der Schaffner klingelte, und die beiden Paare trennten sich in plötzlicher Verwirrung.
»O du Mohikaner!« rief Bert ihm nach, als der Wagen abfuhr. »O du Minnehaha!«
»Denk daran, was ich gesagt habe«, war das letzte, was Saxon von Mary hörte.
Der Wagen hielt an der Ecke der Pine Street, wo die Endstation war. Es war nur ein kurzes Stück bis zum Hause. Vor der Tür zog Billy den Schlüssel aus der Tasche.
»Komisch, nicht wahr?« sagte er, als er den Schlüssel im Schloss umdrehte. »Du und ich. Nur du und ich.«
Während er die Lampe im Wohnzimmer anzündete, nahm Saxon ihren Hut ab. Dann ging er ins Schlafzimmer und zündete die Lampe drinnen an, kam aber wieder zurück und blieb in der Tür stehen. Saxon, die sich unbegreiflich lange mit ihrer Hutnadel zu schaffen machte, sah ihn verstohlen an. Er breitete seine Arme aus.
»Komm«, sagte er.
Sie kam zu ihm, und er fühlte sie in seinen Armen beben.
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Zweites Buch
Am ersten Abend nach der Hochzeitsnacht traf Saxon Billy in der Tür, als er gerade hereinwollte. Als sie sich umarmt hatten, wanderten sie Hand in Hand durch die Stube und in die Küche, und hier sog Billy mit hörbarem Wohlbehagen die Luft durch die Nase ein.
»Herrgott, wie gut dieses Haus riecht, Saxon! Es ist nicht der Kaffee – den rieche ich auch! Es ist das ganze Haus. Es riecht wie, nun ja, es riecht gut, soviel weiß ich.«
Er wusch sich am Ausguss, und unterdessen setzte sie die Bratpfanne auf das vorderste Herdloch. Während er sich die Hände trocknete, wichen seine Augen nicht von ihr, und er gab laut seinen Beifall zu erkennen, als sie das Fleisch auf die Bratpfanne legte.
»Wo hast du gelernt, Beefsteak auf einer trockenen, heißen Pfanne zu braten? Das ist die einzig richtige Art, aber es gibt verflucht wenig Frauen, die sie kennen.«
Als sie den Deckel von einem Topf nahm und begann, den duftenden Inhalt mit einem Küchenmesser umzurühren, stellte er sich hinter sie, legte ihr die Arme in die Achselhöhlen, sodass seine Hände auf ihrer Brust ruhten, und beugte den Kopf über ihre Schulter, bis seine Wange die ihre berührte.
»Oh – um-um-m-m! Bratkartoffeln mit Zwiebeln, wie Mutter sie zu machen pflegte. Das ist etwas für mich. Das riecht gut. Um-um-m-m-m!«
Seine Hände ließen sie los, und seine Wange glitt liebkosend an der ihren herab; dann umschlossen seine Hände sie wieder. Sie fühlte seine Lippen auf ihrem Haar und hörte ihn tief und zufrieden atmen.
»Um-um-m-m-m! Und du riechst auch gut. Ich habe nie verstanden, was man meinte, wenn man sagte, ein Mädchen sei süß. Aber jetzt weiß ich es. Und du bist die süßeste, die ich je gekannt habe.«
Seine Freude war grenzenlos. Als er sich im Schlafzimmer gekämmt hatte und sich ihr gegenüber an den Tisch setzte, hielt er inne, Messer und Gabel in der Hand.
»Weißt du, verheiratet sein ist wahrhaftig nicht wenig mehr, als man glauben sollte, wenn man verheiratete Leute reden hört. Weiß Gott, Saxon, wir können ihnen etwas zeigen, wir beide! Nur eines ärgert mich.«
Die Furcht, die sich sofort in ihren Augen zeigte, ließ ihn vor Lachen glucksen.
»Und das ist, dass wir uns mit dem Heiraten nicht mehr beeilt haben. Eine ganze Woche habe ich verloren.«
Ihre Augen strahlten vor Dankbarkeit und Glück, und in der Tiefe ihres Herzens gelobte sie sich feierlich, dass es, solange sie lebten, nie anders werden sollte.
Als sie gegessen hatten, räumte sie ab und begann, die Teller aufzuwaschen. Als er Miene machte, sie zu trocknen, fasste sie ihn am Rockaufschlag und stieß ihn rückwärts in einen Stuhl.
»Jetzt rate ich dir, hübsch sitzenzubleiben – und vergiss nicht, was ich sage. Jetzt nimmst du dir eine Zigarette – nein, du sollst mich nicht ansehen. Neben dir liegt die Morgenzeitung. Und wenn du dich nicht ein bisschen beeilst und sie liest, dann bin ich mit den Tellern fertig, ehe du angefangen hast.«
Ein paar Minuten vergingen, dann legte Billy die Zeitung mit einem Seufzer hin.
»Es hat keinen Zweck«, klagte er. »Ich kann nicht lesen.«
»Was ist los?« neckte sie ihn. »Sind deine Augen schlecht?«
»Ja«, antwortete er. »Sie tun weh. Und nur eines kann helfen, nämlich, dass ich dich ansehe.«
»Ja – ja, armer kleiner