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Gesammelte Werke. Джек ЛондонЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke - Джек Лондон


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in den Au­gen an­sah. Es war ihr im­mer schwer ge­wor­den, eine Un­wahr­heit zu sa­gen, und Bil­ly ge­gen­über war es ihr ganz un­mög­lich. Sie konn­te se­hen, wie ein Sturm in den blau­en Au­gen auf­zog, und wie sein Ge­sicht gleich­sam er­starr­te, wie es im­mer tat, wenn er zor­nig wer­den woll­te.

      »Sag mal, Sa­xon – du – du ver­kaufst doch wohl nicht dei­ne Ar­beit?«

      Da er­zähl­te sie ihm al­les, auch von Mer­ce­des Higg­ins’ An­teil an dem Ge­schäft und von Mer­ce­des Higg­ins’ wun­der­ba­rem Be­gräb­nis­staat. Aber Bil­ly woll­te sich nicht vom Kern der Sa­che ab­len­ken las­sen. In Aus­drücken, die al­les eher als zwei­deu­tig wa­ren, ver­kün­de­te er Sa­xon, dass sie nicht für Geld ar­bei­ten durf­te.

      »Aber ich habe doch so viel freie Zeit, lie­ber Bil­ly«, sag­te sie fle­hent­lich.

      Er schüt­tel­te den Kopf.

      »Nein, dar­aus wird nichts. Da­von will ich nichts hö­ren. Ich habe dich ge­hei­ra­tet, und ich wer­de auch schon für dich sor­gen. Nie­mand soll sa­gen, dass Bill Ro­berts’ Frau ar­bei­ten muss.«

      »Ja, aber Bil­ly –«, be­gann sie wie­der.

      »Nein, das ist das ein­zi­ge, was ich mir nicht ge­fal­len las­se, Sa­xon. Nicht, dass mir dei­ne Hand­ar­bei­ten nicht ge­fie­len, aber ich will sie an dir se­hen. Mach du nur wei­ter, was du willst, aber mach es für dich sel­ber – ich wer­de es schon be­zah­len. Sieh, ich pfei­fe den gan­zen Tag vor lau­ter Freu­de bei dem Ge­dan­ken an dich und den Jun­gen, und ich kann dich zu Hau­se all die hüb­schen Din­ge ar­bei­ten se­hen, weil ich weiß, wie glück­lich du bist, wenn du es tust. Aber, weiß Gott, Sa­xon, die gan­ze Freu­de wäre mir ver­dor­ben, wenn ich wüss­te, dass du es für Geld tä­test. Bill Ro­berts’ Frau braucht nicht zu ar­bei­ten.«

      »Du bist so gut, Bil­ly«, flüs­ter­te sie und war trotz ih­rer Ent­täu­schung sehr glück­lich.

      »Ich will, dass du al­les ha­ben sollst, wor­auf du Lust hast«, fuhr er fort. »Und du sollst es schon be­kom­men, so­lan­ge ich die­se bei­den Fäus­te habe. Ich weiß auch wohl, wie sehr mir die hüb­schen Sa­chen, die du trägst, ge­fal­len. Ich habe, ehe ich dich kann­te, man­ches ge­lernt, was ich bes­ser nicht ge­lernt hät­te. Aber ich weiß, wo­von ich rede, und ich habe nie eine Frau ge­se­hen, de­ren Wä­sche sich mit dei­ner mes­sen konn­te. Ach –«

      Er hob ver­zwei­felt die Hän­de, als sei er nicht im­stan­de aus­zu­drücken, was er dach­te und fühl­te. Und dann ver­such­te er es wie­der:

      »Es kommt nicht al­lein auf die Sau­ber­keit an, ob­gleich das schon viel be­deu­tet. Es gibt mas­sen­haft Frau­en, die sau­ber sind. Aber das ist es nicht. Es ist mehr und et­was ganz an­de­res. Es ist – nun ja, es ist so, wie es aus­sieht, so weiß und hübsch und le­cker, das setzt sich ei­nem im Kopf fest. Du kannst nach mei­nem Ge­schmack nicht zu viel hüb­sche Din­ge be­kom­men, und du kannst sie auch nicht zu hübsch be­kom­men.

      Des­we­gen also, Sa­xon, mach nur wei­ter. Man kann mas­sen­haft Geld ver­die­nen, ganz kin­der­leicht. Bil­ly Mur­phy be­kam fünf­und­sieb­zig blan­ke Dol­lar – und das ist erst eine Wo­che her –, weil er den ›Stolz der Nord­küs­te‹ schlug. Von dem Geld hat er uns die fünf­zig zu­rück­be­zahlt.«

      Aber dies­mal war es Sa­xon, die pro­tes­tier­te.

      »Oder denk an Karl Hen­sen«, fuhr Bil­ly fort. »›Shar­key den Zwei­ten‹ nen­nen die Idio­ten, die Spor­tre­fe­ren­ten, ihn. Und er nennt sich selbst ›Cham­pi­on der Ma­ri­ne der Ve­rei­nig­ten Staa­ten‹. Nun, den habe ich mir jetzt an­ge­se­hen. Er ist ein rich­ti­ger Bär. Ich habe ihn kämp­fen se­hen, und ich kann ihm einen Schlaf­trunk ge­ben – ganz ein­fach. Der Se­kre­tär des Sport­klubs hat ver­spro­chen, einen Match zwi­schen uns zu ar­ran­gie­ren, und der Ge­win­ner ver­dient hun­dert blan­ke Dol­lar.«

      »Wenn ich nicht für Geld ar­bei­ten darf, so darfst du auch nicht bo­xen«, lau­te­te Sa­x­ons Ul­ti­ma­tum, das sie je­doch gleich wie­der zu­rück­nahm. »Aber es soll nicht gleich und gleich zwi­schen uns bei­den hei­ßen. Und wenn du mich auch für Geld ar­bei­ten las­sen woll­test, so wür­de ich dir das Bo­xen doch nicht er­lau­ben. Und wenn du nicht boxt, dann wer­de ich auch nicht mehr für Geld ar­bei­ten – ja, das ist mei­ne Mei­nung. Und mehr noch – ich wer­de nie et­was tun, das du nicht ha­ben willst, Bil­ly.«

      »Ein­ver­stan­den«, mein­te Bil­ly. »Aber ich möch­te doch ver­flucht gern ein ein­zi­ges Mal den Och­sen­schä­del Hen­sen ver­hau­en.« Er lä­chel­te ver­gnügt bei dem Ge­dan­ken. »Aber weißt du, lass uns jetzt al­les ver­ges­sen und spiel ›Wenn die Tage des Herbs­tes vor­bei‹ auf dem – ja, zum Teu­fel, wie nennst du doch das In­stru­ment?«

      Sie sang das Lied, das er wünsch­te, zur Beglei­tung der Ukulélé, und als sie fer­tig war, schlug sie sein trau­ri­ges Lied »Die Kla­ge des Kuh­hir­ten« vor. So wun­der­bar und un­er­klär­lich sind die Wege der Lie­be, dass sie das ein­zi­ge Lied ih­res Man­nes lieb­ge­won­nen hat­te. Weil er es sang, hat­te sie die­ses sinn­lo­se, lang­wei­li­ge Geis­te­s­pro­dukt gern, am meis­ten aber, so schi­en es ihr, lieb­te sie sei­ne völ­lig hoff­nungs­lo­sen falschen Töne. Sie konn­te es so­gar mit ihm zu­sam­men sin­gen, eben­so gründ­lich und ent­zückend falsch wie er. Und sie er­schüt­ter­te ihn nicht in sei­nem groß­ar­ti­gen Glau­ben an sich.

      »Ich fürch­te nur, dass Bert und alle an­de­ren mich ne­cken wer­den«, sag­te er.

      »Ja, wir bei­de ma­chen das groß­ar­tig«, sag­te sie, in­dem sie die Wahr­heit vor­sich­tig um­ging. Denn in der­lei Din­gen hielt sie Un­wahr­heit nicht für eine Sün­de.

      *

      Im Lau­fe des Früh­lings kam der Ei­sen­bah­ner­streik. Am Sonn­tag, be­vor der Streik er­klärt wur­de, aßen Sa­xon und Bil­ly bei Bert. Sa­x­ons Bru­der war auch da, ohne Sa­rah, da er sie nicht dazu hat­te be­we­gen kön­nen, ihre Ta­ges­ar­beit so zu un­ter­bre­chen. Bert be­fand sich in sehr düs­te­rer, pes­si­mis­ti­scher Stim­mung.

      Mary ging um­her und be­rei­te­te das Mit­ta­ges­sen mit ei­nem Ge­sicht, das deut­li­cher als Wor­te sag­te, dass sie sehr auf­rüh­re­risch ge­stimmt war, und Sa­xon krem­pel­te sich die Är­mel auf, band sich eine Schür­ze um und be­gann, die Früh­stück­stel­ler auf­zu­wa­schen. Bert hol­te eine Kan­ne schäu­men­des Bier aus der Wirt­schaft an der Ecke, und die drei Män­ner rauch­ten und un­ter­hiel­ten sich über den be­vor­ste­hen­den Streik.

      »Er hät­te vor meh­re­ren Jah­ren kom­men sol­len«, er­klär­te Bert. »Je frü­her de­sto bes­ser, sage ich, aber jetzt ist es zu spät. Wir sind zu schlapp ge­wor­den, und jetzt krie­gen die letz­ten Mo­hi­ka­ner, was ih­nen gut tut, und das ge­ra­de auf den Deetz!«

      »Ach, ich weiß nicht«, be­gann Tom ver­mit­telnd – er hat­te da­ge­s­es­sen und fei­er­lich sei­ne Pfei­fe ge­raucht. »Die Ar­bei­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen wer­den mit je­dem Tage stär­ker. Ich er­in­ne­re mich noch der Zeit, als es in Ka­li­for­ni­en über­haupt kei­ne Ge­werk­schaf­ten gab. Und sieh nur jetzt – Löh­ne, fes­te Ar­beits­zeit und al­les.«

      »Du re­dest wie ein Agi­ta­tor«, spot­te­te Bert, »von der Art, die den Idio­ten was er­zäh­len. Aber wir wis­sen bes­ser Be­scheid. Mit al­len Ge­werk­schaf­ten und Nor­mallöh­nen kön­nen wir für un­se­re Ar­beit nicht so viel be­kom­men wie in al­ten Ta­gen, als wir nicht or­ga­ni­siert wa­ren. Sie ha­ben


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