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Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin SingerЧитать онлайн книгу.

Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer


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Nacht werde ich direkt unter dem Sternenhimmel besonders gut träumen«, rief Julia ihm nach.

      Der Förster stutzte, wandte den Kopf, kehrte wieder um und kam zurück. Wortlos machte er sich daran, ihr Zelt wieder aufzustellen. Julia ging ihm dabei zur Hand. Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, herrschte bei dieser gemeinsamen Arbeit Eintracht zwischen ihnen. Kein Wort des Streits fiel. Einmal, als Matthias Hartmann eine Verspannung befestigte, berührte er zufällig ihre Hand.

      »Entschuldigen Sie«, murmelte er.

      Und wieder arbeitete er schweigend. Von seiner großen Gestalt ging etwas Vertraueneinflößendes aus.

      »Ich glaube nicht, dass es richtig ist, wenn man Kindern sofort jeden Wunsch erfüllt«, meinte er aus tiefen Gedanken heraus und seufzte abgrundtief.

      »Darüber kann man sich unterhalten.«

      Dann war das Zelt aufgebaut.

      Der Förster richtete sich auf. »Also, bis morgen. Gute Nacht.«

      »Gute Nacht, Herr Hartmann. Danke für die Hilfe.«

      Ohne ein weiteres Wort ging er durch die Nacht davon. Ein einsamer Mann der Wälder.

      Julia biss sich auf die Unterlippe. Aus einem Impuls heraus hatte sie sich um die Stellung als Kindermädchen beworben. Doch nun hoffte sie brennend, dass Matthias Hartmann sie nicht abweisen würde. In dieser Nacht schlief sie unruhig. Ihr Herz schlug bang.

      *

      Am nächsten Morgen stand Julia vor dem Försterhaus, das im goldenen Licht der Sonne wie verzaubert unter den hohen Fichten lag. Über das rote Dach huschte ein Eichhörnchen und verschwand mit einem langen, geschmeidigen Satz in einem der Bäume, deren Äste das Haus beschirmten.

      »Tante Julia! Tante Julia!« Jubelnd stürmten Heidi und Carsten aus dem Haus. Aus den Augen der Kinder leuchteten Freude und Begeisterung. Sie flogen dem blonden Mädchen förmlich entgegen. Heidi umklammerte ihre Hüften. »Dass du noch da bist, Tante Julia.«

      Julia wollte spontan sagen, dass sie vielleicht für immer bliebe, doch sie verschluckte die Worte. Die Enttäuschung der Kinder, wenn es mit der Einstellung nicht klappte, wäre zu groß. Das wollte sie ihnen nicht antun.

      »Schau, was ich dir mitgebracht habe, Heidi.« Sie drückte dem kleinen Mädchen die Puppe in den Arm.

      Selig drückte Heidi ihr Puppenkind an sich, mit schimmernden Augen und bebenden Lippen. »Danke, danke!«

      »Du bist klasse, Tante Julia«, rief Carsten enthusiastisch, und Julia errötete, als habe ein Erwachsener ihr einen Orden verliehen.

      In diesem Moment erblickte sie den Förster an einem der Fenster.

      Sie strich liebevoll über die blonden Haarschöpfe der Kinder. »Jetzt muss ich mich mit eurem Vati unterhalten. Bis später.« Ihre Knie wurden weich, als sie auf das Haus zuging, das so märchenhaft wirkte und in dem dennoch die Gefahr zu lauern schien.

      Matthias Hartmann empfing sie in der Diele.

      Trotz ihrer Aufregung bemerkte Julia, dass dieser Raum einen besonders behaglichen Eindruck machte. Schöne geschnitzte Stühle mit hohen Lehnen und Rohrgeflecht bildeten eine Sitzgruppe. An den Wänden hingen Gemälde von Tiermüttern mit ihren Jungen, Rehe, Füchse und Fasane.

      Der Förster führte Julia in sein Büro und kam sofort zur Sache. »Ich habe mir Ihre Bewerbung durch den Kopf gehen lassen, Frau Wellner. Da Heidi und Carsten so begeistert von Ihnen sind, wäre ich wohl ein ausgemachter Esel, wenn ich Sie aus kleinlichen Gründen nicht engagieren würde.«

      »Sie wollen es also mit mir versuchen?« Julia strahlte. Ihr fiel ein Stein vom Herzen.

      »Ja. Ich habe nur eine Sorge.«

      »Nämlich?«

      »Dass Sie die Kinder allzu sehr verwöhnen werden. Bitte, und das meine ich sehr ernst – lassen Sie die Zügel nicht schleifen, Frau Wellner. Kinder brauchen auch hin und wieder die feste, lenkende Hand.«

      »Ich werde mir Mühe geben, Herr Hartmann. Danke!« Sie sprang freudig auf. »Ich muss es gleich Heidi und Carsten erzählen … Aber da ist noch etwas. Von nun an müssen wir offen zueinander sein. Ich habe Heidi die besagte Puppe geschenkt.« Um Julias hübsch geschwungenen Mund spielte ein trotziger Ausdruck.

      Matthias Hartmann wollte auffahren. Doch dann glättete sich seine Stirn. »Schon gut, gehen Sie nur.«

      Julia stürmte hinaus. Die Kinder standen erwartungsvoll im Vorgarten zwischen blühenden Sommerblumen.

      »Hat Vati heute nicht mit dir geschimpft?«, fragte Heidi rasch.

      »Überhaupt nicht!« Julia umarmte beide Kinder gleichzeitig. »Stellt euch vor, Heidi und Carsten, ich bleibe bei euch, für immer … Das heißt, für einige Zeit, hoffentlich für lange Zeit. Ich werde die neue Haushälterin bei euch und eurem Vati. Ist das nicht wundervoll?«

      Die Kinder sahen sie ungläubig an, völlig verwirrt und fassungslos.

      »Ist das auch wirklich wahr?«, erkundigte sich Carsten.

      »Es ist wahr, Carsten. Ich freue mich so. Wie schön es hier ist!« Mit glücklichen Augen sah sie in die Runde. Welch wunderschönes Fleckchen Erde!

      Da fiel ihr Blick auf eine dunkelgekleidete Gestalt. Eine betagte Frau musterte das blonde Mädchen missmutig.

      »So, hat Herr Hartmann endlich jemanden gefunden! Wurde ja auch Zeit!«

      Julia eilte mit ausgestreckter Hand auf die alte Dame zu. »Sie sind bestimmt Frau Jahnke.«

      »Bin ich.« Die Haushalterin wischte sich die Hand an der Küchenschürze ab. »Na, dann kommen Sie mal gleich mit, kleine Frau, ich will Ihnen alles zeigen.«

      Julia winkte den Kindern zu und folgte Frau Jahnke in die Küche, um sie nicht zu verärgern.

      »Sie stellen sich das hier wohl sehr romantisch vor, kleine Frau, was? Große Rosinen im Sack, wie? Ich will ja nichts sagen, aber …, na ja.«

      »Hatten Sie denn Schwierigkeiten und Probleme mit Ihrem Brötchengeber oder den Kindern?«

      Frau Jahnke legte den Kopf schief und musterte das Mädchen aus verkniffenen Augen. »Dass Sie sich als Dienstmädchen nicht zu schade sind? Haben wohl andere Absichten, wie?«

      »Was denn für Absichten, Frau Jahnke?«

      »Sie stellen es sich wohl sehr romantisch vor, sich einen Förster zum Mann zu angeln, wie?«

      »Na, hören Sie mal!«, rief Julia empört. »Wie kommen Sie denn auf diese absurde Idee?«

      »Sind doch die begehrtesten Ehemänner, die Herren Förster, habe ich in der Zeitung gelesen.« Die alte Haushälterin kicherte. »Na, Sie werden ihr blaues Wunder erleben. Warten Sie nur ab, kleine Frau.«

      »Sie irren sich, Frau Jahnke«, erwiderte Julia knapp. »Und nun entschuldigen Sie mich bitte, Sie können mir später alles zeigen.« Sie machte auf dem Absatz kehrt.

      »Na, nun spielen Sie doch nicht gleich die beleidigte Leberwurst. Heiraten wollen doch alle!«

      »Ich nicht!«, erklärte Julia mit Nachdruck und eilte hinaus.

      *

      Sechs Tage waren seit Julias Einzug im Forsthaus vergangen.

      Sie hatte sich sofort mit ihrer Firma in Verbindung gesetzt, und nachdem sie ihrem verständnisvollen Chef ihre Zukunftspläne geschildert hatte, versprach er ihr, ihre Entlassung gleich nach dem Urlaub ohne die vorgeschriebene Kündigungsfrist durchzusetzen, vorausgesetzt, dass inzwischen eine geeignete Kraft gefunden wurde, die ihren Platz einnahm.

      Frau Jahnke hatte sich genau zwei Tage Zeit genommen, die neue junge Haushalterin in ihren künftigen Aufgabenbereich einzuweisen, dann ward sie im Forsthaus nicht mehr gesehen. Doch Julia war sogar froh darüber. Die grimmige und ewig nörgelnde Art der betagten Frau war ihr auf die Nerven


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