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Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman. Kathrin SingerЧитать онлайн книгу.

Heimatkinder Staffel 3 – Heimatroman - Kathrin Singer


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schwer, sich von ihr zu trennen. Immer wieder blieb er stehen, als sie ihn noch ein Stück über die Lichtung begleitete. Immer wieder nahm er sie in seine starken Arme, um sie zu streicheln und zu liebkosen. Schließlich verabschiedete Julia ihn mit einem gewollt leichten, burschikosen Schlag auf die Schulter und machte kehrt. Er stand noch eine ganze Weile am Waldrand und sah zu ihr hinüber. Sie machte sich mit betont gleichmütigen Bewegungen daran, vor dem Zelt Ordnung zu schaffen und vermied es zu ihm hinüberzusehen.

      Endlich winkte Björn Hartmann ihr noch einmal zu und verschwand im Schatten des Waldes.

      Julia ging zum Bach, setzte sich auf einen großen glatten Stein und ließ die rechte Hand gedankenverloren ins kristallklare Wasser hängen. Was war geschehen? Hatte sie sich Hals über Kopf verliebt?

      Verliebt in einen unverschämten, aber umwerfend sympathischen Abenteurer?

      Gut, dass sie eine Woche Zeit hatte, um mit sich und ihren Gefühlen ins Reine zu kommen!

      *

      Die Nacht ließ ihre Schleier über den Wald wehen. Schlaftrunken zwitscherten die letzten Vögel in den Büschen. Lautlos huschte eine kleine Waldohreule über die Lichtung. Julia hatte die Rufe des scheuen Nachtvogels schon mehrere Male vernommen.

      Plötzlich entdeckte Julia ein Glühwürmchen im Gras, kurz darauf ein zweites und drittes. Diese winzigen Sterne, die nicht am Himmel, sondern auf der schweren Erde leuchteten, rührten ganz seltsam an ihr Herz, entzündeten eine Sehnsucht, der das einsame Mädchen keinen Namen zu geben vermochte. War es Sehnsucht nach einem Mann wie Björn?

      Julia seufzte schwer.

      Diese Nacht war wunderschön, wie verzaubert, traumhafter noch als die vorigen. Julia ließ ihre Gedanken schweifen, versuchte sich auszumalen, wie es sein würde, wenn sie sich tatsächlich um die Stellung im Försterhaus bewarb. Die Kinder waren ihr ans Herz gewachsen. Schon jetzt spürte sie, wie sehr ihr Heidi und Carsten fehlten.

      Ferne Schritte in der tiefen Stille des Waldes schreckten Julia auf. Bevor sie seine Gestalt wahrnehmen konnte, wusste sie, dass der Förster kam.

      Schwer schritt er über die Lichtung, ein dunkler Schatten, unheimlich in seiner unbeirrbaren Zielstrebigkeit.

      »Das habe ich mir beinahe gedacht«, knurrte er und blieb hoch aufgerichtet vor ihr stehen. »Bockig wie ein verzogenes Kind.«

      »Fallen Ihnen denn nicht endlich einmal andere Vergleiche ein? Können Sie immer nur an ungezogene Kinder denken?«, zischte Julia ärgerlich. Rasch entzündete sie die Petroleumlampe, die an der Zeltstange hing.

      »Auch das noch«, lies sich Matthias Hartmann unwillig vernehmen. »Sie wollen wohl einen Waldbrand verursachen, wie?«

      »Ich sehe mich schon vor, keine Bange«, gab Julia unwirsch zurück.

      »Keine Bange? Mir ist aber bange, nämlich um meinen herrlichen Wald! Im Geist sehe ich ihn schon vor mir, verkohlt, mit schwarzen Baumstümpfen, die tot und kahl und anklagend in den Himmel ragen.«

      Der matte Schein der Stalllaterne fiel auf sein Gesicht, dieses männliche, fast harte Gesicht, in dem das Leben bereits Spuren hinterlassen hatte – nicht die Spuren wilder Abenteuer, sondern Zeichen tiefen Leids und Mitleids, einer schwerfühligen Lebensanschauung. Melancholisch schimmerten die dunklen Augen, feine Linien hatten sich um seinen Mund gegraben.

      »Hören Sie bloß auf«, sagte Julia leise. »Das ist eine schreckliche Vorstellung. Ich liebe diesen Wald, Ihren Wald, Herr Hartmann. Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben.«

      »Sehr schön. Dann werden Sie auch einsehen, dass Sie den Platz hier verlassen müssen, dass es sein muss. Packen Sie Ihre Sachen. Ich hole meinen Wagen und bringe Sie zum nächsten Campingplatz oder in ein Hotel, ganz wie Sie wünschen.«

      Julia verschränkte die Arme trotzig über der Brust. »Ich bleibe hier.«

      Er lächelte schmal. »Da irren Sie sich aber gewaltig. Sie werden packen und verschwinden.«

      »Herr Hartmann, lassen Sie doch einmal Gnade vor Recht ergehen. Ich bin so gern hier, ich genieße die Stille. Es ist der schönste Urlaub meines Lebens.«

      Matthias Hartmann schien einen Moment lang mit sich zu kämpfen. Doch dann strafften sich seine Schultern, und er schüttelte den Kopf. »Nein, kommt nicht infrage. Die Gefahren sind zu groß.«

      »Die Gefahren, die Gefahren«, äffte Julia ihm nach. »Das ist ja lächerlich! Sie sind ein sturer Dickkopf, das ist alles. Ein Bürokrat, eine Beamtenseele. Ein schrecklicher Pedant!«

      »Ich habe keine Lust, mit Ihnen zu debattieren. Schnüren Sie jetzt ihr Bündel, und ich …«

      »Nein!« Julia warf den Kopf in den Nacken. Ihr ganzes Wesen strahlte Kraft und Widerstand aus.

      Da ging Förster Hartmann auf ihr Zelt zu und begann es wortlos abzubauen.

      Ein paar Augenblicke lang war Julia sprachlos und wie gelähmt. Dann sprang sie auf den Mann zu. Wie eine wütende Katze krallte sie sich an seinem Arm fest und riss ihn herum.

      »Mach keine Zicken, Mädchen«, knurrte Förster Hartmann, ohne von seinem Tun abzulassen.

      »Nehmen Sie die Finger von meinem Eigentum!«, keuchte Julia außer sich. »Sonst …, sonst …!«

      »Na?« Er musterte sie mit einem Blick, der Julia einen Moment lang an seinen Bruder erinnerte, an Björn, den Abenteurer, der so herausfordernd zu lächeln verstand.

      »Sonst klebe ich Ihnen eine!«, stieß sie aufgebracht hervor und presste seinen Arm noch fester.

      »Und damit wäre das Problem gelöst?«, fragte er ironisch und versuchte sie abzuschütteln.

      »Wollen Sie mich mit brutaler Gewalt verschleppen?«

      »Wenn es sein muss. Ich lasse mich von einem kleinen Mädchen nicht zum Narren machen.«

      »Sie machen sich ja selbst zum Narren!«, rief Julia aufgebracht und ließ endlich seinen Arm los.

      »Das ist Ansichtssache.« Er begann, das Zelt zusammenzufalten. Endlich richtete er sich auf. »So, und jetzt hole ich meinen Wagen.

      Julia sah in seine Augen und begriff, dass jeder weitere Widerstand zwecklos war. Da begannen die Worte fast gegen ihren Willen über ihre Lippen zu sprudeln. »Herr Hartmann, ich – ich muss mit Ihnen sprechen. Bitte!«

      »Keine Ablenkungsmanöver.«

      »Sie suchen eine Haushälterin oder ein Kindermädchen. Ich habe davon gehört und das Schild im Lebensmittelladen gelesen. Also, ich möchte mich um diese Stellung bewerben.«

      Förster Hartmann erstarrte mitten in der Bewegung. »Wie bitte? Das soll wohl ein Scherz sein?«

      »Wieso ein Scherz? Nein, ich meine es absolut ehrlich. Finden Sie mich als Kindermädchen denn völlig unmöglich?« Julia hielt gespannt den Atem an.

      Die Augen des Försters wurden schmal. »Sind Sie überhaupt nur wegen der Stellung hier? Wollten Sie sich die Kinder und das Forsthaus erst einmal unverbindlich anschauen?«

      »Und den Förster!«, entgegnete Julia geistesgegenwärtig. »Und da der Förster ein so liebenswürdiger Herr ist, habe ich gedacht: Das kannst du riskieren! Nun, haben Sie Interesse an mir?«

      Matthias Hartmann räusperte sich voll Unbehagen. »Sie sind noch recht jung, haben Sie überhaupt Erfahrungen mit Kindern? Haben Sie Zeugnisse, Referenzen? Wo waren Sie bisher beschäftigt?«

      »Nein, ich habe keine Erfahrung als Kindermädchen oder Haushälterin, Herr Hartmann, leider nicht. Bisher war ich als Sekretärin tätig.«

      »Und wollen sich plötzlich verändern, finanziell womöglich verschlechtern?«, fragte er misstrauisch. »Aus welchem Grund?«

      »Weil ich Kinder gernhabe und eine echte Aufgabe suche. Eine Tätigkeit, die mich auch innerlich befriedigt.«

      Er starrte sie mit undurchsichtiger Miene an. »Kommen Sie morgen


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