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Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 6 – Liebesroman - Leni Behrendt


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das arme Vieh und vergessen Sie nicht, uns Bericht zu erstatten.«

      »Mit dem größten Vergnügen«, lachte er sie so strahlend an, daß sie stutzig wurde. Und als sie dann Frauke heiß erröten sah, als sie ihr von der Begegnung erzählte, da wußte sie Bescheid.

      Sieh mal einer die Frauke an, schmunzelte sie in sich hinein. Da muß ich schon sagen: Die ist nicht dumm und nicht nuscht. Denn einen besseren Mann als den Viehdoktor könnte sie ja gar nicht kriegen – und er keine bessere Frau.

      Aber was wird dann aus Jadwiga und Ortrun? grübelte sie weiter, als sie das Abendessen zubereitete. Daß sie hierbleiben, damit wird Gunder wohl nicht einverstanden sein. Arme Weibsen! Es wird ihnen bitter ankommen, wenn sie von hier fort müssen, wo sie so glücklich sind.

      Und das waren sie wirklich. Das Haus im grünen Grund war für sie der Himmel auf Erden. Ortrun prangte nur so in ihrer Jugend Maienblüte, aber auch Jadwiga war förmlich aufgeblüht.

      Seit gestern hatte sich sogar ihr Äußeres verändert. Bei einer ungeschickten Bewegung war ihr das ohnehin wacklige Pincenez entglitten und auf dem Steinboden der Terrasse zerschellt. Hilflos stand sie da, dem Weinen nahe. Doch schon wurde sie von Ortrun umfaßt und lachend getröstet:

      »Mach dir nichts draus, Wigaleinchen. Das Dings hatte sowieso schon Altertumswert, und so richtig sehen konntest du damit längst nicht mehr. Spazieren wir also zum Optiker, wo du dir eine Brille verpassen läßt. Oder magst du das nicht?«

      »Das schon. Aber ohne Glas bin ich sehr unsicher, wie soll ich da wohl zum Optiker hinkommen?«

      »Das ist allerdings schwierig. Ein Gefährt steht uns leider nicht zur Verfügung, höchstens Michels Handkarre. Nun lachst du, das ist lieb. Laß mich mal angestrengt überlegen.

      Halt, ich hab’s!« drückte sie der verblüfften Dame einen Kuß auf die Nase und wirbelte ab zum Telefon, wählte die Nummer, worauf es denn zu folgendem Gespräch kam:

      »Ach, Sie sind es, Herr Baron?«

      »Ja, warum denn nicht? Was enttäuscht Sie daran so sehr. Mit wem habe ich überhaupt…«

      »Mit Ortrun Danz.«

      »Ah, denn mal schönen guten Tag, gnädigs Fräulein. Wen wollen Sie sprechen?«

      »Oda.«

      »Die ist leider nicht da. Reitete mit dem Oberinspektor über Land.«

      »Wie schade! Sie sollte mir nämlich helfen. Ich brauche ein Auto – das heißt, ich nicht, sondern Fräulein von Schlössen, und nun kann sie nicht – und nun weiß ich nicht… Entschuldigen Sie, Herr Baron.«

      »Halt, gnädiges Fräulein, nicht auflegen!« hinderte die lachende Männerstimme sie daran, das Gespräch zu beenden. »Ich glaube nämlich, aus Ihrem kläglichen Gestammel dennoch klug geworden zu sein. Sie wollten Oda bitten, im Auto zu Ihnen zu kommen, stimmt’s?«

      »Ja.«

      »Aber sie hat doch noch gar nicht den Führerschein mit ihren sechzehn Jahren.«

      »Das weiß ich. Doch ich hoffte, daß sie in Begleitung des Chauffeurs. Oder habe ich da zuviel verlangt?«

      »Keineswegs, gnädiges Fräulein. Diese Gefälligkeit hätte Oda Ihnen mit Freuden erwiesen. Wozu benötigen Sie denn einen Wagen?«

      »Um ins Dorf zum Optiker zu fahren. Fräulein von Schlössen hat ihr Augenglas zerschlagen und ist nun hilflos, kann so gut wie nichts sehen.«

      »Danke, das genügt mir. Ich bin so schnell wie möglich zur Stelle.«

      »Bitte nicht!« rief Ortrun in die Muschel. Doch zu spät, drüben war bereits eingehängt.

      Bestürzt legte sie die Handflächen gegen die heißen Wangen und ging zur Terrasse zurück, wo sich mittlerweile Frauke eingefunden hatte, der Jadwiga soeben von ihrem Malheur erzählte. Und als sie von Ortrun hörte, was diese sich geleistet hatte, sagte sie vorwurfsvoll:

      »Mädchen, wie konntest du nur den Mann bemühen. Er ist uns doch so gut wie fremd.«

      »Ich wollte das ja gar nicht«, bekannte Ortrun kläglich. »Ich wollte Oda an den Apparat haben, um sie zu bitten, den Chauffeur mit dem Wagen herzuschicken. Daß der Baron an dem Fernsprecher sein würde, damit habe ich nicht gerechnet. Außerdem ist Oda nicht zu Hause. Sie ist mit dem Oberinspektor über Land geritten. Da habe ich mit meinem spontanen Anruf ja was Schönes angerichtet.«

      »Nun, so schlimm ist es auch wieder nicht«, beschwichtigte Frauke, »der Herr Baron hat sich ja erboten, herzukommen, tut es somit nicht gezwungenermaßen. Halt, Tante Jadwiga, wo willst du hin?!«

      »Mantel, Hut und Handtasche holen.«

      »So ein Leichtsinn! Als ob wir das nicht könnten.«

      »Aber ich möchte doch keinen bemühen.«

      »Sieht dir nämlich ähnlich. Bleib du ja in deinem Sessel, so unsicher wie du ohne Augenglas bist. Hol die Sachen, Ortrun und halt auch du dich bereit, damit der Herr Baron nicht noch warten muß. Denn wie wir von Oda wissen, ist ihm Unpünktlichkeit verhaßt.«

      Also beeilte man sich und war gerade bereit, als Swidbörn erschien. Nun er Jadwiga, die er ja zum ersten Mal erblickte, dastehen sah, mit dem ängstlichen, wie um Verzeihung bittenden Blick, wurde es ihm erst so recht bewußt, wie unerhört diese hilflose Stiftsdame von der despotischen Oberin schikaniert worden war. Und wenn er diese Dame bisher nicht geschätzt hatte, so stieg jetzt in ihm Verachtung zu ihr auf. Mit einem warmen Blick, den man diesen hellblitzenden Augen kaum zugetraut hätte, verneigte er sich vor Jadwiga.

      »Da bin ich, gnädiges Fräulein. Verfügen Sie über mich.«

      »Bitte, Herr Baron, ich bin nicht daran gewöhnt, daß man meinetwegen Umstände macht.«

      »Dann wird es dazu aber Zeit, will ich meinen. Wie ich hörte, wollen Sie mit Fräulein von Schlössen zum Optiker?« wandte er sich jetzt Ortrun zu.

      »Ganz recht, Herr Baron. Das heißt, wenn er ohne vorherige ärztliche Untersuchung eine Brille zupassen kann.«

      »Ohne weiteres. Er ist nicht nur Optiker, sondern auch Augenarzt.«

      »Na, siehst du, Tante Jadwiga, da kommst du in fachmännische Behandlung. Stütze dich fest auf meinen Arm, dann kann dir nichts passieren!«

      Auch Frauke hielt ihr den Arm hin. So treulich geführt, gelangte Jadwiga zum Auto, wo man sie im Fond verstaute, während Ortrun neben dem Führersitz Platz nahm.

      Warum sie dabei Herzklopfen hatte, wußte sie selbst nicht. Scheu huschte ihr Blick zu dem Mann hin, der ihr so hoheitsvoll vorkam, so herrisch und unnahbar. Das stolze Antlitz erschien ihr wie aus Erz gegossen, die Augen verglich sie mit blitzenden Kieseln. Die nervigen Hände, die das Steuerrad hielten, ließen wohl nicht mehr los, was sie einmal gepackt hatten. An der Linken glänzte der schwergoldene Wappenring, der Ringfinger der Rechten war leer.

      Ortrun hatte keine Ahnung, daß der Mann sie beobachtete. Konnte sich daher das Lächeln nicht erklären, das plötzlich seinen hartgeschnittenen Mund umzuckte. Nur gut, daß sie keine Gedanken lesen konnte.

      *

      Als Jadwiga neu bebrillt zum Auto ging, tat sie das so sicher, wie schon lange nicht mehr.

      »Herzchen, ich kann ja jetzt erst so richtig sehen«, sagte sie beglückt zu Ortrun, als man vor dem Wagen stand, in dem der Baron bereits wartend saß, nachdem er einige Besorgungen gemacht hatte. »Und das danke ich dir, du liebes, gutes Kind.«

      »Nichts da, Tante Jadwiga«, lachte das Mädchen. »Der Dank gebührt deinem Pincenez, das Mitleid mit dir hatte, als es am Fliesenboden sein bejahrtes Leben aushauchte. Wenn du durch die altersschwachen Gläser so schlecht sehen konntest, warum hast du dich so lange damit herumgequält?«

      »Weil ich dachte, es muß so sein. Außerdem trenne ich mich so schwer von meinen Sachen.«

      »Bis sie sich selbst in Wohlgefallen auflösen«,


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