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Om mani padme hum. Wilhelm FilchnerЧитать онлайн книгу.

Om mani padme hum - Wilhelm Filchner


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des mohammedanischen Generals Ma in Sining, des chinesischen Amban von Tibet. Der Generalgouverneur von Sinkiang hatte stets Angst vor diesem General, und deshalb frohlockte er, als bald darauf die Tibeter den General Ma und dessen Truppen in die Flucht geschlagen hatten. Später ist es Ma übrigens gelungen, die Tibeter entscheidend aufs Haupt zu schlagen, und erst vor Kurzem stand er auf dem Gipfel seiner Macht.

      6.

      ZWISCHEN FEINDLICHEN BRÜDERN

      Bis Ku-tschöng (Gu-tschen) ging die Fahrt flott, weil die Pferde durch die mehrwöchige Rast in Tihwa gekräftigt waren.

      Das schwerste Stück der ganzen Reise stand uns nunmehr bevor: die Durchquerung der gefürchteten Gobi mit ihren zwei Millionen Quadratkilometern. Die armen Pferde! Was haben sie aushalten müssen, im tiefen Sand und in den felsigen Pässen des Bogdo-ola-Gebirges!

      Aber die Tiere haben durchgehalten, vielleicht nur deshalb, weil wir sie immer gut behandelten, im Gegensatz zu den Eingeborenen, die mit diesem lebendigen und gerade hier besonders lebenswichtigen Material nicht umzugehen wissen. Wie dankbar blickten mich die Tiere an, wenn sie nach heißem, anstrengendem Marsch todmüde und durstgequält von mir gestreichelt wurden oder ich ihnen unter aufmunternden Worten die lästigen Mücken verscheuchte.

      Unser erstes Ziel war Hami, eine wundervolle, weit ausgedehnte Gartenstadt, eine blühende Oase inmitten der Wüste. Herrliche Parks dehnen sich zwischen den aus Lehm und Erde gebauten kleinen Häusern der Muselmänner. Hunderte von Kamelen ziehen langsam durch die breiten Straßen. Täglich erreichen und verlassen Hunderte von Reisenden diese Stadt an der wichtigsten Karawanenstraße Innerasiens.

      Noch ehe wir Hami erreichten, machten wir in einem kleinen Wüstendorf Rast. Hier passierte mir etwas ganz Seltsames. Wie aus dem Erdboden gewachsen, stand plötzlich ein Herr in europäischer Kleidung mit Tropenhelm vor mir und rief mich an:

      »Are you Mr. Filchner?«

      Dieser Mann mit schneeweißem Haar, kurzgestutztem Schnurrbart und scharfen Zügen, dessen Stimme ich nur zu gut kannte, war kein Fremder. Doch im ersten Augenblick wusste ich nicht, wo ich ihn hintun sollte. Plötzlich kam mir die Erleuchtung:

      »Yes«, sagte ich, »and you are Mr. Ridley!«

      Vor 22 Jahren hatten wir uns das letzte Mal im Herzen Asiens gesehen. 40 Jahre lang hatte Ridley mit seiner Familie in Sining-fu an der chinesisch-tibetischen Grenze eine Station der China-Inland-Mission geführt. Und nun trafen wir uns zufällig hier mitten in der Wüste. Wie klein ist doch die Welt!

      Ridley, dessen Frau vor Kurzem gestorben war, befand sich auf dem Marsch nach Kaschgar, von wo aus er nach Persien weiterwandern wollte. Er hatte mir seinerzeit bei der Vorbereitung meiner ersten Tibetexpedition geholfen. Er war es auch, der damals als Erster die Nachricht erhielt, ich sei in Nordost-Tibet von den Ngoloken ermordet worden. Dieses Gerücht fand damals bald auch den Weg nach Europa.

      Die Chinesen vergötterten ihn, denn Ridley war jener Mann, der mit den Seinen während der furchtbaren Belagerung der Grenzstadt Sining-fu durch die Mohammedaner die Pflege der Verwundeten übernommen hatte. In meinem Buch »Hui-Hui – Asiens Islamkämpfe« ist diese Belagerung mit ihrer Menschenschlächterei und ihren Schrecknissen eingehend geschildert.

      Sobald wir die Wüste erreicht hatten, setzte ich bestimmte Tagesetappen fest, um an jedem Abend einen Wasserplatz zu gewinnen. Das lag im Bereich der Möglichkeit, wenn wir täglich 50 bis 60 Kilometer bewältigten. Nur einmal im südlichen Teil der Gobi musste zur Überwindung einer völlig wasserlosen Zone ein Doppelmarsch eingelegt werden.

      Die chinesische Regierung, die für die Anlage der Raststationen längs der Karawanenstraße Sorge trägt, hat die Karawansereien der Oasen an arme Leute verpachtet. Sie verkaufen Gras als Futter für die Kamele, die hier ausschließlich als Lastträger verwendet werden. Auch Brennmaterial ist dort erhältlich.

      Fast jede Oase besitzt Quellen oder Tümpel mit süßem und salzigem Wasser. Das salzhaltige Wasser soll übrigens von Jahr zu Jahr an Salzgehalt verlieren und allmählich trinkbar werden; doch niemand weiß, worauf dieser Umschlag zurückzuführen ist. Die Eingeborenen trinken das Salzwasser mit dem gleichen Genuss wie das süße. Uns Europäern hingegen ist das Salzwasser schädlich, es verursacht stets schweren Durchfall.

      Die Chinesen fürchten nicht mit Unrecht, dass die Oasen der Gobi, die an sich schon sehr eng umgrenzt sind, durch Sandwehen und Sandstürme allmählich verkleinert und schließlich vom Erdboden ganz verschwinden werden. Aber die chinesischen Behörden, denen die Straßen durch die Wüste überaus lebenswichtig sind, haben weitsichtig vorgesorgt, dass auch nach dem Verschwinden der kleineren Oasen noch hinreichend Wasserplätze vorhanden sind. Ab und zu stießen wir mitten in der Wüstenzone auf ganz merkwürdige Erdbauten, deren Zweck wir uns nicht vorstellen konnten, bis sich Beick eines Nachts trotz des strengen Verbots, die Karawanenstraße zu verlassen, an diese, manchmal durch Soldaten scharf bewachten, mit Reisig überdeckten Erdlöcher heranmachte. Er stellte fest, dass jede dieser Zisternen einen lichten Durchmesser von 1,70 Metern hatte und dass die ausgehobene Erde ringsum aufgeschüttet war. Durch Abwurf eines Steines konnte in der Tiefe Grundwasser nachgewiesen werden. Die ungefähr 20 Meter tiefen Zisternen folgen einander in einer Reihe mit Zwischenräumen von je 40 Metern. Die einzelnen Reihen haben Abstände von etwa einem Kilometer. Alle diese Zisternen scheinen in Höhe des Grundwassers durch Kanäle miteinander verbunden zu sein.

      Diese ungeheure, unterirdische Arbeitsleistung kann sich nur der vorstellen, der selbst einmal versucht hat, im Wüstensand nach Wasser zu graben. Mithilfe dieser Wasserlöcher wird nicht nur der Wasserbedarf in den Oasen ergänzt; sie ermöglichen auch den Transport großer Menschenmassen durch die todbringende, wasserlose Gegend. Ich schätze, dass an dem größten dieser Zisternenlager gleichzeitig rund 800 Kamele und 10 000 Mann getränkt werden können.

      In Hami erreichten wir den Hauptwaffenplatz des Generalgouverneurs von Sinkiang, dessen Politik sich damals mit der antibolschewistisch eingestellten des Chinesischen Auswärtigen Amtes in Peking deckte. Das 940 Meter hoch gelegene Hami ist der östlichste Eckpfeiler Sinkiangs, Chinesisch-Turkestans, in dem gegen 30 Mischstämme wohnen: Mongolen, Mandschus, Turkestanen und Chinesen, die Vertreter zweier wesensfremden Kulturen und Völkerfamilien. Den größten Prozentsatz stellen die Turkestanen. Sie sprechen Türkisch und sind Islambekenner. In den meisten größeren Städten Sinkiangs finden sich aber auch einzelne Russen, die der Bolschewismus aus ihrem Heimatland vertrieben hat.

      Hier in Hami lässt sich der stumme Kampf zwischen den Chinesen, die nach Westen drängen, und den Turkestanen, die nach Osten streben, in seiner Auswirkung beobachten. Wie in Tihwa sind auch hier die höheren Beamtenstellen auf Turkestanen und Chinesen verteilt. Der Dienst wickelt sich im Allgemeinen reibungslos ab. Wer aber hinter die Kulissen sieht, vermag festzustellen, dass sich manchmal doch Dinge ereignen, die auf neue, bevorstehende Kämpfe zwischen Chinesen und Turkestanen schließen lassen.

      Die Turkestanen überragen die Chinesen erheblich an Gestalt. Kraft ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit treten sie im Verkehr mit den Söhnen des Reiches der Mitte bestimmt und fordernd auf. In China leben ungefähr 30 Millionen Mohammedaner, von denen einige Millionen auf Sinkiang und Kansu entfallen; rassenmäßig sind jedoch auch diese Mohammedaner Chinesen. Für ihre nationale Einstellung kommt ausschließlich das religiöse Bekenntnis in Betracht. In Westchina werden diese Mohammedaner Hui-Hui genannt; sie gelten als besonders fanatisch, und China hat im Lauf des letzten Jahrhunderts viele schwere Kämpfe mit diesen Glaubensstreitern zu bestehen gehabt. Die Hui-Hui haben sogar wiederholt den Bestand des chinesischen Reiches ernstlich bedroht.

      Auch Kansu, dem wir auf unserer Fahrt zustreben, beherbergt einen großen Prozentsatz von Mohammedanern. Diese sind entweder eingewanderte Nachkommen der Türken oder Flüchtlinge, die sich nach den letzten großen Mohammedaneraufständen hier angesiedelt hatten. Kraft ihrer glänzenden Organisation und ihrer Einigkeit haben sie es verstanden, sich des fruchtbarsten Bodens zu bemächtigen, den größten Teil des Handels an sich zu reißen, besonders in Pelzen und Wolle, und die ganzen Karawansereien längs der Hauptwege ihren Glaubensgenossen in die Hände zu spielen. Sogar der Nachrichtendienst, der in Zentralasien eine nicht geringere


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