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Mami Staffel 5 – Familienroman. Eva-Marie HornЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 5 – Familienroman - Eva-Marie Horn


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fuhren nach einer Stunde wieder zurück. Bernd wollte Corinna zum Essen einladen, doch sie lehnte ab.

      »Nein, ich möchte jetzt allein sein. Du kannst morgen noch einmal mitkommen, wenn du willst.«

      Als sie ihre Wohnungstür aufschließen wollte, öffnete die Nachbarin ihre eigene Tür.

      »Hier ist ein Paket für Sie abgegeben worden, Frau Schmale.«

      Corinna nahm es in Empfang. Der Absender lautete »Julia Thomsen«.

      In dem Paket waren zwei sehr hübsche Strampelanzüge und eine Ausgehgarnitur. Außerdem lag ein Brief dabei.

      Liebe Corinna, entschuldigen Sie, wenn ich Sie einfach so anspreche, aber irgendwie sind wir ja doch verbunden. Ich freue mich sehr, daß es Sarah gutgeht, wie mir Bernd erzählte. Ich habe das Gefühl, daß er durch ihre Geburt irgendwie verändert ist. Außerdem will er nach Hamburg ziehen. Vielleicht gibt es ja doch noch Wunder. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen und Sarah alles Gute. Ich würde Sie gern einmal kennenlernen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Sonst bin ich auch nicht böse. Herzliche Grüße Julia Thomsen.

      Corinna beschloß, sofort bei Julia Thomsen anzurufen. Es waren zwei Telefonnummern im Briefkopf angegeben. Vielleicht konnte sie mit Bernds früherer Verlobten über ihn und seine Veränderung sprechen.

      Julia war im Büro. Sie hatte damit gerechnet, daß dieser Anruf kommen würde, vielleicht nur nicht so schnell.

      »Julia, vielen Dank für die vielen schönen Sachen für Sarah.«

      »Das ist gern geschehen. Wie geht es Ihnen?«

      Julia mußte aufpassen, daß sie sich nicht verriet. Ihre genaueren Informationen stammten natürlich von Melanie und nicht von Bernd.

      »Danke, irgendwie langsam besser.«

      »Das freut mich.«

      »Wenn Sie mal in Hamburg sind, können Sie gern vorbeikommen. Das wollte ich nur noch sagen.«

      »Wunderbar. Ich mache es bestimmt. Hat Bernd sich gemeldet?«

      »Ja. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, gab Corinna ehrlich zu.

      »Ich verstehe es auch nicht so ganz. Vielleicht fühlt er sich doch endlich einmal für etwas verantwortlich. Ich weiß nicht, ob Sie ihm eine Chance geben sollten, aber für Sarah wäre es sicher gut, wenn sie auch ihren Vater kennenlernt.«

      »Ja, das habe ich schon beschlossen. Wollen Sie ihn denn nicht zurück?«

      Julia lachte.

      »Nein, ganz bestimmt nicht! Ich heirate in vier Monaten. Ich habe meinen zukünftiger Mann umgefahren, als er mit dem Fahrrad eine Straße überquerte. So komisch kann es zugehen im Leben.«

      »Sie haben sich mir gegenüber sehr großzügig verhalten.«

      »Da kannte ich Sven auch schon. Allerdings wußte ich noch nicht, daß ich mich bereits verliebt hatte. Aber irgendwie hat mir das Kraft gegeben, daß es ihn gab. So konnte ich Bernd leichter loslassen.«

      »Ach so war das…«

      »Ja. Und vielleicht zeigt es Ihnen, daß es immer noch neue Chancen im Leben gibt.«

      »Ich muß mich jetzt um Sarah kümmern. Da habe ich genug, was mich ausfüllt.«

      »Ja, es muß schön sein, ein Baby zu haben.«

      Corinna verabschiedete sich und legte auf. Es war schön, ein Baby zu haben. Sie lächelte automatisch und fühlte verwundert mit der Hand nach, ob es auch wirklich so war. Wann hatte sie zuletzt aus eigenem Antrieb gelächelt? Wurde doch noch alles gut?

      Mit einem Gefühl der Hoffnung ging sie zu der Kommode hinüber, in der Sarahs Kleidung lag. Sie nahm ein Stück nach dem anderen heraus, legte es zart an ihr Gesicht, atmete den Duft nach Frische ein und ordnete es dann neu in die Schubladen. Ihre kleine Sarah… bald würde sie hier sein, bei ihr, ihrer Mutter…

      *

      Zwei Wochen später konnte sie Sarah nach Hause holen. An ihre Absicht, sich aus dem Leben zu stehlen, dachte Corinna nur noch mit einer merkwürdigen Verwunderung, so als wäre es eine andere Corinna gewesen, die so etwas Schreckliches geplant hatte. Wie könnte sie je auf Sarah verzichten? Schon jetzt war ihr der Gedanke unerträglich, bald tagsüber auf sie verzichten zu müssen, weil die Schutzfrist zu Ende war und Sarah dann bei Beate Zander sein würde.

      Bernd kam jedes Wochenende nach Hamburg und besuchte sie. Jetzt, wo Sarah zu Hause war, verbrachten sie dadurch einige Stunden miteinander, die in Corinna zwiespältige Gefühle auslösten. Einerseits fühlte sie sich noch immer zu Bernd hingezogen, vor allem, wenn er Sarah auf dem Arm hielt und mit ihr schmuste, aber auf der anderen Seite machte ihr die Möglichkeit, wieder enttäuscht zu werden, Angst. Etwas von ihrem Gefühl für ihn war zerstört und würde nicht wieder belebbar sein.

      Doch im Vordergrund stand natürlich Sarah. Bernd konnte sie gern ein wenig entlasten, wenn sie lernen mußte, und sich dann um seine Tochter kümmern. Er hatte sich entschlossen, nach Hamburg zu ziehen und wollte das so bald wie möglich tun. Wenn er heimlich voraussetzte, daß sie wieder zusammenkommen würden, war das sein Problem. Corinna konnte ihm nichts versprechen.

      Melanie war natürlich völlig außer sich. Sie hatte Corinna inzwischen gestanden, was sie getan hatte.

      »Wenn du wieder mit ihm zusammenleben willst, werde ich mir das nie verzeihen…«

      »Sei nicht albern, Melanie. Alles kommt, wie es soll. Ich weiß nicht, ob ich Bernd verzeihen kann. Ob ich ihn noch einmal lieben könnte. So, wie ich es getan habe, sicher nicht mehr.«

      Sarah begann leise zu weinen. Corinna stand lächelnd auf und nahm sie hoch. Sofort suchte Sarah die Brust ihrer Mutter. Melanie war gerührt von diesem Anblick. Es war ein wunderschönes Bild.

      »Bernd bemüht sich wirklich, uns zu helfen. Das finde ich nett von ihm. Es zeigt, daß er sein Verhalten wirklich bereut, daß es ihm leid tut. Er sagt auch, daß er noch Hoffnung auf mich hat. Ich antworte ihm darauf nicht. Ich verspreche gar nichts.«

      »Aber wird er nicht doch anfangen, dich zu drängen? Bist du stark genug, dann nein zu sagen, wenn du nicht willst?«

      »Melanie, ich habe einiges hinter mir. Vergiß das nicht. Du hast, glaube ich, keine Ahnung, wie schlimm es in mir aussah. Es war die Hölle, nein, wohl noch schlimmer als die Hölle…«

      Melanie schluckte. Sie hätte so gern gefragt, ob Corinna wirklich den Gedanken gehabt hatte, sich umzubringen. Aber sie traute sich nicht. Vielleicht war ja die Andeutung auf die »Hölle« schon ein Eingeständnis. Dann sollte sie es auf sich beruhen lassen.

      Sarah wurde unruhig. Corinna nahm sie hoch und legte sie an ihre Schulter. Die kleinen Fäustchen lagen rechts und links neben Sarahs Köpfchen. Sie begann an der einen Faust zu nuckeln und schloß zufrieden die Augen.

      »Mein Gott, ist das ein süßes Kind…«, Melanie seufzte.

      »Ja, das ist sie wirklich. Stell dir vor, ich hätte sie nicht! Ich kann mir mein Leben ohne Sarah schon gar nicht mehr vorstellen. Und sie ist so zufrieden! Sie schreit wirklich nur, wenn sie Hunger hat oder ihre Windeln voll sind.«

      »Und wie oft ist das?«

      »Abwechselnd alle zwei bis drei Stunden«, antwortete Corinna und mußte lachen.

      Melanie lehnte sich beruhigt zurück. Corinna hatte sich tatsächlich wieder gefangen. Sie war zwar verändert, doch ohne Zweifel hatte sie jetzt dazugewonnen. Ihre alte Naivität war verschwunden, und an die Stelle war eine ruhige Selbstverständlichkeit getreten. Daß sie wieder lachen konnte, empfand Melanie als besondere Freude. Sie konnte ihre Sorgen aufgeben. Noch einmal würde Corinna nicht so tief abstürzen.

      »Darf ich Sarah mal halten?«

      »Natürlich. Immerhin bist du doch ihre Patentante.«

      Sie legte Melanie ihre Tochter in den Arm. Sarah schien Melanie prüfend zu betrachten.


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