Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
angeklopft und wartete darauf, eingelassen zu werden. Endlich hörte er Schritte im Inneren und straffte die Schultern. Doch statt wie erwartet in Lillys grüne Augen zu blicken, schaute er in das Gesicht eines Mannes.
»Ja, bitte?«, fragte der Physiotherapeut Nils Wilhelm und sah den jungen Arzt freundlich an. »Haben Sie einen Termin?«
Verwundert warf Danny einen Blick über die Schulter des unbekannten Mannes in weißer Kleidung. Doch der Schreibtisch war leer. »Suchen Sie jemanden?«, fragte Nils Wilhelm weiter, als er keine Antwort erhielt.
Dannys Blick kehrte zu ihm zurück.
»Eigentlich suche ich Lilly Seifert«, gab er endlich die gewünschte Auskunft. »Ich hätte heute Abend einen Termin bei ihr, den ich leider absagen muss.«
Das Lächeln auf dem Gesicht des Mannes wurde breiter.
»Oh, hat Sie Ihnen gar nicht gesagt, dass Sie ab heute wieder mit mir vorlieb nehmen müssen?« Er reichte Danny die Hand und stellte sich vor. »Mein Name ist Nils Wilhelm. Ich bin der Physiotherapeut an dieser Klinik.«
In diesem Moment hellte sich auch Dannys Miene auf.
»Ach, dann ist Lilly gar nicht mehr hier?«
»Nein. Sie hat mich nur während meines Urlaubs vertreten. Und der ist heute leider vorbei. Deshalb ist Lilly, ich meine Frau Seifert, gestern Abend abgereist.«
Danny war so sehr damit beschäftigt gewesen, was er Lilly erzählen sollte, dass es einen Augenblick dauerte, bis die Bedeutung dieser Nachricht in sein Bewusstsein vorgedrungen war. Langsam breitete sich ein erleichtertes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
»Wohin bedeutet denn abgereist?«, hakte er nach, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich weit genug weg war.
»Frau Seifert lebt in Frankfurt und arbeitet dort in einer großen Praxis. Deshalb konnte sie auch kurzfristig einspringen«, erklärte Nils Wilhelm bereitwillig. »Aber was ist denn jetzt mit Ihrem Termin heute Abend?«, hakte er mit einem Blick auf die Uhr nach. In wenigen Minuten würde der nächste Patient eintreffen.
Über diese Frage dachte Danny einen Augenblick lang nach.
»Also, wenn Sie die Stunde machen, würde ich sie gerne wahrnehmen.«
Diese Antwort irritierte den Physiotherapeuten ein wenig.
»Waren Sie denn nicht zufrieden mit Frau Seifert?«, fragte er verwundert und begrüßte nebenbei den Patienten, der sich mit einem freundlichen Nicken an Danny vorbeigeschoben und die Therapieräume betreten hatte. »Eigentlich ist sie eine sehr kompetente Kollegin.«
»Und darüber hinaus eine sehr einsame, wie es schien«, konnte sich Danny einen aufschlussreichen Kommentar nicht verkneifen. Ehe der Therapeut darauf reagieren konnte, beschloss er, den Rückzug anzutreten. »Aber ich will Sie nicht länger aufhalten. Bis heute Abend.« Er grinste den Physiotherapeuten breit an, ehe er auf dem Absatz kehrt machte und beschwingt den Flur hinunter ging.
*
Wann immer es möglich war, versammelte sich die Familie Norden um den großen Esstisch und ließ sich Lennis vorzügliche Speisen schmecken. In letzter Zeit war diese liebgewonnene Tradition jedoch ein wenig ins Hintertreffen geraten. Umso mehr freuten sich alle Familienmitglieder, als sie an diesem Abend wieder einmal alle zusammen saßen.
»Das ist fast wie Weihnachten«, bemerkte Dési und betrachtete die fröhliche Runde mit glänzenden Augen.
»Fehlen nur noch die Geschenke.« Daniel lächelte belustigt, als sich Tatjana einmischte.
»Die hab ich mitgebracht! Vorausgesetzt natürlich, dass Frau Bärwalds Schokomuffins mit flüssiger Füllung als Geschenke durchgehen«, verriet sie, was sich in der großen Papiertüte verbarg, die sie aus der Bäckerei mitgebracht hatte.
»Schokomuffins mit flüssiger Füllung?«, schnappte Felix nach Luft. Obwohl er seinen Teller noch nicht leer gegessen hatte, legte er schlagartig das Besteck zur Seite. »Dann muss ich leider jetzt aufhören und noch Platz für die Muffis lassen.«
Felicitas musterte ihren zweitältesten Sohn verwundert.
»Seit wann hast du denn Probleme damit, sieben Gänge hintereinander zu verschlingen?«, erkundigte sie sich schmunzelnd.
»Seit er verliebt ist!«, platzte Anneka vorlaut heraus. »Wenn er der schönen Elena gefallen will, muss er eben auf seine Figur achten.«
Doch wenn sie gedacht hatte, Felix damit necken zu können, hatte sie sich geirrt.
»Apropos verliebt. Wie geht es denn eigentlich Leon?«, wandte er sich mit einem aufreizenden Blick in Richtung seiner Schwester an seinen Vater, der das heitere Gespräch zufrieden verfolgt hatte.
Als Felix aber seinen unglücklichen Patienten erwähnte, verschwand das Lächeln aus Daniels Gesicht.
»Leider nicht so gut«, erklärte er, und erschrocken riss Anneka die Augen auf. Der Bissen blieb ihr im Hals stecken.
»Wieso?«, fragte sie. »Was ist passiert?«
Bedauernd schüttelte Daniel den Kopf.
»Das darf ich dir leider nicht sagen«, erinnerte er seine Tochter an seine ärztliche Schweigepflicht. »Wenn, dann muss er dir das selbst erzählen. Nur so viel: Es ist nicht lebensbedrohlich«, konnte er ihr zumindest die größte Sorge nehmen.
»Na bitte, wenn das keine Gelegenheit ist, den Herzallerliebsten wiederzusehen«, erklärte Felix, und Anneka schickte ihm einen funkelnden Blick.
»Nur weil du jetzt Elenas Telefonnummer hast, musst du dich nicht in Sicherheit wiegen«, warnte sie ihren Bruder. »Ich kann ihr immer noch ein paar Geschichten über dich erzählen, die sie nicht so prickelnd finden wird. Zum Beispiel dein Talent beim Einparken«, erinnerte sie ihren Bruder scheinheilig lächelnd an die vielen Beulen, die er seinem Wagen schon verpasst hatte.
Diese Drohung blieb nicht ohne Wirkung.
»Das würdest du doch niemals tun, Schwesterherz, oder?« Felix blinzelte sie an und lächelte dabei so süß, dass alle am Tisch lachten.
Doch schnell kehrten Annekas Gedanken zu dem jungen Mann zurück, der ihr Herz so unvermutet berührt hatte.
»Und wie finde ich jetzt heraus, was ihm fehlt?«, fragte sie ihren Vater. »Ich hab ja noch nicht mal seine Telefonnummer. Und die darfst du mir wahrscheinlich auch nicht geben.«
»Stimmt genau«, musste Daniel zugeben. Trotzdem gab es einen Hoffnungsschimmer für seine Tochter. »Aber ich hab da einen Tipp für dich. Wenn du morgen Nachmittag gegen drei in die Praxis kommst, hast du gute Chancen, ihn zu treffen. Er hat heute angerufen und einen Termin vereinbart.«
Schlagartig begannen Annekas Augen zu leuchten.
»Du bist halt doch der beste Papi der Welt!«, entfuhr es ihr, und sie sprang auf, um Daniel zu umarmen. Zufrieden schloss er seine Tochter in die Arme, bis Fee schließlich in die Hände klatschte.
»Weil wir gerade von Geschenken gesprochen haben …Ich hätte da auch noch eine kleine Überraschung für meine liebe Familie«, kündigte sie vergnügt an.
»Für uns alle?«, fragte Désis Zwillingsbruder Janni und machte große Augen.
»Ja, für uns alle!« Sichtlich stolz blickte Fee in die Runde und genoss die gespannten Gesichter. »Nachdem in letzter Zeit in unserer Familie gehäuft sportbedingte Verletzungen auftreten, dachte ich mir, dass ich uns mal einen persönlichen Fitnesstrainer organisiere. Er soll uns zeigen, wie man sich vor dem Sport richtig aufwärmt«, verriet sie ihr bis dahin wohl gehütetes Geheimnis. Alle waren begeistert und lachten und johlten durcheinander. Alle bis auf einen.
»Einen Fitness-Trainer?«, hakte Daniel misstrauisch nach. »Wo hast du den denn her?«
»Aus meinem Fitness-Studio«, erwiderte Fee leichthin und lachte. »Du wirst doch wohl nicht eifersüchtig sein?«
»Nein … Na ja, ein bisschen vielleicht«, räumte