Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
tat so, als würde sie über diese Frage intensiv nachdenken.
»Ja, also ich finde schon!«, gab sie dann zu.
»Ist er jung?«
»Im besten Alter.« Diese Antwort kam schon schneller, und Daniel runzelte die Stirn.
»Aber ich gehe mal davon aus, dass Fitnesstrainer so anständig sind wie Ärzte und ihren Kunden nicht nachstellen«, tat er seine Hoffnung kund.
»Wenn sie so drauf sind wie manche Physiotherapeutinnen, dann würde ich mich nicht darauf verlassen«, warf Danny vielsagend ein.
Fee hatte ihr Abendbrot beendet und sich entspannt zurückgelehnt. Belustigt lauschte sie den Kommentaren ihrer Familie. Nach und nach verstummten die Stimmen, und die Aufmerksamkeit kehrte zu ihr zurück.
»Meine Lieben, ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass es auch nur einen einzigen Mann gibt, der eurem Vater Konkurrenz machen kann?«, fragte sie dann in die Runde. »Er könnte Mister Universum persönlich sein und trotzdem würde er mich nicht reizen. Weil euer Vater eine unschlagbare Eigenschaft hat.«
»Und die wäre?«, fragte Danny gespannt.
Fee zögerte und maß Daniel mit einem innigen Blick voller Liebe und Zärtlichkeit.
»Er ist einfach der beste Mann der Welt und er liebt mich, wie kein anderer mich lieben könnte«, erklärte sie dann innig.
»Und das nach so vielen Jahren!«, entfuhr es Tatjana. Ihre Sprache war rau vor Rührung, hatte sie ihre Eltern doch nie in solch einer Harmonie erleben dürfen.
Auch der Rest der Familie Norden war hingerissen von dieser Liebeserklärung, die aus tiefstem Herzen gekommen und so nicht geplant gewesen war.
Daniel konnte nicht anders als sich zu seiner Frau zu beugen und sie zärtlich vor aller Augen zu küssen.
Und während sich ihre Familie über diese schöne Liebeserklärung mindestens genauso freute wie Daniel selbst, beugte sich Danny zu Tatjana hinüber.
Selbst Felix, der in allen Situationen einen frechen Kommentar parat hatte, hatte es diesmal die Stimme verschlagen. Wahrscheinlich dachte er an seinen Schwarm Elena und daran, dass seine Eltern ebenso jung gewesen waren, wie sie selbst es jetzt waren. In diesem Augenblick schien alles möglich zu sein, und die Sterne waren zum Greifen nah.
Diese Chance nutzte auch Danny, um sich zu seiner Freundin zu beugen.
»Bevor Dad das Kompliment zurückgeben und behaupten kann, dass Mum die beste Frau der Welt ist, verleihe ich dir dieses Prädikat«, raunte er ihr ins Ohr, und Tatjana lachte glücklich auf. Ihre weibliche List war gelungen, und niemand freute sich mehr darüber als sie, dass das Gespenst Lilly Seifert verschwunden war und sie sich Dannys Liebe wieder ganz sicher sein konnte.
Bevor die Stimmung jedoch allzu feierlich werden konnte, sprang sie auf und klatschte übermütig in die Hände.
»Wenn das kein Grund zum Feiern ist!«, rief sie fröhlich in die Runde und lief, um die Schokomuffins zu holen, die Lenni inzwischen auf einem Teller angerichtet hatte.
*
Obwohl Anneka Norden im Normalfall gerne zur Schule ging, fiel es ihr am nächsten Tag schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Sie handelte sich sogar einen Tadel ihrer Klassenleiterin ein, den sie ohne mit der Wimper zu zucken hinnahm. All ihre Gedanken weilten bei Leon und dem, was ihm fehlte, und sie brannte darauf, endlich in die Praxis fahren zu können.
»Schmeckt’s dir denn nicht?«, erkundigte sich Lenni besorgt, als die älteste Tochter des Hauses nach nur fünf Minuten und einem kleinen Happen Kartoffelgratin wieder vom Tisch aufsprang.
»Es ist total lecker!«, versicherte Anneka und schickte dem guten Geist des Hauses Norden einen Handkuss. »Aber ich hab keine Zeit mehr.«
Das war nur die halbe Wahrheit. Vor Aufregung hätte sie nämlich ohnehin keinen Bissen mehr hinuntergebracht und war froh, sich gleich auf den Weg machen zu können. Diesmal war Felix nicht zu Hause und sie musste die U-Bahn nehmen.
Annekas Wangen leuchteten mit ihrer Nase um die Wette, als sie eine halbe Stunde später vor der Kälte in die kuschelig warme Praxis flüchtete.
»Nanu, du schon wieder?«, fragte Wendy verwundert. Es gab Monate, da bekam sie Anneka überhaupt nicht zu Gesicht. Und nun besuchte sie die Praxis schon zum zweiten Mal innerhalb einer Woche. Mit dieser Bemerkung brachte sie Anneka unwissentlich in Erklärungsnotstand.
»Äh, ja, ich muss demnächst ein Referat in Bio über seltene Krankheiten halten und brauch von Dad ein paar Informationen«, stammelte sie eine Ausrede, die glücklicherweise noch nicht einmal gelogen war.
Wendy schickte einen kritischen Blick hinüber zum Wartezimmer.
»Diesmal wirst du aber eine Weile warten müssen. Es ist ganz schön was los.«
»Ach, das macht gar nichts«, winkte Anneka ab, erleichtert darüber, keinen Argwohn erregt zu haben. »Das Wartezimmer ist voll gemütlich. Da kann man es gut aushalten.«
Wendy lachte.
»Diese Ansicht teilen beileibe nicht alle unsere Besucher.« Als das Telefon klingelte, nickte sie der Tochter ihres Chefs freundlich zu und machte sich wieder an die Arbeit.
Anneka indes hängte ihre Jacke an die Garderobe und ging mit klopfendem Herzen hinüber zum Wartezimmer. Ihre Hände waren feucht vor Aufregung, und sie spähte vorsichtig hinein. Im ersten Moment dachte sie, dass Leon nicht unter den Wartenden war, und ihr Herz wurde schwer vor Enttäuschung. Da entdeckte sie ihn in der Kinderecke auf der kleinen Bank, offenbar der einzige Bereich, wo noch Platz war.
Einen Moment lang stand die junge Frau wie erstarrt da. Dann gab sie sich einen Ruck und betrat das Zimmer. Sie grüßte leise, aber freundlich, und Leon blickte hoch. Ein Leuchten huschte über sein Gesicht, als er Anneka erkannte.
»Du bist ja auch schon wieder hier!«, lächelte er und rutschte ein Stück auf der Kinderbank zur Seite, damit sie sich neben ihn setzen konnte. »Wenn das kein Zufall ist! Hoffentlich bist du nicht krank.«
Die Sorge in seinen Augen rührte Anneka, und um ein Haar hätte sie ihr Geheimnis preisgegeben. Gerade noch rechtzeitig konnte sie sich zurückhalten.
»Bei mir ist alles in Ordnung. Ich brauch nur ein paar Informationen für ein Referat von meinem Dad«, benutzte sie dieselbe Ausrede wie zuvor bei Wendy. »Aber was ist mit dir?«
Leon seufzte tief und legte die Zeitschrift, in der er vorhin gelesen hatte, zurück auf den Tisch.
»Mir geht’s nicht so gut«, gestand er und senkte den Kopf. »Bei einem Bluttest hat sich rausgestellt, dass mein Trainer mir zu viele Schmerzmittel gegeben hat. Deshalb kann keine Schmerztherapie gemacht werden.« Blicklos starrte er auf seine Hände, die verschlungen in seinem Schoß lagen. »Du weißt ja, was das für mich bedeutet.«
Das war es also! Auf der einen Seite war Anneka unendlich froh und erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war. Auf der anderen konnte sie Leons Kummer natürlich nachvollziehen.
»Ja, ich weiß!«, murmelte sie betroffen. »Was hast du jetzt vor?«
»Ich weiß es noch nicht. Deshalb bin ich hier. Ich will mit deinem Vater darüber reden. Ich glaube, er ist ein kluger Mann. Ein guter Ratgeber.« Seine Worte unterstrich er mit einem kräftigen Nicken.
»Das ist er auf jeden Fall«, entfuhr es Anneka spontan, und ihre Wangen glühten vor Freude und Stolz.
Leon bemerkte es nicht, so sehr war er mit den Gedanken an seine Zukunft beschäftigt.
»Manchmal glaube ich, dass mein Leben keinen Sinn mehr hat, wenn ich nicht Tennis spielen kann.« Er schickte ihr einen Blick, in dem all seine Hilflosigkeit lag. Anneka spürte, wie sich seine Hand wie Halt suchend in die ihre legte, und sofort schlug ihr Herz noch schneller.
»So was darfst du noch nicht mal denken, geschweige denn sagen«, bat sie ihn inständig. »Mal abgesehen davon, dass