Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
wunderte sich auch Daniel Norden. »Ist etwas vorgefallen, was diese Veränderung erklären könnte?« Wie immer interessierte er sich für die Zusammenhänge, empfand viel Empathie und Mitgefühl für seine Mitmenschen.
Doch darauf konnte sein Kollege keine Antwort geben.
»Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.« Ratlos zuckte Roland mit den Schultern, ehe er sich wieder Fee zuwandte. »Aber jetzt wollen wir uns lieber wieder dem Grund widmen, wegen dem wir überhaupt hierher gekommen sind«, forderte er sie auf und drückte ihr den Golfschläger in die Hand.
Ihre Begeisterung hielt sich in Grenzen.
»Ich weiß nicht, ob ich das kann.« Zögernd griff sie nach dem kalten Metall.
Doch Roland dachte nicht daran, Gnade walten zu lassen.
»Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen«, erwiderte er gut gelaunt und zeigte Fee, wie sie sich hinstellen musste. Glücklicherweise war es Franziska Weiß nicht gelungen, ihm die gute Laune zu verderben und schon bald lachten auch Daniel und Fee wieder und hatten viel Spaß bei ihrem Schnuppertraining mit dem sympathischen Kollegen.
*
»Da bist du ja endlich, Mami«, krächzte Anneka Norden, als sich Felicitas am Abend ins Zimmer ihrer kranken Tochter schlich. »Wo warst du denn so lange?«
Schlagartig bekam Fee eine schlechtes Gewissen.
»Ein Kollege hat Papi und mich in eine Golfhalle eingeladen. Da konnten wir nicht absagen«, erklärte sie fast schuldbewusst. Sie setzte sich ans Bett und legte die Hand prüfend auf Annekas Stirn. Sie war warm, aber nicht besorgniserregend heiß. »Ich hab vorher mit Lenni telefoniert. Sie hat mir gesagt, dass du schläfst und es dir halbwegs gut geht. Sonst wäre ich natürlich sofort heimgekommen.«
Die junge Frau rang sich ein mattes Lächeln ab.
»Mach dir keine Sorgen. Es ist alles okay. Ich bin ja kein Kleinkind mehr«, versuchte sie, Fees Sorge zu zerstreuen. »Trotzdem ist es schön, dass du jetzt da bist.« Anneka schmiegte die Wange in die Hand ihrer Mutter und lächelte versonnen. »Ich hab vorhin mit Leon telefoniert.«
»Oh, das ist ja schön. Geht es ihm schon wieder so gut?«, freute sich Fee über diese Nachricht.
»Stell dir vor, er hat überhaupt keine Schmerzen. Der Eingriff wurde minimal-invasiv gemacht und er hat nur drei kleine Schnitte.« Zu Fees Erstaunen wurde das Lächeln auf Annekas Lippen schmal.
»Was ist denn? Habt ihr euch gestritten?« Schon fürchtete sie um die Harmonie des noch so jungen Glücks.
»Nein, das nicht. Aber Leon hat schon wieder vom Training gesprochen und davon, dass er so schnell wie möglich in seiner neuen Mannschaft anfangen will. Dabei muss er doch erst ganz gesund werden, oder?«
Zärtlich strich Fee ihrer ältesten Tochter eine hellblonde Strähne aus der erhitzten Stirn.
»Du machst dir Sorgen, was?«, fragte sie verständnisvoll.
»Ich hab Angst, dass er genauso weitermacht wie vorher und sich seine Gesundheit endgültig ruiniert«, gab Anneka ohne Zögern zu.
Anders als viele andere Jugendliche in ihrem Alter hatte sie ein besonders gutes Verhältnis zu ihren Eltern und keine Geheimnisse vor Fee und Daniel. Sie konnte offen mit ihnen über alles reden und tat es auch vertrauensvoll.
»Diese Gefahr besteht natürlich«, gab Fee unumwunden zu. »Allerdings solltest du auch ein bisschen Vertrauen in ihn haben. Schließlich ist es sein Leben und er muss selbst entscheiden, was er damit anstellt.«
»Es ist aber gar nicht so einfach, da nicht dreinzureden«, seufzte Anneka.
Felicitas lachte.
»Das stimmt, meine Süße. Den anderen sein zu lassen, wie er ist, das ist die hohe Kunst der Liebe. Die zu erlernen, ist eine der schwierigsten Übungen überhaupt.«
Anneka kuschelte sich wohlig in die Kissen. Sie schloss die Augen und lächelte wie ein Engel.
»Ich glaube, ich fange erst morgen an, das zu lernen«, murmelte sie schon halb im Schlaf. »Heute bin ich zu müde dazu.«
Gleich darauf verrieten ihre gleichmäßigen Atemzüge, dass sie eingeschlafen war.
Beruhigt strich Fee die Bettdecke glatt, schenkte ein frisches Glas kalten Tee ein, falls Anneka in der Nacht Durst bekam, und zog sich leise zurück. Die Tür ließ sie einen Spalt breit offen, so dass ein schmaler Lichtschein ins Zimmer fiel.
Wie früher!, ging es ihr durch den Sinn, und sie wurde ein bisschen wehmütig, während sie die Stufen nach unten stieg. Als die fünffache Mutter jedoch die munteren Stimmen ihrer Familie aus dem Esszimmer hörte, verflog die bedrückte Stimmung schnell und sie freute sich auf das gemeinsame Abendbrot mit ihren Lieben, an dem Anneka und vielleicht der Neuzugang Leon bald wieder teilnehmen konnten.
*
Als Wendy am nächsten Morgen in die Praxis kam, war ihre Freundin und Kollegin Janine schon da. Während sie mit der Gießkanne durch die Praxis ging und die Blumen goss, summte sie ein fröhliches Lied.
»Nanu, so gute Laune heute?«, erkundigte sich Wendy überrascht. Sie hängte die dicke Winterjacke an die Garderobe und rieb die kalten Hände aneinander.
»Ja, warum nicht?«, fragte Janine und strahlte ihre Freundin an. »Es ist doch auch ein wunderschöner Morgen.«
»Unter wunderschön verstehe ich was anderes«, gab Wendy irritiert zurück. Sie ging in die kleine Küche, um das Mittagessen, das sie am Abend zuvor vorbereitet hatte, im Kühlschrank zu verstauen. Bei dieser Gelegenheit holte sie sich gleich eine Tasse Kaffee. »Willst du auch noch Kaffee?«, fragte sie.
»Nein danke, ich hab noch«, säuselte Janine in so ungewohnt sanftem Tonfall, dass Wendy langsam doch misstrauisch wurde.
»Sag mal, stimmt was nicht?« Mit der Tasse in der Hand lehnte sie im Türrahmen und beobachtete ihre Kollegin, wie sie die Gießkanne auf dem Fensterbrett abstellte und sich verträumt lächelnd an ihren Schreibtisch setzte.
»Doch, doch, alles bestens«, versicherte Janine. »Aber wieso fragst du?«
»Ich weiß nicht … irgendwas ist anders heute.« Wendy dachte immer noch über die wundersame Verwandlung ihrer Kollegin nach, als Daniel Norden die Praxis betrat. Von seiner Verletzung war kaum mehr etwas zu sehen, als er gut gelaunt an den Tresen trat.
»Einen wunderschönen guten Morgen, die Damen«, begrüßte er seine beiden Assistentinnen. »Sagen Sie, waren Sie schon mal beim Golfspielen? Wenn nicht, dann müssen Sie das unbedingt ausprobieren. Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Spaß macht.« Einen Moment lang stand er sinnend am Tresen. Dann nickte er den beiden Frauen zu und wandte sich ab, um in sein Sprechzimmer zu gehen.
Verdutzt starrte Wendy ihrem Chef nach, als ihr ein Licht aufging.
»Moment mal, jetzt verstehe ich deine gute Laune«, erklärte sie belustigt und stellte sich neben Janines Schreibtisch.
»Ach ja?«
»Die hängt sicherlich mit diesem Charmeur Roland Holzapfel zusammen.«
Sie hatte den Namen noch nicht ganz ausgesprochen, als ihr die flammende Röte auf Janines Wangen auch schon recht gab.
»Wie kommst du denn …«, wollte sie zuerst wiedersprechen, ließ es dann aber bleiben. Es gab keinen Grund, Wendy etwas zu verheimlichen, zumal sie sich in der Vergangenheit als vertrauenswürdige Freundin erwiesen hatte. »Na ja, er ist zwar ein bisschen alt, aber nett ist er ja schon. Und stell dir vor: Er wollte mich gestern sogar zum Mittagessen einladen.«
»Ach, und was hat ihn davon abgehalten?«, hakte Wendy interessiert nach.
»Du solltest lieber fragen, wer«, entgegnete Janine, als ihr Gespräch unvermittelt unterbrochen wurde. Begleitet von wütendem Schimpfen wurde die Praxistür aufgestoßen.
»Warum geht denn diese Tür so