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Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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wenn auch nicht gerade glücklichen Eindruck.

      »Guten Morgen«, begrüßte Janine Merck die aufgebrachte Patientin betont freundlich.

      »Ich möchte mal wissen, was an diesem Morgen gut sein soll.« Franziska presste die Hände gegen die Brust und atmete schwer. »Das hier ist der pure Horror! Was sitzen Sie denn hier rum und glotzen mich an? Holen Sie gefälligst einen Arzt. Oder wollen Sie darauf warten, dass ich tot umfalle?«

      Erschrocken sprang Janine auf und machte sich sofort Vorwürfe, den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben.

      »Was fehlt Ihnen denn?«, fragte sie und fasste die aufgebrachte Frau am Arm, um sie zu einem Stuhl zu führen.

      »Mein Herz«, stöhnte Franziska Weiß. »Dieses Herzrasen bringt mich eines Tages noch um.«

      »Waren Sie schon mal bei einem Arzt deswegen?«, erkundigte sich Janine fürsorglich.

      Doch das war offenbar genau die falsche Frage.

      »Was glauben Sie wohl, warum ich hier bin? Oder ist das etwa keine Arztpraxis«, fauchte die Patientin erbost. Ihre Beschwerden schienen sie nicht davon abzuhalten, ihre schlechte Laune wie Gift zu versprühen.

      Selbst Danny Norden, der die Praxis in diesem Augenblick betrat, wunderte sich über den ungewohnten Tonfall.

      »Guten Morgen, die Damen«, grüßte er irritiert.

      Franziska Weiß fuhr zu ihm herum und funkelte ihn an.

      »Jetzt fangen Sie auch noch an! Ich brauche einen Arzt, aber sofort.«

      »Ich bin Arzt«, erklärte Danny, der sich schnell wieder von seinem Schrecken erholt hatte.

      Diese Mitteilung verschlug Franziska Weiß offenbar die Sprache. Einen Augenblick lang vergaß sie sogar Luft zu holen.

      »Sie?«, keuchte sie schließlich und drehte sich hilfesuchend zu Wendy und Janine um. »Aber das kann nicht sein. Ich habe gestern Abend einen anderen Dr. Norden getroffen.«

      »Dann meinen Sie sicher meinen Vater, den Seniorchef.« Insgeheim war Danny heilfroh, diese Auskunft geben zu können. Diese Patientin zu behandeln war sicher kein Spaß. »Ist Dad schon da?«, erkundigte er sich bei den beiden Assistentinnen.

      »Natürlich.« Wendy erhob sich von ihrem Schreibtisch und ging um den Tresen herum. »Wenn Sie einen Augenblick warten, hole ich ihn.«

      »Aber beeilen Sie sich! Ich habe keine Lust, auf dem Flur einer Arztpraxis zu sterben.«

      »Keine Sorge, das werden Sie schon nicht. Dafür bin ich ja da«, versicherte Danny.

      Doch das war offenbar nicht das, was Franziska Weiß hören wollte. Ihre Augen wurden rund vor Schreck.

      »Sie fassen mich nicht an!«, kreischte sie entsetzt. »Nur über meine Leiche.«

      Nur mit Mühe konnte sich Danny ein Grinsen verkneifen und war heilfroh, als sein Vater in Wendys Begleitung den Flur hinunterkam. Als Franziska Weiß ihn sah, stöhnte sie erleichtert auf.

      »Da sind Sie ja endlich!«

      »Guten Tag, Frau Weiß.« Daniel erinnerte sich an den Namen der Patientin.

      Vor Schreck hielt Wendy die Luft an. Zu ihrem großen Erstaunen regte sich Frau Weiß aber diesmal nicht über den freundlich gemeinten Gruß auf.

      »Dieser Tag ist nicht gut. Er ist der pure Horror«, teilte sie dem Arzt ruhig mit.

      »Welche Beschwerden haben Sie denn?«, erkundigte sich Daniel fürsorglich. Er fasste sie sanft am Arm und führte sie unter den ungläubigen Blicken seiner Mitarbeiter durch den Flur in Richtung Sprechzimmer.

      »Herzrasen … kennen Sie sowas? Es ist schrecklich. Jedes Mal wieder denke ich, dass ich sterben muss.«

      Die Stimmen wurden leiser, und als Daniel die Tür hinter ihnen schloss, verstummten sie schließlich ganz. Danny, Wendy und Janine tauschten vielsagende Blicke. Wie auf Kommando atmeten alle drei gleichzeitig aus, ehe sie sich an die Arbeit machten.

      *

      Wann immer es nötig war, nutzten die beiden Ärzte der Praxis Dr. Norden die Mittagspause, um besonders schwierige Fälle zu besprechen. Sie saßen am Tisch und ließen sich Janines leckeren Gemüsestrudel schmecken, den sie kollegial mit ihnen geteilt hatte. Dabei diskutierten sie die Untersuchungsergebnisse von Franziska Weiß.

      »Sämtliche Auswertungen sind unauffällig. Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass das Herzrasen eine physische Ursache hat«, stellte Daniel Norden Senior fest. Um sich ein möglichst genaues Bild von Frau Weiß‘ Krankengeschichte machen zu können, hatte er sich die Unterlagen des Arztes kommen lassen, bei dem sie bisher in Behandlung gewesen war. »Auch eine Medikation hat nicht weitergeholfen. Das Herzrasen kommt trotzdem immer wieder.«

      »Dann bleibt wohl nichts anderes übrig, als einen Herzschrittmacher einzusetzen«, erwiderte Danny und schob ein Stück Strudel in den Mund.

      Während sein Sohn die Köstlichkeit genoss, dachte Daniel über diese Möglichkeit nach. Schließlich schüttelte er den Kopf.

      »Das sehe ich anders, zumal die Patientin bei mir plötzlich lammfromm war.« Noch immer wunderte sich Daniel über Franziskas plötzliche Zurückhaltung, kaum dass er die Tür des Sprechzimmers hinter sich geschlossen hatte. Ihm gegenüber war sie zwar nicht herzlich, aber durchaus ruhig und besonnen gewesen.

      Unwillig schüttelte Danny den Kopf.

      »Ich bitte dich! Das ist doch keine Frage der Sichtweise. Diese Frau ist ganz offensichtlich herzinfarktgefährdet.« Er war so irritiert, dass er sogar vergaß, das weitere Stück Strudel, das er auf der Gabel aufgespießt hatte, in den Mund zu schieben. Ungläubig sah er seinen Vater an.

      Doch Daniel ließ sich nicht beirren.

      »Ich glaube, dass Frau Weiß‘ Beschwerden psychosomatischer Natur sind. Diese ständigen Beschimpfungen, diese aggressiven Ausbrüche …«

      »Sind nichts weiter als Ausdruck ihrer Angst. Das ist doch ganz klar«, erläuterte Danny und betrachtete versonnen die Gabel in seiner Hand. »Mit dem Herzrasen kommen die Angstzustände. Und dass Angst aggressiv macht, ist ja nichts Neues«, erinnerte er seinen Vater an die unabänderlichen Tatsachen.

      »Es könnte aber auch umgekehrt sein. Meinst du nicht?«, gab Daniel zu bedenken. »Aus irgendwelchen Gründen bekommt Frau Weiß Angst. Und dann setzen die Herzbeschwerden ein … das erinnert an die berühmte Frage, was zuerst da war. Das Ei oder die Henne.« Daniel hatte sein Mittagessen inzwischen beendet und schob den Teller von sich. Er schenkte sich eine Tasse Kaffee aus der Thermoskanne ein, die Janine vorausschauend, wie sie war, gleich mitgebracht hatte, und lehnte sich zurück. »Irgendwas stimmt nicht mit dieser Frau. Meiner Ansicht nach braucht sie eine Psychotherapie.«

      »Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass sie so einer Maßnahme niemals zustimmen wird. Eher reißt sie dir den Kopf ab«, erinnerte Danny seinen Vater. »Mal abgesehen davon, dass das Risiko zu groß ist, so lange zu warten, bis eine Therapie greift. Was, wenn sie uns in dieser Zeit wegstirbt?«

      Diese Gefahr war nicht wegzudiskutieren. Das wusste Dr. Norden senior so gut wie sein Sohn. Trotzdem glaubte er nicht an eine operative Lösung des Problems.

      »Du hast ja recht«, räumte er unumwunden ein. »Aber ein Herzschrittmacher wird die Probleme unserer Patientin nicht lösen. Mit Sicherheit wird sich ihr Körper dann ein anderes Ventil suchen und neue Symptome produzieren.«

      Diese Worte seines Vaters konnte Danny beim besten Willen nicht nachvollziehen.

      »Was ist denn das für eine Argumentation?«, fragte er unwillig. Auch er hatte sein Mittagessen beendet und stellte die beiden Teller auf dem Tablett zusammen. Im Gegensatz zu Daniel verzichtete er auf den Kaffee. »Das nächste Mal, wenn wir einen Patienten haben, lösen wir erst mal seine privaten Probleme und behandeln ihn dann. Oder wie stellst du dir das vor?«

      Daniel Norden leerte seine Tasse und stand auf.


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