Dr. Norden Staffel 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
gerät«, empfahl Dr. Norden lachend.
Danny zwinkerte seinem Vater gut gelaunt zu und verließ dann das Zimmer. Inzwischen hatte sich das Wartezimmer gefüllt, und wenn er an diesem Mittag die Pläne wahr machen und in die Klinik fahren wollte, musste er sich langsam an die Arbeit machen.
*
»Schön, dass Sie gleich heute einen Termin für mich hatten«, begrüßte Danny Norden die Physiotherapeutin. Wie sein Vater ihm geraten hatte, war er mittags bei Lilly Seifert vorbei gegangen und hatte sich vorgestellt. Natürlich war ihm das Leuchten ihrer grünen Augen nicht entgangen, als sie ihn von oben bis unten gemustert hatte. Doch er wäre kein richtiger Mann gewesen, wenn ihm die offensichtliche Bewunderung einer aparten Frau wie Lilly nicht geschmeichelt hätte.
Lilly saß gerade an ihrem Schreibtisch und blickte auf, als sie die markante Stimme des jungen Arztes hörte. Wieder war da dieses Leuchten, und ein Lächeln spielte um ihre vollen Lippen, als sie sich sich erhob und ihm mit ausgestreckter Hand entgegen kam.
»Herr Norden, einen Mann wie Sie lässt eine kluge Frau doch nicht warten«, gab sie zurück, und Danny war sich nicht sicher, ob nicht ein Hauch Ironie in ihrer Stimme mitschwang.
»Freut mich, wenn Sie das so sehen«, beschloss er, selbstbewusst aufzutreten, und erwiderte ihr Lächeln.
Diese Antwort schien Lilly nicht erwartet zu haben. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, strich sie sich mit einer anmutigen Geste eine braune, gewellte Strähne aus dem Gesicht und dachte kurz nach.
»Schön, dann fangen wir an. Sie leiden also unter einer Schulterdistorsion?«, erkundigte sie sich und brachte ihn hinüber in ihr Behandlungszimmer, das mit einer Massageliege ausgestattet war. Sie bat ihn, den Oberkörper frei zu machen und sich bäuchlings auf die Liege zu legen. »Wie ist das passiert? Im Fitness-Studio ein paar Kilo zu viel aufgelegt?«
Danny spürte, wie sie mit ihren schlanken Händen forschend über seinen Rücken strich.
»Ich gehe nicht ins Studio. Dafür hätte ich gar keine Zeit«, erwiderte er und stöhnte auf, als sie mit einer Kraft, die er diesen zierlichen Fingern gar nicht zugetraut hatte, in seine Schultern griff.
»Oh, dafür sind Sie aber erstaunlich gut trainiert. Verraten Sie mir Ihr Geheimnis?«
»Gute Erbmasse«, lächelte Danny. Ihm gefiel das offensichtliche Interesse der jungen Physiotherapeutin. Trotzdem beschloss er, die Karten lieber gleich auf den Tisch zu legen, bevor ein Missverständnis die zukünftige Behandlung erschweren konnte. »Außerdem habe ich eine Freundin, die mich ziemlich auf Trab hält.«
»Das macht sie offenbar ziemlich gut.« Zu Dannys Erstaunen schien Lilly Seifert nicht im Mindesten beeindruckt oder gar enttäuscht zu sein. Nicht das leiseste Zucken ihrer Hände verriet ihre Gedanken. »Aber jetzt weiß ich immer noch nicht, wo Sie sich verletzt haben.« Sie hatte sich ein Bild über seine Verletzung verschafft und nahm die Hände vom Rücken des jungen Arztes.
»Das sage ich nur, wenn Sie versprechen, mich nicht auszulachen«, gab Danny zurück und sah ihr dabei zu, wie sie durch den Raum ging und den Kühlschrank in der Ecke es Zimmers öffnete.
»Das kann ich nur versprechen, wenn es nicht um Details aus Ihrem Intimleben geht«, erwiderte sie schlagfertig und sorgte mit diesem Kommentar dafür, dass Danny bis über beide Ohren rot wurde.
»Sie denken in die völlig falsche Richtung«, erklärte er schnell. »Es ist beim Rock’n Roll passiert. Eine verunglückte Hebefigur.«
»Dann sollten Sie vielleicht doch mal in Erwägung ziehen, ins Fitness-Studio zu gehen.« Mit einer Kältepackung in den Händen kehrte Lilly zu ihrem Patienten auf der Liege zurück. »Genauso wichtig ist allerdings, sich vor jeder körperlichen Betätigung gut aufzuwärmen.« Wie um ihre Worte zu unterstreichen, legte sie die kühle Packung auf Dannys Rücken und deckte den Rest seines Rückens sorgfältig zu.
Danny verdrehte die Augen und lachte.
»Komisch, diese Worte kommen mir irgendwie bekannt vor.«
Die Physiotherapeutin stand einen Moment lang neben ihm und musterte ihn sinnend.
»Keine Angst, ich sage das nicht, um Sie zu bloßzustellen.« Plötzlich war ihre Stimme verändert, und sie fasste sich an den Ellbogen. Dabei verzog sie das Gesicht. »Mir passieren auch immer wieder dumme Fehler. Ich hab mir zum Beispiel beim Tennisspielen eine Entzündung im Ellbogengelenk geholt. Selbst schuld.« Lakonisch zuckte sie mit den Schultern. »Ich hätte nur auf die Warnsignale meines Körpers hören sollen.«
»Da müssen Sie bei Ihrem Beruf aber vorsichtig sein. Jede weitere Belastung ist Gift für den sogenannten Tennisellbogen.«
Lilly nickte und seufzte.
»Ich weiß. Aber was soll ich tun? Ich kann ja im Moment schlecht krank machen. Schließlich bin ich Stellvertreterin. Außerdem macht es sich gut in meinem Lebenslauf, wenn ich reinschreiben kann, dass ich an der Behnisch-Klinik gearbeitet hab. Das ist wie ein Sechser im Lotto.« Einen Moment stand Lilly sinnend neben Dannys Liege. Dann beugte sie sich zu ihm herab, sodass ihr Haar sein Ohr kitzelte. »Sie dürfen mich aber auf keinen Fall verraten. Ich will mir keine Blöße geben«, raunte sie ihm verschwörerisch zu. »Die paar Wochen halte ich schon durch.«
Von dieser Idee war Danny wenig begeistert. Als Arzt wusste er, wie gefährlich eine Belastung für ein entzündetes Gelenk war.
»Ich verrate Sie nicht. Unter einer Bedingung«, sagte er zögernd.
»Das klingt nach Erpressung«, bemerkte Lilly aufreizend.
»Wenn Sie so wollen.« Danny lächelte. »Ich verrate Sie nicht, wenn Sie versprechen, zum Arzt zu gehen. Wenn es in der Klinik schon niemand erfahren soll, dann können Sie einen der zahlreichen niedergelassenen Ärzte in München aussuchen. Sie haben die Wahl.«
Über diesen Vorschlag schien die Physiotherapeutin ernsthaft nachzudenken. Während sie das inzwischen warm gewordene Kissen von seinem Rücken entfernte, schwieg sie. Plötzlich leuchteten ihre Augen auf, und ein verschmitzter Zug erschien um ihren Mund.
»Das werde ich auf jeden Fall tun«, erklärte sie sich schließlich mit seinem Vorschlag einverstanden und bat ihn, sich aufzusetzen, damit sie mit behutsamen Bewegungsübungen beginnen konnte.
*
Der Tag verging wie im Flug, und als Daniel Norden am Abend nach Hause kam, wurde er schon sehnsüchtig erwartet. Sein jüngster Sohn Janni hatte sich die Wartezeit im heimischen Garten mit dem Bau eines mannshohen Iglus vertrieben und lief seinem Vater mit leuchtenden Augen entgegen.
»Da bist du ja endlich! Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich«, keuchte er und klopfte die Hände aneinander. Obwohl sie in Handschuhen steckten, waren sie kalt geworden.
Daniel konnte sich nur wundern. Offenbar war sein Typ an diesem Tag begehrter als sonst.
»Wieso? So spät bin ich doch heute gar nicht dran«, erwiderte er und ging Seite an Seite mit seinem Sohn zum Haus, wo Fee trotz der Kälte schon in der Tür stand.
»Du weißt doch, wie es ist, wenn man auf etwas wartet. Da vergeht die Zeit besonders langsam«, erinnerte sie ihren Mann an die unabänderlichen Tatsachen und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
»Das klingt ja geheimnisvoll. Darf ich erfahren, warum mein Typ heute so gefragt ist?«
Fee hatte inzwischen die Tür geschlossen, um die kalte Luft und die Dunkelheit auszusperren.
»Ist er doch immer«, widersprach sie und lächelte zärtlich.
»Ja, bei dir. Aber die Zeiten, in denen die Kinder Sehnsucht nach mir hatten, sind doch meines Wissens längst vorbei«, grinste Daniel und sah seinen Jüngsten, der bald genauso groß sein würde wie er, fragend an.
»Stimmt doch gar nicht!«, erwiderte Janni im Brustton der Überzeugung. »Morgen Nachmittag brauche ich dich zum Beispiel ganz dringend.« Inzwischen hatte er die Jacke ausgezogen und sie unter Fees mahnendem Blick wieder vom Boden aufgehoben und ordentlich an die