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Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman. Viola MaybachЧитать онлайн книгу.

Der kleine Fürst Staffel 6 – Adelsroman - Viola Maybach


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einzuschlafen, doch es gelang ihm nicht, zumal Togo seine Anstrengungen, ihn zu wecken, verstärkte.

      »Du nervst, Togo«, sagte der kleine Fürst, als er schließlich die Beine aus dem Bett schwang. Im selben Augenblick wurde die Tür zu seinem Zimmer geöffnet, und seine Cousine Anna erschien. Sie war zwei Jahre jünger als Christian. »Ich kann mit Togo rausgehen, wenn du willst«, bot sie an.

      »Hättest du das nicht vor einer Viertelstunde tun können?«, stöhnte Christian. »Ich hätte so gern noch ein bisschen geschlafen, Anna.«

      »Dann leg dich wieder hin. Komm, Togo.«

      Der Boxer sah Christian vorwurfsvoll an, aber er folgte Anna. Christian ließ sich tatsächlich wieder ins Bett fallen, doch er wusste bereits, dass er nicht noch einmal einschlafen würde. Jetzt war er wach, also konnte er auch aufstehen.

      Er begnügte sich mit einer Katzenwäsche, zog Jeans und ein T-Shirt an und rannte die breite Treppe nach unten.

      Dort stand Eberhard Hagedorn, der langjährige Butler auf Sternberg und fragte mit einem Lächeln: »Sie haben sich also doch entschieden, Baronin Anna und Togo zu folgen, Prinz Christian?«

      »Eigentlich bin ich noch müde, Herr Hagedorn – aber Togo hat mich geweckt, da kann ich die beiden auch begleiten.«

      »Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!« Langsam schloss Eberhard Hagedorn das Eingangsportal wieder, nachdem er dem kleinen Fürst­en lächelnd nachgesehen hatte.

      Christian holte Anna und Togo mitten im Schlosspark ein. Der Boxer sprang begeistert an ihm hoch, bevor er laut bellend davonschoss.

      »Du warst doch noch müde!«, sagte Anna erstaunt.

      »Ich konnte aber nicht wieder einschlafen. Wohin wollen wir?«

      »Ich dachte, wir machen eine richtige Wanderung – Mama und Papa waren doch auf dem Ball, die stehen bestimmt erst spät auf. Und damit wir unterwegs nicht verhungern, war ich in der Küche, Frau Falkner hat mir was zum Essen eingepackt.« Sie klopfte auf ihre Umhängetasche. »Wenn du nicht aufgetaucht wärst, hätte ich meine Pläne allerdings geändert. Das ganze Zeug hätte ich allein gar nicht essen können.«

      Marie-Luise Falkner war die Köchin auf Schloss Sternberg – eine junge Frau, deren Kochkunst bereits im ganzen Land bekannt war.

      Nun war Christian doch froh, dass er aufgestanden war. »Nach einer Wanderung bin ich bestimmt richtig wach.«

      Der Schlosspark ging in seinem hinteren Teil in Wald über. Das Gelände, das zu Sternberg gehörte, war viel größer, als es auf den ers­ten Blick schien. Der Wald wurde auch von Jägern genutzt, die aber besondere Genehmigungen zum Jagen haben mussten. Es war ein sehr schöner Wald, der nicht bewirtschaftet wurde, soweit das möglich war.

      Je weiter man sich vom Schloss entfernte, desto mehr ähnelte er einem Urwald, und das war so gewollt.

      »Wir waren schon lange nicht mehr hier«, stellte Anna fest.

      »Nur zu Pferde«, erwiderte Christian. »Aber es ist schön, mal wieder zu laufen. War eine gute Idee von dir, Anna.«

      Sie liefen eine gute Stunde, dann machten sie die erste Rast, ließen sich die Leckerbissen von Marie-Luise Falkner schmecken und tranken heißen Tee dazu. Togo, der sich irgendwann hechelnd bei ihnen einfand, bekam Wasser zu trinken.

      »Du hast ja wirklich an alles gedacht«, staunte der kleine Fürst.

      »Ja, ich hatte mir das gestern schon vorgenommen«, erklärte Anna.

      »Und wieso hast du mir nichts davon gesagt?«

      »Ist mir erst eingefallen, als ich schon im Bett lag, kurz bevor ich eingeschlafen bin.«

      Nach dieser Rast setzten sie ihre Wanderung fort. Der Tag, der trübe begonnen hatte, klarte auf, ihnen wurde richtig warm, und Christian merkte, wie auch der letzte Rest an Müdigkeit von ihm abfiel. »Ich dachte, wir schlagen einen Bogen und laufen dann zurück zum Schloss«, meinte Anna. »Bis wir dort sind, sind die anderen dann sicher auch bereit zum Frühstücken.«

      »Es ist immer noch früh«, staunte Christian. »Gerade mal neun Uhr. Hattest du dir einen Wecker gestellt?«

      Anna nickte. »Als mir die Idee gekommen war, hatte ich einfach Lust, an diesem Sonntag mal alles anders zu machen als sonst.«

      Er warf ihr einen forschenden Blick zu, aber sie wirkte nicht anders als sonst, also schien alles in Ordnung zu sein.

      Wie so häufig erriet sie seine Gedanken. »Mir fehlt nichts, keine Sorge«, sagte sie beruhigend. »Aber wir haben in der Schule über das Gehirn gesprochen. Man soll ab und zu von seinen Gewohnheiten abweichen, um sein Gehirn anzuregen. Dieses ist mein erster Versuch in dieser Richtung.«

      Er musste lachen. Das war wieder einmal typisch Anna!

      Togo hatte sich offenbar ausgetobt, er blieb jetzt in Sicht- und Rufweite. Zu Beginn ihres Ausflugs war er erst einmal davongestoben, um all die interessanten Spuren zu verfolgen, die seine feine Nase erschnüffelte.

      »Togo, du bist doch nicht etwa müde?«, fragte Christian.

      Der Boxer sah ihn an – und blieb dann mit einem Mal wie angewurzelt stehen.

      »Was hast du denn?«, fragte Anna verwundert.

      »Er scheint etwas zu hören, sieh nur, wie seine Ohren gespitzt sind.«

      Sie waren ebenfalls stehengeblieben und blickten ratlos auf den Hund, der sich noch immer nicht rührte. In der nächsten Sekunde allerdings schoss er plötzlich laut bellend davon – mitten hinein in ein ziemlich dicht bewachsenes Gebiet.

      »Und jetzt?«, fragte Anna.

      »Togo!«, rief Christian. »Togo, komm sofort zurück!«

      Ihm antwortete ein kurzes Bellen.

      »Er muss etwas gefunden haben, Anna. Wenn er so reagiert, heißt das, dass er uns etwas zeigen will.«

      Anna zeigte auf den Urwald vor ihnen. »Und da willst du rein?«, fragte sie. »Hör mal, wir kennen uns hier nicht so gut aus, und verirren würde ich mich nicht gern, deshalb bleibe ich lieber auf den Wegen.«

      »Ich auch, aber dieses ist eine Ausnahmesituation. Außerdem haben wir die Handys dabei, wir können jederzeit Hilfe holen. Etwas stimmt da nicht, Anna.«

      Sie nickte, davon war sie auch längst überzeugt.

      Togo bellte wieder.

      »Es klingt dringend«, meinte Anna. »Also los, Chris. Aber wir sollten uns den Weg irgendwie merken – wenn man plötzlich nur noch Wildnis um sich herum hat, verliert man leicht die Orientierung.«

      Christian holte sein Taschenmesser heraus. »Ich markiere die Bäume«, sagte er. Laut rief er: »Togo, wo bist du?«

      Togo antwortete.

      »Klingt leider ziemlich entfernt«, murmelte Anna und verließ entschlossen den Weg, um sich durch das Dickicht zu kämpfen.

      Es dauerte keine Minute, bis sie beide wussten, dass sie sich auf ein sehr mühseliges Unterfangen eingelassen hatten.

      *

      Cosima und ihre Schwester Felicitas bewohnten gemeinsam eine großzügige Wohnung, und sie waren mit dieser Lebenssituation sehr zufrieden. Sie verstanden sich gut, und sie fanden es schön, ihren Alltag zu teilen. Dass das nicht immer so bleiben würde, war ihnen beiden bewusst.

      Sie arbeiteten in Berufen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können: Felicitas übersetzte wissenschaftliche Literatur, Cosima arbeitete bei einer Messegesellschaft – sie plante und organisierte große Messen und war dementsprechend viel unterwegs, während ihre Schwester zu Hause arbeitete. Wenn sie sich abends trafen, hatten sie einander also in der Regel viel zu erzählen.

      Am Morgen nach dem Ball saßen sie vergnügt gemeinsam beim Frühstück und ließen gerade den vergangenen Abend noch einmal Revue passieren, als es klingelte. Gleich darauf erschien


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