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Butler Parker 122 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 122 – Kriminalroman - Günter Dönges


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waren dazu Rechen und Reisigbüsche verwendet worden. An der Tatsache aber änderte sich nichts. Er konnte nicht herausfinden, um welche Wagen es sich in der Nacht gehandelt hatte. Er war weiterhin auf das angewiesen, was er gehört hatte. Beweiskräftig war das allerdings nicht.

      Er schritt in seiner unnachahmlich gemessenen Art über den schmalen Weg, der von der Lichtung aus weiter hinunter zum kleinen See führte. Dabei interessierte Josuah Parker sich vor allen Dingen für die Zweige und Äste in etwa zwei bis drei Meter Höhe. Er wurde nicht enttäuscht.

      Immer wieder entdeckten seine Augen geknickte Zweige und vertrocknete, zusammengerollte Blätter. Ein Zweifel war ausgeschlossen. Hier auf dem Weg mußte ein Lastwagen mit hohen Aufbauten bewegt worden sein. Nur die Kanten dieses Aufbaus könnten Ast- und Blattwerk zerstört haben. Der Diesel, den er in der vergangenen Nacht gehört hatte, mußte also diesen nicht gerade kleinen LKW angetrieben haben.

      Parker erreichte eine asphaltierte Straße, die hinunter zur Uferstraße führte. Die Asphaltdecke war ebenfalls gereinigt worden. Dennoch fand der Butler Erdschollen und Dreckspuren, die aus den tiefen Stollen der LKW-Reifen gefallen waren. Sie verloren sich allerdings unten auf der eigentlichen Durchgangsstraße.

      Der Butler hielt es für sinnlos, der Uferstraße zu folgen. Mit weiteren Spuren, war hier gewiß nicht mehr zu rechnen. Der nächtliche Zwischenfall war wohl kaum noch aufzuklären, falls gewisse Personen von sich aus nicht aktiv wurden. Parker hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt, sich an die örtliche Polizei zu wenden, doch er hielt diesen Gedanken inzwischen für nicht besonders gut. Herausfordern konnte er die beiden Schläger oder den Dieb der Brieftaschen nur dadurch, daß er nichts unternahm. Diese Handlungsweise machte ihn interessant und nicht ausrechenbar. Ein normaler Tourist hätte schließlich sofort Alarm geschlagen und für das Erscheinen zumindest eines Streifenwagens gesorgt.

      Parker wandte sich um und blieb auf der Uferstraße. Zurück in die Waldlichtung wollte er nicht mehr. Er ging um eine Biegung herum und sah sich plötzlich einem Vierbeiner gegenüber, der ihm nicht ganz unbekannt war.

      Die riesige Dogge hatte den Butler natürlich auch bereits erkannt und wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie knurrte und grollte zwar erst mal sicherheitshalber, doch ohne viel Nachdruck.

      »Still, Lord«, sagte die junge Dame, die die Dogge führte. Sie lächelte Parker gewinnend an. »Sie brauchen keine Angst zu haben, Lord ist vollkommen harmlos.«

      »Hoffentlich weiß das auch Ihr Begleiter«, meinte Josuah Parker und liftete höflich seine schwarze Melone. »Könnte es sein, daß ich bereits das Vergnügen mit der Dogge hatte?«

      »Wann sollte denn das gewesen sein?« fragte die junge Dame. Sie mochte etwa fünfundzwanzig sein, war mittelgroß, ein wenig vollschlank und sah recht nett aus.

      »In der vergangenen Nacht, wenn ich nicht sehr irre.«

      »Ausgeschlossen, Sir. Dann befindet Lord sich in seinem Zwinger.«

      »Mein Name ist übrigens Parker, Josuah Parker.«

      »Maud Robson«, antwortete die junge Dame.

      »Sie haben den einmaligen Vorzug, hier in dieser schönen Gegend zu wohnen?«

      »Leider nicht«, gab sie zurück, naiv und freundlich. »Meine Familie macht hier Urlaub. Wir wohnen droben auf der Farm.«

      »Ein ruhiges Fleckchen Erde.«

      »Sie machen auch Urlaub, Sir?«

      »Ich erschließe mir die Geheimnisse dieser Landschaft«, bekannte der Butler.

      »Geheimnisse?« Sie sah ihn lächelnd an.

      »Geheimnisse«, bestätigte der Butler. »In der vergangenen Nacht stieß ich zum Beispiel auf seltsame Geräusche dort oben im Wäldchen. Sie müssen Sie auf der Farm ja ebenfalls gehört haben.«

      »Da ... davon weiß ich nichts.« Das Thema behagte ihr nicht. Sie preßte die Lippen zusammen, beschäftigte sich mit der Dogge und murmelte dann einen flüchtigen Gruß. Wenig später schlenderte sie mit dem Vierbeiner weiter.

      Josuah Parker kannte jetzt sein nächstes Ziel. Er brauchte etwa fünf Minuten, bis er die Farm vor sich sah. Es handelte sich um ein kleines Bauernhaus aus Bruchsteinen, eine recht große Holzscheune und um eine Remise, in der landwirtschaftliches Gerät stand. Auffallend war, daß das Grundstück frisch verdrahtet worden war. Der Stacheldraht war noch nicht mal angerostet und glänzte in der Morgensonne.

      Josuah Parker schritt an der Frontseite der Farm entlang und begab sich dann hinüber ins Unterholz des Uferwäldchens. Vorher aber spähte er aufmerksam nach allen Seiten, als fürchte er, beobachtet zu werden. Er stellte sich neben einen Baumstamm und sorgte dafür, daß man ihn mit einiger Mühe noch durchaus ausmachen konnte. In Sachen psychologischer Kriegsführung kannte Butler Parker sich schließlich gut aus.

      *

      Sie hatten keine besonders guten Nerven.

      Es dauerte etwa zehn Minuten, bis Parker sie hörte. Sie mußten einen weiten Bogen beschrieben haben und pirschten sich an ihn heran. Sie wollten ihn von der Uferseite her überraschen, doch sie benahmen sich im Grund wie Elefanten im Porzellanladen. Unter ihren Schuhen knackten kleine Äste und raschelte das trockene Laub.

      Butler Parker verließ den Baumstamm und ging zurück zur Durchgangsstraße. Das Rascheln und Knacken im Uferwäldchen wurde sofort lauter. Die Indianer auf dem Kriegspfad fürchteten wahrscheinlich um ihre Beute.

      Parker überquerte die Straße und ging auf das verdrahtete Tor der Farm zu, hakte es auf und betrat sehr ungeniert das gesicherte Grundstück. Gemessen lustwandelte er zum eigentlichen Farmhaus und klopfte mit dem Bambusgriff seines Regenschirms an die Tür. Als ihm nicht sofort geöffnet wurde, schritt Parker zur Scheune und versuchte, die kleine Tür im großen Tor zu öffnen. Sie war fest verschlossen. Parker suchte und fand im Tor einen Spalt und schaute ungeniert ins Innere.

      Er entdeckte einen Lieferwagen mit Kastenaufbau. Es war ein solider Bedford, der schon einige Lasten zu schleppen vermochte. Und wenn ihn nicht alles täuschte, stand dahinter noch ein kleinerer Lastwagen, dessen Marke jedoch nicht zu identifizieren war. Handelte es sich um die beiden kleineren Wagen, die er in der vergangenen Nacht gehört hatte?

      »Faß, Lord!« hörte Parker in diesem Moment eine wütende Stimme. »Los, faß schon!«

      Josuah Parker wandte sich um und entdeckte die beiden Männer, die ihn auf dem Hausboot besucht hatten. Er hatte sich also nicht getäuscht. Sie hatten versucht, sich durch den Wald an ihn heranzupirschen, standen nun auf dem verdrahteten Grundstück und hetzten die mächtige Dogge erneut auf ihn.

      Die Dogge hatte das Kommando zwar gehört, doch sie konnte sich nicht entschließen, den Butler anzufallen. Lord, wie die Dogge hieß, schielte ein wenig verlegen auf den Regenschirm des Butlers und kratzte sich dann mit dem linken Vorderlauf am Ohr.

      »Sollte ich Ihren Unmut erregt haben?« wunderte sich Parker und lüftete die schwarze Melone. Er sah sich Pete und Rob, wie sie ja hießen, recht interessiert an.

      Sie schleppten diesmal keine Waffen mit sich herum, das heißt, sie zeigten sie ihm wahrscheinlich nicht. Sie passierten inzwischen die Dogge und rückten langsam auf Parker zu. Die junge Dame namens Maud Robson verschwand gerade hastig im Farmhaus. Sie wollte mit der geplanten Unterhaltung offensichtlich nichts zu tun haben.

      »Was haben Sie hier zu suchen?« Es war der untersetzte Pete, der den Butler anfuhr. Er schob gereizt seinen eckigen Stierkopf vor.

      »Ihre Frage ist schnell und umfassend beantwortet«, gab der Butler höflich zurück. »Mich gelüstet nach frischer Milch, wenn ich es so ausdrücken darf. Wie Ihnen inzwischen ja bekannt ist, liegt mein Hausboot unten am Fluß!«

      »Woher sollen wir denn das wissen?« wunderte sich Rob gespielt und tat ahnungslos.

      »Aber nicht doch, meine Herren!« Parker schüttelte verweisend den Kopf. »Ich mußte Sie in der vergangenen Nacht leider an die sprichwörtliche frische Luft setzen. Erinnern Sie sich wirklich nicht mehr? Darf ich


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