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Eine Reise nach Hawaii. Theodor KirchhoffЧитать онлайн книгу.

Eine Reise nach Hawaii - Theodor Kirchhoff


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was namentlich beim Abschied vor einer Reise geschieht. Aber auch in den Straßen Honolulus sieht man oft Kanaken, die mit Blumen geschmückt sind. Kränze, in denen weiße und rote Rosen miteinander abwechseln, große Gewinde aus Farnblättern und Epheu, andere Kränze, worin rote, scharlachene, dunkelblaue und strohgelbe wilde Blumen in das grüne Laub geflochten sind, Léis genannt, hängen sich die Frauen gern um Hals und Brust, oder sie tragen Halsschnüre aus kleinen roten und braunen oder aus größeren gelben Beeren. Die Männer schmücken oft ihren Hutrand mit breiten Muschelbändern, worin kleine weiße und braune Muscheln geschickt aneinander gereiht sind, und knüpfen baumwollene rote Bandana-Taschentücher lose um den Hals. Südfrüchte der mannigfachsten Art werden auf offener Straße auf großen Verkaufstischen feilgeboten; in den Schaufenstern gewahrt man allerlei hawaiische Seltenheiten. Die an den Straßenecken stehenden Polizisten sind fast ausschließlich Kanaken.6 Die stattlichen, in dunkelblaue Röcke, weiße Beinkleider und weiße Mützen gekleideten Männer sind die Liebenswürdigkeit selber und grüßen die Fremden oft recht vertraulich. Die Polizeimannschaft, welche den Frieden auf den Inseln aufrecht erhält, ist ungefähr hundert Köpfe stark. »Aloha!« (Alócha), oder »Aloha, nui, loa!« (d. h. ich grüße dich – groß – sehr), den hawaiischen Nationalgruß, vernimmt man oft. Dieselben Worte sieht man häufig auf den Deckeln der Albums, auf Bildern, Fächern, Briefpapier u. s. w., sowie auch in den Wohnungen über der Thür und in den Zimmern in Zusammenstellungen von Moos und Blumen, und sonst noch an vielen anderen Orten. Das Wort Aloha – eigentlich der Frieden – hat eine sehr vielseitige Bedeutung, z. B.: guten Tag, ich danke, ich küsse dich, Liebe, Zueignung, Gruß, Freundschaft und alles was süß ist u. s. w.

      Die Kanakafrauen tragen meistens lose Gewänder aus billigem Baumwollenstoff, Holoku genannt, (nach Art der in Amerika bekannten Mutter-Hubbard-Kleider) und sehen, mit Ausnahme der Blumen- und Epheukränze, durchaus nicht malerisch aus. Hellfarbige Gewänder tragen sie am liebsten, obgleich auch schwarze Kleider bei ihnen keine Seltenheit sind. Das rabenschwarze Haupthaar lassen sie in der Regel frei im Nacken herabfallen. Ihre breiten, sinnlichen Gesichter können auf Schönheit keinen Anspruch machen. Geistig aufgeweckter als die Frauen sehen die meistens bartlosen Männer aus, die auch körperlich kräftig entwickelt sind. Stattlichere Männergestalten als die Kanaken (das Wort Kanake bedeutet ein Mensch), kann kein Volk der Welt aufzeigen.

      Fast so häufig als die Kanaken sieht man in den Straßen Honolulus den arbeitsamen John Chinaman in seiner Nationaltracht, der die Eingeborenen längst wirtschaftlich überflügelt hat, und der sich auch hier von den Weißen, wie überall wo er mit ihnen zusammentrifft, nicht mehr zurückdrängen läßt. Im Königreiche Hawaii haben sich die bezopften Asiaten ganz eingebürgert; ungefähr jeder dritte Mensch in Honolulu ist ein Chinese. Auf den Pflanzungen haben sie sich als Arbeiter beinahe unentbehrlich gemacht, in der Stadt sind sie in fast allen Geschäften vertreten. Chinesische Läden, in denen alles Mögliche feil geboten wird, findet man in jeder Hauptstraße. Es giebt in Honolulu chinesische Möbel- und Teppichhändler, Uhrmacher, Handwerker aller Art u. s. w. Das Waschgeschäft ist selbstverständlich ganz in ihren Händen. Im Hawaiian Hotel sind sämtliche Aufwärter und Köche Chinesen; sogar in der »Office« hat ein Zopfträger die Oberleitung. In der »Chinesenstadt«, dem eigentlichen Mongolenquartier, das einen ansehnlichen Stadtteil bildet, sieht es merkwürdigerweise ziemlich reinlich aus. Die Ursache davon ist der Umstand, daß jenes Stadtviertel vor einigen Jahren (18. April 1886) fast ganz niederbrannte, und weil dort alles seit dem Wiederaufbau noch ziemlich neu ist. Auch sind die Straßen dort breiter, als z. B. in der Chinesenstadt in San Francisco, so daß sich der Schmutz nicht in ihnen anzusammeln vermag. Sonst ist die Chinesenstadt in Honolulu ein genaues Ebenbild von der in San Francisco.

      Eine sehr angenehme Unterhaltung gewähren in Honolulu die Konzerte der auch auswärts durch ihren Besuch in San Francisco berühmt gewordenen Royal Hawaiian Band, die jeden Sonnabend Nachmittag und sonst bei festlichen Gelegenheiten in Queen Emma's Square stattfinden. Alle Klassen der Bevölkerung finden sich dort zusammen, mit Ausnahme der Mongolen, denen die Musik der Weißen und ihrer Zöglinge, der Kanaken, ein Greuel ist. In dem kleinen, mit tropischen Bäumen bewachsenen Park sitzen Männer und Frauen aller Hautschattierungen friedlich auf den Bänken neben einander, oder spazieren dort auf und ab. Braune, schwarze und weiße Kinder jagen sich auf den Rasenplätzen und zwischen den Bäumen hin und her. Draußen vor der Einfriedigung halten die Privatfuhrwerke der wohlhabenderen Weißen. Damen und Herren der feinen Welt sitzen dort stundenlang auf den weichen Polstern in ihren Wagen und lauschen den Klängen des Orchesters. Einspänner, mit Fremden darin, rollen schnell vorbei, Reiter und Reiterinnen jagen, oft im wilden Galopp, die Straße entlang. Die Kanakafrauen sitzen nach Art der Männer hoch zu Roß. Um den Gürtel haben sie eine breite rote oder gelbe Schärpe gewunden, das lange bunte Gewand hängt rechts und links fast bis auf die Hufe der Pferde herab und weht beim schnellen Ritt wie eine Doppelfahne, die über den Schweif des Rosses hinausreicht, malerisch hinterher. Kunstreiterinnen ähnlich sitzen diese braunen Frauen und Mädchen, mit fliegendem schwarzen Haupthaar, wie aus Erz gegossen fest im Sattel auf ihren wilden Rennern.

      Inmitten des kleinen Stadtparks spielt in einem offenen Pavillon das Musikchor von 33 weiß gekleideten Kanaken, welche der Berliner Kapellmeister Herr Berger vortrefflich eingeschult hat. Es ertönen deutsche, amerikanische und andere Musikstücke; mitunter erklingen in Solo und Chor hawaiische, deutsche oder amerikanische Nationallieder. »Die Wacht am Rhein«, dort unter Palmen ertönend, machte auf mich einen eigentümlichen Eindruck. Prasselt dann ganz unerwartet einer von den in Honolulu im Winter sich nicht selten plötzlich einstellenden tropischen Regenschauern durch das Grün, so löst sich die Zuhörergesellschaft hastig auf, und Herr Berger ist gezwungen die in den Tagesblättern angezeigten Musikstücke ohne ein bewunderndes Publikum zu Ende spielen zu lassen.

      3. Im Jahre 1876 betrug die Einfuhr des Königreichs Hawaii 1 811 770 – die Ausfuhr 2 241 041 Dollars; 1888 belief sich die Einfuhr auf 4 540 887 Dollars, wovon 3 454 000 Dollars auf die Vereinigten Staaten fallen, die Ausfuhr auf 11 903 398 Dollars, davon Zucker 10 818 000 Dollars. 99% von der Ausfuhr erhalten die Vereinigten Staaten, und 76 % von der Einfuhr werden von dort bezogen.

      4. 1877 vermittelten 181 Schiffe mit 120 907 Tons den Handels- und Personenverkehr des Königreichs Hawaii mit dem Auslande; 1886 waren es 302 Schiffe mit 219 688 Tons – darunter 220 amerikanische, 29 hawaiische, 38 britische, 8 deutsche und 7 anderer Nationalität.

      5. Durch eine Pferdebahn, mit deren Bau in Honolulu im Mai 1888 begonnen wurde, wird der Straßenverkehr eine große Umwandlung erleiden, und es werden die guten Tage für die Droschkenkutscher dort wohl bald vorüber sein. Für elektrische Straßenbeleuchtung war Zur Zeit meiner Abreise bereits alles vorbereitet.

      6. Seit der letzten großen Revolution, die vornehmlich von fünf Deutschen niedergeschlagen wurde, sind viele Ausländer, namentlich Deutsche, bei der Polizeimannschaft angestellt worden.

      Viertes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Der Palast des Königs. – Das Regierungsgebäude. – Ein hawaiisches Museum. – Die Wohnungen der Reichen. – Der Tropenschmuck Honolulus. – Das Hospital der Königin. – Nach Waikiki. – Diamond Head und ein Kokospalmenhain. – Die Villa am Meere. – Die Badeanstalt. – Schwimmende Kanaken. – Die Goldfischteiche. – Eine hawaiische Kinderschule und ein Chinesenladen.

      Unter den Gebäuden Honolulus fällt der Palast des Königs (Iolani Palace – gewöhnlich kurzweg The Palace genannt) sofort ins Auge. Derselbe steht inmitten eines von einer hohen Steinmauer ringsum eingeschlossenen geräumigen Platzes, der mit tropischen Gewächsen und hübschen Gartenanlagen geschmückt ist. Das große zweistöckige Gebäude, mit der langen Doppelreihe von hohen Fenstern und der breiten Freitreppe, sieht vornehm aus. Der Bau desselben hat eine halbe Million Dollars gekostet. Die prächtigen Säle und Gemächer und die weite Vorhalle würden jedem Fürstenpalaste der alten Welt zur Zierde gereichen. Der Palast Iolani wird elektrisch beleuchtet. An den Eingangspforten zum Palasthofe


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