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Heimathafen Hellas. Andreas DeffnerЧитать онлайн книгу.

Heimathafen Hellas - Andreas Deffner


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einem Barhocker und fläzte sich mit weit ausgebreiteten Armen lässig an den geschwungenen Tresen. Als er uns sah, kam er wieselflink zu uns herausgeeilt, begrüßte uns herzlichst und deutete auf einen Tisch neben der Tür auf dem bis gerade eben noch ein Grieche gesessen hatte. »Καθήστε εδώ!« (kathíste edó! – Setzt euch hierhin!) Dann fragte er uns in gebrochenem Englisch, was wir trinken wollten, und mit Mühe bestellten wir unseren Frappé. »Métrio me gála«, hatte uns Robin erklärt, sollten wir sagen. Mittelsüß mit Milch. Es funktionierte. Michalis verstand und verschwand wieder im Café. Durchs Fenster sahen wir, wie er hinter der Theke in einem kleinen Küchenraum mit Gläsern hantierte. Dann brummte und summte die Frappiera, der spezielle Standmixer, und wenig später brachte uns ein anderer Mann zwei herrlich aussehende Eiskaffees an den Tisch. Michalis stellte uns den Kellner als seinen Bruder Ioannis vor. Die zwei betrieben gemeinsam das alteingesessene Café an einer der besten Lagen auf der Hauptstraße von Toló. Hier saßen wir nun mit den Rücken zur Hauswand unter den schattenspendenden jungen Bäumen der Terrasse, deren Äste bis ans Gebäude heranragten. Die seltsame Aufstellung der Stühle war uns bereits aufgefallen, als wir die Nefeli-Bar erreichten. Alle Stühle waren so um die runden Tischchen aufgestellt, dass jeder Gast mit dem Gesicht zur Straße saß. Das gleiche Bild gegenüber in der Nafsika-Bar, und auch in allen anderen Cafés und Bars der Stadt. Die Aufstellung hatte etwas Theatralisches. Die Sekeri-Straße wurde so zur Bühne. Die Kaffeehausbesucher waren das Auditorium, die nicht nur der Musik aus den Außenlautsprechern der Bars und Cafés lauschten, sondern auch die vorbeiflanierende Menschenmenge und vor allen Dingen die Touristinnen bewunderten. Elegant gekleidete griechische Damen wurden respektvoll bestaunt und genossen ihrerseits ganz offensichtlich die ihnen zu Teil werdende Aufmerksamkeit, während manchen sexy gestylten Touristinnen in knappen Röckchen die ungenierten Blicke sichtlich unangenehm waren. Sitzen, Beobachten und Diskutieren schien eine Art Volkssport der älteren Männer zu sein, die griechische Jugend hingegen flirtete aktiver. Ganz offen sprachen sie auf der Straße junge Touristinnen an, pfiffen ihnen von ihren Mopeds aus hinterher oder luden sie gar zu einer Spritztour mit dem Motorrad ein. Das hatte Perikles also mit »kamáki« gemeint: Mädchen aufgabeln! Autoschlangen quälten sich im Schritttempo durch die Dorfstraße, Einheimische hielten hier und da ein Schwätzchen auf der Kreuzung und jugendliche Moped-Artisten drehten helmlos ihre Runden – manchmal nur auf dem Hinterrad oder mit quietschenden Reifen – um die hübschesten Mädchen herum und ließen ihre aufgemotzten Karren aufheulen. Riesige, laute Auspuffrohre an kleinen Mofas und brüllend laute – für den Straßenverkehr sicher nicht zugelassene – nachgerüstete Hupen waren der Renner. Der Lärm und die Abgase schienen niemanden zu stören. Es war ein munteres, ein fröhlich-jahrmarkthaftes Treiben auf der überfüllten Hauptstraße von Toló. Eine beeindruckend stimmungsvolle und gleichzeitig entspannte Atmosphäre. Wir saßen an unserem Tisch, saugten schlückchenweise Frappé durch die Strohhalme und genossen den Sommer, obwohl wir angesichts der Temperaturen inzwischen nicht nur unter den Armen schwitzten.

      Nach einer guten Stunde im »Theater Odos Sekeri« traten wir den Heimweg an. Wir verabschiedeten uns für heute von Michalis und er wünschte uns einen guten Appetit. Er würde vielleicht später auch noch runter ans Meer zur Taverne kommen, um einen Happen zu essen. Es war inzwischen nach 22 Uhr. Der Souvláki-Duft auf den Straßen hatte uns hungrig, der Frappé wach gemacht. In Richtung Dorfende waren nicht mehr ganz so viele Menschen auf den Straßen unterwegs und dennoch fanden wir bei Perikles zunächst keinen freien Platz. In der Küche herrschte ein hektisches Treiben, an den Tischen wurde lautstark diskutiert und fröhlich gefeixt, während Perikles umhereilend einen Tisch nach dem anderen mit Wein und Essen bediente. Irgendwie brachte er es nebenbei fertig, zwei zusätzliche Tische aus der Taverne zu zaubern, die er für uns in den letzten freien Winkel der Terrasse stellte. Wir waren nun zu acht. Thomas, ebenfalls ein ehemaliger Schüler Stefans, verbrachte mit seiner Freundin auch seinen Urlaub in Toló und so hatten wir eine schöne παϱέα (paréa – eine Gesellschaft) zusammen. Wir fühlten uns fast griechisch in dieser so typisch hellenischen Essensrunde, die nun hungrig darauf wartete, dass Perikles kommen und die Bestellung aufnehmen würde. Stefan erklärte uns unterdessen das allabendliche Ritual:

      »Die Griechen bestellen erstmal viele kleine Vorspeisen von denen dann alle gemeinsam probieren. So machen wir es auch.« Plötzlich erschien Perikles wie aus dem Nichts mit zwei Halbliter-Glaskaraffen und acht winzigen Gläschen. »Στην υγεία σας!« (– Stin ijá sas!), rief er uns noch zu und flitzte bereits zum nächsten Tisch.

      »Das hieß so viel wie Prost«, sagte Robin und Stefan ergänzte: »Wörtlich übersetzt heißt es ›Auf eure Gesundheit‘.« Dann erklärte er uns, dass es sich bei der hellgelben Flüssigkeit in den Karaffen um Retsína, einen griechischen Landwein handele, der mit Harz versetzt wurde.

      »Er ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn man sich erst daran gewöhnt hat, geht es«, ergänzte Uschi.

      »Perikles bekommt ihn direkt von einem befreundeten Winzer aus Neméa. Das ist eine der wichtigsten griechischen Weinregionen. Ihr seid daran vorbeigefahren, als ihr von Korinth Richtung Argos gefahren seid«, sagte Stefan, und goss uns allen etwas in die kleinen Gläschen, die wie winzige, nach unten leicht verengt zulaufende dorische Säulen aussahen. Durch ihre acht Kanneluren lagen die Säulchen extrem griffig in der Hand. Vor meinem geistigen Auge erschien der Parthenon und als ich den Duft des Weines roch, sah ich Diogenes in seinem Weinfass vor mir.

      »Perikles hat ein großes altes Holzfass in der Taverne. Der Retsína kommt direkt aus dem Fass«, sagte Stefan noch, dann prosteten wir uns zu. Kurz darauf prustete ich. Fast hätte ich mich an dem abscheulichen Zeug verschluckt, und an Finnes verzerrtem Gesicht erkannte ich, dass es ihm genauso ergangen war.

      »Ich sag doch, der Retsína ist gewöhnungsbedürftig«, sagte Uschi und lachte. Um es vorweg zu nehmen: Einige Tage später schmeckte der geharzte Wein dann auch Finne und mir.

      Perikles setzte sich an eine Ecke unseres Tisches. Er hatte einen kleinen weißen Block und einen blauen Kugelschreiber dabei. »Τι θα φάτε?« (ti tha fáte?), fragte er in die Runde. Was wollt ihr essen? Und dann zählte er auf, was seine Mutter heute gekocht hatte. Stefan übersetzte für uns. Eine Speisekarte gab es nicht. Man bestellte das, was es eben gab und auch ein Rundgang durch die Küche, um die Köpfe in die Töpfe zu stecken, sei völlig normal. An diesem Abend gab es Hühnchen in Tomatensoße, gefüllte Tomaten, Briam – ein Gemüseauflauf, Oktopus gekocht, gefüllte und überbackene Auberginen – so genannte Schühchen (παπουτσάκια – paputsákia), und Mousaká, der allseits bekannte Hackfleisch-Auberginenauflauf. »Außerdem gibt es manche Sachen, die es immer gibt, die frisch zubereitet werden«, sagte Stefan. »Patátes – frische handgeschnittene Pommes, Salate, Feta, gegrillte Koteletts und Souvláki-Spieße, Tzatzíki, Hackfleischbällchen, Kalamari und natürlich fangfrischen Fisch.« Mein ehemaliger Lehrer sah unsere überforderten Gesichter und bestellte daraufhin für uns alle gemeinsam, wie es sich in einer guten Paréa gehört. Wenig später brachte Perikles einen kleinen Teller nach dem anderen zu uns an den Tisch. Zwei Portionen Patátes, frittierte ganze Tintenfischchen, ein großer Bauernsalat, eine Portion Briám, ein Tellerchen Oliven, Tzatzíki, gefüllte Tomaten, Oktopus und dazu einen Korb mit einem halben angeschnittenen frischen Weißbrot mit Sesamkörnern. Der Duft der Speisen, der traumhafte Ausblick auf die im Mondlicht erstrahlende Bucht von Toló und die Atmosphäre auf der Terrasse waren berauschend. Zwischen den vielen kleinen Tellern, die Perikles zu uns brachte, hatte er immer wieder Gelegenheit, an den anderen Tischen mit den jungen weiblichen Gästen zu flirten oder mit älteren Damen zu kokettieren.

      An diesem Abend probierte ich zum ersten Mal in meinem Leben Oktopus. Der Anblick des ganzen Beines mit seinen zahlreichen Saugnäpfen daran, war aufregend. Als ich den ersten Happen zum Mund führte, kostete es mich eine gewisse Überwindung, doch als ich in das zarte, feste Fleisch biss, war ich urplötzlich zu einem begeisterten Oktopus-Esser geworden. Es schmeckte traumhaft. Stefan bestellte noch das eine oder andere halbe Kilo Wein – Wein wird in Griechenland nach Kilo geordert – und wir genossen jeden Happen und unsere langen Gespräche über das Land der Hellenen. Und auch darüber, wie es eigentlich Stefan nach Toló verschlagen hatte: Als er 17 Jahre alt war, verbrachte er zusammen mit seiner Mutter einen Sommerurlaub in Griechenland. Mit dem Auto fuhren sie viel umher, besuchten archäologische Stätten


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