Zwischen Bewegung und Ruhe. OshoЧитать онлайн книгу.
Es gibt zwei Arten von Wahnsinnigen: der eine, weil er sich zu viele Sorgen macht, und der andere, weil er einfach nur da ist, sein Wesen überschäumend ist.
Ihr habt die Wahl: Entweder wird aus dir ein tief besorgter Wahnsinniger auf der Couch irgendeines Psychiaters oder aber ein von Gott begeisterter Wahnsinniger, ein „Tor Gottes“ wie der heilige Franziskus oder Sosan. Dann wird dein ganzes Leben zum Tanz, zur nie endenden Ekstase, zum immerwährenden Segen, der ständig weitergeht und zunimmt, noch mehr zunimmt und zunimmt – da ist kein Ende abzusehen. Er beginnt, aber endet nie.
Lasst einfach den Dingen ihren Lauf,
dann hört das ewige Hin und Her auf.
Unendliche Gnade; kein Hin und Her. Ihr braucht alles einfach nur so zu lassen, wie es ist – mischt euch nicht ein, versucht nichts zu ändern. Aber dies will dem Verstand einfach nicht in den Kopf. Denn der Verstand möchte gern alles ändern: Wenn du ein Sünder bist, sollst du heilig werden; wenn du hässlich bist, sollst du schön werden, wenn du böse bist, sollst du gut werden.
Der Verstand will immer alles verändern – versucht es zumindest, und das findet Anklang, da jeder weiß: „Richtig, du kannst dich bessern, also versuch dich zu ändern!“ Und wenn’s nicht klappt, steckt man fest – denn man ist längst besser! Man braucht sich nur keine Sorgen mehr zu machen und endlich anfangen zu leben. Sei einer, der lebt, und lass alles so, wie es ist.
Akzeptiert! Wer seid ihr schon, euch Sorgen zu machen? Ihr wurdet geboren – niemand hat euch gefragt, ob ihr geboren werden wolltet. Sonst wärt ihr von Anfang an stecken geblieben, weil ihr unfähig seid, euch zu entscheiden: Ihr seid unschlüssig.
Wärt ihr gefragt worden… hätte Gott euch höchstpersönlich gefragt – gut, dass er diesen Fehler nicht begangen hat, denn er weiß, was ihr sonst bis in alle Ewigkeit nicht gewusst hättet – ihr hättet hin und her überlegt, ob ihr zur Welt kommen wollt oder nicht. Also hat er euch kurzerhand reingeworfen, ohne euch um Erlaubnis zu bitten – sonst gäb es euch gar nicht. Und wenn er euch dereinst fragen würde, ob ihr sterben wollt, würdet ihr wieder feststecken. Er holt euch einfach wieder raus, ohne zu fragen. Er kennt euch zu gut: Ihr könnt euch nicht entscheiden.
Bäte er euch zu entscheiden: „Wann willst du sterben?“ – was würdet ihr dann sagen? „Samstagmorgen? Sonntag?“ Nein!
Die Woche hat zwar nur sieben Tage, aber ihr könntet euch nicht entscheiden. Also muss er kommen, ohne euch zu fragen.
Wenn sich euer Leben ohne euch abspielt – eure Geburt, euer Tod, eure Liebe spielt sich ohne euch ab –, warum solltet ihr euch dann den Kopf zerbrechen? Wer auch immer am Hebel sitzt: Wenn er euch das Leben schenken kann, euch sterben lassen kann, euch erschaffen und entsorgen kann, dann soll er sich halt auch über alles andere den Kopf zerbrechen. Ihr aber freut euch des Lebens, solange es währt. Und wenn ihr es schafft, euer Leben restlos auszukosten, geht euch plötzlich auf: „Darauf kommt’s an!“ Dann wird euch das ewige Leben zuteil …
Jesus sagt: „Ich bin gekommen, um euch das ewige Leben zu schenken – das Reich Gottes.“ Und der Weg dorthin ist, alles geschehen zu lassen. Mischt euch nicht ein, verstellt euch nicht selbst den Weg. Lasst eurem Tao freien Lauf, lasst eurem Wesen freien Lauf, egal, wo es hinwill!
Achtet das Wesen von allem (eure eigene Natur),
dann könnt ihr euch frei und ungehindert bewegen.
Wenn Gedanken geknechtet werden,
bleibt die Wahrheit verborgen, alles ist trübe und unklar.
Die Unart, alles beurteilen zu müssen,
erzeugt nur Ärger und Erschöpfung.
Welche Vorteile sollen sich durch Unterscheidungen
und Spaltungen ergeben?
Wenn ihr voller Gedanken seid, werdet ihr trübsinnig, könnt ihr nicht mehr klar sehen. Was also tun? Die Gedanken sind da. Lasst sie gewähren – sie gehen euch nichts an. Lasst sie gewähren – lasst sie in Ruhe. Sie gehen auch wieder: lasst sie ziehen.
Wozu sich einmischen und sie stören? Sie plätschern dahin wie ein Bach – lasst sie fließen. Ihr sitzt einfach am Ufer. Sagt zu euren Gedanken: „Okay, wenn am Himmel die Wolken ziehen und es auf der Erde Bäume und Flüsse und Meere gibt, warum dann nicht auch Gedanken in meinem Kopf?“ Akzeptiert sie: Okay! Wenn ihr sie akzeptiert und Okay sagt, spürt ihr, wie sich plötzlich etwas verändert – denn ohne eure Energie kommen diese Gedankengänge erst gar nicht in Gang.
Und wenn ihr unbeteiligt bleibt, zieht sich ihre Energie allmählich zurück. Sie werden immer weniger. Dann kommt ein Augenblick, da sich Gedanken nur noch dann bilden, wenn sie gebraucht werden. Gedanken sind keine Last. Unnötige Gedanken sind eine Last: Sie trüben eure Sicht. Die Trübung kommt durch überflüssigen Gedanken zustande.
Um laufen zu können, benutzt man seine Beine; wer denken möchte, setzt seine Gedanken in Gang, wer kommunizieren will, braucht seinen Verstand. Doch warum strampelt man, wenn man unter einem Baum sitzt, mit den Beinen? Das wirkt verrückt. Euer Verstand jedoch steht nie still! Der Verstand hat zwar seine Aufgaben, die fallen aber nur ab und zu an.
Wenn er gebraucht wird, erfüllt der Verstand seine Aufgabe. Im Moment spreche ich zu euch: Mein Verstand funktioniert, wie sonst könnte ich zu euch sprechen? Wenn Sosan etwas zu sagen hat, könnte er es nicht ohne seinen Verstand sagen. Aber sobald ich zu sprechen aufgehört habe, hat er seine Aufgabe erfüllt; dann tritt er ab – so wie die Beine ruhen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden: Sie sind nicht da.
Wenn man hungrig ist, isst man. Wenn man kommunizieren will, braucht man Gedanken. Ist der Hunger gestillt, isst man nicht weiter. Aber es gibt Leute, die kauen Kaugummi, sind Kettenraucher. Dann sind Kaugummi und Rauch Ersatz fürs Essen: Am liebsten würden sie immerzu essen; da das aber nicht möglich ist, weil der Körper es nicht ertragen würde, stecken sie einfach nur irgendetwas in den Mund – ob Kaugummi oder Pan oder eine Zigarette, oder machen sonst was. Oder wenn sie gar nichts machen können…
Früher durften die Frauen in aller Welt zum Beispiel den Männern nicht ihre Dummheiten nachmachen: Sie durften nicht rauchen, auch Kaugummi oder dergleichen war verboten; andernfalls waren sie verrucht oder geschmacklos. Was also taten sie? Sie fingen an zu reden. Deswegen reden Mädchen mehr als Jungs – weil sie einen Ersatz brauchen. Der Mund muss weiterplappern: Also reden sie.
Hat man je zwei Frauen zusammen gesehen, die sich nicht unterhielten? Mal abgesehen von Engländerinnen… die ohnehin keine Frauen sind. Sie mussten Sovieles verdrängen, dass sie genau wie Zombies geworden sind. Alle anderen Frauen aber plappern immerzu – wie Vögel, die in den Bäumen zwitschern. Erst gestern arbeiteten ein paar Frauen hier vor meinem Fenster. Den ganzen Tag lang haben sie geschnattert – von früh bis spät! Sie hatten zwar nichts zu besprechen, aber sie mussten schnattern – der Mund will einfach ununterbrochen essen.
Seht euch ein Theaterpublikum an: Die Leute bewegen immerzu ihre Beine. Warum sitzen sie dort? Sie sollten spazieren gehen! Sie tun beides. Sie können nicht stillsitzen – und genauso ergeht es eurem Verstand.
An sich ist der Verstand gut. Alles ist an sich gut – wo es hingehört. Dann passt alles. Wenn alles an seinem Platz ist, „passt der Schuh“ – wie Tschuangtse sagt. Wenn der Verstand gebraucht wird, benutzt ihn; wenn er nicht gebraucht wird, lasst ihn ruhen. Bleibt Herr im Hause, und alle tun ihre Pflicht. Aber der Verstand hat die Macht ergriffen. Egal was man tut, er macht einfach immer weiter – so als könnte man das Radio nicht ausschalten, weil der Schalter kaputt ist: Es läuft einfach immer weiter. Ob man schläft oder isst oder Liebe macht – das Radio plärrt einfach immer weiter. Und man muss damit leben. Mit der Zeit vergisst man, dass es weiterläuft; man hört halt nicht mehr hin.
Genauso ist es euch mit eurem Verstand ergangen: Er macht einfach immerzu weiter; ihr wisst nicht, wo man ihn abstellen kann. Also hört ihr nicht hin, erduldet ihn einfach, ignoriert ihn. Ihr habt euch halt damit abgefunden, so als wäre da nichts zu machen… Dem ist aber nicht so; andernfalls gäbe es keine Buddhas. Und wenn ich dies sage, dann sage ich