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Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Staffel 11 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Parker schlüpfte in seine Hausschuhe und dann in seinen schwarzen Hausmantel. Er ergriff den Uni-versal-Regenschirm und machte sich daran, nach dem Urheber der Geräusche zu fahnden.

      Parker betrat den schmalen Korridor, der an der Küche vorbei hinüber in den großen Wohnraum führte. Er bewegte sich mit der geschmeidigen Geräuschlosigkeit eines Indianers, der sich auf dem Kriegspfad befin-det.

      Im großen Wohnraum herrschte nicht absolute Dunkelheit. Mondlicht sickerte durch die bunten Glas-scheiben der beiden Erkerfenster. In diesem diffusen Licht war eine Gestalt zu erkennen, die gerade hinter einer Standuhr verschwand. Der nächtliche Besucher wollte sicher abwarten, ob das Knarren der Diele be-merkt worden war.

      Parker faßte sich ebenfalls in Geduld.

      Er blieb knapp neben der Korridormündung stehen und wartete darauf, daß der Besucher wieder aktiv wurde.

      Was erstaunlich lange dauerte.

      Parker wußte längst, daß er es mit einem erfahrenen Mann zu tun hatte, mit einem Profi, der sich ebenfalls Zeit ließ. Dieser Besucher überstürzte nichts.

      Nach fast drei Minuten erschien der Eindringling endlich wieder im Blickfeld des Butlers.

      Parker erkannte eine schlanke, große Gestalt, die um den Kamin herumkam und zum Wandsekretär steuer-te. Parker entschied sich für seine Gabelschleuder, die er vorsichtig aus der Seitentasche seines Hausmantels zog. Er legte eine Tonmurmel in die Lederschlaufe der Zwille und schickte dieses an sich harmlose Geschoß auf die Reise.

      Der Erfolg war frappierend.

      Die hartgebrannte Tonmurmel verformte sich auf dem Hinterkopf des Mannes und bröselte unter der Wucht des Aufschlags auseinander. Der nächtliche Besucher blieb für Bruchteile von Sekunden starr und steif stehen. Es war deutlich zu erkennen, daß er sich noch umwenden wollte, doch er schaffte es nicht mehr. Sehr stilvoll ging der Besucher dann zu Boden. Er war so rücksichtsvoll, dabei kaum unnötigen Lärm zu ma-chen. Josuah Parker war sich seiner Sache sicher.

      Er verließ seinen Platz und kümmerte sich um den Getroffenen. Er kniete nieder, sah sich dessen Gesicht an, entdeckte eine unmodische Brille, ein schmales Gesicht und neben der geöffneten Hand des Mannes eine schallgedämpfte Schußwaffe.

      Parker wußte, daß er dieses Gesicht schon mal gesehen hatte, doch er wußte nicht mehr genau, wo das gewesen war. Parker richtete sich auf und ging zurück zum Korridor, um dort Licht zu machen.

      Er hatte seine Hand bereits nach dem Schalter ausgestreckt, als er einen Schlag erhielt, der ihn an den kräf-tigen Huftritt eines auskeilenden Pferdes erinnerte.

      *

      Als Parker wieder erwachte, dröhnte sein Schädel wie eine Kesselpauke, die von Trommelschlegeln bear-beitet wird. Er faßte automatisch nach seinem Hinterkopf und schnappte nach Luft.

      »Geht es wieder?« hörte er eine vertraute, resolute Stimme.

      »Ich denke schon, Mylady«, erwiderte Parker mit leicht belegter Stimme. Er richtete sich vorsichtig auf.

      »Warum rennen Sie auch in meinen Pompadour?« beschwerte sich Agatha Simpson grimmig-besorgt. »Konnten Sie sich nicht bemerkbar machen?«

      »Ich werde in Zukunft verstärkt daran denken, Mylady.«

      »Ich hielt Sie für einen Einbrecher.«

      »Hoffentlich, Mylady«, antwortete Parker und erhob sich vorsichtig. »Haben Mylady sich inzwischen um den nächtlichen Besucher gekümmert?«

      »Der … der ist mir leider entwischt«, gestand die Detektivin. »Ich wußte doch überhaupt nicht, daß Sie dieses Subjekt überrascht hatten. Es huschte plötzlich hoch und rannte zur Tür.«

      Parker setzte sich auf einen Hocker in Kaminnähe und holte den schallgedämpften Revolver aus der Ta-sche seines Hausmantels. Er war froh, daß er die Waffe an sich genommen hatte, sonst hätte der nächtliche Besucher womöglich auf Lady Simpson geschossen.

      »Darf ich mich nach Miß Porter erkundigen, Mylady?« Er wehrte ein wenig verlegen ab, als Agatha Simp-son ihm einen Whisky kredenzte, nahm den Drink dennoch dankbar an und stärkte sich. Der »Glücksbrin-ger« in Myladys Pompadour hatte ihn doch sehr beeindruckt.

      »Kathy ist hinter diesem Flegel her, der hier eingebrochen hat«, erklärte Agatha Simpson. »Möchten Sie noch einen Drink, Mister Parker?«

      »Danke, Mylady.« Parker schüttelte den Kopf. »Ich möchte gestehen, daß ich mir wegen Miß Porter eini-ge Sorgen mache. Der Besucher war ein Fachmann seiner Branche.«

      »Auf Kathy kann man sich verlassen«, beruhigte die Sechzigjährige ihren Butler. »Sie hat nur einen etwas zu tiefen Schlaf. Ich merkte längst vor ihr, daß unten im Haus ein Einbrecher war.«

      »Mylady reagierten nachdrücklich.« Parker rieb sich noch mal die schmerzende Stelle am Hinterkopf. »Wenn ich mir erlauben darf, möchte ich Mylady meine Bewunderung aussprechen.«

      »Nicht wahr? Sie haben nicht gehört, wie ich die Treppe herunterkam?« Lady Simpson sah den Butler stolz an.

      »In der Tat, Mylady.«

      »Und wissen Sie auch, wie ich das geschafft habe?«

      »Mylady werden meine Wenigkeit überraschen.«

      »Ich bin auf dem Geländer heruntergerutscht«, erklärte die streitbare Dame, »ein Trick aus meiner Jugend-zeit. Mögen hölzerne Treppen noch so ausgetrocknet sein, die Geländer sind es nie.«

      »Wenn Mylady erlauben, werde ich diesen Trick adaptieren«, antwortete der Butler würdevoll. »Darf ich Myladys Hausmantel besorgen?«

      Agatha Simpson sah in ihrem weit wallenden Nachthemd nicht weniger beeindruckend aus als ihr Butler. Auf einer Bühne hätten sie in diesem Aufzug die Hauptrolle einer griechischen Tragödie spielen können.

      »Zum Teufel mit Ihrer Prüderie«, meinte Agatha Simpson. »Haben Sie etwa Angst, ich könnte Sie verfüh-ren?«

      Bevor Parker auf dieses delikate Thema näher eingehen konnte, erschien Kathy Porter, nachdem sie vorher sicherheitshalber deutlich angeklopft hatte.

      »Nun, Kindchen?« Lady Simpson sah ihre Gesellschafterin erwartungsvoll an. Kathy Porter, normaler-weise an ein scheues Reh erinnernd, wirkte sehr aktiv und selbstsicher. Und sehr attraktiv. Sie trug ein kurzes Nachthemd, dessen Saum knapp bis zu den Oberschenkeln reichte.

      Dieses Shorty war an verschiedenen Stellen eingerissen. Das kurze Nachthemd bestand eigentlich nur noch aus Fetzen, die von schmalen Stoffstreifen mühsam zusammengehalten wurden. Kathy Porter mußte einen heftigen Kampf hinter sich haben.

      »Er muß gemerkt haben, daß ich ihn verfolgte«, berichtete Kathy Porter, »er sprang mich plötzlich an und wollte mich erwürgen.«

      »Hoffentlich haben Sie’s ihm gezeigt, Kindchen?« Lady Simpson leckte sich erwartungsvoll die Lippen.

      »Leider nicht, Mylady«, gestand Kathy Porter etwas verschämt. »Der Mann verschwand in einem Garten, nachdem ich ihn in ein Gebüsch geworfen hatte.«

      Man sah es Kathy Porter nicht an, aber sie war eine vorzügliche Judo- und Karatekämpferin mit sehr viel Erfahrung.

      »Was sagen Sie, Mister Parker?« Lady Simpson drehte sich zu Parker um.

      »Sehr hübsch«, kommentierte Parker, der Kathy betrachtete.

      »Mäßigen Sie Ihre Gelüste, Mister Parker«, sagte Agatha Simpson streng. »Kommen Sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Und Sie, Kindchen, sollten sich schleunigst etwas überziehen, sonst verliert Mister Parker seine restliche Konzentration!«

      *

      Ellis Kildare ärgerte sich maßlos.

      Er war in dem Haus völlig überrascht worden. Noch jetzt fühlte er die immer weiter anschwellenden Beule auf dem Hinterkopf. Was ihn dort getroffen hatte, wußte er nicht zu sagen, doch es hatte vollkommen aus-gereicht, ihn für die Zeit


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