Die großen Western Staffel 4. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.
Jericho, er hat keine andere Wahl, er muss Bishop hier erweichen. Und dann muss er alle Bewohner von Wagon Creek daran hindern, von irgendwoher Hilfe holen zu können. Wie will der Kerl das anfangen?
Jericho sollte nicht lange warten müssen, bis er erfuhr, was sich der Bravado ausgedacht hatte. Die Teufeleien von Don Carlos hatten erst begonnen. Es kam noch viel schlimmer …
*
Gerechter Gott, dachte Jericho entsetzt, das also hat der Hund vor. Das ist eine teuflische Mausefalle.
David Jericho blieb stehen, als ihm Rual Sastre das Gewehr in den Rücken stieß. Auch Jim Weldon, der Zimmermann von Wagon Creek, der Juan hinter sich hatte, ging nicht mehr weiter. Weldon starrte wie gebannt auf die von Axthieben zertrümmerten Bohlen des Verschlages, der den einstigen Eingang zur alten Mine versperrt hatte.
Jim Weldon, der Zimmermann von Wagon Creek, blickte verstört auf den zertrümmerten Eingangsverschlag. Er hatte ihn vor Jahren eigenhändig zusammengezimmert, nachdem sich die Kinder hier oben in den Stollen herumgetrieben hatten und einige beinahe verschüttet worden waren.
Im nächsten Augenblick hörten Jericho und Weldon das Wiehern eines Pferdes aus dem Stollen. Danach setzte ein wildes Gepolter und Grollen ein. Lugo, der eine Bravado, erschien mit einer Laterne, warf einen Seitenblick auf Jericho und brummte dann: »Das war der letzte Gang, Rual. Jetzt sind sie alle eingestürzt. Don Carlos kann zufrieden sein.«
»Gut«, erwiderte Rual Sastre grinsend. »Hole Juan heraus. Und dann bleibt ihr hier oben. In zwei Stunden könnte Bloomefield mit Barnes aus Prescott zurückkommen. Ihr wisst, was ihr zu tun habt.«
Eine Staubwolke wälzte sich jetzt aus dem Eingang, verzog sich und entließ Juan und dessen Pferd. Am Sattel des Pferdes hingen noch einige der Seile, die von den Bravados aus dem Store geholt worden waren. Zwar hatte Jericho die Kerle mit den Seilen verschwinden sehen, aber nicht geahnt, wozu die Halunken sie brauchen wollten. Jetzt wusste er, dass sie die Abstützungen der Stollen mit ihnen niedergerissen und damit die Decken zum Einsturz gebracht hatten.
Weldon blickte Jericho beklommen und unruhig an.
»Totengräber«, wandte sich Rual Sastre, der schlanke, finstere Segundo von Don Carlos, an Jericho. »Ihr beide nehmt jetzt die Laternen und geht vor uns her in den Stollen. Ich werde euch die Stelle zeigen, an der ausgemessen wird. Du kannst Särge bauen – und dieser Mann baut Fenster, Dächer und Holzhäuser – ihr werdet gute Arbeit leisten. Vorwärts!«
Lugo und Juan übergaben Jericho und Weldon grinsend die Laternen. Rual Sastre drückte Jericho die Gewehrmündung in den Rücken und stieß ihn vor sich her in den Stollen. Nach zehn Schritten befahl er ihm stehen zu bleiben und deutete auf die stabilen Stützbalken rechts und links. Hier verzweigte sich der Stollen.
»Vermesst es genau!«, knurrte Sastre düster. »Im Sägewerk liegen dicke Bohlen und Balken genug. Ihr werdet eine stabile Wand von einer Seite zur anderen bauen und eine Tür hineinmachen. Riegel und Fitschen holt ihr vom Schmied, die Nägel und was ihr sonst noch braucht, aus dem Store, verstanden? Don Carlos will, dass ihr schnelle und gute Arbeit leistet, also fangt an.«
Weldon würgte und warf Jericho einen ängstlichen, bedrückten Blick zu.
»Immer ruhig, Weldon«, sagte Jericho kaltblütig. »Er wird uns dort einsperren wollen, aber noch ist es nicht so weit.«
»Was redet ihr?«, fuhr Rual Sastre barsch dazwischen. »Totengräber, an die Arbeit!«
»Ich muss ihm doch erklären, was du von ihm willst«, erklärte Jericho völlig gelassen. Sastre, das wusste er, verstand zwar einige Brocken Amerikanisch, aber wenn man schnell sprach, verstand er so gut wie nichts. Es war ein Glück, dass Don Carlos wegen seines verletzten Beines nicht mit heraufgekommen war. »Wie sollen wir schnell arbeiten, wenn ich ihm die Arbeit nicht erklären kann?«
»Werde nicht frech, Gringo!«, fuhr ihn Sastre giftig an. »Hier wird nicht geredet, hier wird gearbeitet. Macht voran, sonst erlebt ihr etwas!«
Jericho bückte sich und machte am Ende des Zollstockes, mit dem Weldon ausmaß, einen Strich. Dabei dachte er unentwegt an jenen Zugang von oben zum Saloon. Don Carlos hatte Schmerzen in seinem Bein. Wurden sie zu schlimm, brauchte er Jerichos Hilfe. Sperrten die Bravados alle Bewohner von Wagon Creek im Stollen ein, mussten sich die Bravados so sicher fühlen, dass ihnen der eine Mann, der dazu noch alles widerspruchslos tat, ungefährlich vorkommen.
Genau das könnte passieren, dachte David Jericho. Was sollte ihnen von einem Mann drohen können? Dieser Gringo ist ein Totengräber, hat keine Waffe, hat für sie übersetzt und Don Carlos verbunden. Immerhin könnte es sein, dass nachts jemand nach Wagon Creek kommt, irgendein Reiter oder ein Wagen, der hierbleiben will. Dann brauchen sie jemand, der wie ein Gringo aussieht und den Besuch empfängt. Alle Wetter, die behalten mich im Saloon für alle Fälle, wetten? Wie war das mit der Schlacht zwischen den irischen und britischen Bahnarbeitern in Oakflat vor sieben Jahren? Bei den Iren kämpften auch die beiden chinesischen Wäschekulis, und die entschieden die Sache auf ihre Art für die Iren. Das war eine heiße Sache. Wenn ich dasselbe Zeug wie die bekäme.
David Jericho machte den nächsten Strich – der Stollen war keine vier Schritt breit und weniger als zweieinhalb hoch. Dennoch war Jericho in Gedanken schon im Store – dort gab es das, was Jericho brauchte und damals die Chinesen eingesetzt hatten. Kam er heran, war die Sache schon halb gewonnen …
*
Jericho war es, als schnürte ihm etwas den Hals langsam zu. Die Wagen kamen, von Jacob Bloomefield geführt, von Norden die Straße herunter.
»Du«, zischte Don Carlos. »Du Bloomefield, wenn du schreien, du tot, auf Stelle tot!«
Zwei Stunden vor Sonnenuntergang hatten sie vom Dach des Hotels aus die Staubfahne im Norden gesehen. Und dann war Pepe, der Bravado, unten erschienen, hatte Rual Sastre gewinkt. Der hatte nach Jericho wie nach einem Hund gepfiffen und ihn von der Arbeit an jener Sperrwand geholt.
»Runter ins Hotel mit dir, Totengräber, schnell, schnell!«
Beim Abstieg vom Hügelweg hatte Jericho genau auf das Dach des Hotels und den Winkel zum Store geachtet. Seitdem wusste er, dass man vom Dach des Hotels aus nicht sehen konnte, wenn jemand über die Straße zum Store kroch, sobald es dunkel geworden war.
Was der Reiter neben Jacob Bloomefield tun würde, wusste Jericho noch nicht, aber sein Gefühl hatte sich gemeldet, dieses verdammte, flaue Gefühl im Bauch, das immer da war, wenn etwas passierte.
Carding, dachte Jericho und schluckte an dem Kloß, der ihm in der Kehle zu sitzen schien, Carding, Mann, drehe nicht durch, mach keinen Fehler. Die sehen dich von oben, da liegen sie jetzt mit drei Mann hinter den Steinen und zielen schon auf euch. Hinter dem Fenster des Stores lauert der nächste Bravado, noch einer hier oben hinter der Treppe zum Hof. Die haben dich, Carding, ehe du kapierst, dass du alles falsch gemacht hast. Um Gottes willen, sie sind gleich hier, sie sehen die Frau drüben den Vorbau fegen, die beiden spielenden Kinder am Store, den Alten auf der Bank vor dem dritten Haus sitzend. Das sieht alles so friedlich aus. Die Schornsteine rauchen, alles ist ruhig wie immer.
Bud Carding blickte jetzt zum Saloon und sah Bloomefield in der Tür stehen. Dann flog Cardings Blick weiter zum Ende der Straße, an dem die Sägemühle lag, in der Carding so etwas wie der Aufseher war. Dort hinten lag auch das Haus der Fergusons, in dem Mabel Ferguson ihren alten Vater versorgte. Mabel war gerade neunzehn geworden, Carding war jetzt vierundzwanzig. Jeder in Wagon Creek wusste, dass sie heiraten wollten, ehe es Winter wurde.
Mabel stand dort hinten in der Haustür. Der alte Ferguson hockte auf der Bank neben der Tür. So sah Carding sie, nur den Bravado hinter dem Mädchen sah er nicht – Rual Sastre stand dort und zischte jetzt: »Du lächeln – du lächeln, verstehen? Deine Freund sehen dich – du lächeln!«
Sie wollte es tun, aber sie konnte nicht. Sie kannte Carding gut und wusste, dass er ein Hitzkopf war.
»Du – gehen!«, befahl Don Carlos hinter Isaak Bloomefield. »Jetzt du gehen – dann bleiben stehen und grüßen Bruder!«
»Hallo,