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Die großen Western Staffel 4. Diverse AutorenЧитать онлайн книгу.

Die großen Western Staffel 4 - Diverse Autoren


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hatte lugen können. Flynn war danach über die Kante geglitten, verschwunden geblieben. Und jetzt …

      Er kam jetzt, stieg die Leiter herab, sah an Jericho und Shannon vorbei.

      Sie schwiegen einen Moment, bis Jericho sich zusammenriss und leise knurrte: »Ich steige jetzt ein und bringe das Zeug an. In fünf Minuten bin ich damit fertig, dann spannen wir die Pferde vor meine Kutsche und machen das Seil am Gitter drüben fest. Alles klar, Flynn?«

      »Ja«, sagte Flynn düster. »Mach nur voran, damit es ein Ende nimmt, Jericho.«

      Ein Ende nimmt, dachte Jericho, als er am Seil hochkletterte und sich in sein Zimmer schwang. Das ist so doppelsinnig gesagt worden von Flynn, dass einem angst werden könnte. Wie hat er das gemeint – es nimmt ein Ende?

      Er fror plötzlich und wurde das verfluchte Frieren erst los, als er mit seinen Sachen losschlich, um das Gummiband zu spannen und die beiden Tüten anzuknoten. Die Richtung stimmte, der Faden saß fest.

      Treffen, dachte Jericho, als er das Zimmer verließ und in jenes blickte, in dem Sastre an Mikels Platz auf dem Bett lag. Sastre war wach und starrte ihn mörderisch an.

      »Sastre«, sagte Jericho düster, indem er in die Tasche griff. »Ich hatte es die ganze Zeit bei mir in der Innentasche meiner Weste, und ihr habt es nicht gefunden. Jetzt stecke ich es an, das Stück Blech, Sastre. Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn man es trägt und weiß, dass man das Gesetz und das Recht gegen Gesindel vertritt. Ihr seid schlimmer als das schlimmste Gesindel, ihr seid in unser Land gekommen und habt einen alten Mann umgebracht, der trotz all seiner Fehler ein guter Mensch war. Als er starb, habe ich mir geschworen, dass ich euch dafür bezahlen lassen würde. Ihr bezahlt jetzt alle, Sastre. Gott sei euren elenden Seelen gnädig!«

      Er sagte es und steckte sich dabei den Marshalstern an die Weste. Dann sah er das Entsetzen und die Furcht in Sastres blutunterlaufenen Augen.

      Fair, dachte er, als er ging und durch den Flur kam, fair sein, das kann man nicht immer. Du erlebst die Hölle, Carlos Ramirez, und ich gönne sie dir.

      Geh dahin, wohin du gehörst mit deinem Gesindel – in die Hölle!

      *

      Da war ihr Gesicht, dieses schmale, rassige Gesicht mit den großen dunklen Augen, die ihn glänzend anblickten.

      Wenn ich, der Mann aus Jerome, nicht meine Miss Lehrerin lieben würde, dann müsste ich dieses Mädchen lieben. Es sieht mich mit Augen an, in denen Sterne zu glitzern scheinen. Ich lese, was dieses Kind denkt, was es fühlt – und ich könnte ihn beinahe beneiden um sie, diesen Mikel Shannon. Was muss es für ein Gefühl sein, von einem Mädchen wie diesem geliebt zu werden? Ich werde es nie wissen – oder weiß ich es doch, kann ich es mir vorstellen? Natürlich kann ich, aber dieses Mädchen gehört Mikel Shannon und sonst niemand auf der Welt. Vielleicht werde ich von diesen Augen und diesem Mund manchmal träumen. Es müssen schöne Träume sein, aber auch traurige …

      »Mikel, Mikel«, flüsterte das Mädchen. »Oh, Señor Graves, mein Mike – das vergesse ich Ihnen niemals im Leben, niemals, ich schwöre es.«

      »Ja«, sagte David Jericho. »Ja, kleine Inez, ist schon gut. Und nun zurück. Und wenn das Fenster herausfliegt, dann hinaus. Durch das Tor und gleich nach links, wohin der Wagen rollt, verstanden?«

      »Si«, lispelte das Mädchen, das eigentlich zu schön für einen Mann allein war. »Si, Señor Graves – mein Freund.«

      Freund, dachte Jericho, wandte sich ab und ließ das Seil durch seine Hand laufen. Ja, ich werde dein Freund sein und bleiben, kleine Inez. Heute, morgen und in alle Ewigkeit. Und manchmal werde ich bestimmt träumen, ganz bestimmt. Träume, die niemals in Erfüllung gehen. Vielleicht würde ich für ein Mädchen wie dich meine Miss Lehrerin eintauschen und sie vergessen. Schade, dass ich nur dein Freund sein werde. Und jetzt hole ich dich da heraus, kleine Inez.

      Er war schon am Wagen, trat neben die Pferde und hob die Hand mit dem Colt. Sein Seitenblick traf den Mann, der sehnig und hager an der Hausecke stand, in jeder Hand einen Revolver.

      Jetzt, Flynn, dachte Jericho, jetzt ziele ich. Ich habe die Laterne oben ins Zimmer gestellt und sehe den Faden ganz deutlich. Ich lege jetzt beidhändig auf, Flynn, dann treffe ich besser. Pass auf, Flynn, du seltsamer Bursche, dem die Treue zu seinem Freund mehr ist als das eigene Leben, pass auf – jetzt!

      Der Mann Jericho spannte sich, hielt den Hammer des Revolvers mit dem Daumen fest. Und dann sah er den dünnen Faden, ließ jäh den Hammer fahren.

      Rumms!

      Der brüllende Knall raste über Wagon Creek hinweg, und der Mann Jericho wusste, dass mit dem Knall die Hölle begann …

      *

      Er sah den Faden zerplatzen, sodass das dünne Seil, an dem die beiden Tüten hingen, urplötzlich von unten her hochschnellte. Dann verschwanden die Papiertüten, denn das Schlüpfergummi schleuderte sie in die andere Richtung, in der es vorher gespannt worden war.

      David Jericho besaß die Gabe, sich das, was geschehen musste, ganz genau vorzustellen. Er hatte das Gummi gespannt. Nun schnellte es los, riss das dünne Seil mit den beiden am Seil festgebundenen Papiertüten mit. Das Seil zischte durch den Flur und jene weit offene Tür. Das Gummi schleuderte die Tüten vorwärts und dorthin, wo jener mächtige Kronleuchter, ein Wagenrad mit sechs Kerosinlampen, von der Decke des Saloons herabhing.

      Jetzt sausten die beiden Papptüten auf den Kronleuchter zu. Sie mussten ihn erwischen und dann platzen. Und dann würden die Bravados vielleicht noch eine Wolke sehen, eine Art Staubregen herabrieseln. Und dann?

      Die Chinks mit ihren Zöpfen, dachte Jericho, bevor er die Pferde packte und losschrie, um sie vorwärtszureißen, die Chinks nahmen damals gemahlenen Pfeffer und streuten ihn auf die Briten hinab. Dass sie das Zeug an den Klamotten hatten und jeder Ire, wenn er draufschlug, auch eine Ladung Pfeffer in die Augen und die Nase bekam, hatten sie wohl nicht bedacht, die Zopfträger. Ich habe auch Pfeffer gefunden, nachdem ich den Zeigefinger in den verdammten Kasten gesteckt hatte. Da hatte ich den Pfeffer im Hals, der höllisch brannte. Aber dann fand ich das andere Zeug – Alaun. Ich wusste, der Storekeeper würde das Zeug haben. Wenn man das in den Mund bekommt, dann zieht sich die Schleimhaut zusammen. Außerdem brennt und beißt es höllisch in den Augen.

      Klatsch!

      Bildete er es sich nur ein, oder hörte er es wirklich durch das aufgeregte Gebrüll, das nach dem Schuss und dem Gedonner, mit dem das Gitter aus der Mauer flog? Da klatschte etwas.

      Ideen, dachte David Jericho, Ideen muss man nur haben, Carlos, Hundesohn. Pass mal auf, was meine wert sind!

      David Jericho rannte neben dem Wagen und seinen Pferden her. Und dann sah er sich um, sah den Schatten aus dem Fenster stürzen, auf die Beine kommen und loshetzen, dass das zerfetzte Kleid flatterte.

      »Komm, komm schnell!«

      Er rief es und blieb stehen, als die Pferde seinen Leichenwagen mit dem Sarg durch das Tor im Bretterzaun gerissen hatten.

      »Inez, schnell, schnell!«

      Jericho raste los, flog mit zwei Sätzen nach links, sah das schönste Mädchen Mexikos kommen und hinter Inez plötzlich das Licht in den bisher dunklen Raum einbrechen. Die Tür, dachte Jericho. Er hob den Colt und zielte auf den Mann, der die Tür aufgerissen hatte.

      Rumms!

      In Jerichos Hand zuckte der Colt und ließ die Feuerlanze hinausrasen. Der Mann, der aus vollem Lauf den Colt hochgerissen hatte, drückte ab. Das Mündungsfeuer erhellte wie ein Blitz den Raum, in dem Inez gefangen gewesen war. Irgendwo links von Jericho fauchte es – strich die Kugel vorbei und traf nur die Stallwand.

      Rumms!

      Der Knall hallte durch den Raum und das Haus. Der Mann stolperte vorwärts bis an die ausgebrochene Mauerbrüstung. Dann hing er über ihr, den Blick hebend, die Hand erneut hochnehmend.

      Rumms!

      Der Mann erhielt einen Schlag, sackte weg, nahm noch die Hand hoch und schoss aus dem


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