Befreie mich, versklave mich | Erotischer SM-Roman. Joanna GreyЧитать онлайн книгу.
das etwa wirklich Spaß, mich so zu quälen?«
Jetzt war es Mario, der schluckte. Was sollte er darauf nur antworten? Würde sie die Wahrheit verstehen? Andererseits konnte er sie nach seiner Predigt von vorhin schlecht anlügen. Und er hatte es schließlich auch extra darauf angelegt, dass es so weit kam. Sorgfältig suchte er nach den richtigen Worten.
»Das ist eine sehr vereinfachte Fragestellung. Weiß du, die ganze Sache ist schon ein wenig komplexer.«
Laura richtete sich auf und blickte ihm verwundert in die Augen. Er hatte ihre Frage nicht beantwortet, eine Frage, auf die doch niemand ernsthaft etwas anderes als »Nein, natürlich nicht« antworten würde. Zumindest nicht, wenn ihm tatsächlich etwas an ihr lag.
Diesmal hatte Mario das Gefühl, von ihr durchleuchtet zu werden. Es war eigenartig für ihn, das einmal von der anderen Seite zu erleben. Das war er nicht gewohnt.
Schließlich forderte Laura mit fester Stimme: »Dann erkläre es mir.«
Ein wenig Erleichterung überkam Mario. Immerhin würde sie ihn anhören und ihm Gelegenheit geben, sich zu erklären. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie weit er sich eigentlich aus dem Fenster gelehnt hatte. Das hätte auch gründlich schiefgehen können. Die gute Frage war nur, wo sollte er jetzt anfangen?
»Hast du schon einmal etwas von BDSM gehört?«
Laura schüttelte den Kopf.
»Es ist ein Akronym und steht für Bondage und Disziplin, Dominanz und Submission, und Sadomasochismus.«
Erschrocken riss Laura die Augenlider hoch. »Wie, Sadomasochismus? Du meinst so mit Auspeitschen und, ... und anderen Sachen, die wehtun?«
Beschwichtigend hob Mario die Hände. »Nein ... Also, ja schon, auch, aber das ist nur ein Teil des Ganzen, neben den beiden anderen. Man sollte das nicht so isoliert betrachten, das führt dann nämlich genau zu den Vorurteilen, die die Leute über SM haben.«
Laura wirkte alles andere als überzeugt, aber wenigstens hörte sie ihm zu. »Na schön, wie ist das mit den anderen beiden Teilen? Ich kann mir darunter nichts vorstellen.«
»Bondage ist eine alte japanische Kunstform, jemanden mit einem Seil zu fesseln. Dominanz und Submission bedeutet vereinfacht gesagt, dass ein Partner sich dem anderen unterwirft, wobei von den Partnern vorher abgesprochen wird, wie weit die Unterwerfung gehen soll. Es ist wohl nur eine Feststellung des Offensichtlichen, wenn ich dir jetzt sage, dass ich stark dominant veranlagt bin.«
Laura schien die Bedeutung dessen, was er gesagt hatte, zu ergründen. Schließlich fragte sie: »Und was bedeutet das für mich?«
Mario seufzte. »Also jetzt kommen wir zu dem Punkt, wo es kompliziert wird.«
»Ach, jetzt erst?«
»Ich hatte das nicht so geplant, Laura, und ich habe das auch vorher noch nie gemacht. Normalerweise suche ich mir Partnerinnen aus der BDSM-Szene, von denen ich weiß, dass sie submissiv sind. Da kann man die Karten einfach auf den Tisch legen und fertig. Ich habe schon seit Jahren keine Frau außerhalb der Szene angesprochen. Aber bei dir musste ich es einfach tun. Ich will ja nicht von Liebe auf den ersten Blick reden, das klingt so kitschig, und außerdem glaube ich nicht daran, aber es hat auf jeden Fall gefunkt, als ich dich gesehen habe. Das Problem war nur, ich konnte natürlich nicht einfach zu dir hingehen und mich vorstellen mit ›Hallo, ich bin Mario. Ich bin dominant. Willst du dich von mir ans Bett ketten lassen?‹ Da würde doch jede schreiend davon laufen.«
»Du hättest es ja etwas weniger direkt ausdrücken können.«
»Glaub mir, es gibt keine Art, es indirekt auszudrücken. Irgendwann muss man die Katze aus dem Sack lassen und es so deutlich sagen, dass die Botschaft auch ankommt. Der Punkt ist der, Laura: Mir gefällt, was ich tue, und habe nicht vor, damit aufzuhören. Aber ich würde es gern mit dir tun. Deshalb habe ich versucht, ein bisschen vorzufühlen, ob ich da eine submissive Ader in dir entdecke.«
»Und, was hast du gefunden?«
Verunsicherung schwang in ihrer Frage mit. Nachdenklich musterte Mario sie. »Weißt du es denn nicht?«
»Ich hab das Gefühl, ich weiß überhaupt nichts mehr. Das ist alles so verwirrend.«
Mario nickte. »Also ich hatte schon das Gefühl, dass da etwas ist. Aber letztlich musst du diese Frage ganz allein beantworten.«
Laura seufzte verzweifelt. »Wenn das so einfach wäre. Wenn ich bei dir bin, fühlt es sich gut an, egal wie unmöglich du dich benimmst, was ich unglaublich verwirrend finde. Und wenn ich dann später darüber nachdenke, kann ich gar nicht glauben, dass ich mir so was von dir habe gefallen lassen.«
Mario grinste wissend. »Das ist am Anfang nicht ungewöhnlich. Ich habe auch eine Zeit lang gebraucht, mich damit abzufinden, dass es mir Freude bereitet, andere zu dominieren. Was aber auch kein Wunder ist. Schließlich läuft es komplett dem zuwider, was einem jahrelang als gesellschaftlich akzeptabel eingetrichtert wurde. Aber irgendwann kommt man dann drauf, dass es auch andere Leute gibt, die genauso empfinden, die einen nicht dafür verurteilen. Und wenn man gemeinsam Spaß daran hat und alles einvernehmlich bleibt, sehe ich daran nichts Verkehrtes.«
»Das ist jetzt gerade alles ein bisschen viel auf einmal.«
»Das verstehe ich.« Mario zögerte ein wenig. Er wollte nicht, dass sie schon ging, doch er hatte das Gefühl, dass sie im Moment etwas Abstand brauchte. »Willst du, dass dich nach Hause fahre?«
Laura antwortete nur mit einem Nicken. Er nahm ihre Hände in seine und drückte sie zärtlich.
»Ich möchte dich zu nichts drängen, Laura. Nimm dir ruhig ein paar Tage Zeit zum Nachdenken. Aber ich hoffe, du gibst mir eine Chance und läufst nicht präventiv vor etwas davon, das du nicht einmal kennst. Ich beantworte dir gern alle deine Fragen, und wir können über alles reden, was dich beunruhigt.«
Eigentlich wollte Laura gar nicht gehen. Aber sie wusste genau, dass sie nicht in der Lage sein würde, logische Entscheidungen zu treffen, wenn er in ihrer Nähe war. Wobei ihr Logik in diesem Fall wohl kaum weiterhelfen würde.
Kapitel 12
Laura hatte eine viel zu kurze Nacht hinter sich, als sie am Montagmorgen ganz verschlafen aus dem Bett taumelte. Sie hatte gestern schon keine Ruhe finden können, aber diese Nacht war es noch viel schlimmer gewesen. Sie hatte über das nachgedacht, was Mario ihr erzählt hatte, und darüber, was sie über sich selbst herausgefunden hatte. Leider hatte sie keine Antworten gefunden auf die Fragen, die sie quälten. Sie wusste nur eines, sie wollte Mario wiedersehen, und zwar so schnell wie möglich. Es spielte keine Rolle, dass ihr Verstand sich wohl sofort wieder verabschieden würde, wenn sie bei ihm war. Die Gefühle, die Mario in ihr auslöste, waren verwirrend, doch sie konnte nicht leugnen, dass es ihr irgendwie gefiel. Auch wenn ihr Verstand sich dagegen wehrte, das zu akzeptieren.
Noch während des Frühstücks tippte sie eine SMS, ob er sich heute Abend mit ihr treffen wolle. Eigentlich hätte sie ihn ja lieber angerufen, aber es war noch zeitig in der Früh, und sie wollte nicht riskieren, ihn aufzuwecken. Und vom Büro aus anzurufen, war wohl auch keine gute Idee.
***
Das Eisgeschäft war gut besucht, trotzdem schaffte Laura es, einen Tisch zu ergattern.
»Anscheinend ist es tatsächlich so, dass man mit schönen Frauen leichter einen Tisch bekommt«, scherzte Mario.
»Ach, das war doch nur Glück, dass gerade jemand aufgestanden ist. Aber trotzdem danke für das Kompliment.«
Mario nahm die Karten aus dem Ständer am Tisch und reichte Laura eine davon. Mit leuchtenden Augen schlug sie sie auf und begann darin zu blättern. Ihr Blick erinnerte Mario an ein Kind im Süßigkeitengeschäft.
Wie immer fiel Laura die Entscheidung schwer. Nachdem sie noch nichts zu Abend gegessen hatte, entschied sie sich schließlich für den Zimt-Crêpe an einem Erdbeerspiegel mit dreierlei Sorten Fruchteis. Mario bestellte sich einen Eiskaffee.
Als