Anwaltshure 3 | Erotischer Roman. Helen CarterЧитать онлайн книгу.
Härte an, seine Züge schienen sich zu verspannen und seine Bewegungen wurden steif. So sah ein Mann aus, dem es um etwas ging. Seine Lippen waren so schmal, dass man sie kaum wahrnahm. Dennoch war es ein Mund, der einen nicht mehr loszulassen schien. Ich betrachtete ihn genau und prägte mir sein Bild ein.
Wusste ich auch, dass ich gut daran getan hätte, ihm zuzuhören, verleiteten mich meine weiblichen Triebe dazu, seinen Körper zu betrachten. Von den beinahe stechenden grauen Augen, bis zu dem flachen Bauch und den langen Beinen. Meine Fantasie malte Bilder von ihm, wie er wohl nackt aussehen mochte ... Hier, vor dem prasselnden Kamin. Ich hatte ja weiß Gott schon genügend Liebhaber gehabt, sodass es ein Leichtes für mich war, mir einen Mann zunächst in Kleidern und dann nackt vorzustellen ...
Entschlossen begann ich, ein wenig zurückzurudern. »Das ist also eine Art Robin-Hood-Truppe«, sagte ich verbindlich, und er nickte. »Nur, dass die ›Avengers‹ das Geld wohl behalten.«
MacNeill sprang wie von der Tarantel gestochen auf. »Wir tun was?!«, stieß er empört hervor. Er wirkte wie jemand, der sich sofort abreagieren musste. »Wir behalten keinen Penny! Abgesehen vom Nötigsten.«
»Das ist aber schon sehr romantisch, Mr MacNeill«, sagte ich spitz. »Wir nehmen von den Reichen und geben es den ... ja, wem denn dann eigentlich?«
»Den Leuten, die um ihr Geld beschissen worden sind. Den kleinen Anlegern, die ihren Bankberatern vertraut haben. Sie kriegen ihr Geld zurück.«
Ab diesem Moment hielt ich seine Worte für Lüge. »Aha. Und wieso hört man dann nichts von all den glücklichen Entschädigten? Wieso schweigen die sich aus und lassen stattdessen den guten Robin als geldgeilen Betrüger dastehen?«
»Weil wir es Ihnen so sagen. Käme heraus, von wem sie das Geld bekommen haben, würde man es sofort zurückholen und den Hedge-Fonds-Managern, den Anlageberatern und sonstigen Betrügern zurückgeben.«
Ich musste gestehen, dass ich nun doch beeindruckt war. Allerdings tauchte gleichzeitig die Frage in mir auf, wo ich denn in das ganze sozialromantische Gemälde eintrat. »Und welche Aufgabe hat die gute Emma bei diesen Aktionen?«
MacNeill hatte sich wieder beruhigt und setzte sich. Er reichte mir einen Drink und ich nahm einen Schluck, was ich fahrlässig fand, denn ich hatte ja noch nichts gegessen. Und tatsächlich stieg mir der Brandy eindeutig zu Kopf, was nicht gut war in meiner Situation.
»Das wird Ihnen ... nennen wir ihn Robin ... erläutern.«
Dann bestanden »The Avengers« also aus mindestens drei Personen ...
»Wer ist dieser Robin?«
»Er ist der Gründer und Kopf unserer Gruppe. Er kann Ihnen alle offenen Fragen beantworten.«
Jetzt schlug ich einen Haken. »Nein. Ich will umgehend nach London zurück. Dann vergesse ich meinen kleinen Ausflug ins Hochland und basta.«
MacNeill beugte sich vor, nahm ein Feuerzeug von dem kleinen Couchtisch und zündete sich eine Zigarette an.
»Danke. Ich nehme auch eine«, sagte ich ruhig in seine Ignoranz hinein.
»Oh, verzeihen Sie.«
Nachdem wir kurz schweigend geraucht hatten, legte er seinen Zeigefinger an die Schläfe und sagte: »Es tut mir leid, aber ich kann Sie nicht gehen lassen. Sprechen Sie heute Abend mit Robin. Er empfängt ein paar Gäste. Es gibt ein schönes Dinner und dann – in entspannter Atmosphäre – lassen sich sicherlich alle Unklarheiten beseitigen.«
In entspannter Atmosphäre ... Den Ausdruck kannte ich allerdings sehr gut!
Closed Circle Dinner
Zurück in meinem Zimmer schien jede Faser meines Körpers zu vibrieren. O’Leary sah verdammt gut aus und auch MacNeill war nicht zu verachten. Wenn es also eine Orgie geben sollte, dann, so befand ich, wäre Emma Hunter dabei.
Während ich aus dem Fenster sah, war mein einziges Problem, was ich wohl anziehen sollte. Und wie gespannt ich auf diesen Robin war ... Allein die Assoziation mit Robin Hood war derart romantisch, dass ich es kaum noch abwarten konnte. Und wenn ich schon einem Helden der Neuzeit gegenübertreten sollte, so wollte ich dies doch wenigstens in einer ansprechenden Aufmachung tun ...
So in meinen Gedanken versunken, bemerkte ich nicht, wie angeklopft wurde. Erst, als es sich energischer wiederholte, zuckte ich zusammen und rief »Ja. Bitte ...«
Eine junge Frau, vielleicht Mitte, Ende zwanzig trat ein. Ihr blondes, langes Haar hatte sie hinten zu einem straffen Zopf zusammengebunden und trug ein dunkelblaues, hochgeknöpftes Kleid mit einem kleinen weißen Kragen.
»Miss Hunter, ich bin Emily. Ihre Zofe.«
Ich spürte, dass ich blinzelte. Um nicht zu sagen: wild blinzelte. Entführungsopfer mit Zofe ... Das hatte was!
»Mr MacNeill hat mich geschickt, damit ich Ihnen beim Ankleiden behilflich bin.«
Ankleiden? Ich hatte gerade mal meine Handtasche dabei. Außerdem konnte ich nicht duschen und meine Wäsche wechseln.
Doch die gute Emily konnte Abhilfe schaffen. Aus einer verdeckten Tasche ihres Kleides beförderte sie einen Schlüssel zutage und öffnete damit jene Tür in meinem Zimmer, die bislang verschlossen geblieben war. Nur begrenzt neugierig stellte ich mich hinter Emily und schaute über ihre Schulter in das, was man mit Fug und Recht ein Kleiderparadies nennen konnte.
»Mr MacNeill wünscht, dass Sie sich dem Anlass entsprechend kleiden«, teilte Emily freundlich mit und machte mir den Blick in jenen Raum frei, der einer Hollywood-Schauspielerin würdig gewesen wäre. Üppigste Massen an Farben und Stoffen quollen aus jedem Eck. Schuhe passend zu jedem möglichen Outfit. Es war das Wunderland eines jeden Mode-Freaks und ich hielt wieder und wieder Luft an, während ich immer neue Stücke am Bügel herausnahm und von allen Seiten begutachtete.
»Hält Ihr Chef immer so viele Kleider bereit, wenn er jemanden entführt?«, fragte ich über meine Schulter. Und vor allem: Alle waren in meiner Größe!
Emily schaute ein wenig perplex drein und schüttelte dann heftig den Kopf. »Die wurden nur für Sie angeschafft.«
Aha. Hatte ich es mir doch gedacht. Das war keine spontane Eingebung. Diese »Avengers« hatten alles von langer Hand geplant. Und egal wie das Gespräch mit diesem Robin auch ausfallen mochte, es war offensichtlich, dass sie vorhatten, mich länger im Schloss festzuhalten. Bei diesem Gedanken geschah etwas ganz Merkwürdiges: Es schreckte mich nicht. Wie denn auch? Die Männer, die mich umgaben, sahen blendend aus. Ich wohnte in einem Schloss. Ich hatte eine Zofe und jede Menge Kleider. Was wollte ich mehr?
Und wenn mich jetzt eine Gruppe, deren Ziele ich nicht ablehnte, bat, Ihnen behilflich zu sein, so brauchte ich nicht lange zu grübeln. Es würde definitiv eine heiße Sache werden!
»Wissen Sie, was für Gäste heute Abend kommen?«, fragte ich Emily, die sich in meinem Schlafzimmer zu schaffen machte.
»Nun. Wir haben meistens sehr unterschiedliche Gäste. Künstler, Geschäftsleute. Nicht direkt exzentrisch, aber locker. Es wird jedenfalls keine spießige Veranstaltung.«
Keine spießige Veranstaltung – das war genau nach meinem Geschmack!
»Was würden Sie mir raten, dass ich anziehen soll, Emily?«
Diese Frage riss sie von ihrer Arbeit los und sie kam ins Ankleidezimmer zurück. Ohne auch nur eine Sekunde lang überlegen zu müssen, zog sie ein schwarzes Kostüm hervor und hielt es mir hin. Zunächst war ich etwas enttäuscht, im Angesicht all dieser herrlichen Kleider, doch dann sah ich mir den schmalen Bleistiftrock mit einem hohen Schlitz und die tief dekolletierte Jacke mit Schößchen genauer an.
»Und drunter?«, wollte ich wissen, doch die junge Frau schüttelte nur energisch ihren blonden Zopf, aus dem jetzt überall kleine Ringellöckchen hervorquollen.
»Nichts!«, goss ich ihre Bewegung in Worte.
»Höchstens einen String. Und die Maske!« Sie hielt eine schwarze