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Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Bestseller Classic 38 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      War er auch ein höflicher, zurückhaltender Mann gewesen? Hatte er auch eine reiche Mitgift im Auge gehabt? Hatte er sich erst später so verändert?

      Tränen strömten über Monikas Wangen. Es war zu schrecklich zu denken, dass Ehen aus solchen Motiven geschlossen wurden, und dass sie selbst auch solche Ehe eingegangen wäre, wenn ihr Carola Buchner nicht reinen Wein eingeschenkt hätte. Eigentlich musste sie ihr doch dankbar sein, dass sie ihr die Augen geöffnet hatte.

      Es war nicht so, dass sie über Wilfried enttäuscht war. Nein, zu ihrer Verwunderung war das nicht der Fall. Es war nur so schrecklich demütigend gewesen. Aber hätte sich nicht schon damals ihr Stolz regen müssen, als ihr Vater diese Verlobung forcierte? Hätte sie sich nicht da schon auflehnen müssen?

      Warum nur hatte sie es nicht getan?

      Lange blieb sie auf der Bank sitzen. Vögel zwitscherten, Eichhörnchen sprangen munter zwischen den Bäumen herum. Sonst hatte Monika immer ihren Spaß an ihnen, wenn sie ganz nahe kamen, und sie hatte auch stets einige Haselnüsse dabei.

      Heute war alles anders. Die Welt hatte sich für Monika verändert. Sie sah die Menschen mit anderen Augen, denn sie war sich ihrer eigenen Persönlichkeit bewusst geworden.

      Und nun dachte sie an Florentines Einladung. Noch ein kurzer Kampf mit sich selbst, dann war sie entschlossen, zu dieser Party zu gehen.

      Sie fuhr nach Hause. Sie sah den morschen, verwahrlosten Zaun am Nebengrundstück, und in einer jähen, zornigen Aufwallung riss sie eine lose Latte ganz heraus.

      Sie verspürte einen stechenden Schmerz, dann Blut, das an ihren Fingern herunterfloss. Es war nicht nur ein Schiefer in ihre Hand gedrungen wie bei Melanie, sondern ein rostiger Nagel hatte ihr einen tiefen Riß zugefügt.

      Einmal hatte sie gelesen, dass ein Mann gestorben war, weil er sich mit einem rostigen Nagel verletzt hatte, und ihr kam der Gedanke, was wohl ihr Vater sagen würde, wenn es ihr ebenso ergehen würde.

      Aber nein, so einfach wollte sie es ihm und auch sich selbst nicht machen. Sie wollte schon noch beweisen, dass sie nicht einfach ein törichtes Mädchen war, das sich herumschubsen ließ.

      Sie ging gar nicht erst ins Haus, sondern nahm aus ihrem Verbandskasten eine Mullbinde, die sie um die Hand schlang. Dann fuhr sie zu Dr. Norden.

      *

      Dr. Daniel Norden hatte eben seine Sprechstunde beendet und wollte nun noch Hausbesuche machen, als Monika kam.

      Er kannte sie, aber schon längere Zeit hatte sie keine ärztliche Hilfe nötig gehabt. Er konnte vorerst nur feststellen, dass sie sich äußerlich nicht viel verändert hatte. Noch genauso jung sah sie aus.

      Sie hielt ihm die Hand entgegen. »Nanu, was haben wir denn da gemacht?«, fragte er.

      »An diesem verfluchten Zaun habe ich mich verletzt«, stieß sie erbittert hervor. »Ihnen muss er doch auch ein Dorn im Auge sein, wie allen andern auch.«

      Dr. Norden war ein guter Menschenkenner. Er spürte, dass sie mit diesen Worten auch noch andere Aggressionen abreagieren wollte.

      »Die kleine Dondl hat sich auch einen Splitter eingezogen, aber bei Ihnen sieht es schon noch ein bisschen schlimmer aus, Fräulein Richter«, sagte er. »Sie wussten doch, wie leicht man sich daran verletzen kann.«

      »Mich hat die Wut gepackt«, gab sie zu. »Aber jetzt werde ich selbst etwas unternehmen. Ich bin nicht mehr still. Ich lasse mich nicht mehr ducken.« Sie schluchzte trocken auf, und er spürte, dass es mehr der seelische Schmerz war als der körperliche, der diesen Ausbruch herbeiführte.

      Regungslos ließ sie über sich ergehen, was er tun musste, um sie vor nachhaltigen Folgen zu bewahren. Die Tetanusspritze schien sie gar nicht zu spüren. Als er die Hand sorgfältig verbunden hatte, fragte er: »Was kann ich noch für Sie tun?«

      »Jetzt nichts«, erwiderte sie leise. »Ich habe mich aufgeregt. Entschuldigen Sie bitte, wenn ich ausfallend wurde.«

      »Na, so schlimm war das doch nicht. Man kann nicht alles hineinschlucken, man soll es auch nicht. Aber seien Sie nicht so zornig, dass Sie den ganzen Zaun einreißen.«

      Das Blut stieg wieder in ihre blassen Wangen. »Ich lasse mich sonst nicht so schnell gehen«, sagte sie leise. »Ich schäme mich.«

      »Sie brauchen sich nicht zu schämen«, sagte Daniel.

      »Ich schäme mich für meinen Vater. Es ist erbärmlich, wie er diese Menschen behandelt. Aber ich werde nicht mehr zusehen.«

      Sie musste einen Schock bekommen haben, einen gewaltigen Schock sogar. Ein Mädchen wie sie riss nicht einfach eine Zaunlatte heraus, sagte nicht zornige Worte, und unter normalen Voraussetzungen schon gar nicht, dass sie sich ihres Vaters schäme.

      Monika war ein hochintelligentes Mädchen, wenn auch nicht sehr selbstbewusst und zudem sehr schüchtern. So hatte Dr. Norden sie gekannt, doch jetzt hatte sie ganz anders auf ihn gewirkt, erwachsener, reifer, sogar hübscher in ihrem Zorn.

      »Sie kommen morgen wieder, damit ich nachschauen kann«, sagte er.

      »Ja, gewiss. Ich danke Ihnen, Herr Dr. Norden. Die Rechnung für Melanie Dondl schicken Sie bitte an mich.«

      »Aber die Eltern sind versichert«, sagte er.

      »Ich möchte wenigstens dafür aufkommen«, sagte Monika trotzig. »Außerdem kann sie Schmerzensgeld beanspruchen. Das stimmt doch.«

      »Ihnen würden die Dondls bestimmt keine Schuld geben«, meinte Dr. Norden begütigend.

      »Es ist mein Grundstück. Ich habe bisher nur noch nicht von meinen Rechten Gebrauch gemacht. Das wird anders werden. Ja, es wird bestimmt anders.«

      »Sie sind sehr erregt, Fräulein Richter«, sagte Daniel. »Soll ich Ihnen nicht lieber ein Beruhigungsmittel geben?«

      »Nein, das bestimmt nicht. Es wird Zeit, dass ich den Mund aufmache. Es muss einmal heraus. Sie haben doch selbst gesagt, dass man nicht alles schlucken soll. Sie dürfen ruhig wissen, dass ich mich nicht mehr ducke, ich bin mündig, ja, ich bin mündig!«

      Aber sie muss es sich erst noch einreden, dachte Daniel Norden. Doch er wusste nicht, wie er ihr dabei helfen könnte, sich tatsächlich zu behaupten. Er kannte auch Herbert Richter. Es musste ein Wunder geschehen, wenn sie sich gegen ihren Vater behaupten konnte. Doch er wünschte es ihr.

      *

      Als Monika heimkam, war ihr Vater schon da. Er war gerade dabei, sich in den Abendanzug zu stürzen.

      »Binde mir die Krawatte«, sagte er.

      »Die musst du dir schon selbst binden«, erwiderte Monika. »Ich habe eine schlimme Hand.«

      »Was hast du gemacht?«, fragte er mehr beleidigt als teilnahmsvoll.

      »Ich habe eine lose Latte aus dem Zaun gerissen und mich dabei verletzt.«

      »So blöd kannst auch nur du sein«, sagte er wütend.

      »Ich war noch blöder, aber damit ist es jetzt vorbei«, entgegnete Monika kalt.

      Er war konsterniert. »Was ist das für ein Ton?«

      »Der Ton, den du hoffentlich verstehst. Ich bin nicht mehr deine gehorsame Tochter, oder besser gesagt: deine dressierte Tochter, die sich in eine Verlobung hetzen lässt, die Betriebswirtschaft studiert, anstatt Kunstgeschichte, die dir deine Krawatten bindet und sich alles Gerede, was über dich im Gange ist, widerstandslos anhört.«

      Herbert Richter wurde fahl. »Was redest du für einen Unsinn«, stieß er hervor. »Hast du dich schlimm verletzt?«

      »Nun tu bloß nicht teilnahmsvoll«, sagte Monika mit klirrender Stimme. »Mir ist einfach nur ein Licht aufgegangen. Jemand hat es mir gesteckt. Wilfried hat wohl noch nicht mit dir gesprochen?«

      »Wilfried? Er ist doch heute auswärts. Was ist denn los? Gibt es Differenzen?«

      »Ach, er


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