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Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain. Christopher RossЧитать онлайн книгу.

Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain - Christopher Ross


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unterging, zauberte einen dunkelroten, beinahe violetten Schimmer auf seinen Gipfel und ließ ihn wie eine magische Fackel inmitten der Bergmassive der Alaska Range erstrahlen.

      »Cool«, staunte Johnny, »und alles echt. Das glaubt mir keiner.«

      Bevor es weiterging, schärfte Julie dem Jungen noch einmal ein, besonders aufmerksam zu sein und vorsichtig zu fahren, da es jenseits der Hügelkämme nach unten ging und der Trail zahlreiche Serpentinen beschrieb, bevor er den Grund einer kleinen Schlucht erreichte. »Pass auf, dass du mit dem Schlitten nicht vom Trail abkommst. Der Hang ist nicht besonders steil, aber wenn du im Tiefschnee landest, brauchst du einige Zeit, bis du wieder rauskommst. Außerdem liegen da ein paar Felsbrocken rum. Wenn du’s dumm anstellst, fliegst du gegen einen der Felsen und prellst dir ordentlich die Knochen.«

      Das war zwar nicht gelogen, aber auch mächtig übertrieben. Tatsächlich erinnerte sie die Gegend an einen Trail in den White Mountains nördlich von Fairbanks, auf dem sie vor ihrer Zeit bei den Rangern einmal mit dem Hundeschlitten trainiert hatte. Ein gewundener Trail, schwierig genug, um einen Musher und seine Huskys herauszufordern, aber nicht wirklich gefährlich. Links erstreckte sich lichter Fichtenwald auf einem sanft ansteigenden Hang, rechts ging es etwas steiler nach unten, aber der Schnee lag hoch genug, um jeden Sturz abzufedern.

      »Ganz vorsichtig!«, erinnerte sie Johnny, als sie losfuhren.

      Diesmal blickte sie nach vorn, um den Trail im Auge behalten zu können, drehte sich aber öfter nach ihrem Schützling um und lächelte ihm aufmunternd zu. Sie erinnerte sich noch gut an ihre Highschool-Zeit, schließlich lag sie nur ein paar Jahre zurück. Die meisten Jungen waren gar nicht so cool, wie sie immer taten, und auch der ständige Protest gegen Lehrer und Erwachsene und das verächtliche Herabblicken auf Dinge, die nicht als männlich galten, fielen schnell in sich zusammen, wenn sie kein großes Publikum mehr hatten. Wäre ein Lehrer aus seiner Schule dabei gewesen oder noch schlimmer, ein Mädchen, hätte er den strahlenden Gipfel des Mount McKinley bestimmt nicht bewundert. Natur galt nicht als cool, es sei denn, man konnte mit einem Four Wheeler oder einem Mountainbike durch die Wildnis jagen. Nur Staunen war uncool. Zum Glück wurden die meisten dieser Machos auf dem College wieder einigermaßen normal.

      Julie war froh, dass sie die Highschool hinter sich hatte. Wenn sie an den Captain des Eishockey-Teams an ihrer Schule dachte, wurde sie heute noch rot. Einen arroganteren und selbstgefälligeren Typen hatte sie selten gesehen. Wie ein Guru war er durch die Gänge stolziert, und die meisten Mädchen hatten ihn angehimmelt und hätten für ein Date mit ihm alles gegeben. Gegen ihn war Johnny ein Engel.

      Doch der hatte im Augenblick ohnehin gar keine Zeit, sich danebenzubenehmen. Seine ganze Aufmerksamkeit galt den Hunden und dem Trail. In der vergangenen Nacht musste ein kräftiger Wind geblasen haben, denn der Schnee war verharscht und lag nicht besonders hoch, und an manchen Stellen schimmerte sogar blankes Eis durch, das selbst für erfahrene Musher gefährlich werden konnte. Aus Angst, mit dem Schlitten aus der Spur zu kommen, fuhr Johnny etwas zu vorsichtig und zu langsam, aber Julie ließ ihn gewähren, froh darüber, dass er nicht den Macho rauskehrte und zu schnell fuhr. Chuck half ihm und war in den Kurven besonders vorsichtig.

      Die Sonne, die am späten Nachmittag nur noch ein paar Strahlen zur Erde geschickt hatte, war nun untergegangen, und selbst der verschneite Gipfel des Mount McKinley hob sich nur noch blass gegen den Himmel ab. Ein magisches Zwielicht, wie man es nur im Norden erlebte, lag über dem Land und ließ den Schnee in mattem Weiß schimmern. Erst die Sterne und das Nordlicht, wenn es erschien, würden ihn zum Glitzern bringen. Das Scharren der Kufen klang hohler als auf der Park Road und begleitete sie wie eine eintönige Melodie.

      Das Unglück passierte ausgerechnet dann, als sie glaubten, den gefährlichsten Abschnitt des Trails schon hinter sich zu haben. Aus dem Wald, der sich links vom Trail erstreckte, drang ein lautes Knacken und Knistern, als würde ein gewaltiger Riese in Siebenmeilenstiefeln durchs Unterholz hetzen. Zwischen den Bäumen war ein dunkler und bedrohlicher Schatten zu sehen.

      Julie erkannte die Gefahr sofort. »Whoaa! Johnny, der Anker!«

      Johnny trat rein instinktiv auf die Bremse und griff nach dem Holzpflock. Noch bevor der Schlitten stand, rammte er ihn in den Schnee. Die Hunde, die bereits in Panik geraten waren, versuchten nach rechts auszubrechen, doch der verankerte Schlitten hielt sie fest, und sie schafften es nur bis zur Böschung.

      Julie stürzte vom Schlitten und landete im Tiefschnee jenseits des Trails. Heftiger Schmerz durchzuckte ihren Körper, doch sie war viel zu aufgeregt und ängstlich, um sich darum zu scheren, und stemmte sich sofort vom Boden hoch.

      Nur ungefähr fünfzig Schritte vor ihnen brach eine mächtige Elchkuh aus dem Unterholz, lief auf die Hunde zu und schlug drohend mit den Hufen aus. Julie öffnete ihre Seitentasche und griff nach dem Revolver, hatte ihn gerade herausgezogen, als die Elchkuh plötzlich kehrtmachte und verschwand.

      Die Hunde bellten und jaulten nervös, denn sie wussten ganz genau, dass sie nur knapp einer Katastrophe entronnen waren. Ein einziger Huftritt des schweren Elchs hätte genügt, einen Husky zu töten oder zumindest schwer zu verletzen.

      Julie steckte den Revolver weg und kletterte auf den Trail zurück. Mit beiden Händen klopfte sie sich den Schnee von der Kleidung. »Das hast du gut gemacht, Johnny«, lobte sie ihn. »Wenn du den Schlitten nicht verankert hättest, wäre die ganze Sache sicher böse ausgegangen. Du hast uns gerettet.«

      Johnny war blass und viel zu entsetzt, um etwas zu sagen.

      »Schon gut, ihr Lieben«, sagte Julie zu den Huskys, die sich noch immer nicht von ihrem Schreck erholt hatten. »Es ist vorbei. Ihr braucht keine Angst mehr zu haben. Der Elch kann euch nichts mehr tun. Bedankt euch bei Johnny. Er ist in den wenigen Stunden ein wirklich guter Musher geworden.«

      Auch das war natürlich übertrieben. Ein guter Musher war man erst, wenn man viele Jahre mit einem Hundeschlitten in der Wildnis trainiert hatte. Die Erfahrungen, die man dabei machte, waren unbezahlbar. Aber das Lob tat dem Jungen gut, wie sie an seinem zaghaften Lächeln erkannte. Der Schrecken war ihm in alle Glieder gefahren, und er erholte sich nur langsam.

      Sie beugte sich zu Chuck hinab und kraulte ihn anerkennend hinter den Ohren, tat das Gleiche mit allen anderen Hunden. Vor einer Begegnung mit einem Elch fürchteten sich sogar die erfahrensten Musher, die am Iditarod-Rennen teilnahmen. Zu unberechenbar waren die mächtigen Tiere, wenn man ihnen mit den Huskys ins Gehege kam, denn ihre panische Reaktion brachte die Hunde meist in gefährliche Situationen.

      Auf der Rückfahrt stand wieder Julie auf den Kufen. Ihre Hüfte schmerzte von dem Sturz, behinderte sie aber kaum. Eine Prellung, die sie in ein paar Tagen kaum noch spüren würde. Johnny hockte nachdenklich auf der Ladefläche und erholte sich allmählich von seinem Schreck. Als er sich auf halber Strecke nach ihr umdrehte, huschte sogar ein Lächeln über sein Gesicht.

      Endlich auf dem Bergrücken angekommen, hielt sie erneut den Schlitten an, diesmal wegen eines verdächtigen Geräuschs, das sie schon gestern aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Ein Snowmobil, schon wieder! Diesmal kam das Brummen aus der Schlucht, in der sie gerade gewesen waren. Auch sie gehörte zum Nationalpark, lag aber nur wenige Meilen von der Grenze entfernt. Sie erinnerte sich an einen schmalen Trail, einen ehemaligen Jagdtrail der Indianer, der aus der Schlucht zu einer Schotterstraße außerhalb des Parks führte. Von dort waren es nur wenige Meilen zum Highway, auf dem man aber auch nicht mit einem Snowmobil auffiel, denn die gehörten hier während der kalten Jahreszeit zum Alltag.

      »Ich dachte, hier ist das Snowmobilfahren verboten«, sagte Johnny.

      »Stimmt«, erwiderte Julie, »deshalb müssen die jungen Männer, die wir gestern erwischt haben, auch eine saftige Strafe zahlen. Aber es soll sich ein Wilderer im Park herumtreiben.« Sie zog ihr Funkgerät aus dem Anorak und rief den Chef der Polizeitruppe. »Ranger Wilson«, meldete sie sich leise, obwohl das Motorengeräusch noch weit entfernt war. Sie gab ihren Standort durch. »Ein Snowmobil … kommt aus der Schlucht am Sanctuary River. Noch einige Meilen entfernt, aber es nähert sich. Ich könnte den Fahrer aufhalten.«

      »Haben Sie nicht den Jungen dabei?«, fragte Ranger Erhart.

      »Johnny


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