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Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain. Christopher RossЧитать онлайн книгу.

Allein am Stony Creek / Schutzlos am Red Mountain - Christopher Ross


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      »Geht klar, Ranger Erhart.«

      Julie war lange genug bei den Rangern, um nicht gegen den Befehl des Polizeichefs zu handeln und sich unnötig in Lebensgefahr zu begeben. »Kein unnötiges Risiko« gehörte zu den Leitsprüchen der Truppe. Sie wollte lediglich einen Blick auf den Fremden werfen, möglichst herausfinden, ob es sich um Hector Morrison handelte. »Warte hier«, befahl sie dem Jungen, zog das Fernglas aus dem Schlittensack und schlich davon.

      »Wo wollen Sie denn hin?«

      »Mach dir keine Sorgen. Ich bin gleich zurück.«

      Sie lief so weit den Trail hinab, bis sie den Canyon überblicken konnte. Durch ihren Feldstecher machte sie die Zwillingsscheinwerfer des Snowmobils aus. Sie bewegten sich zügig durch die weite Schlucht und hielten anscheinend auf den Trail zu, über den sie gefahren waren. Der Fremde hatte seine Kapuze tief in die Stirn gezogen, aber auch im trüben Halbdunkel des Nachmittags hätte sie sein Gesicht wohl nicht erkannt.

      Am Ende des Trails, ungefähr an der Stelle, wo sie dem Elch begegnet waren, hielt er an. Er stieg ab und untersuchte die Spuren, die sie auf dem Trail hinterlassen hatten. Selbst wenn er nicht gut Spuren lesen konnte, musste er auf den ersten Blick sehen, dass vor kurzer Zeit ein anderer hier gewesen war.

      Sie sah, wie der Fremde in ihre Richtung blickte, und setzte rasch das Fernglas ab. Als sie wieder hindurchblickte, beobachtete sie, wie er zu seinem Snowmobil zurückkehrte und sich auf den Sattel setzte. Er ließ den Motor aufheulen, die Scheinwerfer drehten sich nach rechts, und er brauste eilig davon.

      »Ein Fremder. Er ist weg«, sagte sie, als sie zum Schlitten zurückkam und wieder auf die Kufen stieg.

      Wider Erwarten grinste Johnny fröhlich. Alle Anstrengung und die gefährliche Begegnung mit dem Elch schienen vergessen. »Megacool«, rief er, als sie auf die Park Road fuhren. »Jetzt hab ich was zu erzählen in der Schule.«

      »Und du bekommst sicher auch eine gute Note für dein Referat«, ergänzte Julie.

      7

      Am nächsten Morgen rief Superintendent Green alle anwesenden Ranger in den Konferenzraum des Murie Centers. Sie bedienten sich an der Kaffeemaschine im Vorraum und setzten sich mit ernsten Mienen an den langen Tisch. Wenn der Super die Ranger zusammenrief, bedeutete es selten etwas Gutes.

      Green setzte sich ans Kopfende und las und löschte eine Nachricht auf seinem Smartphone, bevor er sagte: »Guten Morgen, Kollegen. Bevor ich zur Sache komme, möchte ich unserem jungen Praktikanten ein besonderes Lob aussprechen.« Er blickte Johnny an, der am weitesten von ihm entfernt saß und sich offensichtlich unwohl unter so vielen Erwachsenen fühlte. »Johnny war gestern zum ersten Mal mit einem Hundeschlitten unterwegs und verhielt sich dabei, wie ich von Ranger Wilson höre, ausgesprochen professionell. Er hatte das Gespann schon nach kurzer Zeit unter Kontrolle, und als dicht vor ihm ein Elch aus dem Unterholz brach und Ranger Wilson vom Schlitten geschleudert wurde, gelang es ihm, den Schlitten anzuhalten und zu verankern, bevor der Elch den Huskys gefährlich werden konnte.« Er blickte den Jungen direkt an. »Das war große Klasse, Johnny. Ich glaube, du hast einiges zu erzählen, wenn du mit deinem Referat dran bist.«

      Johnny errötete. »Vielen Dank, Sir.«

      »Und nun zu dem eigentlichen Grund, warum ich Sie zusammengerufen habe. Wie Sie wissen, treibt seit einiger Zeit ein Wilderer sein Unwesen im Park. Ein Problem, mit dem wir uns leider immer wieder auseinanderzusetzen haben. Normalerweise hat unsere Polizeitruppe die Sache im Griff, und an den Parkgrenzen können wir uns auch auf die Unterstützung der Alaska State Trooper verlassen, aber wie Sie wissen, haben wir im Winter zu wenig Personal, und zusätzliche Planstellen will man uns nicht gewähren. Das liebe Geld. Auch deshalb können wir das Auffinden und die Festnahme des Wilderers nicht allein unserer Polizeitruppe überlassen. Wir müssen uns alle daran beteiligen oder zumindest wachsam sein. Ranger Erhart, Sie wissen mehr.«

      »Vielen Dank«, erwiderte der Polizeichef. »Wären wir im Wilden Westen, würde ich sagen, lasst uns die Bevölkerung mobilisieren und den Schuldigen so lange jagen, bis wir ihn erwischt haben.« Einige Ranger verdrehten heimlich die Augen. »Aber selbst im Wilden Westen kehrten die Aufgebote ohne den Gefangenen zurück. Das Land war einfach zu groß und weit. Ähnlich ist es in unserem Nationalpark. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass es kaum ein anderes Naturschutzgebiet in den USA gibt, das so unzugänglich und wild wie unseres ist. Leider kennt sich der Wilderer, mit dem wir es diesmal zu tun haben, bestens in dieser Gegend aus. Und was noch schlimmer ist: Er kennt auch die alten Jagdtrails der Indianer und kann daher den Park rechtzeitig verlassen, bevor wir ihn einholen und dingfest machen können. Für Hubschraubereinsätze bekommen wir wegen der hohen Kosten kein grünes Licht, die werden nur bei Search & Rescue-Operationen genehmigt.« Er zeigte allein durch sein geringschätziges Kopfschütteln, was er von dieser Entscheidung hielt.

      »Manche Leute werden sagen, was kann uns ein Wilderer schon anhaben? Mehr als einen oder zwei Elche wird er nicht abschießen, und was machen die schon aus? Aber so ist es nicht. Es gibt Hinweise, dass er auch Fallen auslegt und die Felle über irgendwelche obskuren Kanäle verkauft. Leider haben wir noch keine dieser Fallen gefunden.« Er legte eine kurze Pause ein und fuhr fort: »Allerdings haben wir einen Verdächtigen: Hector Morrison. Wir wissen, dass er mehrfach gewildert hat, konnten ihm aber nie etwas beweisen. Ich kümmere mich persönlich um ihn und hoffe, dass er sich irgendwann verrät.«

      »Und wie können wir helfen?«, fragte Carol.

      »Indem ihr die Augen offenhaltet«, antwortete Erhart. »Seid bitte wachsam, wenn ihr im Park unterwegs seid, seht euch nach Spuren um und versucht die Fallen zu finden, falls es welche gibt. Aber da bin ich sehr sicher. Achtet vor allem auf die Motorengeräusche eines Snowmobils, so wie Ranger Wilson gestern. Leider konnte sie das Gesicht des Fahrers nicht erkennen, aber wir wissen jetzt zumindest, dass sein Snowmobil Zwillingsscheinwerfer hat. Hector Morrison hat ein solches Snowmobil. Also … höchste Aufmerksamkeit, und falls ihr etwas Verdächtiges entdeckt, bitte gleich eine Meldung an mich.«

      Zustimmendes Gemurmel machte sich breit. »Aye, Chief«, rief jemand.

      Johnny bekam den Auftrag, den ganzen Tag mit Ranger Short auf dem Campground am Savage River zu verbringen und ihm bei der Arbeit zu helfen. Im Gegensatz zum vergangenen Morgen, als er wenig Begeisterung für seinen Auftrag gezeigt hatte, war er nun froh, dazuzugehören. Julie freute sich insgeheim. Der Ausflug mit den Huskys hatte Johnny wohl dabei geholfen, sich für die Arbeit im Nationalpark zu erwärmen.

      Sie selbst kümmerte sich wie fast jeden Morgen um die Huskys, diesmal auch um das Denali-Team. Carol hatte im Verwaltungsgebäude zu tun, versprach aber, in spätestens einer Stunde nachzukommen. Wie immer, wenn sich Julie den Hundezwingern näherte, begrüßten sie die Huskys mit aufgeregtem Jaulen und Bellen und sprangen erwartungsvoll an ihr hoch. »Schon gut, ihr bekommt ja gleich euer Fressen«, beruhigte sie die Meute, »ich musste zu einem Meeting, deshalb ist es heute ein bisschen später geworden.«

      Diesmal gab es wieder Trockenfutter aus Plastikbeuteln, verdünnt mit etwas Wasser, damit sie genug Flüssigkeit bekamen. Huskys neigten dazu, zu wenig zu trinken, und litten dann oft unter Mangelerscheinungen. Auch die Huskys, die Carol vor ihren Schlitten spannte, bekamen diese Mischung und stürzten sich begierig darauf. Skipper, der kräftige Leithund, war ein wenig unruhig, eine andere Zweibeinerin als seine Herrin zu sehen, und Rowdy machte seinem Namen wieder mal alle Ehre. Aber das Futter schmeckte wohl so gut, dass sie sich schon bald wieder beruhigten.

      Die Welpen stritten, als sie ihnen ihr Futter brachte. Jenny drängte Noatak ständig zur Seite und versuchte auch aus seinem Napf zu fressen, sodass Julie nichts anderes übrig blieb, als die beiden zu trennen und Jenny in das Welpengehege der Denali-Huskys zu sperren. »Tut mir leid, Jenny«, sagte sie, »aber du willst es ja nicht anders. Ihr beide vertragt euch nicht, und ich habe beinahe das Gefühl, als würde sich das auch in Zukunft nicht ändern. Haben sie dich verzogen, oder was ist los? Wie wollt ihr denn jemals im selben Gespann laufen? Ihr würdet euch unterwegs zerfleischen. Oder hast du Heimweh? Willst du wieder zurück? Bist du eifersüchtig auf die vielen Hunde hier?«

      Sie


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