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Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman. Marisa FrankЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone Staffel 6 – Adelsroman - Marisa Frank


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ausgetretenen Stufen hinunter.

      »Vorsicht! Auch die Treppe ist noch original, und deshalb sehr uneben.« Als er zu ihr, die ihm zögernd folgte und sich am Handlauf festhielt, hinaufsah, bemerkte er zum ersten Mal ihren orthopädischen Schuh. Einen Moment stockte ihm der Atem. War dies der Grund für ihr seltsames Verhalten? Aber das war lächerlich. Sie war doch so wunderschön. Er streckte ihr die Hand entgegen – mit einer unwirschen Bewegung lehnte sie ab.

      »Danke, es geht schon.«

      Er wies sie auf die verschiedenen Kapitelle der Säulen hin, auf die uralten Grabsteine. Doch ein Tränenschleier verdunkelte ihren Blick. Sie sah kaum etwas von allem. Er war zurückgezuckt. Er hatte ihr Gebrechen bemerkt, und er war erschrocken. Angewidert wohl…

      »Danke, ich habe genug gesehen«, sagte sie schroff und wandte sich dem schweigend hinter ihnen gehenden Buchner zu. »Was meinen Sie, Herr Buchner, können wir den Auftrag übernehmen?«

      »Aber selbstverständlich, Komteß!« rief der geradezu entsetzt, daß sie darüber überhaupt noch nachdachte.

      »Also gut. Bei Aufträgen dieser Größe pflegen wir einen Vertrag zu machen. Kommen Sie so bald wie möglich zu uns ins Geschäft, dort haben wir die notwendigen Unterlagen. Und dann benötigen wir eine Anzahlung.«

      »In Ordnung.« Hohenried war mit allem einverstanden. Ihren plötzlichen Stimmungsumschwung vermochte er sich nicht zu erklären.

      So schnell sie konnte, stieg Angelina die Treppen hinauf und lief fast über den Hof zu ihrem Wagen, da die Kapelle außerhalb des Schloßbaues stand, wenn auch innerhalb des ersten Grabens.

      »Ich darf Sie beide nicht zum Frühstück einladen?« fragte Hohenried.

      »Um Himmels willen, nein!« stieß Angelina geradezu entsetzt hervor.

      »Nicht im Hotel«, beeilte er sich zu versichern, »im privaten Bereich, im linken Seitenflügel.«

      »Danke, nein, wirklich nicht«, lehnte Angelina heftig ab. »Sie vergessen, wir haben ein Geschäft, das wir pünktlich öffnen müssen.«

      Wieder übersah sie seine Hand. Er sollte sich nicht überwinden müssen, sie zu berühren. Und sie sah nicht zurück und winkte auch nicht, als er in dem offenen Portal stehenblieb und grüßend die Hand hob, bis der Wagen seinen Blicken entschwunden war.

      »Es war ein Fehler, hierher zu kommen«, sagte Angelina, sobald sie den Park verlassen hatten und sich wieder auf der Landstraße befanden.

      »Das glaube ich nicht, Komteß«, erwiderte Buchner, und es zuckte in seinem verwitterten Gesicht, als unterdrücke er ein Lächeln.

      *

      »Ich dachte, du bringst Besuch mit?« empfing Gertrud von Hohenried ihren Sohn, als er mit nachdenklichem Gesicht zum Frühstück erschien.

      »Das dachte ich auch«, erwiderte er, nachdem er seine Eltern dieses Mal so begrüßt hatte, wie sie es erwarteten und gewohnt waren.

      »Und?«

      »Was und?«

      »Nun, wie lief es? Seid ihr euch einig geworden?«

      »Ich hoffe«, erwiderte Ansgar, noch immer recht geistesabwesend. »Ich fahre hernach in die Stadt, um den Vertrag zu unterschreiben und eine Anzahlung zu leisten.«

      »Aha!« machte seine Mutter und sah zu ihrem Mann hin. Der nickte.

      »Bei größeren Geschäften dieser Art ist das durchaus in Ordnung. Besonders, wenn man noch nie zusammengearbeitet hat.«

      »Und? War die Besitzerin des Blumenladens mit da?«

      »Ja«, sagte Ansgar wieder. Und sonst, zum Bedauern der Mutter, nichts.

      »Ja – und?«

      Otto Hohenried lachte.

      »Nun laß ihn doch, Gertrud. Er wird schon erzählen, wenn er mag.«

      »Ich möchte es aber auch wissen, wenn er nicht mag«, erklärte Gertrud und fügte gleichfalls lachend hinzu: »Dann sogar besonders.«

      »Ich weiß ihren Namen nicht«, sagte Ansgar jetzt. »Sie hat ihn mir nicht genannt und ihrem Angestellten verboten, ihn zu nennen.«

      »Seltsam«, murmelte Gertrud. Dann fragte sie neugierig: »Ist sie jung?«

      Ansgar fühlte zu seinem Ärger, wie ihm heiß wurde. Hoffentlich sah man ihm seine Gedanken nicht an.

      »Sehr jung. Ich schätze sie auf Anfang Zwanzig.«

      »Und hübsch?« bohrte Gertrud unbekümmert der warnenden Blicke, die ihr Mann ihr zuwarf.

      Ansgar zögerte.

      »Sie ist behindert«, sagte er dann. »Sie trägt einen orthopädischen Schuh und hinkt.«

      »Ach, das arme Ding«, rief seine Mutter spontan aus. »Bestimmt ist sie deshalb so verklemmt.«

      »Ja, das kann sein. Obgleich sie eigentlich keinen Grund dazu hat.« Das Letzte hatte Ansgar laut gedacht.

      »Sie sieht also trotzdem gut aus«, stellte seine Mutter auch prompt fest, und sein Vater schüttelte, lachend über seine Frau, den Kopf.

      »Ja«, erwiderte Ansgar wiederum nur wenig aufschlußreich.

      »Meine Güte, laß dir doch nicht alles aus der Nase ziehen«, rief seine Mutter ungeduldig. »Was gibt es noch?«

      Ansgar überlegte. Sollte er seinen Eltern erzählen, daß der Gärtner das Mädchen immer mit ›Komteß‹ ansprach?

      »Also, es gibt noch etwas«, deutete seine Mutter sein Zögern richtig.

      »Mutter, du kannst grauenhaft sein«, stellte Ansgar mit einem ärgerlichen Lachen fest.

      »Da siehst du, was ich in all den Jahren mitgemacht habe«, scherzte sein Vater, ergriff die Hand seiner Frau und küßte sie.

      Nun mußte auch Ansgar lachen.

      »Der Gärtner würde mir bestimmt mehr erzählen, wenn er sich nicht verpflichtet hätte zu schweigen.«

      »Versuche es mit einem schönen Trinkgeld«, schlug Gertrud vor.

      »Das würde er garantiert in die falsche Kehle bekommen«, meinte Ansgar.

      »Ja, mit so etwas muß man vorsichtig sein«, warnte auch sein Vater.

      »Aber er spricht sie immer mit ›Komteß‹ an.«

      »Wirklich?« Seine Mutter war entzückt. »Und sagte er keinen Namen?«

      »Ich glaube, ich verstand einmal ›Angelina‹ oder so ähnlich.«

      »Angelina!« Seine Mutter war in ihrem Element. »Und du sagst, er war bis vor kurzem bei den Sternheims angestellt?« Sie wartete nicht ab, was er darauf antwortete, sondern stand auf und lief in die Bibliothek, wo sie den Gotha, das Adelsregister, heraussuchte und nachsah, in welchem Band die gräflichen Familien aufgeführt waren und in welchem davon die Sternheims. Erfahren wie sie im Heraussuchen der passenden Ehefrauen für ihren Sohn geworden war, kam sie kurz darauf mit leuchtenden Augen und befriedigtem Gesichtsausdruck zurück.

      »Sie ist die einzige Tochter aus der zweiten Ehe Robert von Sternheims mit der jetzigen Baronin Herrenberg.« Sie klappte das Buch zu und sah triumphierend um sich.

      »Wenn du dich nicht verhört hast«, mahnte der Vater zur Vorsicht. »Schließlich gibt es keine Garantie dafür, daß sie von dem Besitz stammt, auf dem ihr jetziger Angestellter Gärtner war. Und zudem: Weshalb um Himmels willen sollte eine Sternheim, hinter der ein so riesiges Vermögen steht, ein kleines Blumengeschäft betreiben?«

      »Ich werde versuchen, mit dem Gärtner zu reden, heute, wenn ich den Vertrag mache.«

      »Meine Güte, bin ich aufgeregt!« rief Gertrud Hohenried. Die beiden Herren schüttelten den Kopf. Otto lachend, Ansgar ungeduldig.

      »Ich


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