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Sophienlust 313 – Familienroman. Anne AlexanderЧитать онлайн книгу.

Sophienlust 313 – Familienroman - Anne Alexander


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über die Straße gekommen.

      »Sie sollten Ihrer Tochter beibringen, wie man sich im Straßenverkehr benimmt«, sagte der Mann. »Ich möchte wissen, was Sie erzählt hätten, wenn Ihre Tochter angefahren worden wäre!«

      »Meine Tochter hat in diesem Moment nicht daran gedacht, daß Rot ist«, verteidigte Erika das Kind und legte einen Arm um die Schultern von Jessica. »Sie hatte Angst um den kleinen Hund.«

      »Als ob ein Köter so wichtig wäre«, ereiferte sich der Mann.

      »Jedes Geschöpf ist wichtig!« Reinhold Steiner hatte den kleinen Vorfall ebenfalls beobachtet. Er hatte gerade am Zeitungskiosk gestanden. »Ich kann verstehen, daß du den Hund retten wolltest«, sagte er freundlich zu Jessica. Dann sah er Eri­ka an. »Sie können stolz auf Ihre Tochter sein!« Er lächelte Jessica zu. »Auch wenn das, was du getan hast, nicht ganz richtig war. Ich bin sicher, der Hund wäre nicht überfahren worden.«

      »Da hört sich doch alles auf! Auch stolz soll sie noch auf das Gör sein!« Brummend entfernte sich der rotgesichtige Mann.

      »Jessi, Jessi!« seufzte Erika. Sie drückte ihre Tochter an sich. »Weißt du, das hätte leicht ins Auge gehen können. Du darfst nie wieder so plötzlich auf die Straße laufen. Versprichst du mir das?«

      »Es tut mit leid, Mutti. Ich wollte dich nicht ärgern«, sagte Jessica ziemlich kleinlaut. Sie blickte zu Boden.

      »Das weiß deine Mutter auch«, meinte Reinhold Steiner. »Sie wird sicher nicht mit dir schimpfen.« Er blinzelte Erika zu. Die junge Frau konnte nicht anders, sie mußte lächeln.

      »Ich habe Sie schon einmal gesehen«, sagte Jessica und hob den Blick. »Sie wohnen im selben Hotel wie wir, aber im dritten Stock. Stimmt es?«

      »An dir scheint ein Detektiv verlorengegangen zu sein«, scherzte Reinhold. Er machte eine kleine Verbeugung. »Gestatten Sie, daß ich mich vorstelle, meine Damen? Reinhold Steiner!«

      »Erika Reimann!« Die junge Frau reichte ihm die Hand.

      »Und ich bin Jessica«, meldete sich das Mädchen. »Sie können aber ruhig Jessi zu mir sagen.«

      »Lieb von dir!« Reinhold ließ Erikas Hand los und ergriff Jessicas Hand.

      »Sind Sie verheiratet?« fragte Jessica unverblümt. Reinhold Steiner gefiel ihr. Er mochte Kinder. Das hatte sie gleich bemerkt.

      »Jessi!« mahnte Erika. Sie hob entschuldigend die Schultern. »Auf was Kinder so alles kommen!«

      »Lassen Sie nur, ich habe selbst zwei«, erwiderte Reinhold. »Nein, ich bin nicht verheiratet.« Und für Erika fügte er hinzu: »Ich bin geschieden. Seit drei Jahren.«

      »Meine Mutti ist auch nicht verheiratet, aber sie ist auch nicht geschieden. Sie hat mich so bekommen«, plapperte Jessica munter drauf­los. »Sie…«

      »Jessica, ich glaube, jetzt reicht es!« Erika konnte nicht verhindern, daß ein leichtes Rot ihre Wangen färbte. »Es war nett, Sie kennengelernt zu haben, Herr Steiner, und nochmals vielen Dank für die Schützenhilfe. Wir müssen jetzt leider weiter.«

      Reinhold Steiner verstand. »Ich habe auch noch einiges zu besorgen«, sagte er freundlich. »Wir werden uns sicher noch ab und zu im Hotel sehen.«

      »Wie alt sind Ihre Kinder, Herr Steiner?« fragte Jessica, als sie ihm zum Abschied die Hand reichte. »Sind sie älter als ich? Ich bin

      neun.«

      »Sie sind drei und fünf Jahre alt«, erwiderte Reinhold. »Sie leben bei meiner geschiedenen Frau.«

      »Sind es…«, begann Jessica, wurde aber von ihrer Mutter unterbrochen.

      »Wir müssen jetzt wirklich weiter, Jessi! Außerdem ist es sehr unhöflich, Herrn Steiner so lange aufzuhalten.« Sie warf Reinhold ein kurzes Lächeln zu. »Auf Wiedersehen!« Noch bevor er ihren Gruß erwidern konnte, hatte sie schon Jessicas Hand ergriffen und zerrte ihre Tochter fort.

      »Was hast du denn, Mutti?« fragte Jessica, als die beiden erneut die Straße überquerten. »Herr Steiner hätte sich bestimmt noch gern mit uns unterhalten.« Anklagend schaute sie ihre Mutter an.

      »Du hast doch gehört, daß er auch noch einige Besorgungen machen muß«, erinnerte Erika ihre Tochter.

      »Das hat er doch nur so gesagt, weil du weg wolltest«, meinte Jessica altklug. »Ich finde ihn richtig nett.« Sie blieb stehen. »Gefällt dir Herr Steiner, Mutti?«

      Erika zauderte. Reinhold Steiner hatte einen guten Eindruck auf sie gemacht. Sie fand ihn äußerst sympathisch. Selten zuvor hatte ihr ein Mann auf Anhieb so gut gefallen. »Ja, ich finde ihn nett«, gab sie zu. »Aber jetzt komm, sonst wird aus unserem Einkaufsbummel nichts mehr. In zwei Stunden schließen die Läden.«

      Jessica drehte sich um. Zufrieden lächelte sie. Reinhold Steiner stand neben der Ampel auf der anderen Seite der Straße. Er winkte ihr zu. Sie hob die Hand und erwiderte den Gruß.

      »Wem winkst du denn?« Erika wandte den Kopf. Sie sah nirgends einen Bekannten.

      »Herrn Steiner«, sagte Jessica. »Er hat uns nachgeschaut. Jetzt ist er weggegangen.«

      »Du träumst mit offenen Augen«, meinte ihre Mutter. »Warum sollte Herr Steiner uns wohl nachschauen?« Liebevoll legte sie ihren Arm um Jessicas Schultern. »Du darfst nicht in jedem Mann einen Vater sehen. Jessi. Ich habe nicht vor, jemals zu heiraten. Damit mußt du dich abfinden, auch wenn es dir schwerfällt.«

      »Ich will aber einen Vati haben!« Jessica trat mit dem Fuß auf. »Ich will! Ich will!«

      »Jetzt ist aber endlich Schluß!« Eri­ka nahm ihren Arm von den Schultern der Tochter. Dabei bemerkte sie, daß ihr die Passanten bereits neugierige Blicke zuwarfen. Peinlich berührt nahm sie wieder Jessicas Hand. »Noch ein Wort, und wir fahren nach Stuttgart zurück«, drohte sie.

      »Gehen wir eben einkaufen«, meinte Jessica. »Ich sag nichts mehr von Herrn Steiner!«

      »Das ist vernünftig!« Erika führte ihre Tochter zu dem in der Nähe liegenden Kaufhaus.

      *

      Jessica schüttelte den Inhalt ihrer Geldbörse auf die Bettdecke. Die Zunge zwischen den Lippen, begann sie ihre Barschaft zu zählen. Sie hatte noch genau zwölf Mark dreißig. Mehr als genug, um für Herrn Steiner ein paar Blumen zu kaufen.

      »Na, zählst du die Häupter deiner Lieben?« fragte Erika. Sie kam aus dem Badezimmer. »Wieviel hast du denn noch?«

      »Zwölf Mark dreißig!« Jessica hob den Kopf.

      »Da werden wir das Vermögen auf fünfzehn Mark aufrunden«, meinte Erika. Sie nahm ihr Portemonnaie und zählte zwei Mark siebzig in die Hand ihrer Tochter.

      »Danke, Mutti!« Jessicas Augen strahlten. »Wann ist der Film aus?« fragte sie.

      »So gegen halb elf, Jessi. Du hast doch keine Angst, allein zu bleiben?« Zweifelnd blickte Erika ihre Tochter an.

      Sie hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie einmal abends fortging. Aber an und für sich war Jessica gewohnt, auch ohne sie einzuschlafen.

      »Ich bin doch schon groß«, sagte Jessica empört. Sie sprang vom Bett auf. »Du riechst gut!« stellte sie fest.

      »Möchtest du auch etwas Parfüm?«

      »O ja!«

      Erika ergriff das Parfümfläschchen und tupfte ihrer Tochter etwas von der hellen Flüssigkeit hinter die Ohren und aufs Handgelenk.

      »Wenn ich erwachsen bin, werde ich auch immer Parfüm nehmen«, sagte Jessica und hob ihr Handgelenk zur Nase. »Es riecht ganz prima.«

      Erika warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Ich muß jetzt gehen, Liebling, sonst komme ich zu spät. Bleib nicht zu lange auf. Versprichst du mir das?«

      Jessica nickte. Sie hatte nicht vor, sehr lange aufzubleiben. Sie wollte nur in die Hotelhalle hinunterlaufen,


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